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Wie konsequent soll man bleiben?

Thema: Wie konsequent soll man bleiben?

Unser Sohn (21mon.) wird zweisprachig erzogen. Ich spreche mit ihm meine Muttersprache - slowakisch, mein Mann deutsch. Ich bin in der Umgebung so ziemlich die einzige, mit der er slowakisch sprechen kann. Das machen wir auch immer. Doch manchmal bin ich mir unsicher, wann genau ich auf deutsch umstellen soll und andersrum. Er fängt jetzt an alle Wörter nachzusprechen. Wie soll ich mich z.B. In der Krabbelgruppe verhallten? Eigentlich versuche ich dort deutsch zu sprechen, aber wenn er da z.B. Ball auf slowakisch sagt, wie soll ich dann reagieren? Soll ich slowakisch wiederholen, wie er das sagt oder auf deutsch, weil wir gerade in einer Gruppe sind, wo deutsch gesprochen wird. Wie spricht ihr mit dem Kind z.B bei Schwiegereltern oder Besuch, wo deutsch gesprochen wird? Soll ich das dem Kind irgendwie beibringen, jetzt sprechen wir deutsch-weil alle so sprechen oder jetzt sprechen wir slowakisch-weil wir zu zweit sind? Wie konsequent muß ich bleiben damit er (ich auch) nicht durcheinander kommt aber auch damit er die zweite Sprache gut beherrscht?!

von Bibianka am 07.10.2013, 22:20



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Hej Bibianka! Zu dem Thema habe ich mich schon oft eingemischt, wenn jemand absolute Konsequenz fordert. Das ist okay, es ist auch verständlich, daß jemand NUR seine Sprache mit dem Kind sprechen will, wenn er der einzige ist, der sie ans Kind bringen kann. ABER: Es geht auch anders, und es sollte niemand anderen vormachen, ein Kind lerne nur die 2. Muttersprache,wenn man niemals anders mit ihm spricht. Ich bin hier in Dk auch die einzige, die für die Nicht-Umgebungsspache zuständig ist, das gilt ja nun mal für viele binationale Familien. Und ich habe immer ins Dänische gewechselt, wenn dänischer Besuch da war, wir bei Dänen zu Besuch waren oder wenn die Leute im Laden, Bus oder der Schlange an der klasse doch mal mithören durften. (Also z.B. Schuhkauf, da beziehe ich die Verkäuferin ein - in der Warteschlange an der Kasse bleiben die Leute meistens außenvor und ich rede deutsch - außer, wie werden angesprochen...) Im KIGA, in der Schule habe ich beim Abholen auf deutsch zum Kind gesagt: "hol doch mal deine Sachen!" und dann weiter auf dänisch geredet. Kleine Bescheide, die die anderen entweder ausder Situation erahnen können oder die uninteressant sind, habe ich also auf Deutsch gesagt, alles andere auf dänisch. ich bin der Ansicht, die Kinder lernen einiges dabei: a) daß wir anderen genauso viel zwischen den Sprachen wechseln müssen wie sie selber. (Und daß wir die Umgebungssprache sprechen und verstehen, wissen die Kinder doch. sie hören uns doch täglich mit den Landeseinwohnern in ihrer Sprache sprechen!) b) sie lernen, daß es höflich ist, andere nicht auszuschließen - wieso ist Flüstern nicht erlaubt, wenn andere dabei sind, wohl aber lautes Sprechen in ener fremden Sprache? Unlogisch - also ent- oderweder! c) ich bin der Ansicht, daß Sprache, Sprachen zur Kommunikation und eben nicht zum Ausgrenzen dienen soll - das geht doch wohl nur, wenn ich sortiere, wann ich was sprechen muß, damit mich soviele wie möglich verstehen. Gegenargumente: Das Kind höre so die Nicht-Umgebungssprache weniger. Stimmt - aber das kann ich gerade im Kleinkindalter noch gut ausgleichen. Und mit zunehmendem Alter wird eh immer schwieriger, alles in der eigenen Muttersprache zu sagen und ggf. zu übersetzen. Mit Schulkindern kommen Gästekinder an den Tisch, die sogar übernachten - wer mag so ein Kind dauernd ausschließen? Wer will die spannende Diskussion über Lehrer, Schulthemen etc. durch Dauerübersetzungen zerstören?? Da ist mir einfach auch wichtiger, ich behalte den Kontakt zu meinen Kindern und ihren Freunden und höre, was so in ihren Köpfen vor sich geht und welche Themen sie wie diskutieren. Das geht eben nur, wenn ich mich auf ihre Sprache einstelle. ABER: sowie ich allein mit meinen Töchtern bin, spreche ich noch heute Deutsch mit ihnen. Und wenn Dir dann jemand erzählt, es sei nicht möglich mit soviel Dänisch dazwischen den Kindern gutes Deutsch (in Deinem Fall Slowakisch) beizbringen, dann darf derjenige uns gerne besuchen: Meine Töchter sprechen Deutsch fließend und auf demselben hohen Niveau wie Dänisch! Mein Rat: Mach es so, wie es Dir am logischsten und natürlichsten vorkommt, dann ist es für Euch sicher richtig! Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.10.2013, 00:02



