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Akzentfrei reden in der fremden Sprache

Thema: Akzentfrei reden in der fremden Sprache

Hallo ihr Lieben, einige von euch Mitlesenden leben ja im Ausland und leben und arbeiten in einer anderen Sprache ... Auf meine Frage (die kommt gleich ) komme ich deshalb, weil unsere Firma einen Klienten hat, der auch nach 20 Jahren in Deutschland einen sehr starken amerikanischen Akzent hat. Es ist ein sehr guter Klient und auch menschlich sehr sympathisch - aber ich habe so den Verdacht, dass er seinen Akzent gerne pflegt und kultiviert;-) Müsste nach so langer Zeit im Ausland und täglichem Kontakt mit Einheimischen die Sprache nicht wesentlich besser sein und weniger Akzent hörbar? Wie gesagt, netter Mensch, aber ich wundere mich. Was habt ihr im Ausland für Erfahrungen gemacht oder als Einwanderer in Deutschland? LG Streuselchen

von Streuselchen am 30.08.2023, 14:23



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Das ist bei Menschen sehr unterschiedlich. Also: Nein.

von Pamo am 30.08.2023, 16:00



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Ich habe sehr viele ausländische Freunde und Bekannte, aus unterschiedlichen Ländern. Da sind einige dabei, die seit 30 oder gar 40 Jahren in Deutschland leben und trotzdem immer noch fehlerhaftes Deutsch mit Akzent sprechen - eigentlich ist das bei den meisten der Fall. Und das sind keine ungebildeten Leute. Mich wundert es auch, aber es ist so. Eine ältere Bekannte lebt sogar seit 55 Jahren hier, verheiratet mit einem Deutschen, und man kann sie teilweise nur schlecht verstehen, weil sie einen so starken Akzent hat.

von Silvia3 am 30.08.2023, 23:52



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Also, ich lebe schon sehr lange m Ausland und ich weiß, daß auch ich noch einen Akzent habe. Den kann nicht jeder gleich richtig einordnen, er ist also nicht mehr "typisch Deutsch": ich werde also oft gefragt - da ich ansonsten ja recht gut und fließend in allen Lebenslagen spreche - aus welchem Landesteil ich komme, aber ich habe ihn. Und ich weiß, daß ich in Zeiten, wo mein Kontakt zu Dänen reduzierter ist . z.B. in den Sommerzeiten, wo ich weniger bis gar nicht arbeite - mit mehr Akzent spreche als sonst. Früher konnte sogar ich selbst das sehr gut hören. Jetzt ist es nicht mehr ganz so hart. Auch die ausländischen Freunde, streckenweise ebenso lange hier oder in Dtld. wie ich hier, haben noch einen Akzent - deutsch, englisch, amerikanisch - whatever. Oder mein Mann - man kann ihn vielleicht auch nicht gleich als Dänen orten,aber als Skandinavier oder Ausländer sicher, nicht nur wegen kleiner Fehler , sondern auch wegen einer anderen Art zu sprechen. Normalerweise haben die süddeutschen Studienfreund*innen Hochdeutsch gesprochen - und Einzugsgebiet war nicht ur Baden-Württemberg, sondern auch Bayern und Hessen - aber so gut wie immer konnte man bzw. ich wenigstens grob erkennen, woher sie kamen. Es gibt Menschen, die ohne Akzent sprechen (können), und meine Gegenfrage wäre dann: Arbeiten die daran so wie eben auch Schauspieler ja ihre Mundarten gut verbergen können? Sie sind in meiner Erfahrung in der absoluten Minderzahl. Hingegen wunderten sich unsere dt. Freunde manchmal, daß unsere Kinder keinen dänischen Akzent hatten. Aus Foren wie diesem weiß ich, daß es vorkommt, daß Kinder die 2. Muttersprache mit dem Akzent des Landes sprechen, in dem sie leben - aber auch das kenne ich nur aus Berichten und habe es in keiner der vielen bilingualen Familien, die wir kennen, je erlebt, egal, welche Sprachkombinationen da vorherrschen. Wohl aber, daß Kinder hier mit einem dt. Elternteil dann z.B. Fränkisch oder Österreichisch sprechen (was meine Kinder vor sehr vielen Jahr sehr verwunderte, als kleine Schweden-Östrreicher uns besuchten und deren Deutsch so ganz andersals unsres klang. Kurz gesagt. Nein, die wenigsten pflegen ihren Akzent. Aber viele halten es sicher wie ich für nicht soooo wichtig, den wegzubekommen und arbeiten also auch nicht daran, ihn zu eliminieren. Ich bin schließlich keine Eingeborene, und wieso sollte ich Kraft darauf verschwenden, wenn ich ansonsten verstanden werde?

