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Mit der 2. Sprache haben wir es nicht geschafft

Thema: Mit der 2. Sprache haben wir es nicht geschafft

Hallo, meine Tochter ist jetzt 3. Ihr Papa ist deutsch, ich komme aus Russland. Mein Kind spricht nur deutsch. Am Anfang habe ich mit ihr viel russisch gesprochen. Das war aber deswegen schwierig, weil ich keine russische Bekanntschaften habe. Russisch konnte ich mit ihr nur dann sprechen, wenn wir alleine waren. In der Gesellschaft von den anderen habe ich mit ihr deutsch gesprochen. Es wurde immer mehr deutsch, bis ich irgendwann ein Gefühl bekommen habe, dass sie mich viel weniger versteht, wenn ich russisch spreche. Das Verlangen nach Kommunikation mit meinem Kind war so gross, dass ich russisch einfach aufgegeben habe. Jetzt habe ich schlechtes Gewissen, weil ich meinem Kind so eine Möglichkeit genommen habe 2 Muttersprachen zu haben. Was meint ihr? Ist es zu spät jetzt mit russisch neu anzufangen? Wenn nicht wie soll ich es tun? Danke für eure Antworten

Mitglied inaktiv - 10.05.2011, 14:30



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Ganz sicher ist es nicht zu spaet. Vielleicht koenntest du aktiv nach russischen Bekannten suchen? Die vielleicht sogar Kinder haben? Oder in der Oeffentlichkeit doch russisch mit ihr sprechen, wenn Aussenstehende nicht wissen muessen worum es geht? Keinesfalls wuerde ich aufgeben.

von Pamo am 10.05.2011, 15:20



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Ich wuerde mit der Kleinen nur russisch sprechen. Auch draussen. Wenn es auch andere Leute verstehen sollen, kannst du es ja in beiden Sprachen sagen. Kuemmer dich nicht darum was die anderen Leute sagen. Ich sage immer, dass der Kleine zweisprachig aufwaechst. Versuch es auch CD's, DVD's, Buecher auf Russisch. Und fahr mit der Kleinen mal allein nach Russland (es sei denn Dein Mann spricht Russisch), damit die Kleine nur Russisch hoert. Meiner hat nach 2 Wochen in Deutschland seinen ersten Satz auf Deutsch gesagt. Ich bin auch die Einzige, die mit ihm Deutsch spricht (Umgebungssprache ist Italienisch). Ich spreche nur Deutsch mit ihm (ich hatte deshalb auch schon Diskussionen auf dem Spielplatz, was meine Haltung aber nicht aendert (mir wurde sogar schon gesagt ich solle mich integrieren, dabei bin ich (auch) Italienerin). Wir bestimmen wie wir unser Kind erziehen und niemand sonst. Mittlerweile spricht er einigermassen Deutsch, mischt aber noch viel.

von germanit1 am 10.05.2011, 17:55



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Hej! ich bin auch ganz alleine mit der deutschen Sprache gewesen --- und es hat gut geklappt. Wir wechseln nur ins Dänische (Unmgebungssprache), wenn um uns Menschen sind, die mit uns zu tun haben, die also verstehen SOLLEN,w as wir reden, um dabei uz sein. Aber sonmst - auf der Straße, im Bus, i nder Warteschlaneg an der kasse etc. wird deutsch geredet!!!! Such Dir andere Möglichkeiten: Lies abends russische Bücher vor und sprich mit Deinem Kind darüber, hört russische Kinderlieder und singt sie (auch unterwegs), und wenn dann irgendwan ndas fernsehen dauzkmmt, beviorzuge russische Programme/DVDs. Gerade solange die Kinder klein sind, gibt es noch viele Möglichkeiten, weildie Freunde noch incht täglich kommen oder das Kind den ganzen Tag woanders ist. Du kannst es immer noch schaffen, das Ruder rumzureißen. Kann sein, Dein Kommunikationsbedrüfnis wird eine Weile zu kurz kommen - da müßt Ihr durhc, wennDu die 2. Sprache wirklich willst. Einen gewissen Einsatz muß man leisten, von nichts kommt auch nichts. Wie schwer Dir dieser Einsatz fällt, kannst Du nur Du ermessen - da mußt Du eben genau nachfühlen,was dir wichtig ist. Denn nur, was Du wirklich willst, kannnst Du auch authentisch gegenüber Deinem Kind vertreten. Nur Mut, obwohl ich die einzige Deutschsprechende für meine Kinder war und obwohl wir auch in Gegenwart von anderen in die Umebungssprache wechseln, sofern diese in Verbindung mit uns stehen (sollen), haben meine kinder die deutsche Sprache gut gelernt! Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.05.2011, 07:39