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Genau - in solchen Situationen merkt man, dass OPOL eben auch nur eine Theorie ist, die man am Ende selber in die Praxis umsetzen muss - und je nach Situation, eigener Einstellung (und eigener Sprachkenntnisse) findet man irgendwann eine Strategie, die einem behagt und mit der alle - auch die Schwiegereltern und anderen Muttis - leben können. Ich bleibe stärker bei unserer "Geheimsprache" als Ursel, allerdings ist die wie die Umgebungssprache slawisch, also auch wieder nicht soo geheim. So muss ich mit meinem Sohn fast nie die Umgebungssprache sprechen, auch nicht wenn die Eltern meines Mannes zugegen sind, im Groben bekommen die eh alles mit. Meine zweite Muttersprache sprechen sie als Fremdsprache - auch hier besteht also keine Gefahr eines Ausgrenzens. Als unser Sohn angefangen hat zu sprechen, habe ich ihm oft beide (bzw. alle drei) Wörter für etwas gesagt, mit dem Kommentar: "Oma sagt xx, Mama sagt yy, andere Oma sagt zz". Das muss man aber nicht machen - mir hat es geholfen, die Situationen zu überbrücken, in denen er ein Wort in der Nichtumgebungssprache sagt, es aber vonnöten ist, dass er das Gegenstück auch kennt. Oder im Gegenteil, wenn er zu mir etwas in der Umgebungssprache sagt, die nicht "unsere" ist, wiederhole ich es noch mal. Jetzt fragt er oft gezielt nach den Entsprechungen in den anderen Sprachen, wenn er sie nicht kennt und sich dafür interessiert. Er ist fast drei Jahre alt. Fazit: ich stimme Ursel zu - One-Person-one-language ist nur eine Richtschnur, die man praktisch nur umsetzt, wenn man mit dem Kind alleine ist oder wenn mitanwesende Personen beide Sprachen verstehen. Die Kinder kriegen recht schnell mit, bei wem sie dann in beiden Sprachen verstanden werden und bei wem nicht. Ich erkläre meinem Kind auch, wie man in der Umgebungssprache grüßt - da wäre ein Festhalten an meiner Muttersprache schlicht absurd :-) K

von Kacenka am 08.10.2013, 09:57



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... übrigens fragt unser Sohn in letzter Zeit auch oft, welche Sprache(n) verschiedene Leute, mit denen wir zu tun haben, sprechen: also zum Beispiel: Wo hast Du die Schuhe gekauft? Wie spricht die Verkäuferin? Wie spricht Tante Anja usw. Oder wenn er mitkriegt, dass jemand unsere Sprache zwar nicht spricht, aber versteht, kommentiert er das sofort...

von Kacenka am 08.10.2013, 10:06



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Hej Kacenka! "Oder wenn er mitkriegt, dass jemand unsere Sprache zwar nicht spricht, aber versteht, kommentiert er das sofort..." Wie sieht denn so ein Kommentar aus? neugierige Grüße - Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.10.2013, 10:12



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

"Tante xy kann auch ein bisschen...!" Mit entsprechend verwunderter Intonation. K

von Kacenka am 09.10.2013, 17:51



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Hallo! Wir ( deutsch in NL ) versuchen schon, konsequent zu sein und sprechen - sofern wir alleine bzw. innerhalb der Kernfamilie ( grosse Geschwister, Omas & Opas, die alle deutsch sind und KEIN NL sprechen ) mit unserer Tochter deutsch. Aber, wie gesagt - wir haben alle die gleiche Nationalitaet. "Draussen", bei NL-Besuch, beim Einkaufen, beim Arzt etc. wird natuerlich NL gesprochen, meine Tochter lernt es auch noch in der Kita und spricht schon in beiden Sprachen ganze Saetze, teilweise auch gemischt. Ich gehe mit ihr auch zum Musikkurs (NL) und zum Schwimmen (NL), das heisst, sie bekommt genuegend Sprachinput, dort spreche ich natuerlich Niederlaendisch. Aber ich spreche deutsch mit ihr, alles andere kommt mit unnatuerlich vor. Sie schaltet schnell um, weiss das ( sie ist gerade mal 2) jetzt schon ganz genau. Momentan ueberwiegt wieder der NL-Wortschatz, dann wiederhole ich erst, was sie gesagt hat und sage es dann nochmal auf deutsch hinterher. Natuerlich korrigiere ich sie nicht, wenn es richtig war - egal in welcher Sprache. Fuer Dein Beispiel: Tochter: Dit is mijn bal Mutter: Ja, dit is jouw bal, das ist Dein Ball. ( so mache ich das immer...) Ich bin eigentlich sehr beeindruckt, wie meine Tochter das jetzt schon meistert, daher denke ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Mir ist es auch wichtig, dass sie gutes Deutsch spricht, daher ist und bleibt das unsere Familiensprache - und das dann konsequent. Buecher lese ich ( meine Aussprache ist sehr gut ) allerdings mittlerweile in beiden Sprachen mit ihr, je nach dem, welches sie lesen moechte. Habe ich bis vor kurzem noch uebersetzt, aber da sie Interesse an Buchstaben zeigt, lasse ich das lieber - man weiss ja nie, was in den kleinen Gehirnen alles schon haengenbleibt... Aber es gibt da verschiedene Ansichten darueber. Im Internet findet man auch so einiges an Informationen darueber. Spannend und schoen ist es in jedem Fall.

von NinnyM am 08.10.2013, 13:16



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Hej nochmal! Konsequent warenwir auch: Zuden Kindern jeder seine muttersprache, es sei denn,e s sind Leute dabei,die das nicht verstehen --- dann höchstens die kleinen persönlichen Bescheide, die rasch abgeklärt sind. Auch DAS ist konsequent. Familiensprache war bei uns trotz unterschiedlicher Nationalität auch Deutsch, geht aber eben auch nicht beiallen - und der vater möchte bei den gesprächen über Scuhle, Politik und Gesellschaft (später am Tishc nicht ausgeklammert werden. Stell Euch eine Talkshow vor, in der andauernd alles übersetzt werden muß - da verlieren die Leutchen bei Tisch rasch die Lust. Ich denke, das sollte jeder nach Bedarf und Können für die eigene Familie einrichten. Dann klappt es frür alle am natürlichsten und somit am besten. Gruß Ursel, DK - inzwischen mit 2 erwachsenen fließend zweisprachigen Töchtern

von DK-Ursel am 08.10.2013, 17:06



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Hallo, ich habe da Frage, das interessiert mich einfach. Du sagst, du hast zwei Erwachsene Töchter, die fließend beide Sprachen sprechen. Sprichst du mit deinen Töchtern heute auch noch die zweite Sprache d.h. die stellen von selbst automatisch um auf deutsch oder muß du doch noch etwas "nachhelfen". Und mit Papa Dänisch. Oder ist das für sie bequemer geworden doch nur dänisch zu sprechen (unter euch in der Familie). Wie läuft das bei euch heute so...

