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spricht 2.Kind die Nicht-Umgebungssprache später?

Thema: spricht 2.Kind die Nicht-Umgebungssprache später?

Hallo, hatten vor kurzem eine Diskussion ueber dieses Thema. Eine Freundin hat irgendwo gelesen, dass das erste Kind meistens am Besten in der Nicht-Umgebungssprache ist. Weil Nr. 1 dann aber oft die Umgebungssprache mit dem Geschwisterchen spricht sollen diese in der anderen Sprache nicht mehr so fit sein. Wie sind Eure praktischen Erfahrungen hierzu? Lg, Alexandra

Mitglied inaktiv - 30.09.2010, 22:20



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Hej Alexandra! Wenn es nur um mein Familie ginge, wäre es o. Eindeutig hat meine Große ein engeres Verhältnis zur deutschen Sprache als die Jüngere --- aber daß das daran legt, daß sie als Kinder tatsächlich nur die Umgebungssprache sprechen, bezweifele ich. Es spielen so viele Dinge in die Sprachfähigkeiten eines Kindes. natürlich hat meine Große mich 3 1/2 Jahre allein gehabt, aber auchdie Jüngere war dan den ganzen Tag mit mir zusammen, weil die Große im KIGA war. Die Große hat allerdings ein anderes Interesse für Sprache als solche und Sprachen. Und darin sehe ichden hauptgrund für die unterschedlichen Sprachniveaus - wobei ich wie gesagt beide Töchter als sehr gut im Deutschen bezeichne. Bei Kindern in Familien mit 2 deutschen Eltern sehe ich diese Problematik überhaupt nicht. Und da dort die Spielsparche auch oft die Umgebungssprache ist, sofern auch nur 1 dänisches Kind dabei ist, ist der deutsche Input letztendlich soviel anders auch nicht. Ich halte es da mehr mit den unterschiedlichen Rollen der Kinder in einer Geschwisterfolge --- jedes Kind entwickelt andere Ineressen -- und gerade die ersten sind oft sehr kognitiv. Mich erinnert das an eine Untersuchung zur Mehrsprachigkeit, bei der meine kinder für die Interviewerin eine rhythmische Klatschfolge nachklatschen sollten. Siekam begeistert zurück: Das hättendie Kinder ja viel besser als die dänisch-französischen Jungs gebracht, die sie vorher hatte. Ob das wohl daran läge, daß bei uns 2 germanische Sprachen aufeinandertreffen und daher sparchlich doch mehr Verbindung bestünde? Oder seien Mädchen darin besser als Jungs? Während ich mir noch das abstruse Gefühl zu fangen versuchte, das sich bei mir deshalb einstellte (MottO. komisch wirkt das, kann doch nicht sein!), fiel mein Blick auf die Violinen meiner töchter und mir fiel: Solche Klatschspiele in komplizierter Form sind die Kinder seit Jahren gewöhnt, weil sie i nden Gmeinschaftsstunden oftmals gespielt werden, um eben die unterschiedlichen Handbewegungen (Bogen/Violine) zu üben. Verstehst Du, es hängt von so vielem ab - und wie bei den Sprachstörungen u.a. beim Fachpersonal erstmal die Ursachen erstmal in der mehrsprahcigkeit gesehen wird, so auch hier. Aber: Es KANN sein, muß aber nicht - wie beim verzögerten Sprechenlenern. Denn jedes Kind und jede Familie ist anders. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 30.09.2010, 22:57



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Meine 2. Tochter hat zwar nicht später gesprochen, dafür aber schlechter. Ist auch heute (sie íst jetzt 9) noch so, sie spricht die Nicht-Umgebungssprache deutlicher schlechter als ihre ältere Schwester. Eigentlich ist es bei allen zweisprachigen Kindern, die ich kenne, so. Ich habe mich schon oft gefragt, warum das so ist. Denn meine jüngere Tochter hat ja dadurch, dass ich mit ihrer älteren Schwester gesprochen habe, von Anfang an mehr Englisch gehört als die große Schwester, die mit mir alleine war. Ich bin mal gespannt, ob sie das jemals aufholen word. Silvia