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Vielen lieben Dank euch allen für eure tolle Kommentare! Ich werde euren Ratschlägen folgen Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 11.05.2011, 11:52



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ich kann mich nur anschliessen. selbstverständlich sprichst du deine sprache mit dem kind, auch draussen und unterwegs. ich bekomme auch schräge blicke, aber ich kann den mitmenschen nicht den gefallen tun, meinem kind meine sprache vorzuenthalten. mein kind spricht umgebungssprache und meine sprache gleichermassen auf topniveau. das kind meiner freundin hörte die ersten 9 jahre nur die umgebungssprache. meine freundin begann dann, in ihrer eigenen sprache mit ihm zu kommunizieren. anfangs war das ein krampf, aber sie machte es trotzdem. das kind ist mittlerweilen ein junger mann. er versteht die sprache perfekt und spricht sie auch sehr gut, wenn auch mit leichtem akzent. fazit? es lohnt sich IMMER. alles gute!

von Chatilia am 11.05.2011, 19:40



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Mach dir da keinen Kopf, ich weiß, wie schwierig es ist, konzequent in der anderen Sprache zu sprechen. Mein Mann hatte sich auch vorgenommen, NL mit den Kindern zu reden, es aber nicht wirklich konzequent gemacht. IN NL ertappe ich mich, wie ich NL mit den Kindern rede. für den Moment finde ich wichtig, dass sie eine Sprache gut kann. Wenn Du das Gefühl hast, sie ist im Deutschen gut sicher und gefestigt, dann würde ich ganz einfach mit russischen Bilderbüchern oder so ihr die Sprache nahe zu bringen. Für Kinder ist es auch schwierig, ohne "Anreiz" ( dann kann ich mit Oma sprechen oder mit meine Cousinen) eine Sprache zu lernen, die sie selten hören. Mein Mädels ( 10 und 8 Jahre) können NL verstehen und die große auch recht gut sprechen inzwischen, die kleine mischt die Sprachen häufig. Oma weigert sich die kleien zu verstehen, aber ein netter Bekannter aus NL, der hier immer Urlaub macht, versteht sie und kann sie ganz toll ermutigen. Der Jüngste ( 3) spricht bisher nur deutsch, aber er versteht einiges. LG Muts

von Muts am 12.05.2011, 18:34



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Hej! Hier möchte ich doch widersprechen. Niemand sollte warten, bis sich die deutsche (UMgebungssprache ) gefestigt hat. Bis dahin hat sich dann auch das Sprechen in eben dieser Sprache gefestigt, Gewohnheiten sind schwer umzustoßen - auch jetzt schon - wieso soll man es sich schwerer machen als nötig? Zudem leuchtet sicher jedem ein, daß man eine Sprache am besten lernt, je mehr man sie hört - wieso also kostbare Zeit vertun? Drei Jahre sind schon vergangen!!!! Dieses Argument hört man eigentlich eher von denen, die von Spracherwerb keine Ahung haben, und noch weniger von Mehrsprachigkeit! Wenn einem wirklich daran liegt, daß die Kinder auch die Nicht-Umgebungssprache lernen,. muß man das so früh und viel wie möglich machen. Es hängt vom eigenen Willen, von der eigenen Überzeugung ab, wie authentisch der Einsatz für die Sprache wird. Da muß sich manchmal auch jemand am Riemen reißen, bis es eben wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist - und auch hier gilt wieder für beide Beteiligten: Je eher umso besser. Also - bitte nicht warten, gleich Russisch reden und dies, soviel wie möglich - anfangs wird es sicher zu Kommunikationsschwierigkeiten und Irritationen kommen - das aber auch inein paar Jahren, wenn sich die deutsche Sprache gefestiogt hat!, aber das ist bei konsequenter Durchführung bald vergessen. Zum Thema Anreiz noch: Die meisten Kinder wachsen mit nur 1-2 Bezugspersonen in der anderen Sprache auf. Selten gibt es wirklich Spielgruppen in der Nicht-Umgebungssprache, es ist nicht immer möglich, Kameraden in dieser Sprache zuf inden etc. Und dennoch geht es. Kinder denken nicht nur nutzenorientiert; sie lernen gerne und sind neugierig, sie ahmen nach, und daß Mutter/Vater diese Sprache (auch) spricht, dürfte für viele "Anreiz" genug sein. Alles in allem: Mut, es JETZT SOFORt anzufangen und so viel wie möglich in der Nicht-Umgebungssprache mit dem Kind sprechen! Viel Glück - Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.05.2011, 21:54