von Bibianka am 10.10.2013, 14:09



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Hej Bibianka! Nein, nein. Die Große (wird im Dezember 21) ist ausgezogen und mailt hin und wieder - auf Deutsch! Auch wenn sie uns besucht oder wir sie - sie lebt mit Liebstem zusammen nicht allzu weit von hier - dann sprechen wir beide Deutsch. Sie mag es gar ncht, daß ich Dänisch mit ihr rede, auch schon als Kind nicht ... sie sah die Notwendigkeit ein, wegen ihrer Freunde Dänisch zu reden, aber ich sollte da nicht länger drinhängenbleiben als nötig. Die Jüngste, (wurde im August 17) ist seit August auf einer Efterskole, das sind quasi Internate, auf die viele dänische Jugendliche nach Abschluß der allgemeinen Volksschule (nach der 9. Kl.) für 1 Jahr gehen. Wenn sie hin und wieder am Wochenende kommt oder wir sie besuchen, wie letztes Wochenende oder wenn wir beide SMS austauschen, dann natürlich alles auf Deutsch. Das ist überhaupt kein Problem. Ich mußte meinen Töchtern noch nie nachhelfen, sie noch nie daran erinnern, daß MEINE Sprache Deutsch ist und ich Deutsch mit ihnen rede und sie mit mir. Das ist so selbstverständlich von Anfang an, das steht so außer Frage wie ... atmen, essen oder schlafen. ich glaube, um Zähneputzen, (pünktlich) zur Schule gehen und andere Dinge haben wir manchmal gekämpft, gerade auch mit 1 Tochter, aber niemals darum, daß hier 2 Sprachen gleichberechtigt existieren und angewendet werden, obwohl die Jüngste wohl insgeheim die dän. Sprache vorzieht. (Meine Große hat mal,als sie noch kleiner war und wir von der Schule nach Hause fuhren, ganz verständnisvoll zu mir gesagt: "Das ist ja mal gut, daß wir Deutsch können, sonst hättest du hier ja niemanden, mit dem du deine Sprache sprechen kannst." -. wie wahr! ( ) Die Große hat auch gerade darum gebeten, ihr den Kontakt zur dt. Bibliothek herzustellen, damit sie sich dt. (Hör-)Bücher leihen kann. Bei beiden ist es so, daß sie natürlich Dänisch sprechen, wenn ihr Vater ans Telefon ging, wen nsie anrufen, wenn sie ihm eine e-mail schicken oder wenn sie zuhause sind und mit ihm reden. Da wird eben gewechselt wie von Kindesbeinen an. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 10.10.2013, 21:52



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Ich bin diesbezüglich mitterweile (auch wenn es mir am Anfang schon schwer fiel) recht konsequent und nehme keine Rücksicht auf andere erst recht nicht auf Fremde. Dafür ist die Sprachentwicklung meiner Kinder mir zu wichtig. Sprich, ich spreche mit ihnen immer und überall ungarisch, egal wer dabei ist. Und ich habe deswegen auch noch nie Probleme bekommen. Einzige Ausnahme: wenn ich möchte das jemand der dabei ist und kein ungarisch kann versteht was ich sage. Nicht falsch verstehen, ich unterstelle niemanden der anders gehandhabt, dass sie die zweisprachige Erziehung nicht ernst nimmt o.ä. Ich habe nur einfach für mich entschlossen, keine Rücksicht darauf zu nehmen ob andere die meine Sprache nicht verstehen dabei sind, weil ich mir sowieso schon Gedanken mache ob mein "Imput" alleine reicht.

von Fuchsina am 08.10.2013, 23:10



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Ergänzung: meine Kinder sind noch sehr klein (knapp3 und knapp 1). Wie es natürlich mit zunehmender Alter sein wird muss man dann sehen.

von Fuchsina am 08.10.2013, 23:12



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hallo, ich bin da auch ziemlich konsequent und spreche mit meinen Kindern fast ausschließlich meine Muttersprache (Nichtumgebungssprache) - im Kindergarten, beim Arzt, in der Schule, bei den deutschen Schwiegereltern (obwohl sie meine Sprache nicht verstehen, mich da voll und ganz unterstützen), einfach überall. Wenn ich andere Leute miteinbeziehen möchte, spreche ich deutsch bzw. beide Sprachen. Bis jetzt hat keiner etwas dagegen gehabt und meine Kinder (9 und 5) sprechen beide Sprachen perfekt. LG

von MillyKakao am 10.10.2013, 15:22



Antwort auf Beitrag von MillyKakao

ganz sicher nicht auf Mehrsprachigkeit gemünzt, aber er paßt so gut: Entweder man lebt oder ist konsequent! (Erich Kästner) Ich empfinde es wirklich so, daß die Sprache und das Leben mit und in ihr nicht lebendig ist, wir nicht mit ihr leben, wenn wir nur konsequent Regeln "Aus dem Lehrbuch für Mehrsprachigkeit" anwenden. Bei uns gab es keine Prinzipien und keine Regeln, es war einfach so, wie es war - und genau darum setzen meine Töchter vermutlich auch heute im Erwachsenenalter kein Fragezeichen an meine Sprache, obwohl sie dem Deutschen ja weitgehend entzogen sind, weil sie räumlich ausgezogen sind. Wir haben mit beiden Sprachen gelebt - und sie nicht zum Selbstzweck erhoben! Einen schönen Abend noch - Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.10.2013, 23:20



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich erhebe doch die Sprache nicht zum Selbstzweck. Auch mache ich es nicht so weil es in einem Lehrbuch stehen mag, sondern weil ich überzeugt bin, dass dies richtig ist. Weißt Du am Anfang fiel es mir wirklch schwer mit meinem Kind auswärst meine Sprache zu sprechen weil ich mir dabei zu blöd vorkam Sicher wäre es für mich in dem Moment einfacher gewesen deutsch zu sprechen. Aber gewollte habe ich das schlicht nicht. Ich bin als Einzige für diese Sprache zuständig, entweder sie lernen es von mir oder sie lernen es nicht. Deswegen war es mir wichtig mein komisches Gefühl zu überkommen, weil ich der Meinung war / bin, dass die Kinder in der "sensiblen" Zeit so viel ungarisch mitnehmen sollten wie nur möglich. Und da ich nun geschafft habe über meinen eigenen Schatten zu springen werde ich jetzt sicher nicht anfangen auf andere, womöglich noch wildfremde Leute Rücksicht zu nehmen und wieder - für mich - einen Schritt Rückwärts machen. Für mich ist es einfach der richtige Weg immer und überall ungarisch mit ihnen zu sprechen unabhängig davon ob deutsche dabei sind oder nicht, zumindest derzeit. Und ehrlich gesagt ärgert mich ein bisschen Dein Beitrag weil es so klingt, als wäre nur Dein Weg der Richtige und alles andere nicht. Ihr habt Euren Weg gefunden und das ist prima, aber erkenne es bitte doch mal an, dass für manche dieser Weg eben nicht das Richtige ist.

