Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Machtkämpfe werden immer schlimmer

Dr. med. Andreas Busse

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Kinderarzt
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Frage: Machtkämpfe werden immer schlimmer

Lionheart2023

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Guten Tag Herr Dr. Busse, mein Sohn (19 Monate) bringt mich gerade echt an meine Grenzen und ich habe das Gefühl, dass die Situation jeden Tag verfahrener wird. Er ist seit ca 1 Monat in der Trotzphase und tut fleißig seinen Willen kund. Das finde ich auch gut, weil es die Kommunikation einfacher macht. In letzter Zeit hat er aber verstärkt begonnen, vor allem mich (Mama) zu boykottieren. Egal was ich sage oder worum ich ihn bitte, er macht es nicht oder, wenn möglich, das Gegenteil. Oft auch bei Dingen, die er bevor ich etwas sagte, selber wollte. Beispiel: er ist auf dem Weg das Zimmer zu verlassen. Ich bestärke ihn und sage "ja komm wir gehen rüber spielen" und schwups macht er auf dem Absatz kehrt. Das größte Konfliktpotenzial liegt beim Wickeln. Wir wickeln ihn von Anfang an auf unserem hohen Bett. Da ich seit kurzem wieder schwanger bin (2. Kind), führen wir es gerade ein, dass er mit einem Hocker selbst aufs Bett klettert. Jedes Mal, wenn ich ihn ruhig auffordere aufs Bett zu gehen (Wickeln schon vorher angekündigt), veranstaltet er irgendeinen Zirkus, macht irgendetwas anderes, nur nicht aufs Bett gehen. Erst wenn ich lauter werde oder ihn lange anschaue, klettert er irgendwann hoch. Dann muss er sich noch an die Stelle legen, wo gewickelt wird, was wieder in einem Machtkampf endet. Oft schaut er mich dann mit so einem leichten Schmunzeln an "und was wenn nicht?" Dabei kann er das alles, aber mittlerweile nur noch, wenn ich lauter werde oder diese Machtspielchen entstehen, die ich nicht schön finde. Es tut mir sehr weh, dass ich oft so mit ihm schimpfe, aber ich bin körperlich und psychisch einfach erschöpft, wenn er so absichtlich unseren Alltag torpediert. Ich habe das Gefühl, unsere Beziehung leidet darunter. Er ist mittlerweile regelrecht respektlos zu mir und ignoriert jede meiner Bitten. Mit Papa ist immer eitel Sonnenschein, er ist nicht so streng wie Mama. Wenn Papa nach einem Küsschen fragt, wird er mit Küssen übersät. Mama bekommt nie ein Küsschen, wenn sie danach fragt. Das verstehe ich, aber es tut weh. Ich wünsche mir nur, dass er einfach ein bisschen mehr in unserem Alltag mit macht und mir das Leben nicht absichtlich so schwer macht. Dass wir wieder ein gutes Verhältnis haben und ich ihm wieder deutlich meine Liebe zeigen kann, statt zu zanken. Wie schätzen Sie die Situation ein? Was braucht mein Sohn? Was will er mir mit seinem Verhalten sagen? Stachle ich ihn evtl noch weiter an, indem ich diese Machtkämpfe mit ihm austrage? Wie soll ich mich verhalten? Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Vielen Dank für Ihre Zeit.


Dr. med. Andreas Busse

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Liebe L., dass Ihr Sohn in seinem Alter ausprobiert, was er bewirken kann und wie die Anderen darauf reagieren, ist völlig normal. Er will Sie damit nicht ärgern!! Aber natürlich gibt es Dinge, die wichtig sind und sein müssen, und da ist auch Konsequenz gefragt. Auf der anderen Seite gibt es vieles, was Sie ihn entscheiden lassen können, sodass es sein Selbstbewusstsein "befriedigt". Überlegen Sie doch mal in Ruhe, am besten gemeinsam mit dem Papa, wo Sie eine klare Ansage machen müssen und wo Sie geduldig und gelassen sein können. Wickeln muss sein, Küsschen geben nicht!!! Hilfreich wäre es sicher, vor Ort eine Familienberatung in Anspruch zu nehmen, wo Sie wertvolle Anregungen bekommen können für Ihre ganz individuellen Probleme. Alles Gute!


KielSprotte

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1. du redest zu viel  2. du erwartest zu viel  3. du verwechselst euer Kind mit einem dressierten Äffchen  Wenn er irgendwo hin läuft, lasse ihn doch laufen, warum textet du dann auf ihn ein?  Du wirst kein Kind in dem Alter finden, was auf Zuruf/Knopfdruck los marschiert und sich freiwillig auf eine ganz bestimmte Stelle hinlegt, um sich wickeln zu lassen. Wickel auf dem Boden, am besten im stehen (geht bei Pipi Windeln wunderbar) einfach nebenbei, ohne großes Gedöns. Und nehme den Hocker weit weg vom Bett - wenn du auf'm Klo hockst, ist es bestimmt toll aufs Bett zu klettern - und runter zu fallen...... Papa ist in dem Alter eh der Hero, dem man gefallen möchte - du "nur" die Mama, die eh immer da ist und deren Liebe man sicher sein kann, warum also anstrengen? Typisch in dem Alter. Fazit: du bist die Erwachsene, schaffe kein Konfliktpotential, sondern lasse dein Kind Kind sein und erwarte keine Kooperation auf Knopfdruck, dafür ist er viel zu klein.


User-1750749248

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Ergänzen möchte ich noch, dass dein Kind nicht dafür da ist, dich zu lieben. Er will dich nicht küssen? Dann ist das so. Wird er irgendwann wieder machen, aber es ist kein Anlass, traurig oder beleidigt zu sein. Ich finde auch, dass du von so einem kleinen Kind sehr viel erwartest. Und was hilft ist, dass es nicht die "Trotzphase", sondern die "Autonomiephase" ist. Sie wollen sepbstständig werden, sich ein Stück weit lösen und Entscheidungen treffen. Versuch es mit zwei Optionen: Ich werde dich jetzt Wickeln. Möchtest du im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer gewickelt werden? Ganz klar nut zwei Optionen. DASS gewickelt wird, ist keine Option  


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