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Mischen der Sprachen aus Bequemlichkeit- Wie damit umgehen?

Thema: Mischen der Sprachen aus Bequemlichkeit- Wie damit umgehen?

Hallo ihr Lieben! Ich habe hier schon fleißig quergelesen, jetzt melde ich mich selbst mal mit einer Frage. Unser Sohn ist 3,5 Jahre alt und wächst deutsch-englisch zweisprachig auf, mein Mann ist Engländer, ich Deutsche und wir leben in Deutschland. Wir sprechen jeweils in unseren Muttersprachen mit dem Kleinen, unsere Beziehungssprache ist englisch. Bisher lief das wirklich absolut problemlos. Ben hat von Anfang an nie Sprachen gemischt. Die ersten Worte waren in beiden Sprachen gleich/ sehr ähnlich, danach hat er mühelos gewechselt und das auch sehr konsequent durchgezogen. Wir waren selbst überrascht wie selbstverständlich das lief, aus unserem Umfeld kannten wir das anders. Nun gut, langsam wird der Wortschatz natürlich größer, durch Kindergarten und Freunde vor allem im Deutschen, ich würde sagen der englische Wortschatz ist im Vergleich mit dem deutschen (der vergleichsweise sehr groß ist) bei ca 70%. Im gespräch mit uns hat er bisher nie gemischt, spielt er alleine ist es aber ein richtiges Sprachkuddelmuddel mit Schwerpunkt englisch. In letzter Zeit ist uns aber immer wieder aufgefallen, dass Ben bei selten benutzten englischen Wörtern einfach das deutsche Wort nutzt, obwohl er das englische Pendant sehr wohl kennt. So kommt es zB zu Sätzen wie "Look dad, I'm a Seehund!" wenn er im Planschbecken spielt; dabei kennt er das englische Wort seal mit Sicherheit, ist nur zu bequem bzw seine Mitteilungsfreude ist zu groß umnachzudenken. Gelegentlich nutzt er mich auch als "Umweg" und bittet mich den Papa nach irgendetwas zu fragen weil es ihm zu mühsam ist nachzudenken. Wie gehen wir nun damit um? Verbessern? Im ersten Beispiel hat mein Mann reagiert indem er das Gespräch durch eine Frage weiterführte ("Is there a seal in our paddeling pool?") und das Wort somit in Erinnerung rief. Aber wie gehen wir damit um wenn er mich als Übersetzerin anstellt? Mitmachen? Ignorieren? Würde mich sehr über Tipps und Erfahrungen freuen. Alles Liebe, Elanna

von Elanna am 22.05.2011, 18:12



Antwort auf Beitrag von Elanna

Hej Elanna! Du hast es ja selbst geschrieben: Es handelt sich wohl weitgehend um selten genutzte Wörter, die er dann scnell durch das andere Wort ersetzt, weil er lieber kommniziert als lange grüben will. Machenwir das nicht auch? Ich jedenfalls versuche auch, schnell mal das dt. Wort oder /lat.stämigges) Fremdwort zu probieren,wen mir im Eifer des Gesprächs auf dän. das seltenere Wort nicht gleich einfällt. In dem Alter Deines Sohnes ist es zudem absolut normal, daß Kinder "mischen". Sie haben oft Wörter, die nur in 1 Sprache kennen oder eben häfug benutzen. Daher meinen die einsprachigen Zuhörer ja oft, unsere kinder hätten ja kau meinen Wortschatz, könnten sich viel weniger artikulieren als die einsprachigen etc. Stimmt nur wissenscaftlich bewiesen nicht. Unsere Kinder haben die gleiche Anzahl Wörter in ihem Köpfchen - nur eben nicht deckungsgleich: sie haben eben 50% aus der einen, 50% aus der anderen Sprache, oder - je nach Input, 70:30, 80:20 --- oder wie auch immer. Um es mal klarzumachen: (Und nicht schimpfen,wenn ich es sehr rollenspezifisch festmache): Mutter ist mit dem Kind viel einkaufen, macht den Haushalt und redet dabei in ihrer Sprache überdie Dinge,die sie sehen und tun. Folglich hat da sKind einen guten Wortschatz über Haushalt, lebensmittel, Outzgeräte etc. Vater nimmt das Kind mit in die Natur, fährt mit ihm Auto, erklärt ihm alles zum Thema Technik und Traktoren etc, - i nseiner Sprache. Die Bindwörter etc. überschneiden sich natürlich, die hört das Kind in beiden Sprachen. Folglich hat das Kind eigentlich dieselben Wörter/Begriff i mKopf wie ein einsprechigaes kind, das in derselben Rollenverteilung lebt - nur hört da seinsprachige Kind ja alles in nur 1 Sprache und wirkt daher erstmal sprachlich komptenter. Mischen kommt dann bei unseren Kindern uzstande, weil sie etwas aus dem einen Bereich in der anderen prache erzählen wollen. Die drumrumwörter kennt es aus beiden Sprachen, die "Fachbegriffe" nur aus der einen. Folglich wird gemischt (ehe man gar nichts sagt). und wie gesagt, ob es nun das Wort gar nicht kennt oder nur nich geneug gebübt hat, macht wohl in dem Alter noch nicht den Unterschied. Ergo: Dein Kind macht das ganz normal. Und holt den Unterschied sehr schnell auf. Vor alle, wenn Du es machst wie Dein Mann: Satz in einer Frage o.ä. wiederholen und ihm so die Möglichkeit geben, das Wort einmal mehr (und nochmal mehr, wenn ötig) zu hören - zu üben. Auch Sprache lernen wir ja nur noch durch üben. Korrigieren würde ich nicht. Die Gefahr, daß Dein Kind Dich als Übersetzer benutzt, sehe ich nicht wie sollte das auch gehen? Und wenn es Dich fragt: Mutter wie heißt jetzt Seehund auf englisch?" Was spricht dagegen, es ihmzu sagen - sei es durch Deinen Mann oder Dich? Dein Kind lernt erst - gib ihm Zeit. Und gib ihm Möglichkeit, die Wörter immer wieder zu hören --- in beiden Sprachen! Nur die Ruhe - alles normal - viel Erfolg - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.05.2011, 22:13