von Fuchsina am 12.10.2013, 00:58



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hej nochmal! Wieso beziehst Du das auf Dich? Die Tatsache, daß mein Beitrag (als letzter) hinter Deinem steht, bedeutet ja nicht, daß er direkt auf Dich gemünzt ist - ich hätte Dich sonst zitiert oder angesprochen. Aber irgendwo muß er ja stehen. Ich blätterte gestern nur ein bißchen in meinen Sürücheheften und fand diesen und da fiel mir der Bezug ein, mehr nicht. Darf doch erlaubt sein - wenn es fpür Dich Leben ist, es so zu machenwie Du es machst, ist es doch prima - genau DAS meine ich doch. Regeln aufstellen ist in diesem Zusammenhang kontraproduktiv. Es muß zur Familie passen, sonst funktioniert es nicht. Meine Erfahrung - auch durch Beobachtung anderer Familien. Und es ist eben so, daß sich i m Laufe der Jahre der Gebrauch der Nicht-Umgebungssprache verändert - je größer die Kinder werden, umso schwerer ist es, im beisein ihrer Freunde und anderer diese Sprache "konsequent" zu sprechen. Auch diese Erfahrung ist nicht nur meine eigene. Trotzdem aber kann Mehrsprachigkeit zu sehr guten Ergebnissen führen - auch nicht nur meine Erfahrung. Und die will ich gerne weitergeben, wenn Eltern hier zweifeln und es mit der "Natürlichkeit" nicht so klappt. Mehr nicht. Schönes Wochenende - Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.10.2013, 10:05



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Wenn überhaupt, dann bezieht sich der Spruch wohl auf die Ausgangsfrage. Du bist absolut nicht die einzige, die ich kenne, die so verfährt wie Du es beschreibst. Das hat auch durchaus seine Berechtigung, denn ich weise doch genau wie andere immer wieder darauf hin, daß der Zeitfaktor wichtig ist: Je mehr man eine Sprache hört und übt und spricht, umso besser lernt man sie. Völlig logisch. Ich weiß nur, daß dieser Zeitfaktor sich ändert. Genau das mag zur Zeit ein Grund sein, es so zu machen wie Du - aber irgendwann stellst vielleicht auch Du fest, daß Du so nicht mehr wieterkommst, daß die Gespräche bei Tisch gestört werden, wenn der andere, der mitdiskutiert, nicht direkt antworten kann etc. Dann ist es doch gut zu wissen, daß es nicht "schlimm" ist, etwas zu ändern und DARAUF (statt auf die Sprache) Rücksicht zu nehmen. Es schreiben hier genug verunsicherte oder unsichere Eltern - sollen die dann glauben, sie machen etwas "falsch"? Nur weil sie die von ihnen selbst - durch andere ermutigt - aufgestellten Doktrinen jetzt der Situation anpassen und sogar umwerfen? Wohl nicht! Und ich erzähle auch nur, daß es auch anders klappen kann - zum Mutmachen. So oder so muß es zur Familie passen, sonst klappt es gar nicht. Aber man kann die "Regeln", so es welche gibt, immer den Umständen anpassen - DAS nenne ich LEBEN und nicht "konsequent sein". Und ja, DAS rate ich allerdings als "einzigen" erfolgreichen Weg, denn keiner kann den des anderen gehen. Ich habe in der Tat mal geholfen, Regeln für bilinguale Familien aufzustellen. Das ist viele Jahre her, und ich merkte, daß ich absolut nur diesen Rat zur Flexibiltät und Selbstverständlichkeit hatte - nix mit wer-wann-wie- zum Kind redet. Nix mit Hilfsmitteln - alles das müssen die Eltern selber rausfinden. Aber Mehrsprachigkeit muß ihnen selbstverständlich, natürlich und zu ihnen passend (dann kommen die beiden ersten sowieso) vorkommen - so wie Zähneputzen und Schlafengehen. Der 2. Rat ist höchstens noch, den Zeitfaktor unter den obigen Umständen (!)so groß wie möglich zu machen - mehr Rat gibt es eigentlich nicht. Diu kannst nachlesen: ich glaube nicht, daß ich je anderes geschrieben habe seitdem - und wie gesagt, diese Mitarb,. an der Broschüre ist JAHRE her, meine Töchter waren Kleinkinder damals und ich habe viel geschrieben seitdem. Wo also widerspreche ich Dir da? Wo schreibe ich Dir etwas vor? Und wieso bist Du so sauer und fühlst Dich angegriffen? Trotzdem versöhnliche Grüße - Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.10.2013, 10:30



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Liebe Ursel, ich habe wirlich angenommen, dass Du Deine Aussage direkt auf meine bezogen hast und dass Du meine Methode irgendwie zu "dogmatisch" empfindest. Das ist nicht so ist, weiss ich jetzt. Du hast auch natürlich Recht, dass sich die Sache noch ändern kann, ich schreibe ja auch immer dazu, dass meine Kinder noch sehr klein sind und wie es dann später aussehen wird, werden wir sehen. Wünsche Dir einen schönen Abend.

von Fuchsina am 14.10.2013, 20:46



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Vielleicht sind hier im Forum auch Erwachsene, die mehrsprachig aufgewachsen sind, mich hätte interessiert, wie die das so sehen.

