Frage: Unerkannte Massen durch Leihimmunität feststellbar?

Hallo Herr Dr. Wahn, mein Sohn ist 8 Monate alt und hat sich eine schlimme Erkältung mit starkem Schnupfen eingefangen. Nachdem am letzten Montag seine Augen morgens völlig verklebt waren und er auch noch stark angefangen hat zu husten, waren wir beim Kinderarzt, um ihn abhören zu lassen und eine Bindehautentzündung auszuschließen. Er hat festgestellt, dass die Lunge frei war und der Husten und die verklebten Augen vom Rotz der Nase kommen. Der Rotz von der Nase über die Tränenkanäle hoch drückt. Mein Sohn hatte keine rote Augen. Dann Mittwochabend hatte er plötzlich leichten Ausschlag, am Donnerstag morgen sah man am Bauch einen richtigen Ausschlag, unterschiedlich große Flecken und ineinander übergehend. Teilweise auch nur ein leicht gepunkteter, fein gemaserter Ausschlag. Ich habe meinen Sohn dann um 10 Uhr morgens gestillt (ich stille nur noch einmal am Tag) und dann wurde der Ausschlag zusehens blasser und weniger. Als ich um 12 Uhr beim Kinderarzt war, war der Ausschlag noch zu sehen, aber nicht mehr so stark. Mein Kinderarzt sagte, es handele sich um ein unspezifisches Virusexanthem, kein Masernausschlag. Das Kind habe kein Fieber. Den Ausschlag können man wegstreichen. Hinzufügen muss ich vielleicht noch, dass meine große Tochter nach dem 2.ten Impfen mit 15 Monaten sehr stark die Impfmasern hatte, Ihre erste Impfung mit 11 Monaten somit nicht angeschlagen hat, was womöglich dafür sprechen könnte, dass ich den Kindern eine lange Immunität mitgegeben habe und ich aber schon im Gegensatz zu vielen anderen einen echten Maueranschlag gesehen habe. Der Ausschlag meines Sohnes war nicht so eindeutig. Nun zu meinen eigentlichen Fragen: Ich habe gelesen und leider in der Eile und vergessen zu fragen, dass ein Kind mit 8 Monaten ja noch eine Leihimmunität der Mutter hat und dadurch bei einer Maserninfektion nur unspezifische Synthome entwickelt. Ich frage mich, ob man das dann überhaupt feststellen kann. Würde auch eine unspezifische Maserninfektion auf jeden Fall Fieber hervorrufen? Mein Sohn hatte zumindest an dem Tag des Ausschlag kein Fieber. Und an den übrigen Tagen, war er nicht so warm, dass wir überhaupt auf die Idee gekommen sind zu messen. Ich habe auch gelesen, dass wenn man ein Kind nach einer unerkannten Maserninfektion impft, es möglicherweise ein höheres Risiko hat, später SSPE zu entwicklen. Da man nicht genau weiß´, was die Mutation am Wildvirus tatsächlich hervorruft. Jetzt würde ich gerne wissen, ob man anhand eines einfachen Bluttestes mit etwa 12 Monaten feststellen kann, ob mein Kind ggf. doch unspezifische Masern hatte. Wäre sein Antikörpertiter dann so hoch, dass man eine Infektion feststellen kann? Und umgedreht, könnte man davon ausgehen, dass wenn der Titer niedrig ist, das kindliche Immunsystem mit Hilfe der Leihimmunität das Virus erfolgreich bekämpft hat? Vielen Dank im Voraus Miranda

von Miranda1 am 12.01.2015, 09:12



Antwort auf: Unerkannte Massen durch Leihimmunität feststellbar?

Ja, eine geringe "Leihimmunität" durch mütterliche Antikörper mag derzeit noch vorhanden sein. Dennoch rate ich der Einschätzung des Kinderarztes bei seiner Diagnose zu vertrauen und den Verlauf abzuwarten. was Sie beschreiben, ist durchaus typisch für Viruserkrankungen in diesem Alter. Eine Antikörperbestimmung mit einem Jahr gegen Masern halte ich nicht für nötig. Wenn Sie dies jedoch wünschen, kann man das veranlassen, bevor man sich zur Masernimpfung entscheidet. Sie sollten keine Sorgen vor SSPE haben. Der Impfschutz gegen Masern ist ein sehr hohes Gut! Gruß, Ulrich Wahn

von Prof. Dr. med. Ulrich Wahn am 12.01.2015