Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

deutsche im ausland - "integration"

Thema: deutsche im ausland - "integration"

liebe leute im grundschul-forum wird derzeit mehr oder minder heftig, und wie ich meine z.t. offen rassistisch, über z.b. eine halal-kochen-ag in einer deutschen grundschule diskutiert. an sich schon für viele von uns/euch spannend. http://www.rund-ums-baby.de/grundschule/beitrag.htm?id=86698 nun wird dort immer wieder in anschlag gebracht, dass "ich als deutsche im ausland mich ja auch anpassen müsste". wie ist das? es geht hier konkret um sachen wie "deutsch kochen" in einer schule, oder "deutsche lieder" oder so. also, um den zusammenhang ausländer/in sein, kinder, integration, schule... erzählt doch mal. oder mischt euch doch gleich drüben ein... ich reg mich grad so auf über den stuß, der dort teilweise gepostet wird... lg paula

Mitglied inaktiv - 17.09.2010, 13:18



Antwort auf diesen Beitrag

Wir leben ja schon lange im Ausland, und es ist doch eigentlich selbstverstaendlich, dass man sich anpasst (Landessprache sprechen, sich an die oertlichen Gepflogenheiten halten etc). Zuhause lebe ich mein "Deutsch-sein" dann aus - Familiensprache ist deutsch, und ich koche so, wie ich es gewohnt bin, muss jetzt aber nicht unbedingt die deutschen Lebensmittel im Laden haben. Zu Weihnachten habe ich dann immer Christstollen verschenkt, der sehr gerne genommen wurde. Und ich denke, die 10 Jahre am Kap lassen einen "blind" werden fuer Unterschiede - um meinen Tisch sassen Menschen aller Schattierungen, und vegetarische oder Halaalgerichte sind dort einfach normal. Und meine Tochter war in der Kita auch mit Kids aller Schattierungen zusammen. Von daher verstehe ich die Aufregerei mit Kopftuch und Islam manchmal einfach nicht. Vielleicht waere es mit der Integration einfacher, wenn den Migranten der Freiraum gelassen wuerde, sich ihre Religion und Gepflogenheiten zu bewahren - sowas gibt ja auch Halt in fremder Umgebung. Allerdings erwarte ich Toleranz von beiden Seiten - und zumindest ein bisschen Anpassung (so wie ich es auch tue) LG Connie

Mitglied inaktiv - 17.09.2010, 13:41



Antwort auf diesen Beitrag

Ich habe - noch unverheiratet und ohne Kinde - lange Zeit im Ausland gelebt. Für mich war es selbstverständlich möglichst schnell die Landessprache so gut wie möglich zu sprechen. Einige deutsche Freunde vor Ort hatten nahezu ausschließlich deutsche Freundeskreise, es wurde dort nur deutsch geredet und wenn auch nur eine Pizza bestellt werden sollte, reichten sie das Telefon weiter, weil sie sich selbst nach 1 Jahr nicht in der Lage fühlten, eine Pizza telefonisch zu bestellen. Dazu kommt, dass ich zwar in einem "christlichen" Land gelebt habe, ich aber evangelisch bin und das nicht sonderlich gut ankam. Auch da galt es, sich zu integrieren. Auch wenn ich wenig mit der Kirche am Hut habe, wusste ich, dass es ein sensibles Thema ist und ich habe für mich (und meine Umgebung) einen Kompromiss gefunden. Gekocht habe ich "international", wobei Wiener Schnitzel, Schweinebraten oder Grünkohl mit Bregenwurst bei internationel Gästen sehr beliebt - und gewünscht - waren Von daher: Wenn ich in ein fremdes Land gehe, dann passe ich mich an, einfach schon deshalb, weil ich es möchte und an dem (kulturellen) Leben dieses Land teilnehmen möchte. Trotzdem bin ich Deutsche und hänge an meiner Kultur und meinen Traditionen. Aber ich glaube, ich habe bisher immer einen guten Mittelweg gefunden. Ich fand nie, dass ich eine Identität aufgeben muss, sondern, dass ich sehr viel dazu gewinne. Und nochmal zum Essen: Mittlerweile lebe ich wieder in Deutschland, unser Sohn ist 4Jahre alt und sein Lieblingsessen ist "Shepard´s Pie", er liebt Lamm und am Wochende besteht er auf ein Frühstück mit Black Pudding, Würstchen aus einem englischen Laden (mit Nürnberger Würstchen kann hier nämlich niemand was zum Frühstück anfangen), Spiegelei und Speck