von Bibianka am 12.10.2013, 16:04



Antwort auf Beitrag von Bibianka

Ich bin mehrsprachig aufgewachsen. Und hätten meine Eltern die "Höflichkeit", nicht in Gegenwart von Unkundigen eine bestimmte Sprache zu verwenden, immer angewandt, hätte ich wahrscheinlich nur ein paar Worte von der einen Sprache gelernt. Andererseits - hätten meine Eltern Druck gemacht, dass ich in einer bestimmten Sprache sprechen soll - wäre es sicher auch schief gegangen. Also ich stimme sowohl Fuchsina als auch Ursel zu: wenn die Kinder klein sind, spricht nichts dagegen bei seiner Sprache zu bleiben, allein schon um sich daran zu gewöhnen in einer anderen Sprachumgebung... Aber wenns den Kindern vor Freunden evtl. "peinlich" wird, kann die "Konsequenz" auch absolut kontrakproduktiv sein. Jeder muss da seinen Weg finden, der immer auch auf die konkrete Situation reagiert - wieviel verstehen die anderen Familienmitglieder, wie viel liegt mir selber an der Muttersprache usw. "Natürlich" ist am Ende auch nur ein Konzept, das man erst mal mit Leben füllen muss. K

von Kacenka am 13.10.2013, 13:11



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Hej Kacenka! Peinlich ist es meinen Kindern wohl nicht so sehr gewesen - der Großen ist oder war es eher unangenehm (peinlich?), wenn ich mit ihr dänisch rede. Dabei ist mein Dänisch sooo schlecht nun wirklich nicht. Es geht neben der Höflichkeit (wenn man das denn mal so nennen will, denn mir war es eher ein Bedürfnis, Familienmitglieder u. Freunde direkt mit ins Gespräch einzubeziehen und eben - wenn man so will - zu zeigen, daß Sprache verbindet und nicht trennt und daß wir alle in 2 Sprachen leben, nicht nur das lernende Kind.) Neben der Höflichkeit also geht es eher darum, daß in den älteren Kinderjahren und schon gar in der Zeit der Jugend die Gespräche anspuchsvoller werden. Da wird über Schule diskutiert, über Lehrer, über Politik, Religion und Gesellschaftsthemen - wie das eben in Haushalten, Familien mit Heranwachsenden ist, die sich für ihre Umgebungi interessieren. Oft saßen dann Freunde dabei, die mitdiskutierten, eigene Meinungen hatten - das Hin und Her geht dann schnell - und da ist eben die gemeinsame Sprache der Nenner, auf den wir uns alle stillschweigend geeinigt haben. Keiner von uns wollte oder konnte (?) dann auch noch Übersetzungen liefern (die der andere wieder nicht nachprüfen kann - sprich: auch da kann im Eifer des Gefechts Falsches rüberkommen). Es war also eine praktische Lösung, an die wir allerdings durch die von mir praktizierte "Höflichkeit" eh gewöhnt waren. ""Natürlich" ist am Ende auch nur ein Konzept, das man erst mal mit Leben füllen muss." Naja, es ist aber eben kein Plan. Wir haben uns nicht hingesetzt und beschlossen, es "natürlich" zu machen - es kam Es stand einfach nur fest: Jeder redet seine Sprache. Das andere hat sich dann einfach ergeben - so entsteht ja wohl am besten Natürlichkeit, selbstverständlichkeit. So entwickelt ja jede Familie ihren Umgang miteinander - nicht nur beider Sprache. Das wird ja nicht vorher festgelegt - es kommt so. All das war ja in Zeiten, als das INternet in den Kinderschuhen steckte, d.h. ich habe erst Foren wie dieses entdeckt, als wir längst mit der Zweisprachigkeit in vollem Gange waren und unseren Weg hatten. Daß Menschen sich da soooo viele Gedanken (auch noch im voraus) machen, war mir damals absolut neu. Genauso wenig wie die Mehrsprachigkeit haben wir uns eben zurechtgelegt, wie wir zusammenleben, wie wir Zähneputzen beibringen, nahebringen oder Bücher. Das kam einfach. Und daß ich es so mache und empfinde und eben kein Konzept habe, ging mir eben besonders auf, als ich gebeten wurde, im Zuge einer Untersuchung zum Thema für die hier arbeitenden "Krankenschwestern" - sie nennen sich Gesundheitsschwestern - die in Familien mit Neugeborenen / keinen Kindern gehen, eine Broschüre mitzugestalten, die Tips zur Mehrsprachigkeit gibt. Da wußte ich durch die diversen Foren, daß es für jede Familie nur 1 Weg gibt: Nämlich den ihren. Gott sei Dank wußte ich da auch schon, daß "Konsequenz", von der damals viele schreiben - und heute ja auch noch - auch viele Gesichter hat. Ich meine, genauso konquent waren unsere Kinder pünktlich um 20.00 im Bett (zum Erstaunen mancher Dänen), mit bestimmtem Ritual, aber es gehörte dauz, daß in gegebenen Anlässen diese Konsequenz durchbrochen wurde. Genauso ernähren wir uns möglichst konsequent gesund und lehnen ein Eis, Schokolade oder Pommes auch nicht ab . Und genauso wenig ist das alles geplant und vorherbestimmt. Und ja, weil oft behauptet wird, man müsse konsequent sein, nur dann gelinge die Mehrsprachigkeit, stehe ich dann auf derMate und kann an unserer Familie, aber auch an uns bekannten bilingualen Familien belegen, daß DAS nicht stimmt. Auch mit dem Aufbrechen der "Konsequenz" KANN Mehrsprachigkeit klappen - genauso sehr oder wenig wie mit ihrer Einhaltung. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.10.2013, 13:36



