rinka84
...das leidliche Thema: überall ist von Wachstums- und Entwicklungsphasen zu lesen, in denen Kinder vermeindlich "schwieriger" und quengeliger sind. Auch mit seinen 8 Wochen könnte mein Sohn derzeit wieder einmal einen solchen Schub durchmachen. Allerdings scheint bei ihm eine "Dauerphase" vorzuliegen, denn die schwierige Phase dauert nun schon seit ca. 4 Wochen an. Er schreit enorm viel, lässt sich tagsüber nicht mehr ablegen, schläft nur nachts etwas länger. Das ganze ist enorm nervenaufreibend :( langsam weiß ich auch nicht mehr weiter. Ich bin fest überzeugt, dass er übermüdet ist, denn alle anderen möglichen Ursachen habe ich schon zahlreiche male erfolglos abgearbeitet. Der Tag startet gegen 7:00 Uhr und endet um ca 23:00. Dazwischen befindet sich das Kind mindestens 10 Stunden in der Tragehilfe, die derzeit der einzige Ort ist, an dem er zur Ruhe kommt.Den Rest des Tages wird er gestillt (wobei er dann manchmal kurzzeitig einschläft), gewickelt und bespaßt, bis er wieder schreit und nicht mehr bespaßt werden will... Das Kind liegt eigentlich nie länger als 5 Minuten irgendwo mal entspannt nur rum bzw. guckt sich die Gegend an. Stattdessen wird wild umhergefuchtelt und wenn der Schlaf in liegender Position gerade kommen will, scheint er sich vor der eigenen Fuchtelei so zu erschrecken, dass er gleich wieder wach wird und schreit. Generell ist die Rückenlage sehr problematisch. Am längsten hält er es in leicht erhobener Liegeposition aus. Abends ändert sich die Situation und er lässt sich zur Nachtruhe auch länger schlafen legen. Aber auch nur in unserem Bett, die Beistellwiege funktionierte von Geburt an leider gar nicht. Die gängigen Tricks (stillen, pucken, wiegen, beruhigend singen, reizarme Umgebung, Seitenlage, Schnuller, Bächlein massieren...) habe ich schon versucht. Es klappt nur kurzzetig ehe er wieder aufwacht. Zusammenfassend kann ich behaupten, dass er tagsüber keine Schlafphasen über 30 Minuten hat, außer er befindet sich in der Tragehilfe. Kurze Schlafphasen werden für gewöhnlich mit schrillem Geschrei beendet, als ob er sich erschreckt. Das Bäuchlein ist weich und irgendwie gibt es auch keine sonstigen Anzeichen für Bachschmerzen. Ich habe jetzt im Rückbildungskurs festgestellt, dass es durchaus auch anders und entspannter zugehen kann und mein Kleiner wirklich extrem unruhig zu sein scheint im Vergleich mit anderen Kindern... Was können wir bloß noch tun...?!?
Dr. Meike Bentz
Liebe Rinka, oh, ja mit leidlichem Thema haben Sie es ja noch sehr mild umschrieben. ich sags mal mit den Worten einer von mir betreuten Mutter: das Ganze ist einfach supersch.... anstregend! Für alle. Hinzu kommen die ewigen Vergleiche, von der wir Mütter uns leider nicht besonders frei machen können, obwohl wir eigentlich wissen, wie wenig zielführend sie sind. Trotzdem nochmal im Klartext: ob es ruhigere Kinder gibt als Ihres? Ganz sicher. Aber ebenso gibt es auch noch Unruhigere. Doch das alles ist unwichtig. Wichtig ist, wie es Ihnen allen geht. Was also können Sie tun: zunächst: - Ruhe bewahren - kein Kind schreit ewig. Meistens in der Spuk mit 12-14 Wochen vorbei. Das schaffen Sie! Sie brauchen vor der Zukunft keine Angst zu haben. Jeder Tag bringt sie alle ein Stück weiter - ähnlich wie bei Wehen kann das extrem unangemehn sein, doch am Ende ist es geschafft. - Befreien Sie sich vom den ungeheueren Druck, dass Kind sofort beruhigen zu müssen. Dass wir Ihnen selbst mit den besten Methoden nicht immer gelingen und Druck (= Entscheidungen