Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Ralf Brügel:

Taktile Wahrnehmung/passagere Blasenentleerungstörung

Dr. med. Ralf Brügel

Dr. med. Ralf Brügel
Kinderarzt
Antwortet am Freitag

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Frage: Taktile Wahrnehmung/passagere Blasenentleerungstörung

Grashüpfer1

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Sehr geehrter Herr Dr. Brügel,  meine 7- Jährige Tochter hat seit sie 2,5 Jahre alt ist eine Movicol Dauertherapie wegen Obstipation, ohne weitere Probleme. Organische Ursachen hat unser Kinderarzt zuletzt vor einem halben Jahr mittels Labor und Sono ausgeschlossen (weil sie 1 x jährlich im Sommer nach dem Freibad eine unkomplizierte Zystitis hatte). Bei einschneidenden Ereignissen wie z.B. die Einschulung hat sie zeitweise Auffälligkeiten bei der Blasenentleerung. Das Gefühl der unvollständigen Entleerung, Nachtropfen, entweder sie geht alle 10 Minuten auf Toilette oder dann wieder 5 h gar nicht, selten geht ein Tropfen in die Hose, wenn sie es nicht rechtzeitig schafft. Sie hat in der Zeit auch andere Probleme mit der taktilen Wahrnehmung (Kleidung, Fingernägel zu kurz, Sonnencreme etc.) gehabt. Das waren schlimme Wochen und aus der Not hab ich sie nun beim Urologen angemeldet weil ich nicht mehr weiter wusste. Toilettentrainig war einfach nur noch ein Machtkampf und hat das Familienleben wirklich sehr anstrengend gemacht. Nun hat sie sich in der Schule eingewöht und alle Bereiche laufen nun auch größtenteils wieder rund, weil wir das Thema nicht mehr ansprechen, sie einfach machen lassen und wenn sich eine Krise anbahnt mit anderen Inhalten ablenken. Ich bin wirklich unsicher, wenn ich sie jetzt für den Termin bilanzieren muss und sie wieder untersucht wird, dass sie das Problem wieder fokussiert und alles von vorne los geht.  Sie will auch nicht, dass ich die Problematik mit ihr oder vor anderen (Familie, Ärzte, Lehrer) thematisiere, weil sie sich dafür schämt und ich befürchte auch Schuldgefühle hat. Sie würde das vermutlich als Vertrauensbruch sehen und ich kann ihr auch schwierig die Notwendigkeit erklären, weil die Beschwerden sich im Moment gelegt haben. Eine therapeutische Konsequenz hat der Termin wahrscheinlich eher weniger (oder doch?) Aber weil das schon so lange geht und sich in Schüben wiederholt hab ich auch Bedenken ihr ggf. eine langfristige Lösung des Problems vorzuenthalten. Vielleicht wäre auch Ergotherapie sinnvoller ?!? Haben Sie vielleicht einen Tipp der bei der Entscheidungfindung, ob man zum Urologen geht oder nicht, hilft? Es ist einfach eine Nutzen-, Risikoabwägung. Vielen lieben Dank! Freundliche Grüße  


Dr. med. Ralf Brügel

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Hallo Grashüpfer,  ich starte mal mit einem meiner vielen Lieblingssätzen: Essen, Schlafen, Körperausscheidung - je mehr Gedöns darum gemacht wird, desto schlechter läuft es! Nach allem was Sie schreiben haben Sie ein etwas empfindsames Kind, was ja per se gar nicht schlecht und schon gar nicht schlimm ist. Empfindsame Kinder reagieren oftmals auch sehr sensibel mit Ihrem Ausscheidungssystem auf Stress und emotionale Belastungen. Ein Hinweis auf auch nur eine geringe organische Mitbeteiligung kann ich aus Ihrem Bericht nicht erkennen, so dass ich ehrlich gesagt versuchen würden, den Ball möglichst flach zu halten und bei der aktuell stabilen Situation (und ja auch einem Schritt für Schritt älter werdenden Kind) keinen (unnötigen) Urologentermin wahrnehmen würde. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende Ralf Brügel


Grashüpfer1

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Vielen lieben Dank für Ihre Einschätzung. Über Ihre Antwort bin ich tatsächlich sehr froh, weil sie im Moment auch meinem Bauchgefühl entspricht. Jetzt fühle ich mich aber mit der Entscheidung wohler, weil Sie das Thema objektiv beurteilen konnten. Herzlichen Dank! Ein schönes Wochenende und viele Grüße!  


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