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich bin auch mehrsprachig aufgewachsen (Deutsch/Spanisch). Meine Eltern hatten sich damals nicht wirklich Gedanken darüber gemacht. Tagsüber war ich immer bei meiner Großmutter. Sie hat mit mir immer ein Mischmasch aus Spanisch und Deutsch gesprochen. Mein Vater hat zwar während des Satzes nicht die Sprache gewechselt, jedoch haben wir auch nie NUR Spanisch oder NUR Deutsch gesprochen. Wenn einer eine Frage auf Spanisch/Deutsch gestellt hat, dann hat der Andere eben auf der entsprechenden Sprache geantwortet. Mit meiner Mutter habe ich mich immer nur auf Deutsch unterhalten, da sie Deutsche ist. Wahrscheinlich ist dies wohl nicht die beste Art einem Kind 2 Sprachen zu vermitteln. Jedoch kann man das eben nicht pauschalisieren. Bei mir hats problemlos geklappt und ich kann mich heute perfekt in beiden Sprachen ausdrücken. Dazu habe ich auch viel früher gesprochen als alle anderen gleichaltrigen Kinder in der Nachbarschaft. (Da es ja oft heißt, dass mehrsprachige Kinder viel später anfangen zu sprechen).

von isabelita am 13.10.2013, 14:17



Antwort auf Beitrag von isabelita

Hej Isebelita! ich freue mich auch immer, von Menschen u lesen, die mehrsprachig aufgewachsen sind. Als meine Kinder klein waren, fing das Internet erst langsam an - und wenn wir dann wirklich mal fragten: "Wer ist denn so aufgewachsen?", gab´s da fast nie jemanden, der antworten konnte. Beides hat ist also sozusagen "erwachsen" geworden. Aber wieso bezeichnest Du es nicht als "die beste Art" der mehrsprachigen Erziehung, wenn Du doch ein strahlendes Erfolgsbeispiel bist? Ich denke, es ist eine ebenso gute Art wie die meisten anderen auch. Denn sie schließt Erfolg nicht aus, wie Du und meine Töchter (die wohl zumindest ähnlich aufgewachsen sind, nur ohne die mehrsprachige Großmutter) ja beweiesen. Und der Erfolg bedeutet doch mehr als der "richtige" Weg! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.10.2013, 14:32



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Die Frage ist doch, was man unter "konsequent" versteht. So wie Ursel es beschreibt, klingt es für mich sehr konsequent, aber eben nicht verbissen. Ich kenne eine Frau, die mit ihren Söhnen nur ihre Muttersprache spricht, die Söhne antworten immer in der Umgebungssprache. Die haben sich in der Pubertät für ihre Mutter geschämt. Das würde ich verbissen nennen, nicht konsequent. Ja, man kann einem Kleinkind ruhig in der Nicht-Umgebungssprache antworten, um diese zu unterstützen. Aber bei einem fast erwachsenen Menschen ist das in meinen Augen nicht mehr sinnvoll. Da muss man irgendwo auch die Entscheidung des jungen Menschen respektieren, dass er sich lieber in der Mehrheitssprache ausdrücken möchte, finde ich. Das beginnt in dem Moment, wo das Kind (meist mit Schuleintritt) eigene Freunde mitbringt, die nur die Mehrheitssprache sprechen. Bei uns war es so und ich habe trotzdem einen Weg (zurück) zur Nicht-Umgebungssprache gefunden - oder vielleicht gerade deswegen. Meine Eltern haben mir mit der Mehrsprachigkeit etwas gegeben, ohne dabei etwas bestimmtes von mir zu erwarten, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Es ist in meinen Augen nämlich so, dass man seinen Kindern nicht genau dasselbe Verhältnis zur Sprache vermitteln kann, das man selber hat, die Situation ist nämlich eine ganz andere. Das Kind muss sich in der Situation letztlich selber zurechtfinden, seine Strategie entwickeln. Sein Verhältnis zu beiden Sprachen ändert sich im Laufe der Kindheit, bevor man sich als junger Erwachsener (und später vielleicht noch mal neu) "entscheidet" wieviel man von beiden Sprachen verwenden will, inwelchem Umfeld man leben will. Und wie man aus anderen Erfahrungen sehen kann, gibt es auch keinen vernünftigen Grund, sich so wahnsinnig vor dem Mischmasch zu fürchten. Das ordnet sich meist von allein (manche der Kinder und Erwachsenen in der Umgebung verstehen den nämlich dann nicht!) , und je lockerer man damit umgeht, umso besser. Mit erhobenem Zeigefinger Sprachen lernen macht irgendwie keinen Spass. Warum sich manche vorher so viel Gedanken machen, "wie man es macht", dass das Kind beide Sprachen lernt? Vielleicht, weil man es sich aufgrund der eigenen Einsprachigkeit nicht vorstellen kann? Vielleicht auch, weil die Unbefangenheit und Intuition in der Erziehung insgesamt verloren gegangen sind? Schwer zu sagen. Fakt ist, hätte ich nicht aus eigener Erfahrung gewusst, dass es ganz von alleine funktioniert, indem man mit dem Kind einfach spricht, unsere Kinderärztin hätte mich auch sehr verunsichert. Und dabei hat sie sich mit Kommentaren sogar ziemlich zurückgehalten! Insofern kann ich diese Fragen schon ein bisschen verstehen... Grüsse, K.

von Kacenka am 14.10.2013, 09:36



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

... und es war auch nicht "konsequent" im heutigen Sinne...;-) Meine Eltern waren beides Tschechen, zwangsemigriert nach Deutschland, anfangs gab es praktisch nur Tschechisch zu Hause, mit der Zeit kam mehr Deutsch dazu - meine Eltern konnten und benutzten es ja auch beide im Beruf und im Alltag immer mehr und besser, ausserdem hatten wir (meine Schwester und ich) ja dann in der Schulzeit auch Freunde, die mal zu Besuch kamen, und vor ihnen wäre es "komisch" gesehen (für uns wie auch unsere Mutter) tschechisch zu sprechen... Und wir hatten irgendwann auch eine Phase, wo es uns peinlich war, ja... ;-) Ein wichtiges Faktor waren unsere Grosseltern, die jedes Jahr zu uns kamen und die Sommerferien mit uns verbrachten. Mit ihnen wurde nur Tschechisch gesprochen, bei gemeinsamen Unternehmnungen und bei allem, + auch vorgelesen, Märchen erzählt usw. Wenn ich so zurückdenke, waren eher sie der "konsequente" Pol, dem ich es verdanke, zweisprachig zu sein - wenn auch meine Eltern den Grundstein gelegt haben. Was auch eine wichtige Rolle spielt, ist das eigene aktive Interesse an der Nichtumgebungssprache. Also ob man als Jugendliche z.B. motiviert ist, Bücher in dieser Sprache zu lesen, obwohl es anfangs etwas schwieriger ist/erscheint, oder ob man gezielt Lücken, die man entdeckt (z.B. Grammatikegeln etc., da man die Sprache ja nicht in der Schule hat) versucht zu schliessen. Oder ob man aktiv Kontakte in der Nichtungebungssprache pflegt... Dieser "aktive Faktor" kann m.E. entscheidend dafür sein, ob man sich letztendlich wirklich als zweisprachig bezeichnen kann.