von DK-Ursel am 31.08.2023, 01:25



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von Streuselchen am 04.09.2023, 21:51



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Ich habe in NL gelebt und dort viele Deutsche getroffen, die einen sehr starken deutschen Akzent hatten, waren aber auch nicht so viele Jahre dort. Mir wurde in NL ein eher englischer Akzent nachgesagt, kein deutscher. Mein Mann hat seinen NL Akzent auch noch nach über 20 Jahren. Hier kenne ich viele, die schon seit Jahren in D leben, aber von Akzentfrei sprechen weit entfernt sind, da bin ich froh, wenn ein einfaches Gespräch möglich ist. Ich glaube, es gibt tatsächlich Leute, die ihren Akzent "pflegen".

von Muts am 09.09.2023, 13:00



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Mein Mann hat immer die dänische Sängerin Gitte Hænning im Verdacht, ihren Akzent zu pflegen , ich bin da nicht so sicher. Muts, der Akzent ist doch aber meistens nicht entscheidend dafür, ob man mit jemandem ein Gespräch führen kann…oder wie meinst Du diesen Satz?

von DK-Ursel am 09.09.2023, 19:11



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Danke für deine Ansicht Muts. @Ursel: Ich glaube, ich verstehe was Muts meint. Ich hatte / habe einige koreanische Bekannte und Kommilitoninnen. Sie sprachen Deutsch und kannten auch fast alle Wörter. Sie haben meinen höchsten Respekt dafür, sich teilweise im Erwachsenenalter in unsere Sprache eingearbeitet zu haben. Ob ich das umgekehrt so gekonnt hätte? Gespräche mit ihnen sind aber sehr schwierig. Es ist schwer schriftlich zu erklären. Es geht über einen bloßen Akzent weit hinaus. Wahrscheinlich ist die Lautbildung schon völlig anders als bei uns. Gespräche sind sehr sehr mühsam und man muss sich als Zuhörer lange und geduldig reinhören. Also Muts, ich hatte immer Rudi Carrell im Verdacht, seinen Akzent zu pflegen. Bei Gitte bin ich mir auch nicht sicher. Wenn sie singt, ist es ohne Akzent Andererseits hatte Carrell den Akzent immer ... egal was er machte. Und ich hatte immer Chris Howland und Bill Ramsey in Verdacht ... kennt die noch jemand? Liebe Grüße

