Ängstliche Mutter2016
Guten Tag Herr Dr. Busse, ich bin in großer Sorge und mache mir schreckliche Vorwürfe wegen meines genau vier Monate alten Sohnes. Es geht um seine Neugeborenengelbsucht. Mein Sohn, zwei Wochen vor Termin geboren, hatte etwa 50 Stunden nach der Geburt einen Bilirubinwert von 10 mg/dl. Wir verließen damit das Krankenhaus und meine Hebamme kam kurz darauf. Sie kommentierte als erstes seine Gelbsucht und untersuchte ihn täglich genau. Er war laut ihrer Einschätzung immer etwa gleich gelb, ansonsten unauffällig. Das sah auch ihre Wochendendvertretung so. Wir sollten ihn am späten Nachmittag immer bei offenem Fenster für zehn Minuten in die recht kräftige Augustsonne legen und ich ihn ordentlich stillen. Er meldete sich regelmäßig alle zwei - drei Stunden und trank gut. Beim Wickeln beklagte er sich immer lautstark. Ansonsten schlief er aber und ließ sich schwer wecken. Ab dem 7. Tag wurde er etwas wacher. Gelb war er kräftig im Gesicht und gesprenkelt an der Brust. Die Hände, daran erinnern wir uns gut, waren immer rosig. Er hatte ausreichend volle Windeln, klares Urin und nahm gut zu (am sechsten Lebenstag hatte er sein Geburtsgewicht wieder). Am 13. Tag schickte uns die Hebamme zum Arzt, weil er immer noch recht gelb war. Er hatte einen Gesamtbilirubin von 13 mg. Leber, Schilddrüse und Blutbild wurden kontrolliert und waren wie sein Gesamteindruck absolut in Ordnung. Zweimal wollte der Kinderarzt ihn dann noch sehen, bis er die Gelbsucht als erledigt abhakte. Gelb war er noch weitere vier, also insgesamt acht, Wochen. Ich wusste damals nicht um die Gefahr der Neugeborenengelbsucht. Und natürlich habe ich meiner Hebamme vertraut. Nun müssen wir wegen einer Muskeltonusstörung zur Physiotherapie und er hängt motorisch etwas zurück. Und ich frage mich natürlich, ob das mit der Gelbsucht zusammenhängt. Auf der anderen Seite hat er früh mit dem Lautieren und 'Reden' angefangen (mit fünf Wochen), lächelt viel und ist sehr an seiner Umgebung interessiert. Seit zwei Wochen übt er das Greifen, was von der Koordination gut klappt, er sich die Dinge dann aber nur anschaut und so gut wie nie in den Mund steckt. Wie beurteilen Sie, sofern das aus der Ferne möglich ist, die Situation? Ist es möglich, dass ein Baby ohne Therapie einen gefährlichen Wert innerhalb weniger Tage auf einen ungefährlichen senken kann? Kann ein Kernikterus ohne konkrete Symptome wie schrilles Schreien, Apathie oder Meningismus fast unbemerkt verlaufen? Danke fürs Lesen des doch längeren Textes, Grüße
Liebe Ä., Ihre Sorge ist wirklich völlig abwegig und es gibt keinen Grund, an so etwas zu denken. Vergessen Sie die Vergangenheit, nur die Zukunft ist wichtig. Frohe Weihnachten!