Nach Obstipation - totale Verzweiflung :(

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: Nach Obstipation - totale Verzweiflung :(

Liebes Team, das wird jetzt ein etwas längerer Text aber vielleicht können Sie uns helfen. Meine Tochter (inzwischen fast 5) war mit etwa 3,5 Jahren so ziemlich zuverlässig sauber. Kleine Unfälle waren kein Problem, da ja normal und auch nachts nutzten wir noch eine Windel. Im Mai letzten Jahres konnte sie von heut auf morgen nicht mehr zur Toilette gehen. Es ging alles -groß und klein- in die Hose. Sie wurde wieder ein komplettes Windelkind. Damals sind wir gerade umgezogen und mein Mann wurde völlig unerwartet arbeitslos und war erstmal zu Hause. Und ich habe wieder begonnen, zwei Tage die Woche zu arbeiten. Wir haben dieses plötzliche Unsauberwerden als Reaktion auf diese Veränderung unserer Lebensumstände erstmal abgetan. Dazu muss man sagen, dass meine Tochter sehr sensibel und extrem schüchtern und elternbezogen ist, viel Nähe und Kuscheleinheiten braucht und auch heute noch sehr an mir bzw meinem Mann klammert. Wir haben uns dass einige Zeit angeschaut, mit einem Kinderarzt darüber gesprochen, der dann im Herbst letzten Jahres eine Obstipation festgestellt hat, die den Darm schon übel in Mitleidenschaft gezogen hatte. Wir haben darauf mit Laxbene und Ernährungsumstellung die Therapie begonnen. Viel Geduld und Verständnis versucht aufzuwenden, so schwer es teils fiel. Jedes erfolgreiche Bescheidsagen und ins Klo machen, wurde mit viel Lob unterstützt. Nun klappte das Bescheid sagen - zumindest zu Hause bei uns - in der Zwischenzeit immer besser, seit etwa Februar sehr gut. Um Ostern hatten wir nochnmal ein paar Tage einen Rückschlag. Seitdem nur selten Unfälle. Auch nachts ist sie seit etwa Februar trocken. Wie gesagt - nur zu Hause. Im Kindergarten muss sie immer einen Windelslip tragen, da das Bescheid sagen dort gar nicht funktioniert. Nun haben heute die Kindergartenferien begonnen. Nach den Ferien wird sich wieder einiges für sie ändern. Sie wird in eine andere Gruppe kommen - zusammen aber mit Kindern, die sie aus ihrer aktuellen Gruppe kennt und mag. Die Erzieher kennt sie auch bereits. Ich habe ihr das alles schon mehrmals lang und breit erklärt, damit sie auf diese Umstellung eingestellt ist. Dazu kommt, dass ich sie ebenfalls ab nach den Ferien einen Tag die Woche für eine halbe bis vielleicht auch mal zwei Stunden in Betreuung geben muss, da ich sonst meine Arbeitsstelle aufgeben müßte. Wir bringen sie bei einer lieben Nachbarin unter, die selbst Kinder hat. Sie kennt sie bereits, wir waren schonmal da und werden sie nun während der Kiga-Ferien auch mit der Familie vertraut machen. Das alles habe ich ihr erklärt. Nun haben wir beim Sauberwerden aber gerade wieder einen starken Einbruch. Der Darm ist wieder völlig in Ordnung, was uns der Kinderarzt Anfang des Monats per Ultraschalluntersuchung bestätigte. Und es funktionierte nun ja auch schon sehr gut. Das sie nun wieder anfängt, selbst auch das kleine Geschäft in die Hosen zu machen, lässt mich langsam verzweifeln. Ich bin kurz davor, einen Kinderpsychologen aufzusuchen. Geduld hatten wir monatelang. Dieses Auf und Ab macht mich wahnsinnig und traurig. Ich weiß nicht mehr,was ich noch machen soll. Heute hat sie gespielt, steht auf und macht Groß in die Hose. Sie drückt und sagt dann, sie hat es nicht gemerkt. Sie weiß aber auch, dass ich nicht mit ihr schimpfe, wenn sie es nicht merkt. Aber sie hat meines Erachtens ganz bewußt in die Hose gemacht. Vielleicht schätze ich die Situatuation auch falsch ein. Heute beim Einkaufen sagt sie plötzlich, ihre Hose ist nass. Das hatten wir seit fast einem halben Jahr nicht mehr. Ich hab fürchterlich mit ihr geschimpft, weil ich ehrlich gesagt, ziemlich am Ende mit meinen Nerven bin und mir auch nur noch zum Heulen zumute ist. Ich kann sie nirgendwo mal allein zum Spielen bei Freunden lassen. Mir ist das selbst so unangenehm und ich möchte einfach nicht anderen Müttern zumuten, mein Kind sauber machen zu müssen. Ich weiß auch noch nicht, wie das mit der neuen Betreuung ab August werden soll. Ein Belohnungssystem funktioniert auch nicht. Teils habe ich - vor allem, wenn sie im Kindergarten war - das Gefühl, dass sie ihr Geschäft unterdrückt. Und da habe ich natürlich Angst, dass diese ganze Verstopfungsgeschichte wieder von vorn beginnt. Vielleicht gibt es noch irgendeinen Rat Ihrerseits, der nicht mit Geduld haben zu tun hat, auch wenn es wahrscheinlich das Einzige ist, was uns hilft. Kann ich irgendwie besser pädagogisch oder psychologisch auf sie einwirken, damit wir mehr und dauerhaften Erfolg haben? Denn wenn der Darm wieder in Ordnung ist, ist es doch eigentlich nur noch eine Kopfsache, oder seh ich das falsch? Viele Grüße Kleeblatt25