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Ich meine nicht unbedingt, dass sich das Deutsche festigen soll, doch wenn es die "ERstsprache" ist, dann ist es das Deutsche. Aber ich war erst letzte Woche bei einer Fortbildung zur Sprachförderung , Thema Deutsch als Zweitsprache und da meinte eine Fachfrau ( Logopädin) dass es für Kinder leichter ist, eine zweite Sprache zu lernen, wenn sie eine Sprache gut können.(Sofern nicht zuhause die Situation ist, dass jeder Partner seine Sprache mit dem Kind von Anfang an konsquent spricht). Angeblich bringt man Kinder erst mal durcheinander, wenn man als Bezugsperson dann plötzlich eine andere Sprache spricht. Man verunsichert die Kinder und die sprechen dann erst mal gar nicht mehr im schlimmsten Fall. Ich würde vielleicht versuchen, jemanden zu finden, der auch Russisch kann und mit Dir nur Russisch spricht, somit wird es ein Anreiz die andere Sprache lernen zu wollen. Ideal ist natürlich, wenn ein Kind von Anfang an beide Sprachen hört, doch ist es für ein Kind gaaanz wichtig, vor allem eine Sprache nahezu "perfekt" zu lernen. Dann kann es sich die weiteren Sprachen besser aneignen. Am schlimmsten ist es, Sprachen zu mischen und oft können Kinder die Muttersprache nicht mehr gut, weil sie sie nur in begrenztem Rahmen ( zuhause) sprechen und die deutsche Sprache auch nur gebrochen, und das ist für die Kinder wirklich schlimm. Wenn du jetzt beginnen willst, würde ich wirklich raten, nur zu bestimmten Zeiten ( z.B. Bilderbuch anschauen oder beim Lego bauen ect.) Russisch sprechen, und dann langsam erweitern. Dein Kind wird total verunsichert, wenn Du als Bezugsperson nun plötzlich nicht mehr in "seiner" bzw. "deiner" Sprache sprichst. Muttersprache, also die erste Sprache ist die Sprache des Herzens und der Gefühle. Wichtiger als zweisprachig aufwachsen ist eine gesunde Beziehung zu Deinem Kind. Lg Muts