von Streuselchen am 10.09.2023, 08:17



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Ahja, da stand ich wohl auf der Leitung. Ja, natürlich kann die Aussprache da viel beeinflussen, aber ist das noch Akzent? Ist das nicht vielmehr fehlerhafte Aussprache, warum auch immer? Natürlich. und daran dachte ich neulich auch erst als Ergänzung zu meiner Antwort bzw zu Deiner Frage, gibt es eben auch Sprachen, die einander näherliegen als andere. Englischsprechende Menschen können nur schwer unsere Umlaute ä und ü aussprechen. Asiaten oft auch. Dänen hingegen haben damit kein Problem. Als meinMann mich seinerzeit von der Arbeit in Dtld. abholte, sprach er schauriges und dorftiges Schuldeutsch mit längst vergessenenen Kenntnissen. Hingegen hatten wir einen Freund, chilenischer Flüchtling, Journalist und häufiger Benutzer unserer Bücherei, den eine Arbeitskollegin nach eigener Aussage sehr viel schlechter verstand als meinen schauderhaft stammelnden Mann, der aber immerhin von einer germanischen Sprache kam und daher den Druck, die Betonung auf die Wörter ähnlich legte wie wir im Deutschen, um nicht zu sagen witgehend gleich. Der Chilene war muttersprachlich spanisch, also romanische Sprachfamilie und betonte die Wörter anders, und DAS machte dieser an Fremdsprachen eher nicht gewohnten Kollegin Probeme. Es fällt ganz sicher manchen Menschen leichter, andere Sprachen zu lernen und/oder sie dann auch akzentfrei zu sprechen. Ich kenne viele Ausländer, sowohl hier in Dk als auch noch in Dtld., nd ich erinnere mich zumindest an keinen ohne jeglichen Akzent. Selbst Dialekte sind ja meistens noch rauszuhören. Und oft schleift sich eben der Akzent ab, wie ja auch schon jemand schrieb und ich aus Erfahrung bestätigen kann: dann hören die Leute - ah, du bist aber nicht on hier, können einen aber nicht (mehr) hundertprozentig dem echten Ursprungsgebiet zuordnen. Ich zumindest verplempere meine Zeit nicht damit, meinen Akzent zu bekämpfen und erwarte dies auch nicht umgekehrt von meinem Mann. Denn wir werden ja verstanden, und es ist keine Schande, anderswoher zu kommen. Ich erweitere lieber meinen Wortschatz, Grammatikzusammenhänge etc. (Meine Töchter haben übrigens in keiner ihrer beiden Muttersprachen einen Akzent, und Das ist auch eher typisch für Mehrsprachige... sie übernehmen natürlich den Dialekt dessen, der ihnen die Nicht-Umgebungssprache als Muttersprache vermittelt, so wie die Österreicherin in Schweden, deren Kinder eben nicht Hochdeutsch, sondern Österreichisch sprechen. ) Interessante Frage, Streuselchen - danke für die Rückmeldung zum Muts Satz!

von DK-Ursel am 10.09.2023, 13:39



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Hallo Streuselchen, klar kenne ich noch Chris Howland und Bill Ramsey „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Ich denke, in früheren Jahren wurde beim Fremdsprachenlernen wenig bis gar kein Wert auf die Phonetik gelegt. Da reichte es, wenn es irgendwie so klang. Mir fällt das ganz oft bei Opernsängern auf. Die großen Sänger der 70er und auch noch 80er Jahre sangen deutschsprachige Opern mit teils schrecklichem Akzent, gerade Amerikaner waren unverkennbar. Privat war es noch schlimmer. Heutzutage hört man die Herkunft der Sänger auf der Bühne eigentlich gar nicht mehr. Da wird offenbar beim Einstudieren viel mehr Wert auf die absolut korrekte Aussprache und Intonation gelegt. Neulich habe ich ein Interview mit einem jüngeren australischen Bariton gehört, der sprach nahezu akzentfrei deutsch (dazu auch noch grammatikalisch höchst anspruchsvoll, das war unglaublich). Auch glaube ich, dass es vor allem früher in der Fremdsprache oft gereicht hat, wenn man einigermaßen verstanden wurde, und richtigen Fremdsprachenunterricht werden viele in dem Land, in dem sie leben, auch nicht gehabt haben, da war es eher lerning by doing. Ein Onkel meines Mannes, gebürtiger Römer, war Kapitän und unglaublich gebildet. Er las die anspruchsvollsten Bücher auch auf Französisch und Deutsch und war eben beruflich mehrsprachig unterwegs. Und obwohl er dann hier Jahrzehnte mit seiner deutschen Frau lebte, hatte er trotz unglaublichen Wortschatzes einen starken Akzent. Er hatte es halt wohl nie korrekt gelernt. Grüße aus der alten Heimat Tai

von Tai am 10.09.2023, 21:26



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Ja, der Rudi Carrell- der hat seinen Akzent gepflegt! Da bin ich auch sicher! Und ja, es gibt leider Leute, da wäre ich froh, wenn sie nach 20 Jahren in D oder länger "nur" einen Akzent hätten. Viele, denen ich begegne können leider nach der Zeit noch immer nicht so sprechen, sich ausdrücken und verstehen in D dass man ein Gespräch führen kann. Oft sind sie beruflich eben mit Landsleuten unterwegs und "brauchen" für den Alltag die Deutsche Sprache nicht oder kaum. Und dann soll man ein Elterngespräch führen oder was erklären.....

