Frage im Expertenforum Geburt an Dr. med. Stefan Kniesburges:

PDA vs. walking PDA / PCA

Dr. med. Stefan Kniesburges

Dr. med. Stefan Kniesburges
Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Frage: PDA vs. walking PDA / PCA

Mitglied inaktiv

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Mich interessiert der Unterschied zwischen einer normalen und einer walking PDA. Die walking PDA wird überall als modernes Verfahren dargestellt. 1)Werden hier andere Medikamente gespritzt oder nur in einer anderen Dosis. 2) wie unterscheidet Sie sich von der normalen PDA?(Setzweise, Wirkungsweise, etc...) 3)Ist es notwendig diese während der Austreibung zurückzufahrern? 4)Kann die walking PDA jedes Krankenhaus anbieten? Desweiteren habe ich über die Möglichkeit einer PCA gelesen. Hier wird intravenös ein starkes Schmerzmittel gegeben, was aber nur ultrakurz wirkt und von der Patientin nachdosiert werden kann. 1) Mich wundert das ich bisher hier in der Umgebung kein Krankenhaus geunden habe, die das anbieten. Wieso ist das so? Ist doch eigentlich eine wunderbare Sache ohne die Rückenfummelei. 2) Was halten Sie von dieser Methode? 3) Kann man über die Krankenkasse erfahren wer dieses Verfahren anbietet? Vielen Dank für Ihre Antworten!


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Hallo, bei der modernen, sogenannten Walking PDA wird eine Kombination aus Lokalanästheticum und Opiat verwendet. Hierdurch kann die Dosis des Lokalanästhetikums niedriger gehalten werden, so dass die Beeinträchtigung der Motorik nicht mehr so stark ist und die Kraft in den Beinen erhalten bleibt. Das Verfahren dürfte heute überall angewendet werden. Man kann auch die PDA mit einer PCA-Pumpe kombinieren, bei der die Patientin sich selber das Schmerzmittel nachdosiert. Eine intravenöse PCA wird oft nach größeren Operationen eingesetzt, nicht aber in der Geburtshilfe. Intravenös verabreichte Opiate können eine Atemdepression beim Neugeborenen verursachen. Deshalb werden Sie keine Klinik finden, die dieses Verfahren in der Geburtshilfe einsetzt. Dr. S. Kniesburges, St. Marienkrankenhaus Ratingen


Maikäfer5

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Hallo Herr Dr. Kniesburges, ich weiß nicht, ob Sie diese Antwort heute auch noch einmal so geben würden, der Post ist ja schon ein paar Jahre alt, falls doch habe ich ein paar Infos für Sie. Die Fragestellerin hat Recht, es gibt eine intravenöse Schmerztherapie unter der Geburt, auch schon 2011. Ich denke die Fragestellerin meint die Remifentanil PCA. Es handelt sich hierbei um ein hochpotentes, ultrakurz wirksames Opioid mit einer kontextsensitiven Halbwertszeit von 3min. Durch diese kurze Halbwertszeit ist es möglich, dass sich die Gebärende das Opioid per PCA zu Beginn einer Wehe verabreicht, die maximale Wirkung mit dem Wehenpeak erreicht wird und mit dem Abklingen der Wehe auch die Wirkung des Opioids nachlässt. Im Gegensatz zum PDK kommt es bei der Remifentanil-PCA allerdings zu einer Tachphylaxie, wodurch mit ihr erst später im Geburtsverlauf begonnen wird. Hier in Deutschland ist dieses Verfahren allerdings nach wie vor nicht weit verbreitet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viele Gynäkologen immer noch nicht kennen und auch nur von wenigen Krankenhäusern angeboten wird. In der Schweiz sieht das ganz anders aus, dort sind die Remi-PCAs deutlich weiter verbreitet, und werden auch schon seit vielen Jahren angewendet. Es gibt dort Krankenhäuser, die sie nur bei Kontraindikation gegen PDK oder Unmöglichkeit der PDK-Anlage anwenden aber auch welche, die sie auf Wunsch der Gebärenden anwenden auch wenn ein PDK möglich wäre. Falls Sie sich darüber genauer Informieren möchten, gibt es z.B. das „RemiPCA Safe Network“, das Informationen dazu sammelt und publiziert, sowie einen Cochrane-Review aus dem Jahr 2017 oder eine recht aktuelle RCT aus UK die 2018 im Lancet publiziert wurde. Und für die Frauen hier vielleicht ganz interessant. Ich habe mir in meiner Schwangerschaft zwei Kreißsäle angeschaut, in denen diese PCA nicht angeboten wurde und in beiden nachgefragt, ob es möglich wäre diese trotzdem zu bekommen. In dem einen war die gynäkologische Oberärztin richtig begeistert, dass ich von mir aus danach gefragt habe und wollte sie mir total gerne anbieten, hat sich auch sehr dafür eingesetzt, leider ging es auf Grund der Infrastruktur in diesem Haus nicht. Die Oberärztin war richtig enttäuscht, dass es nicht funktioniert hat. In dem anderen Krankenhaus ging es. Dort wurde sogar ein ziemlicher Aufwand für mich betrieben. Der Oberarzt dort hat sich mit einer anderen Klinik in Verbindung gesetzt, die Erfahrung mit diesem Verfahren hat und danach entschieden, dass ich diese PCA bekomme. Das Personal, sowohl Geburtshelfer, wie auch Anästhesisten und Hebammen wurden dann informiert und mit dem Team und mir zusammen ein Gespräch geführt, in dem wir alle zusammen besprochen haben, was es dabei zu beachten gibt. In diesem Rahmen haben wir auch das notwendige Vorgespräch mit Aufklärung dazu durchgeführt. Falls jemand danach fragen möchte, wie sich die PCA angefühlt hat, dazu kann ich nichts sagen. Ich brauchte sie nicht, die Schmerzen waren besser auszuhalten und das Kind schneller da, als ich dachte. Viele Grüße


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