LuckyLuke81
Lieber Dr. Busse, ich schätze Ihre Meinung sehr und habe durch Ihr Forum gelernt, vieles entspannt anzugehen. Dafür und für die medizinischen Ratschläge möchte ich Ihnen herzlich danken. Mein Sohn ist nun 3;7 Jahre alt. Er war immer schon "anders" als Gleichaltrige, ich habe immer gedacht, es verwächst sich. Leider ist das Gegenteil der Fall und einige Verhaltensweisen scheinen sich immer mehr zu verfestigen. Ich weiß nicht, ob ein Grund zur Sorge besteht, jedenfalls nimmt sein Verhalten Einfluss auf den Alltag und oft sind wir ratlos. Früher hörte ich "alles normal", nun kommt "komisches Kind". Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich meine Stichpunkte kurz ansehen und mir sagen, ob ich dem nachgehen sollte oder ob alles noch altersgemäß ist. Aber ich würde auch verstehen, wenn Ihnen der Text zu lang zum Lesen ist. Das Problem ist, man bekommt es bei Äußerung von Sorge schnell als Eltern in die Schuhe geschoben, dass das Kind so ist ("schlecht erzogen"). Dabei können wir nicht sagen, dass wir soviel anders machen, als andere Eltern, jedenfalls nicht schlechter. - akzeptiert keine neuen Dinge: Windelsorte gleich, wickeln nur auf Wickeltisch, immer die gleiche Mütze/Jacke/Schal, neue Kleidung nur, wenn er nicht merkt, dass sie neu ist (sie also in Form/Farbe der alten entspricht), mag nicht ausgezogen sein, auch barfuß oder kurze Kleidung im Sommer sehr schwierig bis unmöglich. Belohnungsprinzip absolut nutzlos. - ritualisierte Verhaltensweisen (als erster Treppe hinunter, Ritual beim Abschied im Kindergarten, bestimmte Abläufe, wie z.B. schlafen gehen, baden), Wut/Verzweiflung wenn nicht eingehalten - Beispiel anderer Kinder eher kontraproduktiv, er möchte nichts so machen, wie andere, ist sehr eigensinnig - akzeptiert keine Berührungen von Fremden (bei Ärzten mittlerweile ok, macht aber nichts mit), auch generell nur Berührung, wenn er es will (was wir auch immer respektieren), sonst aggressiv - keinerlei Interesse am Trockenwerden, besteht auf Windel (machen keinen Druck) - impulsiv: wenn er etwas für ihn wichtiges nicht darf oder er zu etwas gezwungen wird (z.B. das erste Mal Winterjacke im Winter), reagiert er aggressiv, schreit, haut und tritt im Affekt, danach ist alles wieder ok und es tut ihm Leid - immer von "0 auf 100", weint schnell - manchmal etwas skurrile Verhaltensweisen: leugnet, dass er einen Vornamen und Nachnamen hat (nur die Kurzform seines Vornamens gibt er zu); an seinem 3. Geburtstag in Tränen ausgebrochen - er wollte nicht Geburtstag haben; er will, wenn er groß ist "immer mit Mama und Papa zuhause spielen" (der Vorschlag, Feuerwehrmann oder Polizist zu werden wurde mit starkem Protest quittiert) - grüßt nicht und verabschiedet sich nicht (außer Eltern oder Großeltern mit Winken), bitte/danke nur in Familie - im vertrauten Rahmen sehr auf Umgangsformen bedacht - niedrige Frustrationstoleranz, schnell weinerliches "warum kann ich das nicht?", aber viele Versuche und großer Stolz beim Gelingen, dann Tätigkeit langweilig (z.B. Fahrradfahren) - hört generell nicht auf "Befehle", manchmal auf freundliche Bitten, oft helfen nur Drohungen mit Konsequenzen (z.B. "Ich möchte nicht in deinem Zimmer mit dir spielen, wenn es nicht aufgeräumt ist"), dabei müssen die Konsequenzen sinnvoll sein, sonst sieht er es nicht ein. Oft erfolgsversprechend ist es, mit ihm, wie mit einem Erwachsenen zu reden. - Angst und Anschweigen von Fremden, Verstecken bei Eltern, nimmt nichts an - gute, frühe Sprachentwicklung (2 Sprachen), manchmal übermäßig "korrekt" ("der Hubschrauber, welchen wir dort gesehen haben, war ganz schön laut") - sonst normal gute Entwicklung: schreibt ein paar Buchstaben, kennt die meisten Farben (auch lila, pink, rosa, türkis), zählt bis 10, malt sehr gut (Menschen, Fahrzeuge, Sonne, Mond, Tiere, Pflanzen), klettert, hüpft auf einem Bein, fährt Fahrrad auf gerader Strecke, hat Freunde im Kindergarten, macht aber kaum Gruppenspiele mit, oft fröhlich, manchmal albern - kuschelt gern, braucht viel Körperkontakt, vor allem, wenn es ihm nicht gut geht, oft anhänglich, mag gerne getragen werden oder auf dem Schoß sitzen Vielen Dank und viele Grüße!