von Muts am 10.09.2023, 22:08



Antwort auf Beitrag von Tai

Hihi, Tai, ich habe das Gefühl, so wie Du den Fremdsprachenunterriht beschreibst, machen es die Dänen JETZT - und ich finde, da hatten wir damals weitaus besseren!!! (Zumindest kann ich da Deutsch und Englisch beurteilen...)

von DK-Ursel am 10.09.2023, 22:31



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich befürchte, in der Schule ist gar keine Zeit mehr für intensives Üben der Aussprache. Ein Hobby meines Mannes sind Fremdsprachen, vor allem Französisch. In den ersten Gymnasialjahren hat er mit unseren Kindern am Wochenende die Texte aus den Schulbüchern gelesen, korrigiert und geübt. Ich glaube, ihre Aussprache ist ziemlich gut, aber durch Schulunterricht allein wäre das nie was geworden. Unsere jüngste Tochter hatte dann ein anderes Französischbuch, anderes Konzept - da gab es dann kaum noch kleine Texte zu lesen. Es wird also in Deutschland leider auch nicht anders sein als in Dänemark. Zu unserer Zeit waren ja auch Sprachlabore beliebt - gibt es das eigentlich noch?

von Tai am 11.09.2023, 19:57



Antwort auf Beitrag von Tai

Wow! Danke für eure Antworten und die Einsichten in eure Erfahrungen. Sehr interessant! @Tai: Menno, meine Klasse war genau 2x im Sprachlabor...und ich war beide Male krank. Unsere Lehrerin mochte das nicht. Wir haben in Englisch viel zu wenig freies Sprechen geübt. Der Unterricht war nicht praxisorientiert. Französisch war unterirdisch. Der Lehrer war noch sehr vom alten Schlag. In der Schule meiner Tochter gibt's keine Sprachlabore mehr, auch nicht bei meinem Patenkind. Das System hat sich wohl nicht bewährt oder oder ... @Tai: Liebe Grüße zurück in die Heimat! Viele Grüße an euch alle!

von Streuselchen am 11.09.2023, 20:54



Antwort auf Beitrag von Tai

Ich habe ja oft Lehrer, öfter noch Lehrerinnen, bei mir sitzen, die ihr Deutsch (lobenswerterweise) vertiefen möchten. Ehrlich - da graust es mich manchmal sehr. Sowohl, was Grammatik als auch Aussprache angeht. Regeln lernen sie wohl hundertfach auswendig, viele kenne ich gar nicht - aber anwenden ist dann schwer, und begeistern kann man damit ja auch niemanden. Früher hoffte ich, auf dem Gymnasium werde das dann ja besser - da hatten die Kinder erst in den letzten 2-3 Jahren Deutsch auf der Folkeskole. Jetzt aber ist das in die 5. Kl. runtergerutscht - d.h. man vergeudet viel Zeit und macht viel kaputt, wenn man (mangels guten, ausgebildeten Deutschlehrern) dann auch noch irgendjemanden auswählt, der das mal eben so nebenher auch noch macht. Bei 2-3 Jahren, so eine Lehrerin meiner Kinder, ging das gerade eben noch, was haben die da schon groß gelernt? Tja... Aber 5 Jahre???? Jetzt hat sich bei mir jd. angemeldet, die wissen wollte, wo sie niveaumäßig hingehöre. Sie habe in der 5. Kl. schon Deutsch unterrichtet - aber selbst nur 2 Jahre auf der Folkeskole (wann???) gehabt. Sie sitzt garantiert richtig im Anfängerkurs...