Mitglied inaktiv - 17.09.2010, 22:23



Antwort auf diesen Beitrag

Beim Thema Integration Deutsche im Ausland bringe ich immer das Beispiel Spanien: Festland und Mallorca und auch die Kanaren a) da gibt es die gesetzliche Vorgabe, das Speisekarten auch auf spanisch zur Verfügung gestellt werden müssen. b) es gibt Lokale da steht "se habla castellano", damit auch Einheimische wissen, dass sie dort bedient werden (können) c) es gibt dort Zeitschriften zu kaufen, die stehen hier auf dem Index des BND so rechtsextrem sind die d) ich bin mal von einem Rentner am Abreisetag gefragt worden "Ach sind sie Ausländerin?" als ich einfach so von ihm auf deutsch angesprochen wurde und ihn fragte, wie er mir den angesehen hätte, dass ich auch deutsch spräche. Daraufhin habe ich ihm geantwortet, dass auf den Kanaren, ja wohl eher er der Ausländer sei... zum Glück hat er gelacht und gesagt: "Stimmt, da haben Sie ja recht!" So und genau diese Klientel beschwert sich, dass sich hierzulande manche Minderheiten nicht integrieren? Natürlich sollte man einen gemeinsamen modus vivendi finden, aber die dt. Rentner machen dafür nicht gerade Werbung ( die eng, Nl und anderen ebenso nicht) und natürlich gibt es Ausnahmen, aber bitte immer erst mal an die eigene Nase fassen, oder?

Mitglied inaktiv - 17.09.2010, 23:16



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, ich habe tatsächlich grade einen Blick ins Grundschulforum geworfen. Einiges habe ich gelesen. Aber ehrlich gesagt erfasst mich da schnell die Langeweile. Integration ist für mich sehr bedeutungsvoll. Meine Vorgeschichte dazu: Ich war als Teenager/junge Frau eher ausländerfeinlich. Nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern weil ich es nicht besser wusste und mich in der Schule an irgendeiner Gruppe anpassen wollte. Ich dachte nicht darüber nach und ließ mich dennoch von reißerisches Aussagen mitziehen. Dann lernte ich mit 19 meinen Mann kennen. Man sieht ihm seine arabischen Wurzeln nicht an. Aber in dem Moment wo er seinen Namen nannte, sagte ich "Tschüß". Blöderweise war ich schon total verliebt, überwand meinen inneren Schweinehund und rief ihn nach 2 Tagen doch wieder an. Tja, nun sind wir 13 Jahre zusammen und haben 2 Kinder. Meine deutsche Familie ist inzwischen übrigens nach Norwegen ausgewandert und seine sowieso in alle Welt verstreut. "Das" Thema meiner Mentorin im Studium war dann "kulturelle Diversitäten". Spätestens da habe ich mich also mit Integration nochmal intensiv auseinander gesetzt. Im Grunde diskutiere ich gerne über die Integration und andere Kulturen. Aber so wie es im "Grundschulforum" ist oder auch diversen TV-Magazinen in jüngster Zeit von Politikern diskutiert wurde (ihr wißt schon durch Thilo Sarrazin ausgelößt) wird immer wieder an einem Punkt vorbei geredet: Die Deutschen selbst nicht integriert. Haß und Wut finden ihren Nährboden nur auf Unwissenheit und dem eigenen Intenditätsverlust. Allerdings glaube ich auch, daß die soziale Ungleichheit in der wir in D leben, und die Angst, vor einem noch weiterem Abstieg, die Hirntätigkeit auch nicht grade anregen. Geschweige denn, daß eine ständige Existenzangst es leicht macht, die Herzen für andere Menschen / Kulturen zu öffnen. Von meiner Familie kann ich sagen: Wir haben es geschafft trotz verschiedener Kulturen, Sprachen und Religionen miteinander zu leben. Aber ich suche noch nach einer Möglichkeit, wie ich diese große Bereicherung auch anderen in D und A weitergeben kann. Gute Nacht Sally

