Mitglied inaktiv
Guten Tag Herr Dr. Kniesburges, werden im St. Marienkrankenhaus nach der Geburt vorsorgemäßig Augentropfen verabreicht oder ist das nicht mehr gängig? Wenn ja sind diese schmerzhaft für die Babys und führen zu geschwollenen roten Augen? Müssen die Eltern vorher zustimmen? Was halten sie von einem Streptokokkentest vor der Geburt den die Frauenärzte in den letzten Wochen anbieten? Vielen herzlichen Dank für ihre Antwort!
Dr. med. Stefan Kniesburges
Hallo, Augentropfen (Crede'sche Augenprophylaxe) werden bei uns nicht mehr routinemäßig verabreicht. Wir machen es nur, wenn bekannte Infektionen bei der Mutter vorliegen oder wenn die Kinder eine Bindehautentzündung haben. Wir verwenden dabei kein Silbernitrat mehr, sondern antibiotikahaltige Augentropfen oder Augensalbe, die wesentlich besser verträglich sind. Sebstverständlich wird das die Kinderärztin vorher mit den Eltern besprechen. Ein Streptokokkentest ist auf jeden Fall sinnvoll. Leider gehört er in Deutschland nicht zum normalen Vorsorgeprogramm nach den Mutterschaftsrichtlinien. Es konnte aber nachgewiesen werden, dass durch das Screening auf B-Streptokokken und einer entsprechenden Antibiotikaprophylaxe unter der Geburt bei positivem Test das Risiko für eine Neugeborenensepsis um mehr als 50% niedriger liegt als wenn die Indikation zur Prophylaxe rein risiko-bezogen gestellt wird. Insgesamt lassen sich mit dieser Strategie 90% der frühen B-Streptokokken-Sepsisfälle vermeiden. In den aktuellen Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird deshalb das Screening auf B-Streptokokken zwischen 35+0 und 37+0 SSW empfohlen. Dr. S. Kniesburges, St. Marienkrankenhaus Ratingen