Frage: Fa lehnt BV ab

Hallo, ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich bin in der 16. SSW., bei meinen ersten beiden Schwangerschaften hatte ich beide Male vorzeitige Wehen. Ich muss vielleicht vorwegsagen, dass ich mit meiner FA auch nicht super zufrieden bin. Ich war gestern also nach langem überlegen bei meiner FA und habe ihr gesagt, dass ich ziemlich fertig bin und mein Kreislauf dauernd absackt. Vor der Schwangerschaft habe ich Job und zu Hause halbwegs noch hinbekommen, aber jetzt packe ich es irgendwie nicht mehr. Die Eckdaten sind: Ich bin schwerbehindert ( GdB 50), habe einen 40 Std.-Job, der sehr stressig ist (Bürojob, aber sehr viele Terminsachen). Ich war Anfang des Jahres bereits stationär in Behandlung, weil ich ein Problem damit habe, im Job mal nicht 100% zu geben. Mein Mann Arbeit auch 40 Std./ Woche, ist aber Di bis Do auf Dienstreise. Freitags muss er seinen Alen Eltern helfen, fährt also direkt nach dem Büro dorthin. Dort geht er einkaufen, fährt seinen Vater zu Terminen (Friseur, etc.) und kommt erst abends heim. Tochter (14 J.) ist gesund, Sohn (12 J.) ist aber Autist, hat einen GdB von 80 mit Merkzeichen G, H, und B, hat Pflegestufe 1 mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz. Morgens nach dem aufstehen, kümmere ich mich um Sohn bis er zur Schule geht. Nach meinen teilweise sehr stressigen 8, 5 Stunden Büro bis abends pflege ich ihn dann wieder und dann mache ich noch den Haushalt bis spät. Mein Mann kann mich nur Montag nachmittag, Samstag und Sonntag unterstützen. Das macht er auch! Eltern oder sonstige Hilfen stehen nicht zur Verfügung. Tochter kümmert sich jetzt schon nachmittags um ihren Bruder, damit ich mich nach der Arbeit erstmal kurz hinlegen kann. Aber das ist nicht ihr Job, außerdem muss sie eigentlich auch ihre HA erledigen. Haushaltshilfe wird nicht von der PKV bezahlt, ansonsten können wir uns leider keine leisten. Ich habe meiner FA das jetzt geschildert. Ich sehe nur die Möglichkeit, dass ich weniger arbeite. Denn mein Sohn bleibt nunmal behindert und pflegebedürftig. Dazu kommt meine Behinderung, die es auch nicht einfacher macht. Und vor der Schwangerschaft habe ich es ja noch hinbekommen. Meine FA meint, sie könne mir wegen Stress (egal ob Job oder zu Hause) kein BV ausstellen. Sie schrieb mich jetzt eine Woche krank und sagte, ich solle mich besser organisieren und mir Hilfe organisieren (Freunde, Familie). Unser Sohn lässt sich als Autist leider auch nicht fremdbetreuen, geschweige denn von jemanden fremden duschen oder sein Essen bereiten (etc.). Mein Mann kann seine Dienstreisen nicht einschränken, gehört bei ihm zum Job dazu. Ich merke jetzt bei der Krankschreibung, dass es mir schon hilft, den Haushalt morgens zu machen und mich auszuruhen, bevor Sohn aus der Schule kommt. Haben sie eine Idee? ich dachte, ein individuelles BV sei bei mir möglich. Meine FA meint, dass habe sie noch nie gehört…. Sie könne mich nur krankschreiben. Wäre eigentlich auch egal, weil ich Beamtin bin und daher keine 6 Wochen-Regel habe. Aber ich bin ja streng genommen nicht krank. Ich könnte zu meiner Neurologin gehen und sie um ein individuelles BV bitten. Würden sie das empfehlen? Sehen sie eine Alternative? Vielen Dank!

von Sweetshark am 10.06.2015, 19:10



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Hallo, ich sehe es auch so, es liegt nicht an der Arbeit sondern an der Schwangerschaft bzw den Begleitumständen. Hier ist die Krankschreibung das geeignete Mittel. Liebe Grüße NB

von Nicola Bader, Rechtsanwältin am 11.06.2015



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Ein BV wird doch nur ausgestellt, wenn der Arbeitsplatz gefährdent ist... Hat man SS-Probleme wird man schwangerschaftsbedingt krankgeschrieben? Lg

von Colien07022004 am 10.06.2015, 19:21



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Bei einem BV muss ! der Job die Schwangerschadt gefährden, nicht das Privatleben. Dass mit Deinem Sohn tut mir leid, aber dafür kann Dein Arbeitgeber nichts, genausowenig wie für die Abwesenheit des Mannes. Dann sollen sich seine Eltern anders organisieren und er bei Dir sein. Vorzeitge Wehen bei den anderen Kindern haben nix mit der jetzigen Schwangerschaft zu tun.