von Kleeblatt25 am 26.06.2017, 13:32


Antwort auf: Nach Obstipation - totale Verzweiflung :(

Hallo Kleeblatt25 Diese Problematik zeigt sich gar nicht so selten und zwar in allen Altersstufen :-((((. Im Alter ihrer kleinen Maus sind Blasen- und Darmkontrolle zudem noch sehr instabil und kleine oder große Veränderungen können schon einmal dazu führen, dass die Wahrnehmung für Harn- und Stuhldrang vorübergehend schlechter wird, da andere Dinge wichtiger werden. Wenn daraus eine Verstopfung entsteht haben die Kinder keine Chance dies ohne Hilfe wieder in den Griff zu bekommen, da die Funktion der Blase hierdurch ebenfalls eingeschränkt wird. Sie haben sich genau richtig verhalten in dieser Situation, sich um Hilfe für ihr Töchterchen gekümmert und der Erfolg hat sich eingestellt :-)))). Eine Verstopfung zu beseitigen ist ein langwieriger, manchmal Jahre dauernder Prozess mit Erfolgen und Rückschlägen. Ihr Töchterchen ist jetzt auf einem guten Weg, wenn sie zu Hause im geschützten Umfeld ihre Unterstützung hat. Sobald sie wieder selbst auf ihren Harn - und Stuhldrang achten muss, wird klar, dass sie hiermit noch völlig überfordert ist. Blasen- und Darmkontrolle haben viel mit Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu tun, die bei einer Verstopfung vorübergehend zum Teil verloren geht und da der kleine Kopf im Kindergarten zudem noch von den aufregenden und neuen Dingen gefordert wird, die sie lernt kann sie sich hier nicht so gut um Blase und Darm kümmern. Es ist gut möglich, dass die neue Situation nach den Ferien ihren kleinen Kopf jetzt so sehr beschäftigt, dass wieder einmal kein Raum für so schwierige Aufgaben wie Blasen- und Darmkontrolle da ist. Auch wenn sie es nicht so gerne hören möchten ;-))), unsere Erfahrung zeigt, dass diese Kinder wirklich ganz viel Zeit benötigen und nur selbst das Tempo bestimmen können. Aber natürlich gibt es auch Dinge mit denen sie ihre kleine Maus unterstützen können. Vielleicht sind es Empfehlungen, die ihr Kinderarzt ihnen ebenfalls gegeben hat. Bei jedem Menschen sucht der Darm sich einen Zeitpunkt, an dem er sich einmal am Tag entleeren möchte. Meist ist dieser Zeitpunkt kurz nach einer Hauptmahlzeit (ca. nach 15 -20min). Dann setzt der sogenannte gastrokolische Reflex ein um Platz zu machen für weiteren Stuhlgang. Diesen Zeitpunkt kann man 1x/ Tag ausnutzen um für ca.- 5-10 min eine Toilettensitzung durchzuführen um den Darm zu entleeren. Die Kinder sollten allerdings entspannt auf der Toilette sitzen können. Das heißt: eventuell mit Sitzverkleinerer und Fußbank. Eine ausreichend und regelmäßig über den Tag verteilte Trinkmenge (7 Portionen am Tag) unterstützt das Erlernen einer guten Blasen- und Darmkontrolle. Sie können die kleine Dame auch gerne hin und wieder fragen ob sie Harn-, Stuhldrang hat, sie dann aber selbst entscheiden lassen ob jetzt der richtige Zeitpunkt für den Toilettengang ist, denn das ist es ja was sie lernen sollte :-)))). Unter folgender Internetadresse finden Sie eine Informationsbroschüre für Eltern zum Thema einnässen/Reifung und auch eine entsprechende kindgerechte Erklärung: http://www.kontinenzschulung.de/images/einnaessen/KgKSElterninfo%2011_2016%20kl.%20Korrektur-2.pdf Vielleicht mögen Sie sich diese ja herunterladen und zusammen mit ihrem Mädchen anschauen. Jetzt ist meine Antwort auch ein wenig länger geworden ;-))). Schauen sie einmal ob es für hilfreich ist. Herzliche Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 27.06.2017