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Rückmeldung, wie es uns ging mit der Zweitsprache

Thema: Rückmeldung, wie es uns ging mit der Zweitsprache

Hallo, da vor einigen Tagen hier die Frage auftauchte, wie jemand anfangen soll mit der Zweitsprache, wenn das Kind schon etwas älter ist, wollte ich mal eine kurze Rückmeldung geben, wie das bei uns bisher gelaufen ist. Vor ca. 2 Jahren, hatte ich nämlich die selbe Frage Damals konnte ich meinen Mann davon überzeugen, doch endlich arabisch zu hause zu reden. Ansonsten reden wir deutsch. Ich verstehe ihn im Groben aber, naja, und das wird bei mir ja auch besser mit der Übung... Am Anfang sah es gut aus... Leider, hat unsere Tochter, damals 3, den arabisch redenten Papa völlig entgeistert angeschaut und irgendwann angefangen dagegen lautstark zu protestieren! Mein Mann ist bis heute entmutigt diesen Versuch erneut zu starten. Allerdings bin ich insofern nicht ganz unglücklich, da unsere arabische Familie uns seither sehr oft besucht. Daher hören unsere 2 Hüpfer, inzwischen 5 und fast 3, die Sprache doch in einer beständigen Regelmäßigkeit und irgendwie kommen sie im Spiel mit den anderen Kindern erstaunlich gut klar. Jedoch kommt ihnen kein arabisch über die Lippen. Außerdem lebt meine Familie großteils in Norwegen. Dort sind wir natürlich nur einmal im Jahr. Aber es fällt auf, daß nach 2 Wochen die wichtigsten Floskeln auf norwegisch gut rüber kommen. Mein Sohn spricht ja noch nicht so viel, aber meine Tochter scheint bei den letzten beiden Urlauben dort keinerlei Probleme gehabt zu haben. Hinzu kommt, daß eine ihrer Freundinnen ebenfalls aus Norwegen ist, und sie bei ihnen zu hause, die Sprache ebenfalls regelmäßig hört. (1x die Woche) Also, ich bin mittlerweile zufrieden mit der Entwicklung. Eine weitere Besonderheit kommt jedoch hinzu, die mich echt fertig macht Wir, Mann und ich, reden klares Hochdeutsch. Meine Kinder derbstes Niederbayrisch. Es gab schon einige Situationen, in denen ich sie nicht verstanden habe! Daher würde ich sagen, meine Beiden haben definitiv eine andere Muttersprache als ich. (Halt nur nicht so, wie geplant.) LG und vielen Dank für die Ratschläge von damals und das mitlesen zwischen durch. Besonders an DK-Ursel Sally

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 20:13



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Hej Sally! ich find e es immer toll, wenn mal Rückmeldungen kommen. So könnenwir lle durch lernen, die Erfahrung ist ja das Wichtgste an allem. Deshalb ganz herzlichen Dank für Deinen Bericht. Jaja, wenndannauch noch ein Dialekt dazukommt, haben Deine Kinder ja genug Spachen um die Ohren. Schade, daß Dein Mann aufgehört hat - von anderen Dingen wie Zähneputzen, Anschnallpflicht oder Schlafengehen müssen wir die lieben Kleinen ja auch mit Nachdruck überzeugen , aber mit viel Familie frumherum geht es anscheinend auch gut. Ist Dein Bericht nun eine Ermutigung für die anderen, auch spät noch mit der Sprache durchaus anzufangen - oder eher nicht? (Außer Frage ist natürlich, daß man so früh wie möglich, am besten schon vor der Geburt, anfangen soll.) Auf jeden Fall danke - Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 21:15



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Hallo, ich glaube, meine Erfahrung zeigt 2 Dinge: Zum einen hätte ich meinem Mann "kräftiger in den Hintern" treten sollen. Zum anderen habe ich erst mit der Zeit begriffen, daß wir eh in viele, viele Sprachen gut eingebettet sind. Darin sehe ich mittlerweile ein hohes Potential. Wichtiger als nur die Sprache ist mir die gesamte Kultur, die wir aus all den Ländern mitbekommen. Unser Freundes- und Bekanntenkreis hat sich, u.a. durch diese Erkenntnis, neu geordnet. Und das ist gut! Sally

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 21:41



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Siehst Du, Sally, das finde ich toll. Ich habe es sicher schon mal geschrieben: Wir haben an einigen Untersuchungen zum Thema Mehrsprachigkeit teilgenommen Bei einer fragte mich die Interviewerin am Schluß, welchen Rat ich werdenden Eltern bilingualer Kinder geben könnte. Und plötzlich wurde mir klar: Am Anfang meiner Internetteilnahme an solchen Foren hätte ich feste Regeln gehabt so wie diejenigen,die fest uf OPOL pochen etc. Aber das hatte sich durch meine eigenen Erfahrungen, aber auch die der anderen, die ich kennenlernte, total geändert. Und eine der wichtigsten Regeln ist eben, daß jeder es individuell passend für seine Familie und Kinder machen muß - alles andere ist Krampf und wird nicht funktionieren. Und so macht Ihr das ja auch! "Gewußt" habe ich das wohl immer, denn ich habe gänzlich ohne Vorwissen, ohne Zweifel und Fragen einfach mit meinen Kindern geredet - und mein Mann auch, aber jeder eben in seiner Sprache. Das fachliche Interesse kam erst später. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 22:55



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Ist wirklich Schade, dass du deinen Mann nciht "kraeftiger in den Hintern getreten hast". Aus erzaehlungen weiss ich, dass mein Vater mit mir auch anfangen wollte italienisch zu sprechen, als ich 3 Jahre alt war. Ich wollte nciht und er hat es gelassen. Wir haben dann spaeter nur die notduerftigsten Worte gelernt und ich konnte mich jahrelang nur mit Hilfe anderer mit einem Teil meiner Familie unterhalten. Nach dem Abi bin ich dann extra vor den anderen zu unseren Verwandten gefahren, weil ich die Sprache lernen wollte (es war keiner da, der uebersetzen konnte). Ich habe einiges gelernt. Ich hatte dann das Glueck, dass ich waehrend meiner Berufsusbildung in Deutschland ein zehnmonatige Praktikum in Italien machen konnte. Da habe ich die Sprache dann noch besser gelernt. Ich bin dann allerdings danach in ein anderes Land gezogen und habe viel italienisch verlernt. Mittlerweile lebe ich aber schon laengere Zeit wieder in Italien und spreche die Sprache gut. Mein Kind waechst jetzt zweisprachig auf und ich lasse mir das auch von niemandem ausreden (es gibt ja immer mal wieder Leute, die meinen ich solle mit meinem Kind doch italienisch sprechen damit er die Sprache lernt ohne das sie unsere Situation (der Kleine spricht besser italienisch als deutsch) kennen).

Mitglied inaktiv - 18.08.2010, 18:30