Frage im Expertenforum Geburt an Silke Westerhausen:

Zervixruptur

Silke Westerhausen

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Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

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Frage: Zervixruptur

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe mein Baby vor 6 Monaten in USA zur Welt gebracht. Leider habe ih eine ganz unmenschliche Ärztin erwischt. Ich kam mit 6 cm offen abends gegen 6 Uhr ins Krankenhaus. Dort konnte es der Belegärztin nicht schnell genug gehen. Ständig wurde mein Muttermund untersucht und die Ungeduld war deutlich zu spüren. Die PDA wurde mir aufgequatscht, danach der Wehentropf so weit hochgedreht, bis dem Kind die Herztöne für 2 Minuten weg blieben. Ich hatte den Eindruck, es ging nur darum, dass die Ärztin die Geburt schnellstmöglich beenden kann, den Wehentropf hochdrehen kann und heim kann. Sie ist Belegärztin und es war spät abends. Ich muss dazu sagen, dass ich Erstgebärende war und ca. 20 Stunden lang Wehen hatte, bis ich ins KH ging, also in dieser Zeit der Muttermund sich langsam auf 6 cm öffnete. Von dem her war es völlig normal, dass es einfach langsam von statten ging, aber kontinuierlich. Die Ärztin öffnete dann meine Fruchtblase. Als der Muttermund laut Ärztin dann um Mitternacht geöffnet war - was ich mitlerweile in Frage stelle - meinte sie, das Baby würde nicht nach unten rutschen und ich bräuchte einen KS. Ich war ganz erstaunt und sagte nein, ich möchte es weiter probieren. Ich spürte regelrecht, dass wir jetzt einfach etwas Zeit brauchen und die Sache schon wird. Ich hatte noch überhaupt keinen Pressdrang, aber schöne Wehen. Widerwillig gab die Ärztin nach und meinte, sie würde mir jetzt zwei Stunden geben, ich denen ich pressen soll. Ich hatte aber noch überhaupt nicht den Pressdrang. Sie setzte sich neben mich und feuerte mich an: "Push, push, push!!!" bei jeder Wehe. Ich presste wie verrückt mit angezogenen Beinen, da ich keinen KS wollte und hatte fürchterlich Angst. Ich fragte, ob ich auch zwischen den Wehen pressen könne, weil ich ja unbedingt wollte, dass mein Kind nach unten rutscht um keinen KS zu bekommen. Die Ärztin sagte nicht viel dazu, aber auch kein Nein. Zwischendurch wollte die Ärztin dann wieder den KS und ich lehnte ab. Also sollte ich weiter pressen. Nach 2 Stunden war leider nicht mehr mit ihr zu verhandeln, sie war regelrecht sauer und die Ungeduld war so massiv, dass ich mich nicht mehr wehren konnte. Es war 2 Uhr morgens und ich denke, sie wollte heim. Also hat sie behauptet, länger warten würde nichts bringen. Sie sagt, dass Baby sei immer noch eine Zeigefingerlänge entfernt. In ihren Bericht schrieb sie, das Baby sei auf Zero, also 0. Der Kaiserschnitt sei notwendig. Als ich todtraurig das Formular unterschrieben hatte sagte sie, es sei kein Notkaiserschnitt. So ein Blödsinn. Im Bericht steht auch, dass sie das Baby vor dem KS nach oben geschoben hat. Ist es dann also doch nach unten gerutscht? Ich ließ den KS über mich ergehen und wunderte mich am Ende, dass ich in eine ganz komische Position gebracht wurde. Ich wachte mit Schüttelfrost und Zähneklappern aus der OP auf. Einen Tag später (!) sagte mir die Ärztin, ich hätte eine Zervixruptur gehabt. Ich habe es zuerst gar nicht geblickt und fragte wieso. Sie meinte lapidar: Manchmal ist das Gewebe halt weich wie Butter. Am nächsten Tag bei der Visite fragte ich sie dann, ob der Gebärmutterhals ganz durchgerissen sei. Sie sagte Ja. Auf eine weitere Frage reagierte sie sehr genervt, so dass ich merkte, da ist nicht viel Gespräch möglich. Im Op Bericht wird der Riss kaum erwähnt. Blutverlust war 1 Liter, daher der Schüttelfrost. Im OP Bericht hieß es, dass Baby sei im ersten Versuch nicht herausgekommen, es hätte einen zweiten Versuch gebraucht. Was nun ganz doof ist. Ich habe ständige Schmerzen auf der linken Seite im Scheidengewölbe. Richtig massiv und das immer noch nach 6 Monaten. Auch ist der Harnleiter irgendwie beschädigt. Kann es sein, dass viellicht auch das Scheidengewölbe verletzt wurde? Der Schmerz fühlt sich so an, als ob ein OB zu tief in der Scheide sitzt und unten auf den Muskel drückt. Diesen Schmerz habe ich fast non stop und es ist für mich schrecklich, damit zu leben. Das Problem ist auch, dass wir noch weitere Kinder wollen und ich jetzt auch nicht so viel Zeit habe, das evt. nochmals operieren zu lassen - falls man da überhaupt was machen kann. Was meint ihr dazu? Warum denkt ihr, ist der Zervix durchgerissen? Denkt ihr, dass vielleicht auch das Scheidengewölbe verletzt wurde? Warum habe ich links so Schmerzen und so ein Gefühl, als ob was gegen den Muskel drückt bzw. als ob es spannt? Ist die Verletzung vielleicht zu stramm genäht worden, so dass jetzt von unten her die Scheide spannt? Aus der Blase hat es während des Pressens auch geblutet in den Katheter. Auch beim Ziehen des Katheters kam ziemlich viel Blut. Ich wäre sehr froh, wenn ihr mir so viel ihr dazu wisst mitteilen könnt. Danke schön, Angi


