Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Ab wann regelmäßige Vaginaluntersuchung

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Frage: Ab wann regelmäßige Vaginaluntersuchung

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Hallo Dr. Bluni, ab welcher SSW ist die regelmäßige Kontrolle des MuMu in der Schwangerschaft ratsam? Ich bin 34. SSW, und mein Arzt untersucht mich nicht regelmäßig. Habe jetzt von einer BEkannten gehört, ihr Arzt würde jedesmal vaginal untersuchen, sie war einigermaßen entsetzt, dass das bei mir nicht stattfindet. Dies ist meine 2. Schwangeschaft und auch bei der erstzen (anderer Arzt) wurde ich zum Ende der SS nicht regelmäßig vaginal untersucht, deshalb hab ich diese Untersuchungen auch nicht "vermisst". Danke Bea


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Bea, diese "ritualmäßige" regelmäßige, Vaginaluntersuchung bei allen Vorsorgekontrollen bei allen Schwangeren ist weder in den Mutterschaftsrichtlinien vorgesehen, noch macht sie einen medizinischen Sinn. Interessanterweise gibt es dieses ausserhalb von Deutschland praktisch nirgendwo auf dieser Welt. Man darf sich fragen, warum das wohl so ist? Aus diesem Grund ist das beschriebene Vorgehen auch sicher nicht zu beanstanden. Jede Interessierte kann in den online abrufbaren Mutterschaftsrichtlinien nachlesen, was Gegenstand der Vorsorgeuntersuchungen in einer Schwangerschaft ist. Die Adresse ist http://www.medical-text.de/abrechnungebm/richtlinien/mutter/richmu01.htm Eine gynäkologische Untersuchung ist bei Beginn der Schwangerschaft mit einem Chlamydienabstrich vorgesehen. Gegebenenfalls kann der Frauenarzt oder Frauenärztin dann noch nach Bakterien & Pilzen schauen und den ph-Wert bestimmen. Auch sollte ein aktueller Krebsabstrich vorliegen. Ist der weitere Verlauf unauffällig und liegt kein Risiko vor (z.B. Zustand nach Frühgeburt oder sehr frühem Blasensprung)und es gibt keine vorzeitigen Wehen, sind weitere gynäkologische Tastuntersuchungen nicht vorgesehen, auch wenn dieses schon lange in Deutschland tägliche Praxis ist. Bezüglich all der im deutschen Mutterpass aufgelisteten Untersuchungen gibt es mittlerweile auch in der Fachwelt eine Diskussion, inwiefern all diese dort aufgeführten Dinge inklusive der regelmäßigen vaginalen Tastuntersuchung bei jedem Besuch, selbst wenn die Frau beschwerdefrei ist, wirklich noch das bewirken, was damit beabsichtigt war, nämlich unter anderem die Rate an Frühgeburten zu reduzieren. Das Vorgehen, wie bei uns in Deutschland während der Schwangerschaft gibt es, wie erwähnt, in vielen anderen technisch hoch entwickelten Ländern, wie Österreich, Schweiz, USA und andere Länder, die keine höheren Zahlen an Frühgeburten oder Müttersterblichkeit aufweisen, so nicht. Wenn ein behandelnder Arzt hier auf diese regelmäßigen Tastuntersuchungen verzichtet, ist eher zu unterstellen, dass der Frauenarzt oder Frauenärztin sich daran orientiert, dass er/sie eben bei unauffälligem Verlauf nicht jedes Mal vaginal untersucht. Bei Unsicherheit mit dem Vorgehen ist es sicher ratsam, offen über das individuell sinnvollste Vorgehen und die Möglichkeiten der zusätzlichen Diagnostik mit der Arzt oder Ärztin zu sprechen, um eventuelle Missverständnisse auszuräumen. VB


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