von MM am 14.10.2013, 12:47



Antwort auf Beitrag von MM

Sehr treffend formuliert! So habe ich es auch empfunden, als ich zur Schule ging. Und die Rolle der Großeltern war bei uns auch vergleichbar. Diese Bedingungen führten unter den Verwandten meiner Generation zu durchaus unterschiedlich ausgeprägter Mehrsprachigkeit, wobei ich niemandes Entscheidung für oder gegen die Nicht-Umgebungssprache werten würde, noch hatte ich je den Eindruck, dass unsere Eltern oder Großeltern uns deswegen unterschiedlich bewerten würden. Und genau so will ich es auch weitergeben - als Geschenk, mit dem mein Kind umgehen darf, wie es das für sich als richtig empfindet.

von Kacenka am 14.10.2013, 14:10



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo DK-Ursel Natürlich gibt es keine "perfekte Art" der mehrsprachigen Erziehung. Den PERFEKTEN Weg müssen alle Eltern für sich finden. Jedoch hört man immer wieder, dass die zweisprachigen Kinder, die auf dieselbe Weise wie ich die beiden Sprachen erlernt haben, sich später nicht wirklich ausdrücken können (und eventuell große Probleme in beiden Sprachen haben werden). Ich kenne zum Beispiel einen 15-Jährigen Jungen, der auch zweisprachig aufgewachsen ist (Spanisch/Deutsch). Ihm wurden die beiden Sprachen auf dieselbe Weise wie mir vermittelt. Er kann sich perfekt in der deutschen Sprache ausdrücken, jedoch spricht er Spanisch mit einem deutlich deutschen Akzent. Eine Freundin von mir hat russische Eltern. Die Eltern haben jedoch nie ausschließlich Russisch mit ihr geredet. Ihre Eltern haben eben manchmal Russisch gesprochen und manchmal Deutsch. Es gab weder feste Wochentage, an denen nur Russisch/Deutsch gesprochen wurde, noch eine feste Person (bsp. Mutter ist für das Russische zuständig und Vater für das Deutsche). Bei ihr war es eher so, dass die Eltern mal eine längere Zeit Russisch geredet haben und dann wieder ein paar Monate nur Deutsch. Meine Freundin spricht Deutsch mit einem leichten russischen Akzent (aber grammatikalisch richtig!) und Russisch mit einem starken deutschen Akzent und grammatikalisch nicht korrekt. Sie kann sich außerdem nicht in jeder Situation perfekt ausdrücken, da ihr in manchen Situationen das Vokabular fehlt. Jedoch weiß ich, dass das nicht immer so sein muss. Ich bin ja ein Beispiel dafür, dass es klappen kann! Da ich aber 2 Personen kenne, bei denen es nicht problemlos geklappt hat (wobei diese sich trotzdem in der anderen Sprache mitteilen können und auch gut sprechen können), bin ich inzwischen etwas skeptisch gegenüber dieser Art der mehrsprachigen Erziehung.