Mitglied inaktiv - 17.09.2010, 23:21



Antwort auf diesen Beitrag

Ich denk, es schon sehr wichtig und richtig,dass es immer mal wieder diese Diskussionen gibt. Gerade wenn man,wie wir als Deutsche im Ausland lebt, hält man(wir) selbstverständlich an der deutschen Kultur fest. Deshalb finde ich es auch sehr sonderbar,dass sich in Deutschland darüber aufgeregt wird,dass Ausländer zu Hause ihre Sprache sprechen,ihre Bücher lesen und ihr Fernsehen schauen. Das ist doch ganz normal und im Zuge der zweisprachigen Erziehung absolut wünschenswert. Nicht normal finde ich,dass viele eben nicht die Landessprache lernen und da muss,meiner Meinung nach den Ausländern,egal wo auf der Welt viel mehr abverlangt werden.Z. b. wie in Neuseeland,wo man ohne Sprachtest gar nicht weiterkommt.Denn nur durch Sprache fängt Integration an.Desweiteren ist es auch selbstverständlich sich den Gepflogenheiten des Landes anzupassen d.h. die Kinder gehen natürlich zum Schwimmen und fahren in die Jugendherberge mit,auch wenn manche Eltern da evtl. Probleme mit haben und besuchen einen Kindergarten. Viele Grüsse aus dem sonnigen Spanien Marybell

Mitglied inaktiv - 18.09.2010, 14:58



Antwort auf diesen Beitrag

Irgendwie finde ich diese Diskussion jetzt seltsam weiss aber nicht so recht was mich daran stoert. Ich habe in den letzten 16 Jahren in 3 verschiedenen Laendern gelebt und ich hatte nie das Gefuehl, dass meine Integration schwierig gewesen waere. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich in Laendern gelebt habe oder lebe (Neuseeland, USA und jetzt Schottland) die sich nicht fundamental von Deutschland unterscheiden. Englisch habe ich schon vorher halbwegs gut gesprochen und bevorzuge ich mittlerweilen zu Deutsch. Integration war nie ein Problem weil diese Laender sich in allen Dingen die mir wichtig sind halbwegs mit meiner Einstellung uebereinstimmen. Damit meine ich Dinge wie religoese Freiheit (oder in meinem Fall die Akzeptanz des Fehlens eines Glaubens welcher Art auch immer), Stellung von Frauen in der Gesellschaft, Akzeptanz von persoenlichen sexuellen Vorlieben, Presse- und Meinungsfreiheit, ein vernunefltiges Schulsystem, Sinn fuer Humor, rationaler Humanismus....Ob man jetzt sheperd's pie (den es bei uns heute uebrigens tatsaechlich gibt) oder Frikadellen isst finde ich total nebensaechlich. Es gibt allerdings Laender da wuerde ich mir sehr sehr schwer tun und die fuer mich auf keinen Fall zum Leben in Frage kaemen. Da waere Interation fuer mich zu schwierig.

