Sehr geehrter Herr Dr. Busse,
mein Sohn wurde Mitte Februar als Frühchen 10 Wochen zu früh geboren aufgrund eines HELLP-Syndroms. Er hatte ein Geburtsgewicht von 1485g bei einer Körpergröße von 39cm. Schon im Krankenhaus hatte er immer große Probleme mit der Verdauung, so dass er dort ziemlich lange Movicol bekam.
Inzwischen ist er 20 Wochen alt, korrigiert also 10 Wochen, wiegt 5300g und er hat noch immer Probleme mit der Verdauung. Ich habe sogar den Eindruck, dass es seit 2 Wochen noch stetig schlimmer wird.
Mein Sohn wurde Anfangs über Magensonde ernährt, lernte dann zunächst das Fläschchentrinken und dann auch das Brusttrinken, wobei letzteres nicht von Erfolg gekrönt war. Er hat nie seine Portion geschafft und hat dann auch nach 45 Minuten Stillen noch geweint, weil er Hunger hatte. Er wurde vorher und hinterher gewogen, dadurch weiß ich, dass er zwischen 30 und 60ml schaffte, obwohl ich wirklich sehr viel Milch habe. Aus diesem Grunde haben wir das Brusttrinken dann auch nach und nach aufgegeben, so dass er inzwischen nur noch abgepumpte Muttermilch aus der Flasche bekommt.
Seit einiger Zeit hat er es nun, dass er bei fast jeder Flasche anfängt zu schreien, und nicht weitertrinken möchte. Wir machen dann eine Pause, lassen ihn ein Bäuerchen machen, und versuchen es dann weiter. Aber wir haben keine Chance. Sobald er das Spucktuch wieder um den Hals bekommt, und die Flasche kommt, schreit er wieder, als wollten wir ihn grillen. Er ist dann komplett verkrampft und schreit manchmal so schlimm, dass er rot anläuft und keine Luft mehr holt. Besser ist es, wenn man während des Trinkens die Beine hin und her bewegt.
Gleichzeitig hat er ständig Blähungen, die auch nicht herauskommen. Er sieht immer aus wie eine kleine Kröte, weil der Bauch auch zu den Seiten hin so ausladend ist.
Wir haben wirklich schon alles versucht: Sab Simplex Tropfen, Carum Carvi Zäpfchen, Fliegergriff, Bauchmassage, Fußmassage, Gymnastik, Bäuchleintee, ich habe mehrmals meine Nahrung umgestellt, weil ich dachte, er könne irgendwas in meiner Milch nicht vertragen und zuletzt haben wir auch versucht, eine pre-Nahrung (BEBA sensitiv) zu füttern, aber alles ohne Erfolg. Sogar beim Osteopathen waren wir, obwohl wir das ein wenig für Wunderheilerei halten...
Von meinem Kinderarzt fühle ich mich mit dem Problem nicht ernst genommen. Ich habe den Eindruck, dass er glaubt, mein Sohn sei ein "Schreikind" und mein Anliegen bestehe einzig und allein darin, nachts mehr Schlaf zu bekommen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er erst nach 3 Monaten, die ich ständig dort war und um Hilfe gebeten habe, überhaupt etwas verschrieben hat. Und das war dann Lefax und homöopathische Beruhigungszäpfchen. Beides bringt überhaupt nichts, und vor allem über die Verordnung von Lefax ärgere ich mich sehr, da ich ihm sagte, dass ich schon Sab Simplex probiert hatte, und Lefax und Sab haben ja nunmal denselben Wirkstoff, nur, dass dieser bei Lefax auch noch geringer dosiert ist. Ich hatte eigentlich gehofft, dass er uns endlich etwas verschreibt, was wirklich hilft, vielleicht entkrampfend wirkt oder sowas...
Seit zwei Wochen stelle ich nun auch noch fest, dass mein Sohn nicht mehr genug zunimmt. Einmal hat er 110g und einmal 120g zugenommen. Dabei sollten es doch mindestens 150g sein pro Woche? Ich fürchte, dass er diese Woche nun sogar auch abnehmen wird, weil er durch seine Probleme beim Trinken nun schon seit 3 Tagen nicht auf seine nötige Tagestrinkmenge kommt.
Was kann das bloß sein? Ich meine, das sind doch keine "normalen" Dreimonatskoliken? Er ist auch wirklich kein "Schreibaby", er ist die meiste Zeit gut drauf, nur halt, wenn die Bauchschmerzen kommen nicht mehr. Warum wird das immer schlimmer? Würden Sie empfehlen, mal eine Magen-/Darmspiegelung machen zu lassen? Kann das mit der Frühgeburtlichkeit zusammenhängen? Was können wir tun, damit ihm endlich endlich geholfen wird?
Eine Antwort wäre sehr nett.