von isabelita am 14.10.2013, 22:13



Antwort auf Beitrag von isabelita

Hej allesammen! Danke für Eure Meinungen und Beiträge, sie sind bestimmt sehr aufschlußreich, ja lehrreich für uns. Isabelita: Es gibt mindestens ebenso vieleBeispiele dafür, wie "konsequente" mehrsprachige damit endet,daß die Nicht-Umgebungssprache hinter der Umgebungssprache herhinkt. Ich kenne aberauch viele Familien wie unsere, wo es trotz ganztägiger Berufstätigkeit der andersprechenden Mutter fließend geklappt hat. Diese Eltern haben eben einen bewußten Einsatz für die Sparche geleistet, i ndem sie i nder Freizeit viel mit den Kindern zusammen waren, in der Nicht-Umgebungssprache (lange) vorlasen und/oder auch muttersprachl. oder die Dt. Fernschule Unterricht nutzten Unsere dt. Familie 20 Min. von hier redet natürlich zuhause Deutsch, schaltet aber auchfür die dänischen Freunde um. Undbei 3 Kindern ist da tagsüber immer irgendwer "Dänisches" i mHaus... Trotzdem klappt es ohne probleme, ohne Akzent, ohne Sprachverwirrung. Ich glaube selber auch, daß Konzete wie "nur donnerstags die Nicht-Umgebungssprache" oder "nur am Eßtisch" oder ... schlechter funktionieren als der gelassene, selbstverständliche Umgang mit beiden Sprachen. Weil es künstliche Situationen herstellt, die sich zudem igrendwann nicht mehr halten lassen - nur am Eßtisch funktioniert ja auch nur slange, wo keine freunde uzmEssen kommen (und bei uns saßen eine Zeitlang dauernd irgendwelche Kameradinnen oder sogar der Liebste dabei). Oder der Donnerstag ist plötlzich im neuen Scuhljahr angeh#äuft mit Auerhaus-Terminen - nix mit Nicht-Umgebungssprache. Dann muß man flexibel sein und die Vorgabe ändern - und bis sich alle dran gewöhnt haben, hat man Zeit vertan. Mich stört aber am meisten daran, daß die Situation so künstlich ist - wieso soll ich nur dann und dann oder nur da und da eine andere Sprache sprechen? Unser Grund war eben: Sprachen verbinden (mal ehrlich, darum haben wir doch auch die Umgebungssprache glernt; darum lernen wir Fremdsprachen: Um in Kontakt mit anderen Menschen aus anderen Sprachbereichen (Kulturen) zu kommen). Und daher ist es eben angeraten, immer die Sprache zu benutzen, die die Umgebenden am besten beherrschen --- deshalb mag ich auch den Ausdruck "Höflichkeit" nur bedingt,denn derspielte auch bei mir natürlichr ein, vor allem aber war es das Gefühl, daß ich niemanden sprahclich ausschließen wioll, wenn ich das vermeiden kann. (Ich selber habe mich nämlich besch... gefühlt bei meinen ersten Besuchen in DK, als ich der Sprache noch nicht mächtig war.) Daß ich es so fühle, ist kein Gebot. Es ist EIN Argument dafür, die Nicht-Umgebungssprache eben auch mal sein zu lassen --- und da ich mehrere Familien außer meiner kenne, kann ich uzmindest denen widersprechen, die meinen, dann klappe die mehrsprachige Erziehung ja eh nie. (Zum Glück sind alle die Kinder, von denen ich hier rede, im -halb-Erwachsenenalter - eine Beurteilung ist also gut möglich.) Und gleihzeitig kan nich denen damit Mut machen, die eben gern die Freunde, Schwiegermutter und andere der Umgebung einbeziehen möchten. Wohlgemerkt: Wer genau liest, merkt auch, daß wir bei Unternehmungen in der Warteschlange an der Kasse, zum Karussell, unter der Dusch im Schwimmbad etc. Deutsch mit unseren Kindern sprachen, sofern wir niemanden um uns herum kannten. Übrigens: DAS ist wiederum sehr nützlich - einmal, weil die Kinder merken, daß sie die andere Sprache nicht verstecken müssen (nur im Haus, das ist ja eine andere Methode, kan azu führen), sie merken auch, daß man viel wechseln muß, und ich persönlich habe auf diese Art auch eine Familie kennengelernt, die mich ansprach, weil sie deutschsprachge Kinder "suchte". Kurze Zeit war meine Tochter dann mit der einen befreundet... Aber über all das mache ich mir erst einen Kopf, seit gezielte Fragen zur Mehrsprachigkeit in den Foren auftauchen. Letztendlich war, wie ich ja bereits schrieb und mir für diesen Flyer in der Untersuchung aufging, die atürlichkeit bei uns derausschlaggebende Punkt, daß niemand ein Fragezeichen an meine dt. Sprache setzte. Es fielden Kindern einfach gar nichtein, anders mit mir zu reden - weil ich selber esmir gar nicht anders voerstellen kontne. Und deshalb: Solange die Eltern hinter ihrem Konzeot stehen,selbst wen ens eins ist, an denen ich wie oben zweifele, solange habensie sicherdie besten Aussichten auf erfolg. Der Zeitfaktor jedoch führt ein Eigenleben und wird kleiner - sicher ein gutes Argument für die, die anfangs "konsequenter" als ich die Nicht-Umgebungssprache sprechen. Wenn man aber darauf reagiert, ist auch das ein untergeordnetes Problem. Gruß Ursel, DK --- heute abend mit Tochter und LIebstem am Eßtisch sicher auch viel Dänisch zu den Töchtern redend....

von DK-Ursel am 15.10.2013, 09:23



Antwort auf Beitrag von isabelita

Hallo! Das mit dem Akzent ist ja eine Angelegenheit, die sich mehr oder weniger innerhalb des ersten Lebensjahres "entscheidet" - mit etwa 9 Monaten ist bei einsprachigen Kindern das Lautsystem ausgebildet, bei mehrsprachigen ist es etwas später (das sind natürlich Durchschnittswerte, jedes Kind hat sein Tempo). Erst dann beginnen die Kinder zu sprechen und lernen Grammatik. Ich habe mal den schönen Satz gehört: Der Akzent ist die Visitenkarte eines Menschen. (Und nichts, was man unbedingt bedauern muss!) Es ist natürlich seltsam, wenn jemand eigentlich keine Sprache ganz ohne Akzent spricht, aber das entscheidende ist doch, dass man sich verständigen kann, nicht? Und fehlende Grammatik und Vokabeln lassen sich auch im Erwachsenenalter noch ergänzen, wenn man es selber möchte. Deswegen finde ich die beiden "weniger geglückten" Fälle, die Du beschreibst, nicht soo abschreckend. Ich glaube wir sollten von dem Mythos wegkommen, zweisprachige Erziehung müsse zwangsläufig bedeuten, dass man beide Sprachen gleich gut (die Leute sagen "perfekt") beherrscht. Das kommt - ganz objektiv betrachtet - nur selten vor: man spricht zwar meist beide fließend, oft auch ohne Akzent, aber es gibt Themen, zu denen man sich in der einen besser ausdrücken kann - und andere, da ist die andere wieder dominant. Das fällt oft gar nicht auf, da die Sprachen eben im echten Leben auf solche Domänen verteilt sind. Wenn nötig, lassen sich solche Lücken aber jederzeit schliessen - die Basis (Lautsystem, Satzmelodie - richtige Segmentierung des Redeflusses in kleinere Einheiten) hat man ja in der Kindheit bekommen und lernt so den Rest trotzdem schneller und leichter, als wenn man als Erwachsener bei 0 anfangen würde (wobei auch das in unzähligen Fällen noch im Erwachsenenalter zu fliessender, lebendiger, "perfekter" Mehrsprachigkeit führen kann). Also ich würde sagen: einfach mal locker sein! K

von Kacenka am 15.10.2013, 11:00



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Hej Kecenka! Du hast ja so Recht! Und als bestes Beispiel für gelungene Fremdsprachen-Mehrsprachigkeit sind wir selber doch zu nennen? Ich habe jedenfalls Dänisch erst mit Mitte 20 angefangen zu lernen und kann mich heute zwar nicht so gut wie auf Deutsch - manchmal fehlen mit doch die Zwischentöne - aber doch in allen Bereichen des Lebens gut ausdrücken! Das geht Euch in Euren Ländern doch sicher kaum anders, oder? Das mit den Akzenten finde ich trotzdem lustig, ich kenne eigentlich keine zweisprachigen Kinder, die einen Akzent haben... Aber wie heißt es so schön? Es gibt nichts, was es nicht gibt! Und es gibt wahrlich Schlimmeres! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.10.2013, 14:13