Verena26
Lieber Herr Dr. Busse, Unser Sohn wird im Mai 7 Jahre alt und geht in die 1.Klasse der Grundschule. Bislang lief es in der Schule nach meinem Empfinden gut. Letzte Woche (nach 6 Monaten Schule) fand das erste Elterngespräch mit dem Lehrer statt. Hier wurde mir berichtet, dass mein Sohn sich nicht genug konzentrieren würde, sich leicht ablenken liesse und Arbeitsanweisungen nicht hören würde. Er würde zudem zu langsam arbeiten. Er würde ab und zu auf seinem Stuhl hin und her rutschen aber wäre weder laut noch würde er jemanden stören. Er wäre unstrukturiert und unselbstständig. Ich solle ihn beim Psychiater auf ADS oder ADHS testen lassen. Ich bin aus allen Wolken gefallen und bin sehr schockiert über diese Aussagen, Unser Sohn macht seine Hausaufgaben zügig und ohne Konzentrationsprobleme. Er ist weder in der THW Jugend noch im Handball welche er als Hobby hat auffällig. Auch die Trainerin des Kinderschutzkurses, den er seit 3 Jahren besucht, findet keine Auffälligkeiten. Die schulischen Leistungen in Mathematik sind sehr gut und in Deutsch gut laut Lehrer. Ich weiß, dass es meinem Sohn oft zu laut ist im Unterricht- er ist schon immer Geräuschempfindlich gewesen. Ich glaube auch, dass er mal träumt wenn er keine Lust mehr hat. Ebenfalls hinterfragt er viel beim Lehrer, beispielsweise ob man eine Aufgsbe nicht such anders machen könne. Aber er hat eine sehr gute Auffassungsgabe und kann logisch und strukturiert denken. Er bewegt sich gern und kann sich lange selbst beschäftigen ( Lego, Autos, malen, Hörbuch). Er mag alles was mit Naturwissenschaften und Technik zu tun hat und führt selbst kleine Experimente wohl durchdacht und strukturiert durch.Er hat keine Probleme mit den Ohren und ist nie in einer U Untersuchung aufgefallen. Was raten Sie in diesem Fall? Soll ich ihn wirklich der Testreihe aussetzen? Einen Termin beim Kinderarzt habe ich leider zur Besprechung in 2 Wochen. Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Liebe V., ich kann gut nachvollziehen, dass es Lehrkräfte heutzutage speziell in den ersten Klassen sehr schwer haben, den vielen Kindern, die mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen und sozialen Prägungen in die Schule gekommen sind, gerecht zu werden. Alles ist anders als zuhause. Wichtig ist es deshalb, ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Lehrer zu pflegen und seine Erkenntnisse und Empfehlungen zunächst erst mal ernst zu nehmen. Und den elterlichen "Beschützerinstinkt" erst mal zu unterdrücken. Was spricht dagegen, sich eine 2.Meinung zu holen beim Kinderarzt und auf dessen Empfehlung auch bei einem Spezialisten, der natürlich Untersuchungen und Tests machen muss, um die Situation zu beurteilen. Das macht Kindern aber in der Regel Spaß und tut ja nicht weh. Und je positiver Sie das gegenüber Ihrem Kind auch vertreten, umso weniger wird es Ihr Kind irritieren. Und es geht ja wenn um Hilfe und nicht um Bestrafung. Alles Gute!