Mitglied inaktiv - 19.09.2010, 17:01



Antwort auf diesen Beitrag

Ich finde auch, wer in einem fremden Land leben will, sollte wenigstens die Grundlagen der Landessprache lernen. Ich wurde gestern von einer Deutschen aus unserem engeren Bekanntenkreis beschimpft, weil wir fuer sie nicht kurzfristig morgen dolmetschen koennen (wenn ich das richtig verstanden habe, waeren das mittags 1 1/2 Stunden). Wir haben morgen schon andere Termine (die sind wichtig und koennen nicht verlegt werden)und um die Zeit essen wir (wir haben ein Kind im Vorschulalter). Sie lebt seit ca. 20 Jahren hier in Italien (ich lebe seit 11 Jahren in Italien, bin aber Halbitalienerin wobei ich allerdings nicht zweisprachig aufgewachsen bin sondern die Sprache erst als Erwachsene gelernt habe) und spricht die Sprache nur sehr wenig. Waeren wir nicht bei ihr sondern bei mir zu hause gewesen, haette ich ihr richtig die Meinung gesagt. So musste ich mich leider zurueckhalten. Ich hatte sie schon vor Wochen um einen Gefallen gebeten (sie sollte mir was fuer den Kleinen aus Deutschland mitbringen, was ich bestellt und bezahlt haette). Den Gefallen wollte sie mir aber nicht tun (sie hat sich jedenfalls so verhalten). In meinem Verwandtenkreis gibt es auch Italiener, die seit ueber 30 Jahren in Deutschland leben, aber kaum Deutsch sprechen. Die Kinder sind soweit ich weiss allerdings in Deutschland integriert. Einer ist sogar mit eienr Deutschen verheiratet. Mir wurde auch erst kuerzlich von einer Mutter auf dem Spielplatz gesagt, ich solle mich integrieren. Es ging darum, dass wir unseren Sohn nicht mit dem Schulbus (der hat keine Gurte) fahren lassen, sondern ihn lieber mit dem Auto fahren (natuerlich im Kinderautositz). Dabei bringen auch einige "Vollitalienerinnen" ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bzw. in den Kindergarten. Ich spreche mit dem Kleinen immer Deutsch. Das passt einigen Leuten auch nicht (obwohl ich notfalls uebersetze). Nur machen das andere zweisprachig erziehende Muetter auch. Einige Leute finden die zweisprachige Erziehung auch gut. Hier sind viele Leute im Tourismus taetig und Frremdsprechenkenntnisse sind da von Vorteil. Mein Kind bekommt auch naechstes Jahr zum Schulanfang eine Schultuete. Das gehoert fuer mich zum 1. Schultag dazu (wann er sie genau bekommt, werden wir sehen). Bei uns gibt es die Woche ueber italienisches Essen. Sonntags koche ich was anderes. Als ich in Griechenland gelebt habe, gab es bei mir die Woche ueber auch italienisches Essen (Nudeln mit Sauce sind schneller gemacht als Kartoffeln mit Gemuese und Fleisch). Am Wochenende gab's dann was anderes mit Fleisch (so viel Fleisch wollen wir auch nicht essen). An Feiertagen gibt es bei uns an einem Tag was eher italienisches und am anderen was eher deutsches zu essen. Weihnachten gibt es bei uns (als Nachtisch) deutsche Weihnachtskekse und Panettone. Deutsche Weihnachtskekse habe ich auch schon verschenkt. Die haben guten Anklang gefunden. Hier kam erst gestern wieder in den Nachrichten, dass eine Mutter (wohl die Frau vom Imam) mit (schwarzem) Burka in einem kleineren Ort ihr Kind in den Kindergarten gebracht hat. Einige Kinder haben sich wohl erschreckt ("schwarze Frau"). Einige Leute meinten, sie solle den Burka nicht anziehen, andere meinten es waere schon OK. Ich finde, dass ein Kopftuch akzeptiert werden sollte. Das ganze Gesicht muss nicht unbedingt verschleiert sein. Bei den Nonnen sieht man ja auch die Haare nicht oder kaum.

