Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Enkel 5 Mon. kommt dauerhaft zur Oma

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: Enkel 5 Mon. kommt dauerhaft zur Oma

Oma Gabriele

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Sehr geehrter Hr. Dr. Busse, ich weiß nicht ob ich hier richtig bin, falls falsch, wäre ich für einen Hinweis dankbar. Mein Enkel, 5 1/2 Mon. wurde mit 2 Monaten in Obhut genommen (Mutter kann keine Beziehung zum Kind aufbauen, Kindewohlgefährdung liegt nicht vor.). Mein Sohn (Vater) und Mutter sind nicht verheiratet. Nach Kampf mit Jugendamt und Hilfe durch Richter und Gutachter kommt morgen unser Kleiner in meinen Haushalt (Vater lebt auch bei mir). Nun meine Frage, wie schwer wird für den Kleinen den Wechsel? Besuchskontakte hatte ich und der Kleine scheint auch mit mir zurecht zu kommen.Doch es bedeutet ja auch eine Trennung von seiner Pflegemutter und alles wird für ihn neu und unbekannt. Ich werde meinen Enkel überwiegend betreuen, da der Papa berufstätig ist. Kann der Kleine sich umstellen? Wie kann ich ihm helfen? Familienhebamme haben wir beantragt und bewilligt bekommen für 4 Stunden/Woche. Ich freue mich auf meine neue Aufgabe, habe aber auch Sorge um die psychische Belastung für den Kleinen.


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe O., es ist wunderbar, wenn der Kleine in Zukunft in einer stabilen eigenen (Teil-) Familie aufwachsen darf, und ich bin sicher, dass Sie gemeinsam mit dem Vater Ihrem Enkel eine gute und stabile Bezugsfamilie sein können. Lassen Sie sich Zeit, gehen alles gelassen an und scheuen sich auch bitte nicht, sich Hilfe vom Kinderarzt und wer auch immer dafür bei Ihnen fachlich zur Verfügung steht, zu holen. Die bisherige Pflegemutter kann Ihnen auch sicher Tipps zu seinen Gewohnheiten und Ritualen geben. Alles Gute!


LuckyLuke81

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Hallo! Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich dir sagen, welche Reaktionsweisen ich so miterlebt habe. Es gibt Kinder (ja, auch schon Säuglinge), die sind schon so "gewöhnt" an stetige Veränderungen, dass sie Bezugspersonenwechsel scheinbar problemlos wegstecken. Es ist eine Anpassungsstrategie, die sie erst aufgeben, wenn sie sich sicher fühlen. Das dauert einige Wochen und dann beginnt die Phase des Bindungsaufbaus - sie werden fordernder und schwieriger. Das legt sich, wenn die Bezugsperson zuverlässig und liebevoll ist. Es gibt aber auch Kinder, die schon mit dem Bindungsaufbau begonnen haben, für die ist die Umstellung schwieriger, sie weinen viel, suchen ihre gewohnte Umgebung und ihre Bezugsperson. Sie sind zu Beginn deutlich "komplizierter" - was aber nicht schlecht ist, weil es diejenigen sind, die ihre Gefühle nicht unterdrücken, sondern ausleben. So oder so: es ist auch für ein Baby eine Riesenumstellung und ein Schock, die Einfluss auf sein gesamtes Leben haben werden. Nicht unbedingt negativ, aber es wird immer zu seinem Leben dazugehören. Mein Rat: Nimm deinen Enkel so an, wie er ist, versuche vorerst nicht, ihn zu erziehen, sondern im Gegenteil, verziehe ihn soweit es geht. Kuscheln, Kontakt, auf Bedürfnisse sofort eingehen. Nicht alleine weinen lassen. Stell dich darauf ein, dass er eine ganze Zeit brauchen wird, um anzukommen. Einen psychischen Schaden wird er nicht davon tragen, wenn du und sein Papa zuverlässig und liebevoll mit ihm umgeht. Ich bin keine Psychologin und kann nur raten, eine Erziehungsberatung aufzusuchen, wenn ihr nicht weiter wisst. LG


Oma Gabriele

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Ich danke dir, LuckyLuke81, für deine hilfreiche Antwort. Das bestärkt mich in dem wie ich es vorhabe zu tun. Wir haben ein Kinderbett zum Beistellbett umgebaut, der Kleine schläft bei mir und soll immer meine Nähe spüren. Auch die ganz normalen Alltagsdinge (Füttern, Wickeln etc.) sollen in der ersten Zeit nur von mir durchgeführt werden um den Kleinen nicht zu überfordern. Verwöhnt wird er auf jeden Fall werden, dafür bin ich einfach zu sehr Oma. Bei den bisherigen Umgangskontakten hat er sich auf meinem Arm immer sehr schnell beruhigt und ist fest eingeschlafen, das lässt mich hoffen. Laut Pflegemutter weint er sehr viel und lässt sich schlecht beruhigen. Da er viel Nähe zu brauchen scheint, haben wir auch einen Tragegurt angeschafft. Hilfe haben wir uns durch die Familienhebamme gesichert, das ist ja eine besondere Form der Hebamme und genau für solche Dinge da, auch für die Begleitung der Umgangskontakte durch die Mutter. Ich freue mich auf den Kleinen, habe aber auch einen Heidenrespekt vor der Aufgabe die auf uns ab morgen wartet. Ich danke dir für das Aufzeigen der Möglichkeiten wie ein Baby auf eine solche Umstellung reagieren kann, du hast mir damit wirklich Mut gemacht.


LuckyLuke81

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Hey, ich denke das wird schon. Du scheinst mit einem hohen Verantwortungsgefühl an die Sache heranzugehen, das ist ein guter Start. Die Familienhebamme ist auch eine super Unterstützung. Ich möchte noch zu bedenken geben, dass Kinder jemanden brauchen, an dem sie sich reiben können und je nach Temperament fordern gerade solche Kinder das geradezu heraus. Man ist dann oft versucht nachzugeben ("armes Kind") und setzt damit einen nicht allzu guten Mechanismus in Gang, in dem das Kind merkt, dass es mit Samthandschuhen angefasst wird und lernt, es für sich zu nutzen. Also: einfach wie das eigene Kind behandeln. Du hast ja eines schon großgezogen, dann kriegst du das mit deinem Enkel auch hin :-)


Fairy35

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Liebe Oma Gabriele, ich möchte Ihnen nur sagen, dass ich es toll finde, dass Sie sich in Zukunft um Ihren Enkel kümmern werden und mit Ihrer tollen Grundeinstellung und Liebe werden Sie das sicher wunderbar meistern. Menschen wie Sie, sollte es viel öfter geben! Alles Gute !!!


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