Liebe L., was sagt denn Ihr KInderarzt dazu? Auf jeden Fall sollten Sie ihre Beobachtungen ernst nehmen und Ihr Kind weiter untersuchen lassen. Am sinnvollsten wäre es wohl in einem sozialpädiatrischen Zentrum, wo eine allumfassende Diagnostik der Entwicklung und des Verhaltens möglich wäre. Einige Dinge, die Sie berichten, könnten in die Richtung Autismus gehen, aber natürlich muss man mit solchen "Schubladen" sehr vorsichtig sein. Alles Gute!
@Wunschkind2012@
Hallo. Ich habe deinen Beitrag gelesen und sofort an Asperger oder Autismus gedacht. Wenn man danach mal im Internet sucht, fallen einem schon viele Dinge auf, die dein Kind zeigt und die dazu passen. Gucke mal bei wi...p..ia. da findest du ausführliche Informationen zum Asperger-Syndrom und Autismus. Ich möchte dir aber keine Angst machen. Du solltest es natürlich lieber beim Kinderarzt abklären lassen. Gruß
stromi1986
Das gleiche dachte ich eben auch sofort beim lesen (asperger/autismus)...aber man kann hier nur spekulieren..würde dir auch raten zum Arzt zu gehen mit ihm um es dort zu schildern und gegebenfalls fachärztlich ab klären zu lassen Lg stromi
LuckyLuke81
Ich danke euch beiden. Ich habe auch schon in die Richtung gedacht und mir läuft jetzt ein kalter Schauer über den Rücken, dass es sooo ins Auge sticht. Nur kann er eben auch total lieb sein, sich freuen, hat gutes soziales Verhalten z.B. im Kindergarten, allerdings braucht er auch viele Tipps, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten soll, quasi "Anleitungen". Auch tröstet er uns oft, wenn wir uns wehgetan haben. Kann aber seine Emotionen nicht wirklich benennen, man muss alles erfragen ("bist du traurig?", "hast du Angst?, "bist du sauer?"). Dann nickt er vielleicht mal oder aber auch nicht. Aber spricht nicht gegen Autismus, DASS er Emotionen hat und z.B. im Kindergarten mit anderen Kindern spielt? Muss aber auch sagen, dass wir sehr viel Glück mit dem Kindergarten haben, die akzeptieren ihn so, wie er ist mit seinen kleinen Eigenheiten (was sogar so weit geht, dass wir ihn öfter mit voller Windel abgeholt haben, weil sie nicht gegen seinen Willen wickeln wollten). Sie haben aber auch keinen Rat. Ich danke euch. Eure Reaktionen haben mir gezeigt, dass ich doch mal mit dem Kinderarzt sprechen sollte. Möglicherweise ist er auch einfach nur "schrullig" und bräuchte etwas in Richtung Frühförderung oder Ergotherapie. Liebe Grüße
Mitglied inaktiv
Also, mein Bruder ist Asperger-Autist. Die ersten (3-4) Jahre war auffällig, dass er grade nicht aufgefallen ist. Man konnte ihn überall mit hinnehmen und er saß einfach stundenlang da oder hat gepuzzelt. Das einzig wirklich Auffällige war, dass absolute Fehlen von Mimik und Ausdrücken von Emotionen sowie Schmerzempfinden. Ich finde so komisch hört sich das, was Du über Deinen Sohn schreibst gar nicht an! Er scheint schon genau zu wissen, was er will...
LuckyLuke81
Ja, das tut er. Mimik ist vorhanden. Emotionen drückt er auch aus. Schmerzempfindlich ist er auch. Ich kenne keinen Autisten und kann mich nur an dem orientieren, was man im Internet findet. Sein eigenes Kind einzuschätzen ist aber unheimlich schwer, für mich ist er eben so, wie er ist, ganz "normal". Deine Einschätzung ist von daher viel wert und erleichtert mich unheimlich. Danke!
katja0409
Hallo,habe gerade deinen Beitrag gelesen und ich denke es kann sich hier niemand ein Urteil erlauben,deshalb solltest du vielleicht wirklich mit deinem Kinderarzt sprechen und ihn vielleicht auch auf deine Befürchtungen hinweisen.Dennoch muß ich sagen hört sich für mich auch vieles sehr vertraut an,meine Tochter ist 2,7 Jahre alt und sehr viel was du beschreibst trifft auf sie echt auch zu und weder ich noch sonstwer wäre bis jetzt je auf die Idee gekommen das aufällig zu finden.Auch der Kinderarzt nicht oder Erzieherin und Lehrerin im Freundeskreis.Also vielleicht ist das auch nur sein Charakter.Meine Tochter aktzeptiert auch nix neues,will immer den gleichen Teller,Windeln,Mütze usw,ist auserhalb von zu Hause auch sehr schüchtern und ich könnte noch viel mehr aufzählen.Vielleicht sind Kinder auch sehr unterschiedlich und man sollte sie annehmen wie sie sind,auch wenn das nicht immer einfach ist,ich weiß,vorallem wenn man andre Kinder dann beobachtet. LG
Zweiohrküken3
Hallo LuckyLuke81, ich weiß,der Beitrag ist sehr alt,aber ich bin sehr verzweifelt und wollte fragen wie sich denn bei euch alles weiterentwickelt hat? Die Beschreibung deines Sohnes treffen ziemlich genau auf meinen zu. Ich wäre sehr dankbar wenn du dich meldest. LG Zweiohrküken3