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Zweisprachige Erziehung - Ja oder Nein wenn der Vater nur Halb-Spanier ist?

Thema: Zweisprachige Erziehung - Ja oder Nein wenn der Vater nur Halb-Spanier ist?

Hallo, Ich heiße Isabel und hoffe, dass ihr uns weiterhelfen könnt. Es geht in erster Linie nicht um mich, sondern um meinen Bruder, der eine kleine Tochter erwartet. Er ist mit einer deutschen Frau zusammen und wir sind halb deutsch - halb spanisch. Mein Bruder ist in Spanien aufgewachsen und ist im Alter von 10 Jahren nach Deutschland gekommen (ich bin etwas jünger als er :-) ). Er hat dort beide Sprachen gelernt (also Deutsch und Spanisch), wobei Spanisch die Sprache war, die er besser beherrscht hat (da er wie bereits erwähnt dort gelebt hat). Er würde gerne mit seiner Kleinen Spanisch reden. Jedoch findet die Idee keiner gut (weder die Familie seiner Freundin, noch seine Freunde). Sie meinen, dass er seine Tochter in die Rolle eines Kindes mit Migrationshintergrund "hineindrängen" würde. Da die Kleine ja Deutsche sein wird (der Vater ist halb deutsch - halb spanisch). Wir alle haben uns auch schon zu dem Thema belesen und ich persönlich sehe eigentlich keinen Grund zur Sorge - er auch nicht. Jedoch lösen die Meinungen der Familie seiner Freundin und Freunde Bedenken in ihm aus. Sie sagen, dass die Sache anders aussehen würde, wenn der Vater ganzer Spanier wäre. Da meine Kleine in diesem Falle auch spanisch wäre. Aber so würde er sie durch die zweisprachige Erziehung in diese Rolle hineinzwängen, was sie gar nicht ist. Er weiß inzwischen gar nicht mehr, wie er über dieses Thema denken soll und ich hoffe, hier ein paar Meinungen von Außenstehenden zu bekommen.

von isabelita am 17.03.2013, 18:18



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Es wundert mich, wie sich die Familie und Freunde in diese Diskussion einmischt und wie sehr der Bruder sich dadurch beeinflussen lässt. Ich bin auch "halb-halb" und erziehe mein Kind zweisprachig.

von Pamo am 17.03.2013, 19:00



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wie traurig....was spricht gegen die Zweispachigkeit? Kann mich Pamo nur anschließen, wieso mischen sich alle drum rum ein? Er möchte es, aslo soll er es auch machen. Seine Freundin hat ihn als Halbspanier kennen und lieben gelernt und jetzt ist sie dagegen, dass er seine Sprache, seine Kultur weiter gibt? Ich bin Russlanddeutsche und genauso, wie meine Vorfahren sich bemüht haben die deutsche Sprache zu erhalten, bemühe ich mich jetzt um die russische. Was mein Mann davon hielt, war mir, ehrlich gesagt, völlig schnuppe! Er spricht nach mittlerweile 14 gemeinsamen Jahren immer noch nicht russisch, versteht es bestimmt ein wenig....ist aber sehr stolz auf sein zweisprachiges Kind ;)

von angelok82 am 17.03.2013, 19:41



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Zweisprachigkeit ist so eine tolle Bereicherung. Dein Bruder soll (meiner Meinung nach!) auf jeden Fall spanisch mit seinem Kind sprechen. Meine Kinder sind ebenfalls halb/halb und ich würde mich so freuen, wenn sie das später auch in Angriff nehmen würden. Ich nehme an, dein Bruder spricht gutes muttersprachliches Spanisch und das sollte er unbedingt weitergeben. Ganz toll wäre sogar Spanisch als Familiensprache, weil das Kind in der deutschen Umgebung und mit der Mutter sowieso sehr viel Deutsch hören wird. Mein Mann ist Portugiese und wenn er abends heimkommt, schalten meine Kinder und ich (meistens) um und wir reden portugiesisch (obwohl meines nicht perfekt ist!).

von Aprilbaby am 17.03.2013, 20:13



Antwort auf Beitrag von isabelita

Ich finde es unverständlich, daß sich die Freunde und Verwandten derart einmischen, es muß dein Bruder ganz alleine entscheiden, wie er mit seinem Kind spricht, evtl kann er es mit seiner Frau abklären, aber sollte sich wsonst von keinem beeinflussen lassen. Ich wurde gestern auch gerade gefragt, warum ich in deutschland mit meinen kindern türkisch sprechen würde, wenn meine Kinder doch auch deutsch verstehen Die Kleine wird bestimmt später froh sein, wenn sie auch spanisch kann, evtl würde sie ihrem Vater vorwürfe machen, wenn er ihr nicht von kelin auf an die Sprache beigebracht hat. Warum muß in Deutschland alles nur aus Deutsch bestehen? Internationalität ist doch eine tolle Sache. Ich an deiner Stelle würde ihn ermutigen, konsequent spanisch mit dem kind zu sprechen. LG Derya mit 2 fließend zweisprachigen Kindern ( D + TR)

