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Late Talker - wie schnell holen die Kinder auf?

Thema: Late Talker - wie schnell holen die Kinder auf?

Guten Abend an Alle, mein Sohn wird in Dezember 3 Jahre alt und ist ein "Late Talker" (zweisprachig erzogen). Passives Sprachverständnis war und ist immer in beiden Sprachen altersgerecht. Bei der U7 mit 2 Jahren waren es bei ihm unter 10 Wörter aktiver Wortschatz. In Februar beim Kitastart ähnlich. In April bei erneuter Kontrolle waren schon ca. 20-30 Wörter da, also war eine Entwicklung zu sehen. Wir entschlossen uns mit dem Kinderarzt zusammen zur Logopädie, da er die Anfänge, bzw. teilweise jeder Konsonant eines Wortes "verschluckt" hat (Katze Atze, Hund Und, Krokodil O-o-il etc. ) Dann Beginn Logopädie im Mai waren es schon um die 50-60 aktive Wörter, kurze Zeit später (einige Wochen) kamen 2, ganz schnell dann auch 3 Wort Sätze dazu. Mittlerweile spricht er komplette, zumindest in Ungarisch gramatikalisch korrekte Sätze (Mami wir fahren jetzt in die Kita, Mami die kleine Schwester hat auch Hunger etc.) sowie seit kurzem auch Fragen (Mami wo ist die kleine Schwester?, Mami was ist das?). Kurzum: wenn man bedenkt, dass vor knapp 6 Monaten noch so gut wie nichts da war ist das eine stellare Entwicklung. Auch die Verständlichkeit wird, zumindest in Ungarisch, besser, wenn auch noch häufig teilweise falsch. Die Logopädin ist insgesamt zufrieden, macht keine sorgvollen Eindruck. Bisher war ich insgesamt gelassen und froh über den schnellen Fortschritt. Nur hatten wir aber diese Woche Elterngespräch in der Kita und die Erziherin hat mich verunsichert. Sie hat m.E. sehr auf die Sprache rumgeritten, dass das ihre größte Sorge wäre (ansonsten alles gut), er wäre kaum zu verstehen, er spricht wenig auch zu den Kindern nicht. Ich fand das insoweit ärgerlich, da sie zum einen ja gesehen hat, wie sein Stand in Februar noch war und zum anderen weiß, dass wir bei der Logopädin sind. Muss man also derart darauf rumreiten? Sie hat jetzt nämlich geschafft, dass ich besorgt bin und wollte hier deshalb fragen, wie schnell holen Late Talker denn auf? Man kann doch nicht erwarten, dass das Kind innerhalb von 6 Monaten alles aufholt oder?

von Fuchsina am 14.10.2013, 21:00



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Wie schnell Dein Sohn aufholt, lässt sich nicht sagen, aber so wie Du schreibst ist es auf dem richtigen Weg. Hör auf Deinen Bauch und vertraue darauf, dass die Logopädin es dir sagen würde, wenn sie Bedenken hat. Ich bin selbst Erzieherin und ich erlebe manchmal, dass meine Kolleginnen ( ich bin nur auf Minijob-Basis im Kiga tätig) vor den Elterngesprächen immer auch etwas suchen, wo sie nicht damit zufrieden sind und das manchmal den an sich guten Eindruck vom Kind plötzlich schlechter erscheinen lässt. Schildere das Gespräch der Logopädin, und freu Dich daran, dass Dein Sohn so gute Fortschritte gemacht hat! Meine Kinder haben auch spät gesprochen, gleichaltrige Nachbarkinder haben schon ganze Sätze gesagt, als meine grade 2 Wort-Sätze gesprochen haben, aber sie haben das alles aufgeholt. LG Muts