von DK-Ursel am 11.09.2023, 22:59



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Wenn da der Lehrer so dazwischen gefunkt hat ... beim leisesten Aussprachefehler/Akzent bei uns ... Das hatwesentöich dazu beigetragen, dass ich keine Lust und kein Selbstbewusstsein hatte, die Sprache unbefangen zu sprechen. Das hat sich erst wieder gelegt, als ich im Studium einen Auffrischungskurs mit Schwerpunkt Konversation gemacht habe und die muttersprachliche Lehrerin meinte: "machen Sie sich keine so großen Gedanken um einen Akzent oder eine nicht ganz perfekte Aussprache. Irgendeinen Skzent hat fast jeder, auch bei Muttersprachlern hört man oft, woher sie kommen. Ich korrigiere Sie, wenn Sie erwas sehr falsch bis unverständlich aussprechen, ansonsten lasse ich Die reden." Ich wurde selten korrigiert, was mein Selbstbewusstsein ungemein gestärkt hat, so dass ich inzwischen relativ unbefangen quatsche, wobei ich mir bewusst bin, dass ich sicher einen ordentlichen deutschen (schwäbischen) Akzent habe, was meine Pubertier-Tochter, die dazuhin noch den entsprechenden bilingualen Zug an der Schule belegt, unglaublich peinlich findet ...

von Sille74 am 12.09.2023, 20:44



Antwort auf Beitrag von Sille74

: Das gehört da definitiv nicht hin , wenn schon, dann vielleicht das:

von Sille74 am 12.09.2023, 21:14



Antwort auf Beitrag von Sille74

So schlimm wie beim Oettinger wird’s wohl nicht klingen! Immer wieder großartig: Der kleine Oettinger, Englisch für Öhröp in der Harald Schmidt Show.

von Tai am 13.09.2023, 11:15



Antwort auf Beitrag von Tai

Ich glaub' nicht ganz so

von Sille74 am 13.09.2023, 17:38



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Mein Bruder wohnt seit 25 Jahren in England und die Engländer hören den Akzent raus. Wenn mein Bruder sich in Deutschland auf englisch mit jemanden unterhält sagen die dann "boah, bist du Engländer?".

von Piccadilly am 10.09.2023, 08:46



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Hallo Streuselchen, Ich habe hier in London so viele Deutsche kennengelernt. Einige leben hier schon seit über 20/30 Jahren. Meine Nachbarin aus dem Schwabenland lebt hier tatsächlich schon seit 50 Jahren und bei allen Deutschen ausnahmslos hört man noch deutlich und zweifelsfrei den deutschen Akzent heraus, dabei geben sich viele vorbildlich die größte Mühe, den Akzent zu verstecken. Ob sie ihren Akzent wohl kultivieren? Mein Mann hat auf der Arbeit einen deutschen Kollegen, der in jedem englischen Satz ein „Ich sag’s mal so“ einbaut und ihn mit „ne?“ beendet. Ich persönlich finde Akzente unglaublich sympathisch. Sie sind nun mal Teil der Identität und nichts wofür man sich schämen muss oder etwas was mich eventuell stören würde. Ich habe hier Freunde aus aller Welt mit allen möglichen Akzenten, alles nette Menschen, ich wundere mich nicht, denn wir sprechen miteinander, mit und ohne Sprache sogar. Liebe Grüße

von DiLee am 10.09.2023, 15:28



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Ich lebe jetzt seit neun Jahren in den USA, mein Englisch ist definitiv fließend, ich bewege mich im geschäftlichen Umfeld den ganzen Tag, muss komplexe Zusammenhänge darlegen, etc. Trotzdem… Ich spreche immer noch Englisch „mit Einschlag“… Und ich höre ihn selbst, trotzdem kriege ich es einfach nicht raus. Ich denke, am besten ist es so zu erklären: man erlernt eine neue Sprache, und je sicherer man sich in der Sprache fühlt, umso schwieriger wird es Eigenheiten, die sich ein geschissen haben, weg zu bekommen. Mein Anschlag ist definitiv nicht massiv, aber man hört ihn, mich stört er sogar, aber das ist nicht weg zu bekommen. Ich habe viele Kollegen aus dem asiatischen/indischen Raum. Manche sprechen britisch Englisch fast rein, aber die meisten sind extrem schwer zu verstehen, die laut Bildung im asiatischen Ist grundsätzlich recht anders, und das dann auf eine neue Sprache zu übertragen wird schwer… So wie es für uns Europäer sehr schwer ist, zum Beispiel Thai zu lernen, weil es neben der Aneinanderreihung von Buchstaben eher mehr um die Betonung an sich geht, was uns Europäern kaum/nur schwer gelingt. Das Vokabular zu erlernen, ist ein ein kognitive Vorgang, die laut gebogen und Aussprache ist. Dann eben noch mal ein ganz anderes Kapitel. VG D