Mitglied inaktiv - 19.09.2010, 17:49



Antwort auf diesen Beitrag

Ich muss sagen, dass ich mich früher, als ich noch alleine und ohne Familie im Ausland lebte, sehr viel besser "integrierte" bzw. "angepasst" als jetzt mit kleiner Tochter, der wir eben auch eine deutsche (bzw. italienische) Seite mitgeben wollen. Nun suchen wir bewusst wieder die Nähe zu deutschen Bekannten, reden auch draussen viel Deutsch, schauen wieder deutsche Kinderfilme, hören im Auto Zuckowski etc. Andererseits stossen wir zumeist damit bei solchen Personen auf Unverständnis, die uns nicht kennen, nie der Mehrsprachigkeit begegnet sind, und sich auch sonst nicht mit Ausländern auseinandergesetzt haben. Es gibt aber auch viel Neugierde, wenn man mit solchen Leuten auf "neutralem" Grund zusammenkommt, etwa einer Gartenparty bei englischen Freunden, und sie feststellen dass wir und unsere Tochter sehr wohl fliessend und akzentfrei Englisch reden können. LG Katia

Mitglied inaktiv - 19.09.2010, 21:40



Antwort auf diesen Beitrag

liebe leute danke für die interessanten rückmeldungen bzw. postings. das ganze thema ist doch arg kompliziert. mit dem "ich passe mich an" - da fängt es doch erst an. oder? ich meine: was genau bedeutet das? aber egal, das führt irgendwie zu weit... lg paula