unter Angst und Stress) ist kein guter Ratgeber. Ein viel beserer Ratgeben ist dagegen Ihr Gefühl und wenn das Ihnen sagt, mein Kind ist müde, dann lassen sich sich nicht irritieren. - Weniger ist mehr! Sie haben schon alles Mögliche probiert, doch gerade das ist - obwohl mit besten Ansichten! - genau das Problem. Schlaf ist ein komplexes System aus neurologischen, reifebedingen und hormonellen Faktoren (Schlafhomöostase), was sich sehr träge anpasst. D.H.Veränderungen brauchen Zeit!! Was Schlaf betrifft mindestens 10-14 Tage. D.h. wenn Sie eine Maßnahmen einführen, die den Schlaf fördern soll, sehen Sie die Erfolg erst nach dieser Zeit. Wenn Sie aber immer wieder etwas Neues probieren, verhindert dies zwei Dinge: das ganze System des Schlafens und Wachens ist irritiert und ihr Kind kann nicht die Erfahrung machen, wie es zur Entspannung kommen kann. Bildlich gesprochen: stellen Sie sich vor, sie sollten einen Tag über mal in einer Hängematte, mal auf einem Sessel, mal in einem Bett und mal auf dem Boden schlafen. Würden Sie zur Ruhe kommen? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich will Ihnen keine Vorwürfe machen. Doch gerade weil ich weiß, dass alles aus bester Absicht geschieht, ist es wichtig, immer wieder auf diese Dinge hinzuweisen. Also wenn Sie wollen, dass Ihr Kind abends im Liegen und im Bettchen einschläft, dann geht leider kein Weg daran vorbei, es mit ihm zu üben. D.H. hinlegen, dabeibleiben(!) und aushalten, auch wenn er schreit. Versuchen Sie die Zeit, bis sie aktiv eingreifen hinauszuzögern und legen sie ihn immer wieder hin. Das jeden Tag aufs Neue... bis zwei Wochen um sind. Je weniger Sie versuchen, ihm zu helfen, desto besser. Es hilft ihm ja eben nicht. Wenn Sie zusätzlich etwas probieren wollen, wie etwa Lagerungskissen etc. dann machen Sie dies aber bleiben Sie dabei. Die Alternative wäre abwarten, bis es sich von allein bessert und ihr Sohn von selbst im Bettchen schläft.Vielleicht führen Sie parallel dazu ein 24-h Protokoll, das die kleinen Erfolge besser sichtbar macht und hilft, den Tag zu strukturieren. Am Tage würde ich erstmal nicht zu viel ändern, auch wenn es anstregend ist. Immer nur eine Baustelle zur Zeit! Dass Ihr Baby sich nicht länge beschäftigen kann , ist völlig normal und bessert sich meist, wenn die motorischen Fähigkeiten zunehmen und damit eben auch mehr Möglichkeiten bestehen, sich selbst zu bespaßen. d.h. nicht, dass Sie ihr Kind permanent bespaßen müssen. Auch hier: horchen Sie genau hin: Ist es Schreien oder etwas "Genörgel" , weil er vielleicht was greifen will, was er nicht bekommt etc. Auch hier gilt: weniger ist mehr! Regelmäßige Ruhepausen (Tragen ist völlig ok) sind wichtig, in diesem Alter oft schon anch 1 bis 1,5 Stunden. Abschließend noch eine eine gaaaaaanz wichtige Sache: Sie sind durch den Schlafmangel und das permanete Schreien quasi in einer Art Daueralarmzustand. Doch Ihre Ruhe ist wichtig, damit auch Ihr Kind zu Ruhe kommen kann. D.H. alle Form von Entlastung und Unterstützung, jede Minute Schlaf für Sie ist jetzt wichtig (und nicht etwa egoistisch). Auich wenn Sie den Eindruck haben, mein Kind beruhigt sich nur bei mir - lassen Sie sich helfen und schaffen Sie keine Tatsachen, indem sie für 100% Mutterexklusivität sorgen. Papa, Oma, Freundin und Co. dürfen auch mal ran. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft und ein schnelles Ende dieser schwierigen Zeit! Herzlichst, Ihre Meike Bentz
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