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Danke für deine ausführliche Antwort! Um den Wortschatz meines Sohnes mache ich mir eigentlich keine Sorgen, der ist im Deutschen wohl eher überdurchschnittlich, das Englische kommt dann noch als Bonus dazu und entspricht wohl etwa auch im Umfang einem altersgemäßen Wortschatz, da merkt man die Zweisprachigkeit vielleicht an der Grammatik ein wenig. Wenn er einzelne Wörter nicht kennt (klar, der Sprachschatz ist deutlich geschlechtsspezifisch/ interessenspezifisch geprägt) finde ich das ja okay- auch wenn es für uns völlig neu ist. Mich irritiert es einfach nur wenn es Wörter sind die er eigentlich kennt- zugegebenermaßen eher seltene Wörter- vermutlich ist das wirklich einfach so. Mich darf er auch gerne als Wörterbuch nutzen, das tut er aber bisher nie. Er verlangt dann von mir, dass ich den Papa für ihn was fragen soll, wenn es ihm zu mühsam ist. (zB ganze Familie sitzt am Tisch- Ben: Mama, geht der Papa heute mit mir einen Kescher kaufen? ich: Frag ihn bitte selber, ich weiß es nicht. Ben: Nein, du sollst ihn fragen.) Da weiß ich einfach nicht ob ich dem nachgeben soll- das hat sowas skurilles, wie wenn ein Ehepaar sich gestritten hat und nicht mehr miteinander redet und die Kommunikation über Mittelsmänner läuft. Manchmal umgehe ich es, indem ich Ben das fehlende englische Wort einsage (im Beispiel: Der Papa sagt zum Kescher fishing net), das funktioniert natürlich nur wenn ich weiß wo die Sprachnot besteht. Vermutlich mache ich mir viel zu viele Gedanken weil das bisher so selbstverständlich und unproblematisch lief und weil in meiner weiteren Verwandtschaft eine mehrsprachige Familie mit bereits erwachsenen Kindern ist die immer wieder betont wie schrecklich wichtig es sei bloß keine Sprachmischung zuzulassen. (Witzigerweise mischen die Eltern da selbst manchmal...) Liebe Grüße und nochmal vielen Dank, Elanna

von Elanna am 23.05.2011, 22:49



Antwort auf Beitrag von Elanna

Guten Morgen! Ah, jetzt verstehe ich - ich hhatte das falsch interpretiert. Wörterbuch ist okay - guter Begriff --- Übersetzer nicht. Da würde ich schonsag: Nee, erzähl deinem vater mal selbst, was du möchtest. Bequemlichkeit untertsütze ich ja auch in vielen anderen Dingen nicht, und was er nicht übt, lernt er nicht. Helfen natürlich -- aber Kinder umschreiben ja genau wie wir Erwachsenen dann auch mal, was sie nicht wissen, auch das übt Sprache. Und redet, redet, redet - nichts lehrt besser als Hören, Üben, Nachahmen. Ich glaube auch, Du machst Dir zu viele Sorgen. Dein Mann reagiert ganz natürlich und selbstverständlich, und das ist sehr wichtig -- viel besser als irgendwelche Strategien. Dir geht die Dolmetscherfunktion gegn den Strich = natürliche Reaktion, also mach´s auch nicht: So einfach ist das doch oft bei vielen Dingen inder Erziehung. Und dann kannst Du nämlich auch sehr authentisch vermitteln (ohne viele Erklärungen), daß Du diesen "Trick" nichtmitmachst - so läuft Komunikation bei Euch nicht, jeder spricht direkt in der einen oder anderen Sprache mit dem anderen. Das ist wichtig und irchtig. Und Dein Sohn ist noch ein kleiner Junge, er kapiert das schnell und es legt sich wieder!! Vor allem,wennder Wortschatz wächst. Viel Freude weiterhin, diese Zeit ist so spannend! - Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.05.2011, 07:50



Antwort auf Beitrag von Elanna

Hoere ich da richtig heraus, dass Ben dich auffordert, etwas fuer ihn zu sagen, wenn ihm ein Wort fehlt? Klar kannst du es ihm sagen, wenn du es merkst (Kescher= fishing net) - aber warum den Jungen nicht fragen, ob ihm ein Wort fehlt... "Ben, moechtest du, dass ich es sage, weil du ein englisches Wort nicht kennst?" Biete ihm dich als Woerterbuch an (find ich auch gut, den Begriff), er wird es bestimmt gerne annehmen. GLG Agi

von agi1978 am 25.05.2011, 23:24