von Muts am 12.05.2011, 23:16



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Hej! Inwieweit war die Logopädin denn auch Expertin für Mehrsprachigkeit???? Da habe ich schon Beispiele kennengelernt, deren Ratschläge mir und anderen mehrsprachigen Eltern die Haare zu Berge stehen ließen und die durch die Praxis widerlegt wurden. Natürlich ist es richtig, daß Kinder, die eine 2. (oder 3.) Sprache lernen, ihre Muttersprache berherrschen sollten. Das gilt aber wohl doch für Kinder, die eben,wie Du ja selber auch schreibst, diese Sprache/n nicht gleichzeitig lernen und wo die 2. Sprache womöglich sogar eher eine Fremdsparche als eine zweite Muttersprache ist! Und wenn das Kind wie hier erst 3 Jahre alt ist, so hat es doch noch kaum einen aktiven Sprachschatz in der einen Sprache, der nicht blitzschnell in der 2. Sprache aufgeholt werden könnte, wenn die Mutter jetzt konseuqent und viel Russisch mit ihrem Kind spricht. Die Beispiele, die Du mit gebrochenen Sprachen anführst, kennen wir alle. Das sind die sog. Ghettoklinder, die in ihrem Sprachraum aufwachsen - z.B. trük., somalischer ... Familienverband, Nachbarschaft, Einkaufsladen ... und die auch in ihrer Kleinkind- und Schulzeit kaum aus diesem Sprachraum in die eigentliche Landessprache hinauskommen. Aber Kinder, die zuhause mit der einen und draußen mit der anderen Sprache aufwachsen, bekommen durchaus genügend "Input" in beiden Sprachen. Das liegt an den Eltern, wie sehr sie sich auch mit der anderssprachigen Umgebungs mischen können)! Hier ist es doch sogar eine gemischet Familie, also bekommt das Kind ja sogar Deutsch von dem dt. Vater und seiner Verwandtschaft (wie bei uns seinerzeit Dänisch) + daß sie in Dtld. leben. Also ist die Mutter - wer sonst in diesem Fall? - für Russisch zuständig, so wie ich es für Dänisch war. Und glaube mir, das kann perferkte Sprachkenntisse in BEIDEN Sprachen geben!! Nicht nur meine Töchter, sondern viele Bekannte hier sind gute Beispiele dafür, wie hoch das Sprachniveau rücken kann, in beiden Sprachen. Das hätte ich aber nie erreicht, wenn ich gewartet häte, bis meine kinder Dänisch "perfekt" können - wie willst Du da überhaupt den richtigen Zeitpunkt erwischen? Ich denke, momentan spricht das Kind für eine Dreijährige die Sprache "püerfekt", in 2 Jahren spricht es die Umgebungssprache für eine Fünfjährige "perfekt" usw. --- da stellt sich wieder die Frage: Wann ist denn dann der "richtige" Zeitpunkt zum Umstellen?? Und wie willst Du dann umstellen bei einer Sechs-, Acht- oder Zehnjährigen, die gewöhnt ist, nur in Deutsch zu kommunzieren??? Ab 10-12 Jahren ist derZugfür das muttersprachliche Lernen gehirnmäßig sowieso bald abgefahren, da wird es dann richtig schwierig. Zudem hat dann die umgebungs mehr als starken Einfluß - Scuhle, freunde, die auch ins Haus kommen und deretwillen man oft genötigt ist, die umgebungssprache zu sprechen, verringern natürlich den Zeitraum, i ndem man mit seinem Kind zusammen ist, allein zusammen ist und die Nicht-Umgebungssprache ungetsört sprechen kann. Natürlich wird das 3j. Kind jetzt erstmal staunen, wenn die Mutter plötlzich Russisch spricht, aber sie ist ja immer noch die vertraute Person und kann mal was auf Deutsch einschieben - z.B. wenn dt. Gäste da sind. Sowas kann man ja auch ein bißchen spielerisch gestalten - und eine Dreijährige hat noch einen so kleinen Wportschatz . die muß auch auf Deutsch noch viele Wörter erfragen und lernen! Da kan ndas Russische gleichzeitig nur ein Gewinn sein und natürlich mit einfließen. Wie verunsichert wäre ein Kind denn , wenn die Mutter das erst dann macht, wenn die Umgebungssprache "perfekt" beherrscht wird? (und wieder. Wann ist das überhaupt?) Also, punktweise hat die Logopädin Recht, sie hat nur leider richtige Argumente total verwuselt und zusammengemischt und daraus wird dann ein gefährlicher Ratschlag: Nämlich abzuwarten! Nein - so früh wie möglich loslegen... Du bremst Dein Kin d ja auch nicht in anderen Bewegungen, nur weil es erstmal "perfekt" laufen soll. (Wir haben übrigens sogar selbst Bekannte, die erst durch unser Beispiel ermutigt wurden, auf Deutsch umzuschalten. Die Mutter ist immer noch nicht superkonsequent, aber die Kinder haben immerhin fließende Deutschkentnisse und wirken keinesfalls psychisch verstört, weil ihre Mutter im zarten Alter der Kinder - 1 1/2 und 5 Jahren - anfing, Deutsch mit hnen zu sprechen.) ich glaube also ,Du solltest diese Logopädin nohmal hinterfragen. Eine derartige Verallgemeinerung ihrer Aussagen - auch aus dem Zusammenhang - finde ich mehr als bedenklich. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.05.2011, 08:20



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Vielen Dank nochmal für eure Meinungen. Heute werde ich versuchen mit meiner Tochter viel russisch zu sprechen. Manches versteht sie ja schon. Ich glaube für mich ist ganz wichtig eigene Unsicherheit, wenn ich mit ihr russisch spreche, auszuschalten. Vermutlich ist das die einzige Barriere.