von Sternenschnuppe am 10.06.2015, 19:27



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

"Das individuelle Beschäftigungsverbot ist in § 3 Absatz 1 MuSchG geregelt. Dort heißt es, „werdende Mütter dürfen nicht beschäftigt werden, soweit nach ärztlichem Zeugnis Leben oder Gesundheit von Mutter oder Kind bei Fortdauer der Beschäftigung gefährdet ist“. Demnach können normale Beschwerden der Schwangerschaft (Erbrechen bei bestimmten Gerüchen), aber auch das Vorliegen einer Risikoschwangerschaft oder die Neigung zu Fehlgeburten ein individuelles Beschäftigungsverbot begründen. Für die Aussprache eines individuellen Beschäftigungsverbots ist somit maßgeblich, ob durch die Fortführung der Beschäftigung die Gesundheit von Mutter oder Kind konkret gefährdet wird, und nicht, ob von dem Arbeitsplatz eine spezielle Gefährdung ausgeht. Ein individuelles Beschäftigungsverbot kann im Ausnahmefall auch durch besonderen psychischen Stress begründet sein" Also es geht schon bei Stress….

von Sweetshark am 10.06.2015, 20:22



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Dazu kommt, dass mein Job sehr stressig ist. Denkt man vielleicht nicht bei einer Beamtin, aber auch da gibt es sehr stressige Jobs ;-)

von Sweetshark am 10.06.2015, 20:26



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Das ändert nichts daran, dass die Gefährdung vom Job ausgehen muss. Genau das ist aber nach Ihrer Schilderung nicht der Fall, sondern die Gesamtumstände sind ungünstig. Alles Gute, insbesondere auch für Ihren Sohn! LG

von Lina_100 am 10.06.2015, 22:58



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Ein stressiger Job ist kein Grund für ein BV. Denn stressig sind ja die meisten Jobs. Das dich dein FA krankschreiben ist richtig, einen BV Grund gibt es nicht. Organisieren müsst ihr euch selbst. Lg

von Colien07022004 am 11.06.2015, 08:12



Antwort auf: Fa lehnt BV ab

Erstmal ein großes Kompliment, Sweetshark - was du leistest, ist enorm. Viele würden das in deiner Situation auch ohne SS-Beschwerden nicht schaffen. Ein individuelles Beschäftigungsverbot aufgrund psychischen Stresses DURCH die Arbeit ist möglich. Definitiv. Dazu haben mir sowohl mein Gyn als auch die Bezirksregierung geraten. Dafür darf der Arzt aber auch nur den Stress, den du durch deine Arbeit hast, berücksichtigen. Da das bei dir schon zu einem Klinikaufenthalt geführt hat, würde ich davon ausgehen, dass der Stress geeignet ist, dein Wohl und das Wohl deines Kindes zu gefährden. Der Arzt wird dann aber unter Umständen die Behörde deines Bundeslandes hinzuziehen, die für die Einhaltung des Mutterschutzes zuständig ist (siehe: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/familie,did=31058.html ). Bei uns in NRW eben die Bezirksregierung, Bereich Arbeitsschutz. Diese kann dann versuchen durch klärende Gespräche mit dem Arbeitgeber einen Weg zu finden, dir eine stressfreie Position zu bieten. Die andere Frage ist, ob die Mitarbeiter der Behörde die Motivation dazu haben. In meinem Fall nicht, obwohl mir das sehr recht gewesen wäre. Bei mir hat sich die Behörde ausschließlich für ein BV ausgesprochen, wollte aber selbst nicht aktiv werden. Du musst nur eben ggf. damit rechnen, dass die Behörde deinen AG kontaktiert und versucht deine Situation bei der Arbeit zu verbessern. Du kannst dir auch bei der Behörde selbst eine Einschätzung einholen, ob ein BV gerechtfertigt wäre. Ausstellen muss es jedoch ein Arzt und ich habe häufig gehört, dass außer einem Gyn sich da kaum jemand ran traut (aber ist nur Hören-Sagen ;) ). Kommt ev. auch ein BV wegen einer Risikoschwangerschaft bei dir in betracht? (Durch deinen GdB von 50?) Da du schon sagst, du bist mit deiner Gyn nicht zufrieden, macht es vielleicht auch generell Sinn, diese zu wechseln.

von Sommersprosse83 am 11.06.2015, 10:04