von desireekk am 12.09.2023, 14:06



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Ich senfe auch mal noch dazu, obwohl der Thread schon alt ist und ich selbst keine Erfahrungen mit eigenem Akzent beisteuern kann (außer dass in Brüssel mal einer fragte, ob ich aus dem Elsaß käme, fühlte mich sehr geschmeichelt; leider fiel schnell auf, dass das wohl eher nicht der Fall ist ... ) Eine Verwandte von mir lebte fast 50 Jahre bis zu ihrem Tod im Ausland, hat Übersetzerin oder Dolmetscherin "gelernt" auf so einer Schule. Sie war also nicht ungebildet, kam bestens zurecht, einen schwäbischen Akzent hörte aber sogar ich noch deutlichst heraus, wenn sie fließend in der entsprechenden Sprache parlierte. Beruflich habe ich öfter mit Menschen zu tun, die leben schon seit 40 Jahren hier in D und sprechen deutsch immer noch nur gebrochen und brauchen für ei Gespräch mit mir einen Dolmetscher ... Da wäre lediglich ein Akzent eine deutliche Steigerung. Die sind aber i.d.R. eher weniger gebildet und leben v.a. in ihrer landsmannschaftluchen Community. Und dann noch eine kleine Anekdote zu "Akzent" innerhalb des Deutschen: eine gute Freundin von mir ist als Grundschülerin von Hannover hierher nach Württemberg gezogen. Für meine Ohren - und ich bin auch nicht mit dem allerbreitesten Schwäbisch aufgewachsen - spricht sie reinstes Hochdeutsch. Ihre "norddeutschen" Verwandten behaupten steif und fest, sie habe einen schwäbischen Akzent

von Sille74 am 12.09.2023, 20:22



Antwort auf Beitrag von Sille74

Sille, das kann aber gut sein, wenn sie so wie ich schnell den Tonfall und Klang eines Dialekts bzw. auch einer Sprache annimmt. Meinem Bruder war meine „süddeutsche Art“ zu reden auch schon zuviel, nachdem ich nach süden gezogen war. Und ich spreche und sprach keinen Dialekt!

von DK-Ursel am 12.09.2023, 23:22



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ja, das nehme ich denen schon ab, dass sie das so hören. Ich finde es nur erstaunlich, wie unterschiedlich da doch die Wahrnehmungen sind. Ich hätte gedacht, dass ich es entweder merke es, wenn/ dass sie sich "uns anpasst" oder dass die wohl doch erfolgte "Anpassung" im Norden nicht so stark auffällt.

von Sille74 am 13.09.2023, 17:43



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Ich glaube, da wirken verschiedene Dinge zusammen. Zum einen gibt es Leute, die eine fremde Sprache schnell verinnerlichen und dann darin denken und träumen. Die werden ihren Akzent meist auch schnell los. Anderen wiederum fällt es schwer, sie haben die Sprach vielleicht ursprünglich nicht freiwillig gelernt und bleiben innerlich der Muttersprache stärker verbunden. Und dann kommt noch dazu, dass jeder ein anderes Empfinden dafür hat, wie stark ein Akzent zu hören ist bzw. was man glaubt zu hören. Ich habe eine gute Freundin, französische Muttersprachlerin, die seit nun bald dreißig Jahren in Großbritannien lebt - dort sagt man ihr noch immer einen französischen Akzent nach (der wirlich kaum hörbar ist). In Frankreich jedoch bekommt sie seit Jahren zu hören, dass sie mit englischem Akzent spricht. Eine ehemalige britische Kollegin spricht deutsch mit einem sehr starken österreichischen Akzent. Sie hat vor Jahren in verschiedenen Ländern gelebt, u.a. ein Jahr in Österreich. Sie hat immer wieder betont, wie wohl sie sich dort gefühlt hat. Mich selbst kann hingegen selten jemand richtig einordnen, wenn ich englisch spreche - unter anderem wurden schon amerikanisch, niederländisch, schwedisch als mögliche Akzente vermutet, nur meine Kinder sagen mir einen leichten deutsche Akzent nach, aber die wissen es ja auch. LG platschi

von platschi am 27.10.2023, 13:36