Früchtchen
Vorhin traf ich überraschend in der Stadt einen sehr tollen Menschen. Mit seinem Enkel war ich zur Schule gegangen und hatte ihn (er hat mehrere KZs überlebt) und seine Frau (alt. Friedensnobelpreisträgerin) vor über 10 Jahren einmal Zuhause besuchen dürfen und das war für mich sooo beeindruckend. Das signierte Buch habe ich immer in Ehren gehalten. ANYWAY... (war mal bloß um meine Begeisterung irgendwie in Worte zu fassen, dass es die beiden noch gibt!) Dieser Herr hat einige Enkel, die (wie sein Sohn auch) alle hebräische Namen haben. zB. Michael, Daniel, David, Naomi und Rachel. Nun erfahre ich, dass der kleinste Enkel VALENTIN heißt und fragte ihn, weshalb alle hebräische Namen haben nur der Kleinste nicht... (jaja...die Namensverrückten). Er sagte dann, dass wisse er auch nicht, fände es etwas schade aber "soll ich dir mal was sagen? Die Deutschen geben ihren Kindern doch fast alle hebräische Namen ohne einen Bezug dazu zu haben...Für mich klingt das immer so, als könne man den deutschen Kindern auch gleich Namen geben wie Ali, Mohamed oder Ayse aber das macht doch auch kaum einer..." Ich musste schmunzeln, es ist schon was dran, allerdings! Er fragte nach dem Namen meines Sohnes...der ja auch einen hebräischen Namen trägt. Nach DEM Argument wollte ich schon gar nicht mit dem Namen rausrücken *lach* Ich sagte dann dazu weshalb er diesen Namen trägt und er war SEHR ergriffen. Er sagte dann "Siehst du, es wäre schön, wenn man bei Namen mehr in die Tiefe ginge...es eine Geschichte dazu gibt...der Name das Kind findet..." (usw.) Ich konnte nicht anders und sagte ihm dann, dass ich gerade LIORA auch sehr mag und er meinte dann nur trocken, das sei ja auch hebräisch...aber eben ein sehr schöner und "von den deutschen Müttern noch nicht eingenommener" Name *hihi* Ich muss GANZ GANZ ehrlich gestehen...das mir das schon zu denken gegeben hat Es gibt so einige Namen die wir hier so als "selbstverständlich deutsch" ansehen (um mal beim Thema zu bleiben Benjamin, David, Noah, Sarah, Johanna usw) die es aber gar nicht sind. Auf der anderen Seite meckern wir über einen Justin Stettenhöfer oder eine Sayuri Schäufele... Ich schreibe das hier wertfrei, ich will nur meine Gedanken etwas sortieren und fand die Begegnung soooo berührend und namenstechnisch natürlich auch so interessant...wollte das einfach mal kurz hier loswerden und vielleicht einfach auch mal zum überlegen anregen.
Eben weil er ein Geschenk Gottes ist!
Schöne Geschichte! Solche Menschen sind extrem beeindruckend...schön, dass du sie kennen lernen konntest. Diese Gedanken habe ich mir auch schon oft gemacht...schlussendlich sind alle Namen irgendwie importiert, deshalb mag ich nicht Namen einteilen in in-DE-vergebbar bzw. nicht-vergebbar. Was ist das entscheidende Kriterium?? Englisch dürfen sie nicht sein, aber schwedisch oder hebräisch? Viele Eltern geben ihren Kindern ja aber hebräische Namen wegen des Alten Testamentes...das ist ja Teil der christlichen Kultur und hebräisch hin oder her - sicher oft mit vielen Gedanken verbunden. Die meisten Eltern in meinem Umfeld, welche christliche bzw. biblische bzw. hebräische Namen auswählen, tun dies, weil ihnen die Geschichte dazu etwas bedeutet. Ohne jetzt werten zu wollen finde ich es manchmal schade, dass Leute aus Prinzip keine "Bibelnamen" vergeben wollen. Ich würde auch keine zu extremen wählen (bin in einem Dorf mit vielen Freikirchen aufgewachsen, das prägt irgendwie), aber man kann die Namen doch einfach im Bezug auf die Geshichte sehen - und da gibts so schöne Geschichten! Dafür muss man nicht gläubig sein, ich mag z.B. Philemon sehr gerne (antike Mythologie, Philemon und Baukis) oder auch Namen aus "modernen" Geschichten (Ronja, Emil, Anton...). Mein Zweitname ist übrigens Esther, ich finde den Namen nicht so schön, aber die Geschichte dazu habe ich als Kind verschlungen und fand sie sehr toll! LG Kiki
das ist doch quatsch, dass wir die namen als "selbstverständlich deutsch" ansehen! Die allermeisten Menschen wissen, dass Noah und Benjamin hebräisch sind!!! mir ist durchaus immer und immer bewusst gewesen, dass zwei meiner kinder hebräische namen haben. Das Christentum ist dem Judentum entsprungen... insofern finde ich es alles andere als verwerflich, zu verbinden anstatt bis in alle Zeiten auf Distanz/ Trennung zu bestehen (die Hitler forciert hat). mlg n.
Wenn man den Gedanken verfolgen wollte, sollte man mE zwischen biblischen (christlich/jüdisch bzw. dem Koran entstammenden islamischen) Namen und solchen aus einem bestimmten Land/Sprachraum unterscheiden. Einige der von Dir oder anderen Posterinnen genannte Namen (z.B. Sarah, David, Noah) sind für mich in erster Linie Namen aus dem alten Testament, das für Christen und Juden gleichermaßen Teil des Glaubens ist. Diese Namen sind für mich daher übergreifend christlich/jüdisch und von keiner der beiden Religionen exklusiv oder auch nur primär zu beanspruchen. Andere von Dir genannte Namen (z.B. Naomi oder auch die in D bekannten Namen Levi, Ruben etc.), die keinen alttestamentarischen Ursprung haben, sind für mich landes-/sprachbezogene Namen und eher vergleichbar mit anderen nicht-konfessionellen ausländischen Namen, wie die ganzen französischen, englischen, skandinavischen etc. Namen, die in D Einzug gehalten haben. Nur weil hebräisch/israelitisch in vielen Fällen faktisch gleichgesetzt werden kann mit jüdisch, sind es für mich völlig verschiedene Dinge, nämlich einmal territorial/sprachlich bezogen und einmal religiös.
auch wenn ich (wieder) anecke .. ich bin null religiös, nie gewesen, werd ich wohl auch nie werden. aber das ist ja ne andere geschichte. aber es ist ja nun mal so, dass viele namen aus der christlichen und von mir aus auch jüdischen geschichte sind .. da haben doch fast alle namen einen hintergrund.. auch wenn es dann irgendwelche frz, engl, ital etc ableitungen von den namen sind. aber muss ich denn religiös sein und die geschichte kennen, wenn ich meinen sohn bspw. michael, gabriel oder wie auch immer nennen will?
