Frage im Expertenforum Kinderklinik an Prof. Dr. med. Stefan Wirth:

Fieber und Hypothermie

Prof. Dr. med. Stefan Wirth

Prof. Dr. med. Stefan Wirth
Pädiatrische Gastroenterologie

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Frage: Fieber und Hypothermie

Mitglied inaktiv

Lieber Prof. Wirth, sie konnten mir vor kurzem schon einmal eine Frage zu dem gesundhetlichen Problemen meines chronisch kranken Sohnes sehr kompetent beantworten. Der Kleine (3 Jahre) hat Zystennieren, eine Urethrozele, eine Bronchusaplasie, einen C3-Komplementdefekt, schwere Allergien und ein schweres Asthma bronchiale. Vor etwa eineinhalb Wochen hat er plötzlich sehr hohes Fieber bis 41°C bekommen, dazu massiv erbrochen und war binnen kürzester dehydriert und hatte Keton/Azeton im Urin. Er hatte starke Nackenschmerzen und ich bekam das Fieber nicht in den Griff. Seitdem liegen wir stationär. Letztlich weiß keiner, woher das Ganze kommt. Seine Blutwerte deuteten auf einem bakteriellen Infekt hin, deshalb bekommt er nun schon 8 Tage i.v. Antibiose, auf die er auch bedingt angesprochen hat. Bedingt deshalb, da er nach 72 Stunden zwar keine extremen Fieberschübe mehr hatte, wohl aber immer noch deutliche Fieberspitzen (um die 39°C). Es konnte kein Magen-Darm-Infekt nachgewiesen werden, warum er über merere Tage so erbrochen hat wissen wir nicht. Einstweilen scheint er einen sekundären Infekt aufgefangen zu haben, denn nun hustet er mal wieder stark, hat gerötete Tommelfelle und die Nase ist dicht. Seit zwei Tagen fiebert er nicht nur, sondern hat auch vor allem Abends sehr niedrige Körpertemperatur (35,4°C). so etwas kenne ich gar nicht von ihm. Da er immer noch nicht isst und wenig trinkt wird er voll parenteral ernährt. woher kommt diese niedrige Körpertemperatur? Er ist in diesem Zustand zwar schläfrig, aber oft wach, friert, zittert und hat sehr intesiv rote/leicht bläuliche Lippen... Können sie sich das Ganze (aus der Ferne) erklären? Sein Allgemeinzustand hat sich trotz der fortwährenden Probleme einstweilen gebessert. allerdings ist er normalerweise ein sehr aktives Kind und lässt sich Krankheiten nur wenig anmerken. Vielen Dank und liebe Grüße finima


Das Fieber ist ja der Infektion zuzuschreiben, Untertemperatur nicht sondern eher einer zentralen Regulationsstörung. In welchem Zusammenhang diese mit dem komplexen Krankheitsbild stehen kann, kann ich so auch schlecht sagen. Offensichtlich erholt er sich nur zögerlich von der offenbar recht schweren Infektion. Man sollte die Krankenakte durchsehen, ob ein Immundefekt ausgeschlossen wurde. Gruss S. Wirth


Mitglied inaktiv

Lieber Prof. Wirth, herzlichen Dank für die schnelle Antwort. Der Verdacht nach einer zentralen Regulationsstörung lag mir auch schon oft nahe. Der Kleine fiebert auch im scheinbar gesunden Zustand öfter ohne "Grund", er hat regelmäßig Termparaturen bis etwa 38,8°C. Untertemperaturen sind uns erst im Laufe dieses Klinikaufenthalts aufgefallen. Die Hypothermie hat sich auch in der vergangenen Nacht wiederholt. Durch Wärmezufuhr von außen hat sich das Ganze innerhalb der nächsten Stunden reguliert. Immunologische Diagnostik ist umfassend gelaufen. Er hat eben diesen Mangel an C3-Komplement und einen Magel an T-Helferzellen. Heute haben wir nochmals Blut genommen und er hat eine massive Leukopenie, das CRP ist nahazu wieder im Normbereich. Wir werden abwarten, was die kommenden Tage so bringen. Er schläft immer noch viel, ist ausgesprochen blass, hat stark abgenommen, trotz 50 ml epäd 2 pro Stunde, wiegt nun knapp 13 kg bei 100 cm. Vielen Dank für Ihre Hilfe, auch wenn es aus der Ferne sicher nicht einfach ist. Liebe Grüße finima


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