von Deryagul am 17.03.2013, 23:33



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auf jeden Fall zweisprachig aufwachsen lassen. Es ist doch ein Geschenk, so nebenbei eine zweite Muttersprache zu haben!! Die Meinung der anderen (ob Freunde oder Familie, Nachbar...) muss deinem Bruder EGAL sein !!!! lg Lalolo

von Lalolo am 18.03.2013, 08:48



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Hej! Na, da sind die Meinungen ja wie erwartet einstimmig!!! Natürlich sollte Dein Bruder Spanisch mit seinem ind sprechen -vor allem, wen ner selber das sogar will. Und die anderen mischen sich ungefragt ein, ach ja, sowas erlebnt man leider dauernd --- und nicht nr in der Sprachenerziehung. Dort allerdings massiv, und es ist erstaunlich , wie Menschen, die sich vorher NIE mit dem Thema Intergartiuon, Sprachenvermittlung, Spracherwerb und -entwicklung etc. beschäftigt haben, plötzlich Experten sind und denen, die zweisparchig erziehen, gute Ratschläge geben wollen. und genauso, wie Ihr alle die wohlmeinenden Ratschlgezu Töpfchentraining, Daumenlutschen und Familienbett ignorieren, annehmen oder begutachten und nach Euren bedürfnissen anpassen könnt, können die Eltern dies auch beider Spracherziehung. Das Kind IST zu einem Viertel Spanier, da wird es also in keine Rolle gedrängt. Und selbst wenn: Was wäre so schlimm daran?? Spanier in Dtld. -- ist das eine Schande?? Was rteden die den nda? Welches Bild geben die von sich und Dtld. ab??? uch verstehe auch nicht, wieso das nun anders sein sollte, wenn der vater GANZ-Spanier wäre... So ein Blödsinn, seit ann werden Menschen nach Vierteln und halben Nationalitäten beurteielt? Als meine Tochter in der Scuhle geärgert wurde wegen ihrer dt. Nationalität, wurde sie von Großmutter und Lehrer wohlmeinend getröstet: "Du bist ja auch halb Dänin." (Mich machte das stinksauer! Was sollden das für ein Trost sein?) Und meine Kleine antworte ganz ohne mich und machte michsehr stolz damit: Nein, ich bin ganz Dänin - und ganz Deutsche. So isses. Und das kann Dein Neffe auch mal so sehen - wen nDein Bruder es ihm vermittelt. Ich werde glücklich sein, wenn meine deutsch-dänischen Töchter ihre Kinder, meine Enkel, mal auch deutsch erziehen --- nicht, weil ich nicht auch dänisch sprechen kann, sondern weil zwei Muttersprachen eine große Gabe sind, Einblick i nandere Kulturen geben und manchmal sogar in Schule und Beruf nützen. Laßt die anderen reden und gebt dem Kind die Chance, die ihr ihm geben könnt - vielleicht kannst Du ja sogar als Tante mit Spanisch unterstützen??? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 18.03.2013, 09:42



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Also mein Mann ist auch nur halber Franzose und in den Staaten geboren und aufgewachsen. Er spricht mit den Kids Französisch und mir wäre dieses Argument "von wegen Migrationshintergrund bla bla" nie im Traum eingefallen ...... Erstens wäre ich nie auf den Gedanken gekommen und finde den ehrlich gesagt auch ein wenig bedenklich und zweitens na und? Wenn Dein Bruder mit seiner Tochter gerne spanisch reden möchte und sich das auch zutraut, dann finde ich es eher traurig, dass er nicht zumindest von der Mutter des Kindes unterstützt wird. Erstens ist es toll und unglaublich bereichernd wenn ein Kind von Anfang an die Chance der Zweisprachigkeit bekommt und zweitens finde ich persönlich gerade Spanisch die schönste Sprache überhaupt, noch dazu kommt man mit der Sprache in der Welt sehr weit herum. Rede Deinem Bruder Mut zu und auch Du als zukünftige Tante könntest mit dem Kind nur Spanisch reden..... Das wär toll. LG

