Mitglied inaktiv
Lieber Doktor! Ich habe vor 2 Monaten unseren kleinen Sohn (1. Kind) per Kaiserschnitt entbunden. Die Sectio wurde nach 26 Stunden Wehen aufgrund eines Geburtsstillstandes in der Austreibungsphase notwendig. Im Augenblick der Entscheidung zum Kaiserschnitt war mir dieser Recht, da ich nach den 26 Stunden endlich zum Ende kommen wollte (obwohl ich wg. PDA nur kurze Zeit heftige Wehenschmerzen hatte; die ersten Wehenstunden fand ich erträglich) und ich wußte, dass die Geburt durch den KS in 1/2 Stunde beendet ist. Aber bereits einige Tage nach der Geburt hatte ich das Gefühl, dass mir das echte Geburtserlebnis sehr fehlt. Diese Art Trauer hält bis heute an. Ich hatte nie Angst vor der Geburt, wollte immer unbedingt eine erleben, konnte sie schließlich kaum erwarten. Über einen evtl. Kaiserschnitt habe ich kaum nachgedacht. Ich sagte mir, einen Kaiserschnitt nur dann, wenn es medizinisch notwenig ist. Dieser Fall trat ein, und nun trauere ich der nicht erlebten Geburt nach. Ich habe gelesen, dass dies in einem solchen Fall nicht ungewöhnlich ist. Aber wie komme ich davon los? Ich habe immer das Gefühl, dass ich in der Klinik etwas wesentliches nicht beendet habe und immernoch etwas "abschließen" muss.
Dr. med. Stefan Kniesburges
Hallo, das Eleben und die psychische Verarbeitung eines Kaiserschnittes ist individuell sehr unterschiedlich und verlaüft in mehreren Phasen. Die Zeit nach der Entlassung bis etwa 2 Monate nach der Geburt ist gekennzeichnet von solchen schmerzhaften Gefühlen wie Sie sie beschreiben. Insbesondere die Frage: War der Kaiserschnitt nötig? oder Habe ich versagt? beschäftigt die Frauen. Die Verarbeitung dieser Gefühle erfordert Zeit und auch hier entwickeln Frauen unterschiedliche Bewältigungsstrategien. Einige Mütter verdrängen oder vergessen diese Gefühle einfach, andere wollen das Erlebte aktiv verarbeiten. Hier ist ein Austausch mit anderen Kaiserschnittmüttern oft sehr hilfreich. Ich empfehle Ihnen außerdem das Buch Kaiserschnitt narbe an Seele und Bauch von de Jong/Kemmler, Fischer-Verlag. Dr. S. Kniesburges, St. Marienkrankenhaus
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