Frage: Orale Provokationstestung vs. spezifische IgE-Bestimmung

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Wahn, mein Sohn, 14 Monate, zeigte rund um seinen ersten Geburtstag nach Verzehr einiger Nahrungsmittel eine periorale Urtikaria. Der Kinderarzt veranlasst eine Allergiediagnostik via RAST, es zeigten sich Sensibilisierungen gegen Kuhmilch, Hühnereiweiß, Mandel, Haselnuß und Erdnuß der Klassen 1, z.T. 2. Wir bekamen den telefonischen Rat, einfach "alles wegzulassen" und den Hinweis, die Allergien wären "nicht sehr ausgeprägt", könnten dennoch auch "heftige Reaktionen" hervorrufen. Eine weitere allergologische Beratung erfolgte nicht, aber eine Odyssee unsererseits, die u.a. in' s Krankenhaus zu stationären oralen Provokationstestung für Kuhmilch führte (Ergebnis: Mein Kind und ich [noch stillend] dürfen wieder Milchprodukte zu uns nehmen). In einem Monat wird gleiche Prozedur für die Allergie gegen Hühnereiweiß erfolgen. In dem Krankenhaus wird keine orale Provokationstestung für die fragliche Allergie gegen Nüsse durchgeführt, dafür würden wir uns an die nächstgelegene Uniklinik wenden, obwohl uns die aktuell behandelnde Klinik sagte, man würde keine Testung mit "Nüsschen" machen, die "Therapie" bestünde im Weglassen. Das "Weglassen" ist mir völlig klar, allerdings befinden sich in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln Spuren von Nüssen, bzw. sind in loser Ware gar nicht deklariert. Allein der Aufenthalt in einer Krabbelgruppe wird zum Spießrutenlauf, da irgendein Kind immer etwas isst, dessen Inhalt ich nicht kenne. Ich wäre übrigens nicht so paranoid, hätte der Kinderarzt nicht von sich aus auf "schwere Reaktionen" verwiesen/ die Ernährungsberatung (DAAB) erklärt, wir müssten auch auf die jeweiligen "Spuren" achten, bzw. sie weglassen. Nun meine Fragen: - Für die Testung von Nussallergien verabreicht man doch auch keine "Nüsschen", sondern verwendet Nussextrakte...oder? Ist der richtige Ansprechpartner eine Uniklinik? Oder wird eine Nussallergie wirklich nicht getestet? - Der orale Provokationstest war sehr aufwendig und insbesondere für mein Kind sehr belastend. Wie bewerten sie spezifische IgE-Tests für die Allergene? Soweit ich es verstehe, zeigt der RAST leglich einen "Kontakt mit immunologischer Reaktion" an, dient aber nicht als Marker hinsichtlich der tatsächlichen Ausprägung einer Allergie. Ist das bei der spezifischen IgE-Testung anders zu verstehen und kann dies möglicherweise den oralen Provokationstest ersetzen? - Würde Ihr Rat sein, uns mit einem Adrenalinpen/ Notfallmedikamentenset auszustatten? Insbesondere die fragliche Erdnussallergie macht mir Sorgen. Bitte verzeihen Sie meine ausführliche Frage. Ich finde niemanden, der uns wirklich mit einem fundierten Rat ausstattet, nur Ratschläge von "es kann schon schlimm werden" bis "ach, dann lassen Sie es doch einfach weg". Danke für Ihre Antwort. Glückskindchen- Mama

von Glückskindchen am 13.08.2015, 21:41



Antwort auf: Orale Provokationstestung vs. spezifische IgE-Bestimmung

In der Tat ist es so, dass der Bluttest nur besagt, dass eine Bereitschaft für eine allergische Reaktion besteht, sog. Sensibilisierung. Ob ein Kind nun tatsächlich allergisch reagiert, kann nur der Provokationstest zeigen. Bei dem sieht man ggf. auch, bei welcher Schwelle das Kind reagiert. Wenn nun eine herauskommt, dass Erdnüsse schon bei kleinen Mengen allergische Reaktionen auslösen, sollte in jedem Fall das Notfallset incl. Adrenalinpen verordnet werden. Fällt die Provokation aber negativ aus, kann man aus meiner Sicht darauf verzichten.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 14.08.2015