Mitglied inaktiv - 18.03.2013, 14:55



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

alles ausführlich zu schreiben! Unsere Tochter sagt auch, sie ist GANZ Deutsche und GANZ Französin... bin auch sehr stolz drauf, gell! :-) also einfach loslegen und nicht von anderen verunsichern lassen! lg Laurence

von Lalolo am 20.03.2013, 09:30



Antwort auf Beitrag von Lalolo

:-)

von Lalolo am 20.03.2013, 09:31



Antwort auf Beitrag von isabelita

Hola, ich kann mich allen Vorrednerinnen nur anschließen: Zweisprachigkeit ist ein Geschenk und die Chance sollte nicht leichtfertig vergeben werden, bloß weil sich die Schwiegerfamilie evtl. ausgeschlossen fühlt. Wenn sie später eine kleine "Dolmetscherin" im Spanienurlaub haben, beschwert sich sicherlich keiner mehr ;-) Und zum Thema Migrationshintergrund: bei der Einschulung und in sonstigen Statistiken zählen wir in Deutschland als Menschen mit Migrationshintergrund schon wenn die Großeltern im Ausland geboren wurden... also sind es ziemlich viele, egal ob ein- oder zweisprachig. Ánimo que es dificil, pero todos los esfuerzos valen la pena Amaya

von Amayala am 20.03.2013, 19:49



Antwort auf Beitrag von Amayala

Das finde ich eine interessante Frage. Ob meine Tochter wohl formal einen Migrationshintergrund hat? Sie ist im Ausland geboren.

von Pamo am 20.03.2013, 20:36



Antwort auf Beitrag von isabelita

Hallo, Ich schließe mich alle Kommentare an, vor allem von DK-Ursel: meine Tochter betrachtet sich nicht als halb-halb sondern als ganz Spanierin und ganz Deutsche. Darüber hinaus würde ich deinem Bruder raten, dass seine Tochter ebenfalls beide Staatsangehörigkeiten annimmt. Sie hat per Geburt Anspruch an beiden und es ist nur vorteilhaft. Das mit der Migrationshintergrund regt mich auf - das ist nichts schlimmes, das ist gut! Es heißt Interkulturalität. Und man sollte kein schlechtes Bild von Deutschland hier haben: alle, die hier mitbekommen haben, wie meine Tochter mit mir Spanisch spricht, finden es toll und sagen, wie gut sie es hat, von Kind an zweisprachig zu sei n. Viele Grüße

von Nati123 am 21.03.2013, 20:10



Antwort auf Beitrag von Nati123

Hej nochmal! Wieso sollte sichdie Schwiegerfamilieausgeschlossen fühlen? Wenn Dänen zugegen sind/waren, habe ich dänisch geredet -- trotzdem haben miene Kinder fließend deutsch gelernt. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 27.03.2013, 22:24



Antwort auf Beitrag von isabelita

¡Hola Isabel! Ich hoffe, dass Dein Bruder es schafft sich durchzusetzen, denn einem Kind die Möglichkeit zu bieten, ohne jede Anstrengung spielerisch eine zweite Sprache zu lernen, ist ein großes Geschenk, das ihr insbesondere in beruflicher Hinsicht später einmal sehr nützlich werden kann. Damit das aber auch wirklich funktioniert, sollte Dein Bruder NUR Spanisch mit der Kleinen reden und die Mutter nur Deutsch. Mein Sohn kam in Frankreich auf die Welt, und wir haben das auch so gemacht. Der Vater sprach nur Französisch und ich nur Deutsch, so hat Junior beide Sprachen schnell und gut gelernt. Heute ist er perfekt zweisprachig und findet es toll. Ich finde es traurig, dass es auch im Jahr 2013 noch Menschen gibt, die engstirnig nur ihren eigenen Vorteil im Kopf haben ('was, wenn das Kind auf einmal nur noch Spanisch spricht und keiner mehr was versteht'), aber diese Furcht ist vollkommen unbegründet, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Kleine schließlich eine deutsche Mutter hat und auch in Deutschland in den Kindergarten und/oder in die Schule gehen wird. Das mit dem "in einen Migrationshintergrund hineinzwingen" ist völliger Quatsch, denn Dein Bruder ist ja schon perfekt integriert. Mit einer Familie, in der alle z.B. nur türkisch sprechen ist das kaum zu vergleichen, schon deshalb nicht, weil die Mutter Deutsche ist. Das Argument "ganzer Spanier vs. halber Spanier" ist an den Haaren herbeigezogen. Wenn Dein Bruder spanischer Muttersprachler ist - und nur darauf kommt es an - dann sehe ich für das Kind nur Vorteile. Sag Deinem Bruder es ist sein Kind, und die einzige, mit der er sich diesbezüglich einigen muss, ist die Mutter des Kindes. Die Meinung der anderen ist bei so einer wichtigen Sache nicht relevant. Wenn er es schafft sich durchzusetzen, werden sie sehen, dass die Zweisprachigkeit dem Kind nur Vorteile bringt. Ich habe übrigens schon mit Leuten gesprochen, deren Eltern sich GEGEN die Zweisprachigkeit entschieden haben als sie klein waren. Alle sagen heute UNISONO, dass das ein Fehler war. Ich wünsche Euch viel Überzeugungskraft und gute Nerven!

von Kayenta am 28.03.2013, 09:29