Aline34
Sehr gehhrter Dr. Brügel, vorab möchte ich mich auch ganz herzlich für Ihre tolle Beratung hier im Forum bedanken. Ich hoffe, dass Sie angenehme Feiertage verbracht haben. Für mich waren diese Weihnachten leider weniger schön, da sich mein Mann eine Coronainfektion eingefangen hat und die ganzen Tage im Bett verbringen musste. An Heiligabend dann musste ich leider mit einer Angstattacke fertig werden, zu der mir ein paar aufbauende Worte helfen würden. Als ich die Großeltern, mit denen wir den 1. und 2. Weihnachtsfeiertag verbrigen wollten, anrief um abzusagen, hatte ich meine Tochter (seit einer Woche ein Jahr alt) auf dem Arm und sie saß auf meinem Schoß. Mein linker Arm war entweder um ihre Hüfte oder oben um den Brustkorb, daran erinnere ich mich nicht mehr. Sie stieß dann mit dem Kopf gegen die Kante des Handys und fing zu weinen an. Ich war genervt, sie zappelte rum und irgendwie hatte ich dann den Gedanken, ob ich meinen Arm heftig vor und zurück bewegt haben könnte aus Genervtheit. Ich leide seit der Entbindung an Angstgedanken - genauer gesagt an Zwangsgedanken - und habe unfassbare Angst vor einem Schütteltrauma. Meine Gedanken beziehen sich darauf, ich könnte meiner Tochter ein ebensolches zufügen. Ich weiß es sind nur Gedanken, aber es hat sich dann die Angst breit gemacht, dass ich grob zu ihr war. Was mich jetzt noch mehr belastet: Ich habe später an dem Tag, weil mich das Ganze nicht losgelassen hat, sie zweimal auf den Schoß genommen und geschaut, ob ich sie so überhaupt hin und her bzw vor- und zurückbewegen kann. Also ich habe meinen linken Arm um sie gelegt, die Hand sozusagen unter ihrer Achsel und dann geschaut, ob ihr Kopf mitgeht, wenn ich den Arm vor- und zurückbewege. Ich war nicht aggressiv in dem Moment, sondern ganz ruhig, nur mache ich mir irgendwie Vorwürfe und dann kommen wieder so Fragen wie: "Habe ich den Arm vielleicht doll vor- und zurückbewegt?". Ich weiß, es ist total doof, wenn ich das jetzt frage, aber kann auf diese Weise bei einem Kind überhaupt etwas passieren oder ist da jede Fahrt mit dem Kinderwagen über Kopfsteinpflaster schlimmer? Zumal ich mit meinen 52kg und 1,54m auch nicht die Größte und Stärkste bin und sie nur mit einem Arm festgehalten habe. Ich habe mich da leider ganz schlimm im Gedankenkarussel verfangen und komme da nicht so einfach raus. Sie hat weder erbrochen noch sonst irgendwelche Symptome gezeigt. Sie ist soweit völlig normal und eigentlich quietschfidel. Ich hätte dieses Thema betreffend noch eine Frage, die mich sehr beschäftigt und die - so denke ich - diese schlimme Angst bei mir überhaupt damals ausgelöst hat. Und zwar hatte ich einmal gelesen, dass es leichte Formen eines solchen Traumas gäbe, die man den Kindern so nicht ansieht, aber im späteren Leben in Form von Lernschwächen oÄ sichtbar würden? Ist das nur eine theoretische Überlegung? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ein Schütteltrauma vorher keine Symptome macht. Es tut mir leid, dass ich mit so einem blöden Thema ankomme. Momentan liegt mir das alles sehr schwer im Magen und ich würde so gern etwas gelöster ins neue Jahr starten. Ich habe mich auch um therapeutische Hilfe bemüht und kann im Januar endlich mit einer Therapie starten. Herzliche Grüße
Hallo Aline, da kann ich Sie - zumindest aus meiner Sicht- rasch und komplett beruhigen! Da ist 100 Prozent nichts passiert ! Ein Schütteltrauma/ eine Verletzung durch Schütteln entsteht durch heftige, wütende Krafteinwirkung, in der Regel von einem Erwachsenen der komplett außer Dich ist und die Kontrolle über sich verloren hat. Hier im Forum wird diese Frage ja in 100 Versionen immer wieder gestellt. Daher nochmals zusammengefasst: mit dem Baby auf dem Arm mal eine Runde etwas wild getanz, über grobes Kopfsteinpflaster mal etwas unvorsichtig gefahren, Kind mal ruckartig aus Versehen bewegt ( ähnlich wie Sie) - so entsteht kein Schütteltrauma. Selbstverständlich sollte man, je kleiner die Babys sind, auch obige Dinge vermeiden, aber nochmals: es ist ein riesiger und der entscheidende Unterschied ob dies mal aus Versehen oder "gezielt" aus Wut und Kontrollverlust geschieht. Ich hoffe das hilft Ihnen und lässt Sie mit weniger Sorgen ins neue Jahr gehen. Herzliche Grüße und einen guten Rutsch Ralf Brügel