Mitglied inaktiv - 19.09.2010, 23:03



Antwort auf diesen Beitrag

Hej allesammen! Ich hatte am Wochenende Besuch von einer dt. Freundin, die seit 25 Jahren hier inDK lebt, und irgenwie kam das Thema auchauf. Sie findetes wie ich auch sehr viel verlangt, was man Ausländern oft abverlangt, und dies vom1. Tag an. Natürlich sind wir uns einig: Ohne die Sprache geht gar nichts, aber wen nich mir vorstelle, wie schwierig es bereits für Süddeutsche ist, einen Dänischkurs zu finden, den sie besuchen können, frage ich mich, wie eine Analphabetin in einem türkischen Dorf jwd oder eine somalische Hausfrau das leisten soll. Nicht jeder kann autodiaktisch lernen, nicht immer sind sich die Sprachen so ähnlich wie Dänisch und Deutsch, nichtjeder hat eine Sprachbegabung oder auch nur Erfahrung mit (Sprachen) LERNEN. Alsich vor ca. 15 Jahren in einem Gesprächskreis unserer hiesigen Pastorin über Weltreligionen teilnahm, befand ich mich meist unter äölteren Dorffrauen,die beim Them islam ihredeutlichen Vorurteile hatten, obwohl weder unser Dorf noch der benachbarte Einkaufsort von Türken und anderen Moslems überbevölkert ist. Vermittelnd meinte unsere Pastorin dann ,daß ichals Deutsche doch auch so manche Landessitte von zuhause weiterführe, z.B. hätte ich ihr ja jetzt in derAdventszeit auch einen typisch deutschen Christstollen nmitgebacht - und würden diese dänischen Hausfrauen in derTürkei nicht doch so gut es ginge ihr dänisches Julefest (Weihnachten) feiern -wollen- ??? Ich denke, dasproblem ist,daß die wenigstens, die schnell mit dem (Vor-)Urteil sind, bereits mal ein paar Jahre in einem anderen Land, womöglich noch mit gänzlich anderer Kultur gelebt haben. ich will nicht alles mit "anderer Kultur" entschuldigen, aber ich kann verstehen, daß jemand, der es eben jahrzehntelang nicht anders kennt, der in seinen prägenden Kindheitsjahren gänzlich anders erzogen wurde, sich nicht innerhalb von Augenblicken oderauch Wochen eine völlig fremde Kultur annimmt. So etwasmuß wachsen - und das ist Integration für mich. Gewachsenes Miteinander verschiedener Kulturen, wo nichteine die andere schluckt. Assimilation, wie es nicht von Dänen oftmals gefordert wird, ist eben keine ehrliche Integration. Und vielleicht kennen noch einige das Phänomen, daß man seine eigene Identität, seine eigene Nationalität erst so richtig deutlich wahrnimmt, wenn man woanders lebt, anders ist. Mein Mann, der auch einige Jahre mt mir in Dtld. gelebt habt, sagte damals, er lerne viel über Dtld. und die Sichtweisen der Deutschen, er lerne aber auch viel über sich und sein eigenes Land. Wie Recht er doch hatte! Kaum jemand, der uzhause bleibt, befaßt sich so sehr mit nationaler Identität. Kaum jemand, der seine Familie einsprachig lebt, befaßt sich je soviel mit Spracherwerb, Sprachen etc. Kaum einer, der seine heimat bestenfalls für einen Kurzurlaub verläßt, kennt ein anderes Land und seine leute wirklich gut genug, um sie be- oder gar verurteilen zu dürfen oder können. Und doch tun es eben gerade diese Leute am meisten. Ob sie sich überhaupot nur ansatzweise vorstellen können, wie es ist, jeden tag in einer fremden Sprache aufzuwachen? Ob sie üebrhaupt ansatzweise wissen, wie es ist, jeden Tag von dem umgeben zu sein, was sie im Urlaub exotisch spannend finden, was aberdann zum Alltag gehört, wobei eben andere, auch liebgewonnene Dinge fehlen? Ob sie überhaupt ansatzweise ahnen können,wieviel Kraft es manchmal kostet, die alten Gepflogenheiten über Bord zuwerfen und immer wieder offen zu sein für das neue, as einen in der neuen Heimat trifft? Nein, ich sehne mich nicht täglich nach Dtld. zurück. ich bin oft sogar sehr froh, dort nicht leben zu müssen. ich denke auch nioch täglich darüber nach oderfühle micherschlpft vpom Leben in einer anderenKurltur - ABER: ich lebe nicht so sebstverständlich wie andere mit der Kultur hier. Ich muß mich nicht täglich, aber oft damit arrangieren, daß ich hiesige Gebräuche (wie Kinder-Klassengeburtstag, Fremdbetreuung vonm 6. Lebensmonat an, Verreisen mit KIGA etc.) mit denen vereine, die ich gelent und verinnerlicht habe, die ich auch für gut und richtig halte. Ich muß sehr viel öfter als der Deutsche in Dtld., der Däne in DK miteinem Fragezeichen leben,das ich an meine oder dänische Sitten setze. Und sich selbst undseine verghangenheit immer wieder inFrage zustellen ist sicher gut, ich mag es eigentlich auch nicht missen,aber es zieht einem manchmal auch den Bodenweg, es nimmt einem die Selbstverständlichkeit, mit der die beiden anderen geannten gruppen etwas tun und es kostete manchmal auch Kraft. Wieviel mehr müssen Frauen ,aber auch Männer davon aufbringen, die aus völlig anderen Kulturkreisen zu uns kommen? Würden wir einem Menschen aus dem 19. Jahrhundert, der plötzlich in usnere Zeitgeamt wird, nicht mehr Verständnis entgegenbringen? ich bin dafür,daß man keine Parallelgesellschaften hat, daß wir uns tolerieren oder noch besser respetieren, soweit es geht und anpassen, aber auch unsere Eigen-artigkeiten läßt. Und daß die aufnehmenden Länder gastfreundlich und offen sind - denn Integration kann man gerne von denen fordern, die kommen -- wenn dann aber einheimische Türen verschlossen bleiben, ist es ein harter Kampf, den nicht jeder für lohnenswert erachtet . wie auch? Gruß Ursel, DK - durchaus integriert, aber mitdeutschen Sitten und Gebräuchen und vor allem bilingualer Familie, deutlich für alle