Silke Westerhausen

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Hallo, Hier wird mal wieder deutlich,was durch pure Ungeduld entstehen kann... Der Zervixriss ist sicher durch das frühe Pressen entstanden - mit dem Pressen sollte erst begonnen werden wenn das Kind bereits auf dem Beckenboden angekommen ist und dann nach Gefühl der frau. Es kann durchaus sein ,dass ein hoher Scheidenriss dadurch entstanden ist,der nicht optimal versorgt wurde - bitte werden Sie vorstellig bei Ihrem behandelnden FA/FÄ;gegebenenfalls muss die Naht nochmals aufgemacht werden,denn derartige Schmezen in dieser Zeit nach der Geburt sind nicht normal. Grüße und gute Besserung, Silke Westerhausen


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Liebe Frau Westerhausen, danke für die schnelle Antwort. Ja, der Zeitdruck war total schrecklich und ich wünsche keiner Frau ähnliches - es war ein einziger Albtraum, wie ich mein Kind zur Welt bringen musste. Ich hatte höllische Schmerzen die ersten zwei Wochen nach dem KS - die so glaube ich nicht normal waren. Ich bin immer noch in USA und werde mir dort einen anderen Frauenarzt suchen. Dass man evt. durch eine OP doch noch was machen kann, um den Schmerz zu beseitigen macht mir Hoffnung. Meine Frage ist jetzt noch die: Kann ich mit meinen Verletzungen weitere Kinder vaginal zur Welt bringen? In meiner Familie wurde bislang kein Kind per KS zur Welt gebracht - weshalb ich auch glaube, dass ich grundsätzlich natürlich hätte gebären können, nur halt nicht durfte. Ich würde so gerne bei den nächsten Kindern natürlich gebären? Kann es sein, dass sich der Zervix bzw. die Scheide bei weiteren Geburten nicht richtig öffnet und falls das der Fall ist, kann man da während der Geburt was machen, dass ich doch das Kind natürlich gebären kann? Vielleicht durch den Einsatz der Saugglocke? Es wäre wirklich mein Herzenswunsch. Muss bei einem Reissen der Nähte immer sofort KS gemacht werden oder kann die Geburt denn nicht vielleicht doch natürlich abgeschlossen werden, evt. durch Gabe einer Blutkonserve für die Mutter? Ich denke, ich muss zur nächsten Geburt nach Deutschland, in USA werde ich in manchen Krankenhäusern von vorn herein ausgeschlossen, weil ich eine T-Naht habe und dort nicht natürlich gebären darf. Eine Frage habe ich noch: Kann es sein, dass bei manchen Frauen vielleicht der Muttermund auch erst bei 11 oder 12 cm vollständig eröffnet ist? Ich habe mir das überlegt, dass die 10 cm vielleicht nicht immer das Zeichen sind, dass vollständig eröffnet. Vielleicht ist bei mir erst bei 11 oder 12 cm vollständig eröffnet. Danke für die Antwort, liebe Grüße, Angi


Silke Westerhausen

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Hallo Angi, bevor ich auf Ihre Fragen eingehe muss ich Ihnen leider mitteilen,dass nach vorausgegangenem T-Schnitt die nächste geburt wieder mit KS erfolgen muss. Es ist absolut ungewöhnlich,dass bei Ihnen die Gebärmutter auch längs eröffnet wurde - möglicherweise lag das Kind bereits zu tief,so dass es bei der Operation zur erschwerten Entwicklung des Kindes kam. zu Ihrer letzten Frage: der MM ist vollständig eröffnet wenn von ihm nichts mehr da ist - in der Regel sind das um die 10cm;können natürlich auch 11 oder so sein,spielt aber keine Rolle,denn wenn er weg ist ist er weg ;-) Grüße Silke Westerhausen


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