Inkontinent mit 9?

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: Inkontinent mit 9?

Meine Tochter wird in 2 Wochen 9Jahre. Den ersten Harnwegsinfekt hatte sie mit einem Jahr. Ich habe es nicht gleich festgestellt und es wurde eine Nierenbeckenentzündung daraus- Krankenhaus-Antibiotika. Danach ging es immer so weiter mit den Harnwegsinfektionen, mindestens 2x/Jahr bis zu 5x/Jahr. Jedes Mal Antibiotika bis sie 5 Jahre alt war. Durch 3 Scharlacherkrankungen war mir die Antibiotikatherapie zu viel und ich habe beim nächsten Harnwegsinfekt beim Hausarzt nach Homöopathie gefragt. Damit kamen wir gut klar bis Anfang diesen Jahres, da sah der Urinstick plötzlich anders aus: Nitrit sehr stark, wenig Leukos und keine Erys, sonst war immer alles stark positiv. Wieder Kügelchen, aber nichts tat sich, also zum HA, diesmal waren Colibakterien Schuld- wieder Antibiotika. Seit dem ist kaum Ruhe, in diesem Jahr jetzt der 4. Harnwegsinfekt, der mit den Colibakterien dauerte 4 Wochen bis zur Diagnostik. Meine Tochter war noch nie trocken und hat schon immer Probleme auch mit Stuhlausscheidung, von Anfang an ging immer was in die Hose. Die Harninkontinenz wird mit jedem Harnwegsinfekt schlimmer, mittlerweile geht bis zu 10x/Tag was in die Hose, immer nur kleinere bis mittlere Mengen, keine komplette Blasenentleerung und vom Stuhlgang sind mindestens 2x/Woche Spuren drin (Schmierspuren). Der Kinderarzt sagt ich soll Toilettentraining machen, der Urologe sagt alles ok, Toilettentraining und immer nur Antibiotika. Toilettentraining bringt bei ihr nicht mehr viel. Sie geht in die Schule, da kann ich sie nicht schicken und wenn ich sie daheim schicke, dann kann es sein, sie geht, aber tut nur so- sie "bescheißt" mich halt. Nachts während des schlafens passiert gar nichts, aber die Zeit vor dem einschlafen ist besonders extrem, da haben wir 4-5 Schlafhosen in einer Stunde. Ob es psychisch ist? keine Ahnung, sie ist ein fröhliches Kind mit noch wenig Selbstbewusstsein. Auf Nachfrage sagt sie, sie spürt es nicht, weder Stuhlgang noch Urin, sie merkt es erst wenn es schon zu spät ist. Ich bin total ratlos und unsere Ärzte sind mir auch keine Hilfe. Vielen Dank schon mal.

von hedda3 am 28.07.2015, 09:13


Antwort auf: Inkontinent mit 9?

Hallo hedda3 Zunächst muss ganz dringend die Ursache für die Harnwegsinfekte, das Einnässen und Stuhlschmieren herausgefunden werden. Es gibt vielfältige Gründe für Blasen- und Nierenbeckenentzündungen – unter Anderem Stuhlschmieren und Blasenfunktionsstörungen. Unsere Empfehlung bei über 4 Harnwegsinfekten pro Jahr wäre zunächst eine antibiotische Dauerprophylaxe in geringer Dosierung über einen längeren Zeitraum (6 Monate) um der Blase die Möglichkeit zu geben sich unter Infektfreiheit erst einmal wieder zu erholen und zu lernen richtig zu arbeiten. Ich würde dringend raten, dass sie ihre Tochter bei einem Kindernephrologen und Kindergastroenterologen vorstellen - am Besten gemeinsam mit einem unserer urotherapeutischen Kollegen in ihrer Nähe – zu finden unter: http://www.urotherapie.de/downloads/urotherapeutenliste_11-2014-offen.pdf Fürs Erste wäre es sehr wichtig, dass sie lernt ausreichend und regelmäßig zu trinken - z.B. 7x ca. 200-250 ml ca. alle 2 Stunden bis 2 Stunden vor dem Einschlafen – verhilft zum Durchspülen der Blase und gegen Verstopfung. Gerne auch 1-2x am Tag 1 Glas Cranberrysaft – macht den Urin sauer und erschwert daher das Keimwachstum. Bei Harndrang sollte sie sofort und in Ruhe zur Toilette gehen – für die ersten Wochen eventuell sogar regelmäßig spätestens nach 3 Stunden. Nasse und verschmutzte Wäsche sollte SOFORT gewechselt werden. DAS ALLES SIND UNERLÄSSLICHE MAßNHMEN!!!!!!!!!!!!!!! 1-2 Stuhlsitzungen am Tag – ca. 30 min nach einer Mahlzeit für ca. 10 min versuchen den Darm zu entleeren. Um die Entleerung zu erleichtern könnten stuhlaufweichende Medikamente verabreicht werden. Das Alles würden unter Anderem auch unsere Kolleginnen mit der kleinen Dame besprechen und eventuell üben – wird von den Kindern oft besser angenommen als wenn die Eltern Etwas sagen ;-)). Ich wünsche ihnen und ihrer Tochter viel Erfolg bei der Diagnostik und Therapie. Liebe Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 28.07.2015