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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, die letzte Periode meiner Frau begann am 03.03. Aufgrund eines vorhandenen lang andauernden Hustens bekam Sie von Ihrem Hausarzt, trotz des Hinweises auf eine mögliche Schwangerschaft, am 16.03.2006 14 Stück Filmtabletten Klacid 500 verordnet. Dies geschah mit dem Hinweis, dass in den ersten sechs Schwangerschaftswochen durch das Medikament keine Schädigung des ungeborenen Kindes erfolgen könne. Nachdem nun eine Schwangerschaft festgestellt wurde, sorgen wir uns nun natürlichum eine mögliche Schädigung unseres Kindes. Liegt ein erhötes Risiko für eine Schädigung bzw. Mißbildungen des ungeborenen Kindes vor? Herzlichen Dank und mit freundlichem Gruß, A. Pampus
Bei Clarithromycin handelt es sich um ein halbsynthetisches Derivat von Erythromycin. Bei humantherapeutischen Dosen ergab sich bisher kein Anhalt für eine Fruchtschädigung. In einer Zusammenstellung von 34 Expositionen im ersten und frühen zweiten Schwangerschaftsdrittel fanden sich neben vier Spontanaborten und vier Schwangerschaftsabbrüchen weitgehend unauffällige Neugeborene (Schick et al 1996). In einer weiteren prospektiven Studie wurden 157 Schwangerschaftsausgänge, davon 122 nach Exposition mit Clarithromycin im ersten Schwangerschaftsdrittel dokumentiert (Einarson et al 1998). Während die Fehlbildungsrate nicht erhöht war, zeigte sich eine höhere Rate an Spontanaborten. In einer retrospektiven Untersuchung auf der Grundlage der Verschreibung von Clarithromycin im ersten Schwangerschaftsdrittel wurden unter 149 Neugeborenen 5 schwerwiegendere Fehlbildungen registriert, was einer durchaus üblichen Rate von 3,4% entspricht (Drinkard et al 2000). Wir verfügen über 142 Rückmeldungen nach Exposition mit Clarithromycin in der Frühschwangerschaft: 16 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 14 Spontanaborte 106 unauffällige Neugeborene 6 Anomalien Da die Anwendung nach Ihren Angaben im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgte, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht ist demnach nicht zu befürchten. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko (Basisrisiko für angeborene Anomalien: 3 bis 5%) ist nach der aktuellen Datenlage bei Ihnen nicht anzunehmen.