Stuhlenthalt als Machtmittel?

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: Stuhlenthalt als Machtmittel?

Hallo liebes Uroteam! Ich schätze eure Arbeit sehr und bin froh, mich an euch wenden zu können. Meine Tochter ( 2 Jahre + 2 Monate) hat extreme Probleme mit dem Stuhlgang. Sie hält ihn immer wieder zurück, sodass sie am Sonntag im Krankenhaus nach 6 Tagen Enthaltung einen Einlauf bekommen musste - was ich ihr zukünftig unbedingt ersparen will!!! Der Stuhl kann gar nicht hart sein, weil sie aufweichende Medikamente erhält. Aber sie entwickelt im Zurückhalten eine enorme Energie und Willenskraft! Selbst nach dem Einlauf hat sie wütend um sich getreten und mit aller Macht den Stuhl zurückzuhalten versucht, was ihr erstaunlich lange gelang. Uns wurde neben einer Ernährungsumstellung u.a. zu einem Töpfchentraining mit Belohnungssystem geraten? Ich dachte bisher immer, Druck wirke sich kontraproduktiv aus? Ich muss dazusagen, dass sie eigtl keine Windel mehr braucht - sie erkennt selbstständig, wann sie Pipi muss. Auch nachts ist sie theoretisch trocken. Selten geht noch was in die Windeln und wenn es passiert, dann natürlich nur unter Zorngeschrei. Warum hält sie also den Stuhl so vehement zurück? Kann das Ausdruck von Trotz sein? Hat sie Angst? Was soll ich machen? ! Vielen lieben Dank und sehr verzweifelte Grüße, Fräulein Sorglos

Mitglied inaktiv - 12.05.2015, 14:14


Antwort auf: Stuhlenthalt als Machtmittel?

Hallo Fräulein Sorglos :-))) zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an ihre Kleine, dass sie in ihrem doch noch sehr jungen Alter schon eine solch super eigenständige Blasenkontrolle tags und nachts hat. Es handelt sich beim Erlernen einer wunschgemäßen Blasen- und Darmkontrolle jedoch um zwei verschiedene Reifungsprozesse, die nicht zwangsläufig gleichzeitig abgeschlossen sein müssen. Wir erleben es sehr häufig, dass die Kinder, gerade was die Stuhlausscheidung betrifft, etwas später dran sind. Sie verweigern sich häufig weil sie es sich z. B. noch nicht zutrauen auch den Stuhlgang kontrollieren zu können, länger auf dieser großen Toilette zu sitzen, bei der es auch noch den Popo nass spritzt, wenn der Stuhlgang reinfällt und vielen Ängsten mehr, die den Kleinen so durch den Kopf geistern ;-). Häufig sind die Kinder auch durch harten Stuhlgang und den damit verbundenen Schmerzen bei der Ausscheidung traumatisiert und haben einfach Angst zu pressen – ein regelrechter Teufelskreislauf beginnt und es braucht ganz, ganz viel Geduld und vor Allem Zeit bis es sich wieder reguliert hat. Es muss also nicht zwangsläufig eine Trotzreaktion ihrer kleinen Maus auf irgendetwas sein aber das lässt sich für mich natürlich aus der Ferne nicht beurteilen. Das können sie als Eltern sicher besser beurteilen. Da die kleine Maus sich mit Händen und Füßen gegen die Toilette wehrt, würde ich ein regelmäßiges Toilettentraining zur Zeit eher nicht favorisieren, sondern zunächst versuchen, das Ganze nicht mehr zu thematisieren und Ruhe einkehren zu lassen. Sie schreiben – „eigentlich benötigt sie keine Windel mehr“ - meistens ist diesen Kindern schon geholfen, wenn man ihnen für das große Geschäft weiterhin eine Windel anbietet. Sie könnten mit ihr besprechen, dass sie sich bei ihnen meldet wenn sie Stuhldrang hat. Höschenwindeln eignen sich auch immer sehr gut. Die kann sie selbstständig händeln, wenn sie dann zum Pipi machen auf die Toilette möchte. WICHTIG ist, dass der Stuhl herauskommt – sonst kann es zur der von ihnen beschriebenen Verstopfung kommen. Es wird jedoch auch dann eine Weile dauern bis sich die Verstopfung reguliert hat. Während dieser Zeit sollte sie die stuhlweichmachenden Medikamente weiternehmen. Besprechen sie vielleicht mit ihrem Kinderarzt, ob die Dosierung kurzfristig noch erhöht werden darf. Zusätzlich zu dem Medikament muss ihre Tochter viel Trinken, da es sonst nicht wirksam werden kann. Ich empfehle ihnen regelmäßige Ultraschallkontrollen des Darmes bei ihrem Kinderarzt – wenn die nicht sowieso schon stattfinden :-) -und wünsche ihnen viel Geduld – geben sie ihrer Tochter jetzt vor Allem Zeit bis der Darm wunschgemäß arbeitet. Es wird sicher noch eine ganze Zeit dauern bis die Darmausscheidung regelrecht funktioniert. Liebe Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 12.05.2015