Mitglied inaktiv - 30.09.2010, 23:08



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Also bei uns ist es auch so, dass die Große früher NL gesprochen hat und auch besser. Es liegt vielleicht auch mit daran, dass bei uns der Papa die Zweitsprache- bei und Niederländisch- spricht. Der ist natürlich seltener zuhause und spricht die Sprache mit den Kindern. Meine Kinder verstehen NL alle recht gut, aber die Große hat z.B. mit 4 Jahren von selbst angefangen NL zu sprechen, die Mittlere spricht es erst seit dem sie 6 ist und tut sich deutlich schwerer. Der KLeine ist erst 2 und plappert mal einen Satz in NL nach, hat aber bisher eher einen deutschen aktiven Wortschatz. Ich denke eben, wenn die Umgebungssprache viel häufiger praktiziert wird, dann ist es für die Kinder schwieriger und weniger reizvoll, die zweitsprache zu lernen. Wir sind etwa 2 mal im Jahr eine Woche in NL, die Familie von dort kommt aber nur ganz selten und ich denke, den Kindern fehlt auch die "Sprechpraxis" in der niederländischen Sprache, die sie ja nur sonst bei und zuhause hören. LG Muts

Mitglied inaktiv - 01.10.2010, 10:24



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Hej! Siehste - es gibt eben sehr viele Gründer, weshalb es bei manchen so und bei anderen anders läuft. Ob der vater oder Mutter die Nicht-Umgebungssprache sprechen (und wieviel die jeweiligen dann auch zuhause sind) scheint Untersuchungen zufolge auch sehr wichtig zu sein. und Unterschiede machen. Und doch kenne ich auch da mind. 1 Familie, wo die Kinder gleichberechtigt auf sehr gutem Niveau beide Sprachen konnte, obwohl Süddtl.d von DK wirklich weiter weg ist - in jeder Beziehung - als wir hier in DK von Dtld. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 01.10.2010, 12:39



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Das trifft bei uns nur auf meinen Sohn zu. Er spricht besser Englisch als deutsch. Es ist in der Tat so, dass die Kinder nur Englisch miteinander reden, obwohl zuhause von uns nur Deutsch geprochen wird. Meine Grosse hat Englisch erst mit 9 innerhalb weniger Monate gelernt und ist in beiden Sprachen super. Mein Sohn fing erst mit 3 an Englisch zu sprechen und macht jetzt mit fast 6 in Deutsch einige grammatikalische Fehler und muss oft nach Worten suchen. Seine Saetze sind gemischt. Englisch spricht er fehlerfrei. Die Kleinste ist 2,5 und spricht besser Deutsch als ihr grosser Bruder. Ihr Englischer Wortschatz ist deutlich kleiner und sie spricht lieber Deutsch, kann aber fast alles uebersetzen. Meinem Sohn lese ich schon immer dt. Buecher vor, kaufe dt. Videos und spreche auch nie Englisch mit ihm. Trotzdem haben die Maedels das besser drauf.

Mitglied inaktiv - 01.10.2010, 19:49



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Hej ! Ich denke, das kommt auf die Umstände an. Ich spreche nur deutsch mit beiden Kindern. Ian ist erst mit 3 Jahren in die schwedische Dagis gegangen, da war sein Deutsch schon gefestigt. Klar, er konnte schwedisch verstehen und reden, aber halt nicht so gut. Jetzt ist er 5 und sein Schwedisch ist auf dem Niveau eines 5 jährigen, sein Deutsch allerdings auf dem Niveau eines 12 jährigen (wir lesen sehr viel). Sean ist schon mit 2 in die Dagis gegangen als sein Deutsch noch nicht so gesessen hat. Er war sowieso spät mit dem Reden. Sein deutsch ist deutlich schlechter als es Ians deutsch in dem Alter war. Untereinander sprechen die Kinder zu 90% deutsch. Nur beim spielen rutschen sie ab und zu ins schwedische. Ich muss aber auch sagen, dass ich ihnen immer sage, sie sollen deutsch miteinander reden. Schwedisch sprechen sie in der Dagis und der Schule ja genug. Lg aus Schweden, Jennifer, Ian (Schwedisch /deutsch) und Sean (schwedisch /deutsch)

Mitglied inaktiv - 02.10.2010, 08:05



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Hallo Jen, wie kann ein 5jaehriger im Ausland Deutsch auf dem Niveau eines 12jaehrigen sprechen und wie kommst du ausgerechnet auf 12??? Mein Sohn ist fast 11, haelt mir auf Deutsch komplizierte Vortraege ueber verschiedene Arten von iPods, die Wiedervereinigung, wie ein Eierkocher funktioniert und das Sonnensystem um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das macht dein Sohn alles incl Fachbegriffe? Zum Thema: wir sind seit 4 Jahren in den USA, meine Tochter wurde hier geboren. Zu hause sprechen wir Deutsch und die kids besuchen einmal woechentlich eine dt Schule, die nach Lehrplan Badenwuerttemberg das Fach Deutsch unterrichtet. Meine Kinder haben beide frueh gesprochen. Meine Tochter war von Anfang an 2sprachig, mein Sohn ist erst mit 3 Jahren hierher gekommen. Ich wuerde einfach sagen, dass es vom Kind abhaengt und frueher oder spaeter plappern einem alle Kinder ein Ohr ab LG, MamaUSA

