Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Clinda-saar 600 mg

Dr. med. Wolfgang Paulus

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Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Clinda-saar 600 mg

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Hallo Dr. Paulus, bin heute SSW 26+1 (wurde 1 Woche zurückgestuft von meiner FÄ) und habe seit Mittwoch abend Zahnschmerzen. Habe erst Paracetamol genommen, weil ich dachte, daß die Schmerzen weggehen. Da das nicht half, war ich heute beim ZA. Der konnte aber nichts machen, weil der schmerzende Zahn überkront ist und er keine Röntgenaufnahmen macht wg. der Schwangerschaft. Er vermutet jedoch eine Entzündung und hat mir Clinda-saar verschrieben. Ich soll 2x tgl. 1 Tablette nehmen. Habe heute zum Frühstück bereits eine genommen, habe aber jetzt Angst, ob das Mittel wirklich nicht schädlich für mein Baby ist, da ich verschiedene Infos und Meinungen im Internet zu diesem Mittel gelesen habe. Kann ich das Mittel weiterhin nehmen? Vielen Dank im Voraus.


Dr. Wolfgang Paulus

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Im humantherapeutischen Einsatz gibt es nach langjährigen Erfahrungen keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Clindamycin. Das Michigan Medicaid Program erfasste zwischen 1985 und 1992 647 Neugeborene nach Exposition mit Clindamycin im I.Trimenon. Darunter fanden sich 31 angeborene Anomalien (4,8%), was dem üblichen Basisrisiko entspricht (Briggs et al 1999). Der Umgang mit Röntgenstrahlen in der Schwangerschaft löst bei Patientinnen wie Ärzten große Besorgnis aus. Die intrauterine Belastung eines Feten durch die üblichen Strahlenquellen aus Kosmos, Luft und Boden beträgt weniger als 1 mGy (Bentour 2001). Die größte Empfindlichkeit des zentralen Nervensystems für Strahlenschäden liegt zwischen Schwangerschaftswoche 8 und 15 nach Empfängnis. Bei fetaler Strahlenbelastung unterhalb von 50 mGy ließ sich im Vergleich zu Schwangeren mit der natürlichen Hintergrundbelastung keine Zunahme von kindlichen Komplikationen feststellen (Brent 1989). Entsprechend einer Stellungnahme des American College of Radiology gibt es keine radiologisch-diagnostische Maßnahme, die bei einmaliger Anwendung zu einer Strahlungsdosis führt, die ausreichend wäre, die normale Entwicklung eines Embryos oder Fetus zu gefährden (Hall 1991). Bei einer zahnärztlichen Kleinbildaufnahme ist die Strahlenbelastung für den Fetus 500.000 mal geringer und bei einer Panoramaaufnahme immer noch 50.000 mal geringer als der genannte kumulative Grenzwert von 50 mGy (Pertl et al 2000). Sie liegt somit im Bereich der täglichen natürlichen Hintergrundsbelastung. Von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde werden die Verwendung hochempfindlicher Filme, Rechtecktubus sowie Mehrfachröntgenschutz (z.B. doppelte Bleischürze) und die Beschränkung der Zahl der Aufnahmen auf ein Minimum empfohlen (Willershausen-Zönnchen 1994). Wenn eine dentale Röntgenaufnahme in der Schwangerschaft erforderlich erscheint, sollte unbedingt auf die extrem niedrige Strahlenbelastung von 0,1 (Kleinbild) bis 1 µGy (Panoramaröntgen) hingewiesen werden. Unter Bleiabdeckung des Bauches ist eine Röntgenaufnahme des Kiefers in der aktuellen Schwangerschaftsphase völlig unproblematisch. Ansonsten wird möglicherweise über Wochen versucht, mit diversen Medikamenten ungeklärte Beschwerden zu überdecken, was weder Ihnen noch dem Ungeborenen nutzt.


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