Sandra L.
von
Daeva
am 29.06.2012, 20:31
Antwort auf:
Baby schreit beim Trinken, verkrampft sich, ständig Bauchweh
Liebe D.,
vielleicht besteht das Problem nur darin, dass Sie sich aufgrund der Vorgeschichte immer noch Sorgen machen, Ihr KInd könnte nicht ausreichend gedeihen und Füttern für Sie extrem wichtig ist. Bei dem Gewicht, das Ihr Sohn inzwischen hat, müssen Sie sich aber sicher nie wieder solche Sorgen machen und er dürfte auch auf keinen Fall so wie am Anfang zunehmen. Kinder spüren so etwas wie den Druck, den Sie sich und ihrem Kind beim Füttern auferlegen und wehren sich oft unterbewusst dagegen. Nehmen Sie es doch einfach mal leichter und füttern in lockerer und entspannter Atmosphäre so viel wie ihr KInd gerne nimmt und beenden dann die Mahlzeit ganz freundlich. Und füttern dann erst nach 3 bis 4 Stunden die nächste vorgesehene Mahlzeit. Sie können jetzt durchaus auch mal mit etwas Beikost vom Löffel anfangen, vielleicht findet Ihr Sóhn das spannend. Medikamente sind sicher keine Lösung und Ihr Kinderarzt sollte nur vielleicht 1 mal pro Woche das Gewicht sicherheitshalber kontrollieren.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 30.06.2012
Antwort auf:
Baby schreit beim Trinken, verkrampft sich, ständig Bauchweh
Hallo,
ach mensch der arme zwerg, meiner hatte auch sehr extrem koliken :-( bekam sogar dadurch nen nabelbruch... ich habe dann mit globulis angefangen ...colocyntis d6 ...immer 3 globulis ne halbe stunde vor den mahlzeiten oder danach... und wenn es nicht gereicht hat die carum carvi zäpfchen dazu... dank der globulis wurde es schnell besser, er bekommt sie heute noch...er ist 20 monate alt ...wenn er nen kullerbauch hat und die wirken wunder....
lg und viel kraft weiterhin
von
sylviaharney
am 29.06.2012, 21:47
Antwort auf:
Baby schreit beim Trinken, verkrampft sich, ständig Bauchweh
Hey,
ich glaube sowas machen fast alle Eltern durch. Auch wir hatten eine Zeit lang zu kämpfen mit meiner Tochter und ihrem Bauchweh. Auch dieses weigern des trinkens ist mir nicht unbekannt...
Keine Angst, das gibt sich wieder! Spätestens nach 3 Monaten ist der Fluch vorbei!
Bei uns half Sab Simplex nicht aber dafür Lefax (obwohl gleicher Wirkstoff)! Allerdings stellte sich eine Verbesserung erst nach mehreren Tagen ein. Wir haben immer einen Spritzer in jede Flasche gegeben. Nach 3-5 Tagen war es deutlich besser.
Nicht so viel rumtesten, das ist wichtig. Immer eine Sache eine Woche lang testen und dann das nächste.
Versuch mal Lefax in jede Flasche einen Spritzer (nicht wie in der Packung beschrieben 2 Spritzer). Ein warmes Bad am Abend, Fenchel-Anis-Kümmel-Tee in BioQualität, Wärmeflasche+Bäuchleinsalbe - nicht zu heiß machen! .
Das ist zugleich auch ein schönes Abendritual :)
Ich wünsche dir viel Kraft und mach dir keine Sorgen, steh das durch - es wird aufhören!
von
LillyBee
am 01.07.2012, 09:46
Antwort auf:
Baby schreit beim Trinken, verkrampft sich, ständig Bauchweh
Hallo,
ich wollte jetzt doch nochmal Rückmeldung geben, wie es sich entwickelt hat. Weil der Kleine dann wirklich 70g in 4 Tagen abgenommen hatte, sind wir am Samstag dann doch noch zum Krankenhaus gefahren,um ihn dort einmal vorzustellen. Wir wurden stationär aufgenommen und gerade wieder entlassen.
Der Kleine hatte eine ausgerenkte Halswirbelsäule, wodurch er beim Trinken Schmerzen hatte. Der Arzt hat sie eingerenkt, und dann ging es noch am gleichen Tag wieder deutlich besser mit dem Trinken. Am Montag fiel dann bei der Stuhlprobe auch noch auf, dass er eine Rotavirusinfektion hatte, die aber sehr milde verlief (ohne Durchfälle oder Fieber), weil er halt eigentlich auch dagegen geimpft ist. Die Impfung hat wohl die Folgen der Erkrankung stark abgemildert, so dass er nur Bauchschmerzen hatte.
Mein Fazit dieser Geschichte: Ich werde weiter meinem Bauchgefühl trauen, und wenn ich denke, dass da was ist, dann ist da auch irgendwas. Ich bin nicht einfach nur eine übervorsichtige, paranoide Mutti. Denn ich kenne mein Kind halt doch am Besten.
Und das ganze Gerede von "3-Monats-Koliken" und "da muss er durch" und "das vergeht mit der Zeit"... Naja... ich würde es auf jeden Fall wieder durchchecken lassen.
von
Daeva
am 05.07.2012, 11:01