Mitglied inaktiv
Unsere Thea ist 10 Monate alt und seiteinem halben Jahr bei einer Schreiambulanz in Behandlung. Wir haben es geschafft, dass sie mittlerweile ohne Gebrüll einschläft, leider gehört sie zu den Mäusen, die wenig Schlaf brauchen. Sie kommt abends erst gegen 21.30-22.00 Uhr in den Schlaf und wacht dann alle 2,5 Stunden wieder auf. Sie trinkt dann über die komplette Nacht verteilt dann ca.150-200ml Pre und steht morgens gegen acht Uhr auf. Habe es mit Wasser versucht, aber da sie das nicht gerne trinkt, ist dann Alarm. Das geht soweit, dass sie sich einschreit bis sie kaum noch Luft bekommt. Tagsüber isst und trinkt sie mittelmäßig, pro Breimahlzeit ca. 70-90g. Unsere Kinderärztin sagt, dass sie genau in der Kurve liegt und sie aufgrund ihrer diagnostizierten Regulationsstörung in der Ambulanz einfach "keine Zeit" fürs Essen hat. Nun macht mich mein Umfeld aber total irre, dass das ja einfach nicht sein könne. Ich habe aber das Gefühl, dass das einfach ihr Bedürfnis ist und wenn ich diesem nachkomme, es ihr damit gut geht. Nun zu meiner Frage....kann es sein, dass es einfach seine Zeit braucht um sich von selbst zu regulieren??
Dr. Meike Bentz
Liebe Chrissy, erstmal klopfen Sie sich bitte kräftig auf die Schulter und loben Sie sich für die Fortschritte, die Sie mit Ihrer Maus erzielt haben! Das war (und ist) sicher kein leichter Weg und dafür verdienen Sie alle Respekt! Zu Ihrer Frage: Natürlich passiert mit 10 Monaten noch wahnsinnig viel, d.h. keiner kann Ihnen mit Sicherheit sagen, ob sich Ihre Schwierigkeiten bessern oder verfestigen. Beides ist möglich und für eine Prognose ist mir der Verlauf nicht bekannt genug. Als Grundregel kann man aber festhalten, dass insgesamt eine "Entwicklung in die richtige Richtung" stattfinden sollte, d.h. es sollten Fortschritte erkennbar sein. Wenn dies nicht der Fall ist, besteht Handlungsbedarf und man sollte nicht abwarte., bis die Kleinen das von selbst regeln, wenn sie eben Signale zeigen, dass dies nicht klappt. Das heißt aber nicht, dass alle Entwicklungsbereiche zugleich davon betroffen sein müssen. So kann es sein, dass sich zunächst (wie bei Ihnen), das Einschlafen bessert, aber das Durchschlafen noch Probleme macht oder sogar Umgekehrt. Ferner kann es sein, dass es immer mal wieder zu Stagnation und / oder zu kleineren Rückfällen kommt, etwa durch Krankheiten, Veränderungen in der Familiensituation etc. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass sich das abendliche Schreien gebessert hat und wie viele Veränderungen es in der letzten Zeit gegeben hat. Ich plädiere immer dazu, nur eine Baustelle auf einmal zu bearbeiten und nicht zu viele Veränderungen zu rasch aufeinander folgen zu lassen. Nur so haben die Kleinen Zeit, sich überhaupt an die Veränderungen zu gewöhnen und daraus Kraft für Ihre Entwicklung abzuleiten. Sie als Mutter können nun besser einschätzen, wieviel Ihrer Kleinen an Veränderungen zugemutet wurde. Da Ihre Kinderärztin bezüglich des Gewichts keine Bedenken hat, spricht also erstmal nicht dagegen, noch ein Weilchen zu warten. Von einem zu langen Abwarten rate ich aber ab. Nicht weil ich stoisch irgendwelche Normen im Kopf haben, denen ein Kind enstprechen muss, sondern weil sich Schlafschwierigkeiten, wenn sie weit in das Kleinkindalter reichen, eben auch größere Entwicklungsnachteile nach sich ziehen. Von daher wäre es dann auch nicht "vom Kind aus gedacht", dieses auszusitzen, so wie es manchmal empfohlen wird. Ich persönlich würde die Grenze bei einem Jahr ziehen. Dies ist natürlich willkürlich, doch wäre es aus meiner Sicht wichtig, einen Endpunkt zu haben. Davon unabhängig kamen mir noch zwei Gedanken. Ich hatte den Eindruck, dass nicht nur der Wunsch, Ihrer Kleinen mehr Raum für Entwicklung zu geben, Sie leitet, sondern auch die Unsicherheit, wie Veränderungen überhaupt zu erreichen sind. Verständlich! Sie haben ja schließlich schon gemerkt - einfach wird es nicht. Hier könnten Sie sich natürlich noch mehr Sicherheit durch eine entsprechende Beratung (z.B. bei Ihrer Schreiambulanz, Ihrer Hebamme oder hier in den anderen Foren) einholen, die Ihnen Ängste nimmt. Aus meiner Sicht wäre sicher hilfreich dass Sie sich gedanklich auf Schwierigkeiten einstellen und einen Plan haben, den Sie dann auch länger durchziehen - trotz Geschrei. Angst, dass das Entwöhnen von der Flasche Ihre Tochter (abgesehen von der akuten Phase) wieder in alte Schreigewohnheiten drängt, müssen Sie dabei meiner Erfahrung nach nicht haben. Doch da kommen wir zum zweiten Gedanken: Natürlich ist man als Eltern eines Schreibabys erstmal über jede Veränderung froh und möchte die Ruhe, die man sich mühsam erkämpft hat, nicht wieder verlieren. Ferner ist es schwer, dem eigenen Kind etwas zuzutrauen, da man es ja bisher wie ein rohes Ei hat behandeln müssen. So verkennen Eltern mit diesen Erfahrungen oft, dass Ihrem Kind mit wachsenden Alter und Fähigkeiten eben auch mehr zugetraut werden kann und dass der Falschenhals nicht sie, sondern die elterlichen Ängste und Befürchtungen sind. Doch ich kennen Sie nicht und möchte mir nicht anmaßen, enstprechendes zu unterstellen. Sofern es aber zutrifft, würde ich Ihnen gern einfach die Sorgen und Ängste nehmen!. Schreibabys sind meist sehr intelligente, aufmerksame Kinder, die - wenn sie in der Selbstregulation Starthilfe bekommen - wirklich sehr gute Chancen haben, sich normal zu entwickeln. Von daher darf man sie auch liebevoll mit altergsgemäßen Entwicklungsaufgaben fordern. Ich drücke Ihnen für Ihren Weg die Daumen und wünsche alle Gute! Vom Umfeld würde ich mich in meiner Entscheidung als Mutter nicht leiten lassen, denn Sie leben mit Ihrem Kind und kennen es besser als jeder andere! Herzlichst, Ihre Meike Bentz
Mitglied inaktiv
Vielen lieben Dank für ihre schnelle und ausführliche Antwort. Habe heute morgen noch einmal mit unserer behandelnden Ärztin in der Ambulanz gesprochen und wir haben Mitte September noch mal einen Termin vor Ort. Dort wollen wir dann anhand von Videoaufnahmen uns Theas Verhalten genauer anschauen und auch eine Ergotherapeutin wird vor Ort sein und unsere Motte mal anschauen. Ich bin dankbar für jede Hilfe und manchmal ist man irgendwann einfach blind und jemand von außen kann noch einen anderen Blick drauf werfen.
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