von Muts am 14.10.2013, 21:13



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hej Fuchina! Ich seufze mal eben, denn was man ja immer wieder in Foren wie diesen liest, ist, wie Ärzte, aber vor allem eben Erzieher/innen die Eltern verunsichern. Ich will der Frau gar nichts Böses unterstellen --- und doch: Natürlich ist es für sie auch anstrengender, ein Kind i der Gruppe zu haben,d as sie weniger gut versteht. Natürlich will sie sich auch absichern, daß sie alles getan hat, damit ihr nachher niemand an den Karren fähr,t wenn das Kind nicht gut spricht. ABER: Das wird nicht kommen. Meine Jüngste hat auch 1 Jahr später den Stand der großen Schwester gehabt -was die mit 2 kontne --- und damit war sie allen einsprachigen Kameradinnen weit voraus, konnte die Jüngste erst mit 3. Ich merkte aber, daß sie mich und auch die Dänen gut verstand. Sie konnte auch die längerwerdenden Sätze in beiden Sprachen verstehen - ihr Sprachvermögen wuchs also, ihr Gehör war gut. Obwohl ich natürlich - wie Du merkst - etwas verglichen habe, war ich allenfalls erstaunt über die einj. Verzögerung (man geht so leicht vom ersten Kind aus), aber nicht beunruhigt. We schnellsie dann aufgeholt hat, kan nich nicht sagen, sie ist auch bis heute eher der schweigsame Typ, denn sie hat ihre Stärken auf anderen gebieten. Aber sie hat keinerlei Probleme, sich auszudrücken - in beiden Sprachen, schreibt gute Aufsätze, hat Bestnote Deutsch - also keinerlei sprachliche Defizite!! Laß die Erzieherin reden und vertrau auf Dein Bauchgefühl. Freu Dich an seinen Erfolgen, an Euren Erfolgen und laß nicht nach, mit ihm zu reden - das komtm! Mutmachgrüße - Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.10.2013, 09:02



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Würde auch sagen - so wie Du es beschreibst - übertreibt sie. Ich würde sogar die Vermutung äussern, dass Sie Dir ein bisschen Dein Festhalten an der zweisprachigen Erziehung vorwirft (unterschwellig und vielleicht unbewusst) - sie kennt sich damit nicht so gut aus (hat wenig Erfahrungen), ist daher selber unsicher und will die Verantwortung von sich schieben? Da haben Diskussionen wenig Sinn. Sie wird schon sehen! Auch wenn sein Deutsch jetzt etwas schwächer ist, wird sich das bald ändern (es sei denn, Ihr geht nach Ungarn :-)). Vertrau auf das Urteil der Logopädin, die versteht mehr von Sprachentwicklung als eine Erzieherin. Sollte sie wiederholt etwas derartiges äussern, würde ich auf die Logopädin verweisen. Und vertrau Deinem Kind! Jetzt auf Deutsch umzuschwenken wäre ein grosser Fehler: nicht wegen dem Ungarisch an sich, sondern weil es meist so ist, dass Kinder die Zweitsprache besser lernen, wenn sie Gelegenheit haben, ihre Erstsprache anständig zu entwickeln! Deutsch lernt er im Kindergarten. Alles Gute! K

von Kacenka am 15.10.2013, 11:09



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Vielen Dank für die Antworten! Zur Klarstellung: mein Mann ist Deutscher und spricht mit den Kindern auch deutsch. Deswegen bin ich etwas erstaunt, dass derzeit das Ungarische etwas besser entwickelt zu sein scheint, grundsätzlich freut mich das aber auch.

von Fuchsina am 16.10.2013, 00:08



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hej Fuchsina! Ich glaube ernsthaft, darum heißt es "Muttersprache". Mein Mann arbeitet uzhause und hatte daher immer viel Zeit für die Kinder, dennoch hatte auch ich das Gefühl, mind. bis zum KIGA-Alter war bei der Großen die dt. Sprache einen Tuck besser -- sie hat das auch bestätigt, aber Vater glaubte das nicht so Belegen kann ich das nicht, schon gar nichtmehr heute, aber ich kenne das zumindest. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 16.10.2013, 09:25



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Wenn du in logopädischer Behandlung bist finde ich alles ok. Erzieher müssen einem so etwas mitteilen das ist ihr Job. Nimm es ihr nicht übel. Nimm es zur Kenntnis und gut ist. Ich bin damals (über 20 Jahre her) erst mit 4 zu einer Logopädin gekommen. Ich habe bis dato sehr wenig gesprochen. War sprachlich auf dem Stand von max 1, 5. Dank Langzeitlogopädie spreche ich heute fließend und gut (oftmals auch wie ein Wasserfall ;-) ). Das Ganze braucht seine Zeit.

von Ani123 am 18.10.2013, 19:40