Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Wirth! Werden in Ihrem Krankenhaus auch Mütter mit aufgenommen? Ist doch mittlerweile überall möglich und auch wichtig- in erster Linie für die Kinder, dann für die Eltern- die ja auch gerne bei ihrem Kind sein möchten, aber auch für das Pflegepersonal, da eine Begleitperson einen erheblichen Teil der Pflege übernimmt. Warum ist es in den meisten Kliniken trotzdem so unkomfortabel für die Begleitperson? Häufig müssen Eltern auf Liegen schlafen, was sehr unbequem ist aber vor allem auch sehr unhygienisch, da die Matratzen nicht so gut zu reinigen sind, wie Kliniksmatratzen- müßten sie aber sein, da es auch hier zu Kontamination kommen kann z.B. bei GE oder anderen Infekten. Häufig schlafen die Kinder auch mit ihren Mütter im "Feldbett", was das kranke Kind ja zusätzlich gefährdet, aber nicht vermeidbar ist. Bekommen Ihre Begleitpersonen richtige Betten- im Patientenzimmer? Denn auch die Begleitpersonen sind durch den Aufenthalt erschöpft- der Perfusor gibt in der Nacht Voralarm, dann Alarm, dann wir Fieber gemessen, das Kind schläft unruhig, die Sorge - alles Dinge die nicht vermeidbar sind und trotzdem erschöpfen. Ich fände es angemessen, wenn auch eine Begleitperson ein Bett bekäme- oder auch falls Mutter und Kind zusammen schlafen können auch nur EIN richtiges! So können sich Begleitperson und Kind auch am Tag zusammen ausruhen. Leider erlebe ich es häufig, dass sogar frisch Entbundene, Stillende oder Mütter von Kleinkindern- deren Kinder praktisch im Normalfall nie alleine bleiben wollen, den ganzen Tag auf einem harten Stuhl verbringen müssen und erst am abend ihre Feldbetten aufschlagen dürfen, auf denen noch die Stuhl- und Spuckflecken vom Vorgänger zu sehen sind. Auch gibt es in vielen Kliniken nicht die Möglichkeit beim Kind zu essen, so dass viele Mütter erst zum Essen kommen, wenn Ihre Männer oder Oma, Opa etwas mitbringen. Auch hier könnte man die Situation verbessern, indem die Begleitpersonen auf Station mit Essen versorgt werden, anstatt in eine Kantine zu müssen- wie es oftmals der Fall ist. Wie denken Sie darüber? Wie geht es den Bewgleitpersonen in Ihrer Klinik?
Das ist eine gute Frage und sollte in der Tat einmal erläutert werden. Die Sache ist ganz einfach: die Begleitperson und alles darum herum kostet Geld. Es muss der Platz da sein und man muss die Betten anschaffen, die mehrere 1000 € kosten. Die Kostenträger bezahlen eine relativ geringe Pauschale (ca. 45 €, dabei ist kein Beitrag für die Verpflegung enthalten, die zu Lasten der Klinik geht) für Kinder bis zum Schulalter, mehr nicht. Eine Eigenbeteiligung wird von den Eltern im Regelfall abgelehnt oder als anstößig empfunden, weil sie ja Krankenkassenbeiträge bezahlen. Dass ein stationärer Aufenthalt je nach Schwere der Errkankung mindestens einen Jahresbeitrag kostet, wird dabei oft übesehen. Für ältere Kinder wird nichts bezahlt, weil man der Ansicht ist, dass diese Kinder auch mal über Nacht alleine sein können (was ja oft auch stimmt). Häufig ist es ein Problem der Eltern und weniger der Kinder. Aber bei kleinen Kindern ist eine Aufnahme im allgemeinen akzeptiert. Bei Bauvorschriften sind größere Zimmer für Kinder mit Eltern nicht regelhaft vorgesehen. Es ist also ein gesellschaftspolitisches Problem. Man hat daher die Lösung mit den Klappbetten, auch aus Platzgründen eingeführt, die in der Qualität übrigens durchaus gut sein können. Bei den kurzen Liegezeiten klappt das aber meistens ganz gut. Sie können davon ausgehen, dass die Kliniken hier schon zuschiessen, und das hat halt auch seine Grenzen. Personal wird übrigens nicht eingespart, denn die Eltern machen auch Arbeit, oft wird nicht aufgeräumt oder die Teeküche schlampig hinterlassen, es sind ja Menschen völlig unterschiedlicher Blickwinkel und Gewohnheiten zusammen. Dann wollen auch Väter dabei sein, diese wiederum aber nicht zusammen mit Müttern, viele verwechseln das Krankenhaus mit einem Hotel. Das wäre für den Preis dann aber nicht zu haben. Also: ein sehr komplexes Problem, was eine sehr differenzierte Betrachtung und Beurteilung bedarf. Gruss S. Wirth