Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schwanger werden mit Lyrica?

Frage: Schwanger werden mit Lyrica?

Katha1006

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Sehr geehrter Dr.Paulus, mein Anliegen betrifft weniger die Schwangerschaft, vielmehr das schwanger werden. Seit Mitte Dezember 2016 nehme ich bei der Diagnose Armplexusneuritis Cortison (aktuell schon runterdosiert auf 5mg) und Lyrica (aktuell 50mg-75mg-75mg). Gerne möchten wir bald möglich mit der Babyplanung starten. Darf ich unter Lyricaeinnahme überhaupt schwanger werden bzw. wie lange muss ich "lyricafrei" sein bis wir mit der aktiven Babyplanung beginnen können. Die Meinungen meiner Ärzte gehen weit auseinander. Der Neurologe sagt, ich soll einen Zyklus, nach Beendigung der Lyricaeinnahme, abwarten und dann dürfte ich schwanger werden. Mein Gynäkologe sagt ich soll mindestens 3 Monate abwarten, besser 6 Monate. Ziel des Neurologen ist eine vollständige Medikamentenfreiheit. Darf man mit Cortison schwanger werden? Was wäre, wenn ich während der Schwangerschaft ein Rezidiv (ich hoffe nicht!!!) meiner Erkrankungen bekäme und man möchte mich wieder mit Cortison und Lyrica behandeln. Ist das dann möglich? Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Zeit und Mühe. Viele Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Der Wirkstoff Pregabalin ist ein Gamma-Aminobuttersäure-Analogon, das zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, Epilepsie und Angststörungen eingesetzt wird. Es existieren bislang keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Pregabalin bei Schwangeren. Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2006 und 2013 65 Schwangerschaftsausgänge nach mütterlicher Therapie mit Pregabalin in der Frühschwangerschaft dokumentiert. Davon setzten 29 Patientinnen die Behandlung mit Pregabalin auch nach Feststellung der Schwangerschaft langfristig fort. Ein erhöhtes Risiko für kindliche Anomalien zeigte sich in diesem kleinen Kollektiv nicht. Ein norwegisches Geburtenregister dokumentierte eine Fehlbildung unter 30 Kindern nach mütterlicher Monotherapie mit Pregabalin in der Schwangerschaft (Veiby et al 2014). Bislang sind die Erfahrungen mit Pregabalin noch zu begrenzt, um einen Einsatz in der Schwangerschaft empfehlen zu können. Bei einer Halbwertszeit von ca. 6 Stunden ist der Wirkstoff etwa 30 Stunden nach letzter Anwendung weitgehend aus dem Körper eliminiert. Ein monatelanges therapiefreies Intervall ist also bei Kinderwunsch keinesfalls nötig. Eine Metaanalyse berücksichtigte 123.175 Schwangere unter oraler Glukokortikoidtherapie im ersten Schwangerschaftsdrittel. Dabei zeigte sich ein geringer Anstieg von Gesichtsspaltbildungen (Park-Wyllie et al 2000). Eine kontrollierte Kohortenstudie mit 311 Schwangeren unter oraler Glukokortikoidtherapie ergab keine Zunahme angeborener Anomalien (Gur et al 2004). Das erhöhte Risiko für ein niedrigeres Geburtsgewicht und Aborte unter systemischer Glukokortikoidtherapie lässt sich auch häufig durch die zugrundeliegenden Erkrankungen der Mutter erklären (Park-Wyllie et al 2000). Bei zahlreichen Erkrankungen ist eine Fortsetzung der Therapie mit Glukokortikoiden auch in der Schwangerschaft erforderlich. Wegen eines geringeren Übergangs über die Plazenta sind unter den Glukortikoiden Prednisolon und Prednison den halogenierten Glukokortikoiden vorzuziehen. Grundsätzlich bestehen bei moderater Dosis (z. B. Prednisolon 5 mg pro Tag) keine schwerwiegenden Bedenken im Hinblick auf eine Schwangerschaft.


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