Mitglied inaktiv - 04.10.2010, 02:00



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Hej USA-Mama! S. Überschrift. Ich lobe meine Töchter zu Recht auch sehr, sie ind fließend und auf sehr hohem Niveau zweisprachig, aber selbst meine sprach- und sprechbegabte Große höätte ich mit 5 Jahren nicht auf das Niveau einer 12J. gehoben (das hätte ich ehrlich gesagt auch eher negativ empfunden!!!) Zudemsolltem an wirklichsehr vorsichtigsein mit Vergleichen - denn gleichaltrige Kinder erlebt man ja selbst bei Besuchen in Dtld. kaum so lange und so viel am Stück -- schon gar nicht in der Vielfalt wie die Kinder zuhause. Da kann man sich oft nicht unbedingt einen Überblick verschaffen, wie das Niveau der Gleichaltrigen in Dtld. gerade sein sollte. Vorsicht also - so ein Vergleich macht alle übrigen Aussagen gleich mit mehr als unglaubwürdig. Ich nehme die Aussaage jetzt einfach mal als (über das Ziel hinausgeschossene ) Feststellung, daß das Kind sehr gut beide Sprachen spricht -- wenn es das altersgerecht in beiden Sprachen schafft, ist es doch prima und ausbaufähig! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 04.10.2010, 08:33



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Klar hört sich das übertrieben an, aber es ist nunmal so. Für mich war das alles ganz normal bis wir im Urlaub dieses Jahr eine Gruppe deutsche Gymnasiallehrer getroffen haben. Die waren nur baff wie sich Ian aufdrückt. Er ist eben an allem interessiert und wir lesen (in deutsch) zu 80% nur Sachbücher. Kindersachbücher interessieren ihn nicht, momentan sind Vulkane "in" und wir lesen Maurice und Katia Kraffts "Führer zu den Virunga Vulkanen" (mal als Beispiel). Das ist Hochschulmaterial. In schwedisch liest er mehr kindgerechtes mit dem Papa (momentan Asterix), aber eher weil der Papa keine Lust auf Sachbücher hat. Da der Papa nicht bei uns wohnt, spricht er kaum schwedisch mit Erwachsenen, sondern eher mit den Kindern in der Schule. Deshalb hat sein schwedisch auch noch kein so hohes Niveau. Ich empfinde das nicht als negativ, sondern eher als normal, ich bin hochbegabt und meine Mutter musste mir als 2jährige schon aus Brehms Tierleben vorlesen weil ich im Kindergarten einen Vortrag über Regenwürmer halten wollte :-) Grüsse aus Schweden, Jennifer

Mitglied inaktiv - 04.10.2010, 10:12



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Hej Jennifer! ich kann natürlich die Sprachbegabung Deines Sohnes aus der ferne nicht beurteilen und glaube Dir gern, daß er gut ist - meine Töchter sind es nämlich auch. das geht also durchaus. Und daß sogar Gymnasiallehrer erstaunt sind,wennsie fließend sprechende und akzentfreie Kinder in mehreren Sprachene rleben, wissenwir alle: Solche Fachleute sind eben keine,wnenes um Mehrsparchigkeit in der Erziehung (und deren Resultaten!!!) geht. In der ersten Klasse hat meine große sich auch hingesetzt und zu ihren Schleichtieren die dänischen zoologischen Bezeichnungen und Artikel herausgesucht und die dann für eine deutsche Freundin, mit der sie hier in den Ferien spielte, übersetzt --- und übersetzen ist, entgegen landläufiger Ansicht, nicht unbedingt einfach für mehrsparchige Menschen --- gerade weilsie merken,d aß es selten 1:1 geht. . Sooo hochbegabt finde ich das aber nicht, wenn ein Kind eben vorher gefördert wurde und intelligent ist. Die Aussageselbst halte ich trotz allem für problematisch in diesem Zusammenhang hier: Entweder greift sie völlig daneben, weil sich die beurteilenden Menschen vertun (s.a.o.) Oder das Kind ist tatsächlich hochbegabt (ist so eine Sprrache ein Anzeichen dafür?) und dann kann es ja auch kein Maßstab für die meisten anderen Menschen sein. So oder so --- als Vergleich mit Vorsicht zu genießen. Nichts für ungut - Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 04.10.2010, 23:34