Sehr geehrter Prof. Dr. Jorch,
unser Sohn kam vor 4 1/2 jahren als Frühchen wegen schwerer Präeklampsie in 32+2 mit einem Gewicht von 1430g auf die Welt und war noch 6 Wochen auf der Neo. Danach sehr gut entwickelt. Drehte sich mit 4 Monaten (unkorrigiert) und alle weiteren Entwicklungsschritte eher früher. Mit einem Jahr Lungenetzündung. Sonst keine Komplikationen.
Kam mit 16 Monaten in die Kita. Mit 18 Monaten kannte er alle Farben (auch hell/dunkel) und Tiere. Mit zwei Jahren alle Automarken und etwas später das komplette ABC. Er wächst zweisprachig auf, ist sehr aufgeweckt, ein sehr aktives Kind und kaum zu bremsen. Bei Bayley-Test mit zwei Jahren überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Laut Aussage damals mit Tendenz zu Hochbegabung (wenn man das so früh sagen kann). Jetzt mit 4 1/2 kann er bereits lesen und drückt sich sprachlich sehr gut aus. Außerdem ein sehr gutes Verständnis für Zahlen (zählen und addieren). Ansonsten bis auf starken Bewegungsdrang keine Besonderheiten.
Nun würde er regulär in 1 1/2 Jahren eingeschult werden, also etwas über 6 J. und ich weiß nicht, ob er sich dann nicht langweilen würde. Da er von seiner Statur eher klein und schmächtig ist (106 cm, ca. 17 kg), weiß ich aber auch nicht, ob wir ihm mit einer vorzeitigen Einschulung einen Gefallen tun würden.
Wie sehen Sie das, auch in Hinblick auf seine "Vorgeschichte"?
Wie könnten wir ihn sonst fördern?
Vielen Dank und freundliche Grüße,
Clea
von
Clea
am 07.01.2015, 12:47
Antwort auf:
Würden Sie eine frühe Einschulung befürworten?
Die Vorgeschichte als Frühchen würde ich nicht in die Wagschale werfen, eher schon die Tatsachen, dass frühe Einschulung nicht selten später die Gymnasialempfehlung gefährdet und dass man kleinen Jungen wegen ihrer im Alter von 10-16 Jahren gegenüber Mädchen verzögerten Entwicklung damit häufig keinen Gefallen tut. Vom "Hochbegabtenstatus" profitieren vielleicht - gefühlt - die Eltern, aber selten die Kinder und schon garnicht langfristig.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 08.01.2015
Antwort auf:
Würden Sie eine frühe Einschulung befürworten?
Habe vergessen zu erwähnen, dass er einfache Wörter auch schreiben kann (krakelig in Großbuchstaben) und dass es darum geht ihn nächsten Herbst mit etwas über 5 oder ein Jahr später einzuschulen.
Danke
von
Clea
am 08.01.2015, 12:33
Antwort auf:
Würden Sie eine frühe Einschulung befürworten?
Hallo,
auch wenn Dein Sohn sehr fit ist, erscheint eine Einschulung mit wenig mehr als 5 Jahren recht früh. Vom Kopf her drüfte er die reine Wissensvermittlung gut schaffen. Aber das Problem dürfte beim Emotionalen liegen. Dazu gehört auch, dass er eben einen erhöhten Bewegungsdrang hat. In der Schule muß er stillsitzen und wenn er das nicht macht, würde er vermutlich schnell in die Ecke ADHS geschoben werden, ohne dass das wirklich der Fall ist.
Vielleicht habt ihr bei Euch in der Umgebung die Möglichkeit, eine Schule mit Vorschulzweig zu finden? Dann wäre er gefordert, aber nicht emotional überfordert. Ansonsten wende ich Dich doch mal an MENSA (Vereinigung der Hochbegabten). Die sind sehr nett und helfen gerne, wenn es um die richtige Förderung von hochbegabten Kindern geht.
Bei uns gibt es hier in der Gegend für Hochbegabte auch die Möglichkeit, nach Absprache mit der Grundschule eine Einschulung zum Halbjahr im Winter vorzunehmen oder die 1 - 2 Klasse in nur einem Schuljahr zu durchlaufen (Grundschule von 3 Jahren) - vielleicht hilft das Euch auch weiter.
Mitglied inaktiv - 09.01.2015, 14:49
Antwort auf:
Würden Sie eine frühe Einschulung befürworten?
Vielen Dank für die Antworten!
Auch ich persönlich stehe einer frühen Einschulung eher kritisch gegenüber, weiß auch nicht ob unser Sohn tatsächlich hochbegabt ist. Habe andererseits aber auch Angst mir später vorwerfen zu müssen, für ihn etwas verpasst zu haben. Aber ich denke, man muss manchmal auch einfach seinem Gefühl folgen.
von
Clea
am 09.01.2015, 16:52