Mitglied inaktiv - 13.05.2011, 09:49



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Hej nochmal! "Ich glaube für mich ist ganz wichtig eigene Unsicherheit, wenn ich mit ihr russisch spreche, auszuschalten. Vermutlich ist das die einzige Barriere." Das denke ich auch. Es gibt keine Garantie, in der Erziehung oder sonstwo, seine eigenen Meinungen und Prinzipien und Wünsche ... durchzusetzen. Aber es geht jedenfalls IMMER leichter, wenn man selber schon mal von der Richtigkeit überzeugt ist und voll dahintersteht. Das merkt das Gegenüber (Kinder übrigens besonders). Wie will ich andere überzeugen von meinen Plänen, wenn ich selbst nicht mal daran glaube???? Meine Töchter waren wohl niemals im Zweifel, was sie mit imr reden sollten (nämlich Deutsch in dänischer Umgebung), aber witzigerweise hat meine (sprachbewußte) Große mich ein einziges Mal gefragt, was mir lieber wäre: Deutsch oder Dänisch sprechen mit ihr. Und das war, als ich vor vielen vielen Jahren das Internet entdeckte und auf Sprachforen und Mailinglisten zum Thema Mehrsprachigkeit stieß. Nicht, daß ich da Zweifel bekommen hätte. Nie! Aber ich befaßte mich doch anders mit dem Thema - und auf einmal fragt sie mich das. Sie hat also gemerkt, daß ich plötzlich irgendwie anders mit dem Thema beschäftigt war... Mirt der kurzen erstaunten Antwort: "Deutsch natürlich" war es für sie dann auch erledigt, oftmals hat sie mich danach mit der Aussage konfrontiert, daß es komisch sei, Dänisch mit mir zu reden. Ich habe es schon so oft geschrieben, daß manche sicher die Augen rollen werden, aber früher hätte ich auch einen ganzen Prinzipienkatalog runtergerattert: Streng OPOL, niemals wechseln, auch vor anderen die Nicht-Umgebungssprache etc. - was andere da so aufzählen mögen. Bei einer Untersuchung/Studie zu dem Thema fiel mir auf, daß ich - befragt, was ich jungen binationalen Eltern raten würde - ganz andere Dinge nannte: 1. So oft und viel wie möglich. 2. Selbst überzeugt davon sein, daß man es will und kann. 3. Die Nicht-Umgebungssprache so ins Familienleben einbauen, daß es einem nicht schwerfällt - es muß natürlich und für alle akzeptabel sein, mehrere Sprachen anzuwenden. Widerstände jeglicher Art erschweren den Umgang mit mehreren Sprachen. Fazit: Keinen Zweifel daran lassen, daß wir eine Familie mit 2 Sprachen sind und diese auch sprechen. WANn das ist, bestimmt die Familie selber, so wie es für sie am besten paßt. (Z.B. könnte ich nie in Gegenwart anderer Dänen, die Deutsch nicht so gut beherrschen, deutsch mit meinen Töchtern sprechen - da geht bei uns die Höflichkeit anderen gegenüber vor.) Aber. Vorlesen, singen, auf dem Weg zum Einkauf, zu Freunden, in die Badeanstalt (und daselbst, sofern wir nicht mit anderen verabredet sind), auf dem Spielplatz etc. --- da kann ich meine Sprache auch vor anderen sprechen. Viel Glück, das kann noch gut gelingen! - Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.05.2011, 11:00



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Ich stimme Ursel zu. Es ist wirklich gewoehnungsbeduerftig, mit dem Kinde komplett die Sprache zu wechseln. Das seltsame Gefuehl verging mir bei konsequentem Wechsel nach nur wenigen Tagen.

von Pamo am 13.05.2011, 18:48



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Meine kleine hat innerhalb von knapp 3 Monaten die zweite Sprache nahezu von null auf gelernt. Der Papa arbeitet im Ausland und ist nur im Winter bei uns, das hat gereicht, um dem dreijährigen Kind die Sprache beizubringen. Damit sie sie jetzt hört, rede ich abends Türkisch mit ihr, obwohl ich kein Muttersprachler bin. Kam mir erst echt dämlich vor, aber inzwischen finde ich es normal und das Kind auch, ganz im Gegenteil, wenn ich beim Abendritual ins Deutsche abgleite, dann lacht sie sich tot und sagt, dass wir doch abends immer Türkisch sprechen. Interessanterweise antwortet sie mir aber immer auf Deutsch, während sie mit ihrem Papa oder den Großeltern Türkisch spricht, aber zumindest versteht sie alles, und das ist schonmal die halbe Miete. Das größte Problem war, dass ich mich selber dazu überwinden musste, aber inzwischen finden wir beide es normal. Naja, sie redet ja auch mehrmals in der Woche mit dem Papa, und ich habe im Moment den Eindruck, dass diese wenigen Stunden pro Woche ausreichen, um sie die Sprache nicht vergessen zu lassen, also nur Mut, und wenn das Kind erstmal nur versteht, wenn es sprechen muss, weil die Umgebung nur Russisch kann, dann muss sie halt sprechen.

von efuma am 13.05.2011, 20:56