Mitglied inaktiv - 20.09.2010, 09:04



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, etwas spaet, aber hier auch noch mal meine Senf dazu. Wir sind als deutsche Familie seit 7 Jahren in der fr. Schweiz und waren vorher ebenfalls 7 Jahre in London (fast ganz noch ohne Kind). Wir sind also auch eine Familie/Paar mit Migrationshintergrund. In beiden Laendern habe ich mich gut aufgehoben und integriert gefuehlt, ohne dass ich meine deutsche Herkunft haette verleugnen muessen (oder wollen), im Gegensatz, mancher richtig schoen spiessige deutsche Zeitvertreib wird erst im Ausland schoen (oder habt Ihr in Deutschland schon einmal Doppelkopfrunden aufgetan oder deutsche Liederabende veranstaltet?). Was fuer mich immer wichtig war und ist, ist, auf das Land und seine Bewohner zuzugehen, die Landessprache und Gebraeuche zu lernen, ihnen aufgeschlossen gegenueberzustehen (was nicht unbedingt mitmachen heisst), also eine gewisse Integrationsleistung erbringt. Das kann man aber meines Erachtens nur, wenn man sich auch seiner eigenen auslaendischen Wurzeln und Kultur bewusst ist. Und dazu gehoert selbstverstaendlich auch die Sprache. Insofern finde ich es hoechst verwunderlich, nicht nur in Deutschland, wenn Auslaender, sich nicht die Muehe machen, die Landessprache zu lernen, selbst nur in Ansaetzen. Das betrifft nicht nur tuerkische oder somalische Familien in Deutschland, sondern in unserem Umfeld vor allem insbesondere "Expatriates", die selbstverstaendlich davon ausgehen, dass alle Welt englisch mit ihnen spricht und die dann mit einer Mischung aus Hochmut und Hilflosigkeit reagieren, wenn die Umgangssprache nun nicht Englisch ist (aber das ist ein anderes Thema). Bei uns in der Familie heisst Integration nun konkret, dass wir selbstverstaendlich mit unserem Sohn zuhause deutsch sprechen, lesen und schreiben, ihm die (Kinder-)Klassiker der deutschen Sprache und Kultur nahezubringen versuchen, deutsche Feste feiern und auch deutsche Kueche kochen (was auch immer das heute noch ist). Auf der anderen Seite nehmen wir auch alle in der Familie am normalen Alltag der Umgebung teil. Allerdings haben wir es hier insofern einfach, als die Gegend sehr international ist, und die 17 Kinder in der Klasse meines Sohnes 11 verschiedene Nationalitaeten haben. Zudem ist die Schule sehr fortschrittlich und laedt z.B. Eltern auslaendischer Kinder ein, in der Schule in ihrer Sprache vorzulesen, Speisen mitzubringen, von ihrem Land zu erzaehlen. Als Integrationsbasis funktionieren die Schulsprachen und schulinterne Gebraeuche. Insofern gibt es dakeine Beruehrungsaengste und die Kinder profitieren alle davon. Vor diesem Hintergrund finde ich es potentiell gefaehrlich, Kindern mit Migrationshintergrund in Deutschland aus angeblichen Integrationserwaegungen ihre eigene Kultur madig zu machen und sie in den Augen ihrer Klassenkameraden, also ihrer "peer group" herabzuwuerdigen. Denn warum sollte ich als ein Kind mit Migrationshintergrund offen fuer andere Kultureindruecke sein, wenn mir immer nur suggeriert wird, dass ich eigentlich schlechter bin. Allerdings bin ich auch der Ansicht, dass Kinder mit Migrationshintergrund genuegend "exposure" zur Umgangssprache erhalten muessen, um sich im Gastland integrieren zu koennen. Insofern denke ich, Regeln zur Schulsprache (=Umgebungssprache(n)) koennen sinnvoll sein, um ein genuegendes Niveau an Verstaendnis der Umgebungskultur und -sprache aufzubauen. That's my two cents' worth. Gruss FM

Mitglied inaktiv - 22.09.2010, 21:32



Antwort auf diesen Beitrag

Hej FM! Na, da unterschreibe ich doch so gut wie alles. Danke dafür! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 22.09.2010, 21:48



Antwort auf diesen Beitrag

Hier gab es letztes Jahr in der Buecherei einmal in der Woche eine Veranstaltung fuer Kinder ab 6 Jahren, wo Auslaender ueber ihr Land gesprochen haben. Leider war meiner noch zu klein. Mal sehen, was die dieses Jahr machen.

Mitglied inaktiv - 23.09.2010, 18:07