Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Kauderwelsch

Thema: Kauderwelsch

Hilfe! Mein Männe ist Engländer, ich bin Deutsche. Er und ich reden Englisch miteinander. Geplant war, dass ich mit unserer Tochter (3) Deutsch spreche und er Englisch. So weit, so gut. Praktisch sieht es anders aus. Der Göttergatte kriegt. es. nicht. hin. vernünftig Englisch mit dem Kind zu sprechen. Nach 3 Jahren und gefühlt 1000 Krächen deswegen gebe ich's dran. Da unsere Tochter natürlich noch deutsch antwortet, wenn man sie auf Englisch anspricht (sie versteht Englisch ganz gut) ist es ihm anscheinend NICHT möglich, immer hin und her zu schalten in seinem (beschränkten?) Kopf, und einfach bei Englisch zu bleiben. Obwohl dies seine Muttersprache ist, wir leben erst seit ein paar Jahren in Deutschland. Er redet das fürchterlichste Kauderwelsch mit ihr, dass man sich vorstellen kann. "Go get your Gummistiefel we'll go to the Spielplatz" ist da noch eines der besseren Zitate, oft kommt auch sowas wie "we were by Oma" dabei raus (wir waren bei Oma). Oder er redet einfach Deutsch mit ihr, was zwar passabel ist, aber weit, weit entfernt von perfekt. Schlimm! Er will eigentlich Englisch mit ihr sprechen, aber es klappt einfach nicht. Er gelobt ständig Besserung, ich erinnere in 10x pro Tag dran, ohne Erfolg. Seufz. Dann habe ich ihn dazu verdonnert, ihr auf englisch Bücher vorzulesen, was sie aber mittlerweile ablehnt (Daddy soll deutsch reden). Jetzt hat das liebe Kind neulich schon mit altkluger 3-Jährigen-Miene "Daddy kann nicht so gut sprechen" zu mir gesagt. Ich kriege langsam echt die Krise! Hat irgendwer eine Idee, was wir da machen können, davon ausgehend, dass beim Göttergatte anscheinend Hopfen und Malz verloren ist? Jeder Ratschlag ist willkommen..

von mette.ola am 27.07.2013, 19:41



Antwort auf Beitrag von mette.ola

Hej! Was ist Familiensprache? Würde es ihm helfen, wenn Ihr das auf Englisch machen würdest, wäre für´s Kind ja auch gut, so bekommt die Nicht-Umgebungssprache mehr Zeit. Laß ihn mit ihr engl. Bücher lesen, wenn TV interessant wird, schaut engl. Filmchen und Kindersendungen - eiogentlich gilt jeder Rat, den wir sonst für die Kinder geben: Bring ihn so oft wie möglich mit seiner Muttersprache zusammen,so daß es für ihn (wieder) zur Gewohnheit wird, seine Muttersprache zu sprechen. Und: Schirm ihn nicht vor den klugen ÄußerungenDeiner Tochter, seine Sprachkünste betreffend an, sondern konfrontier ihn damit! Vielleicht schwenkt er dann um, wird nachdenklich. ER ist für Englisch zusätndig, ER sorgt dafür, daß sein Kind seine Sprache lernt. Sprecht noch mal in Ruhe und ernsthaft, ohne Vorwürfe darüber - nur mit der deutlichen Ansage: Englisch ist SEINE Aufgabe, Du kannst iohn bestenfalls mit der Familiensprache darnin unterstützen, aber die Hauptlast, Hauptveranmtwortung, aber auchdie Hauptfreude dabei liegt bei ihm!!! Alles Gute, Ursel, DK

von DK-Ursel am 27.07.2013, 21:04



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Danke für deine Antwort! Hach ja. Familiensprache zwischen ihm und mir ist Englisch, und mit mir redet er ja auch ganz normal. Schwierig wird's nur wenn L. deutsch antwortet und er die gedankliche Leistung bringen muss, Deutsch zuzuhören und Englisch zu antworten.Ich glaube er isr sprachlich einfach SOWAS von unbegabt (sonst nicht auf den Kopf gefallen!), dass er mit dem Hin- und Herwechseln völlig überfordert ist. Vielleicht müssen wir es so machen, dass ich auch Englisch mit unserer Tochter rede, wenn er dabei ist. Englische Bücher lesen verweigert sie gradheraus, sie will das nicht und kriegt dann tatsächlich lieber gar nichts vorgelesen. Auf Deutsch hat sie stundenlang Muße dafür. Ein kurzes englisches Filmchen pro Tag schaut sie. Ihn mit den Äußerungen unserer Tochter konfrontieren, in Ruhe reden, alles schon x-fach passiert. Er ist einsichtig / schuldbewußt aber er kriegt's nicht hin. Frust!!

von mette.ola am 27.07.2013, 21:35



Antwort auf Beitrag von mette.ola

Dann hast du dein bestes getan! Der rest liegt an ihm. Mein sihn( ich deutsch, papa türke) sprach bis er 5 war fast nur deutsch, verstand alles, redete in der tr im urlaub supertürkisch. Zuhause hielt es kurz an. Irgendwann machte es klick. Türkisch vorgelesen wollte er mit drei auch noch nicht. Lg Anett

von emres am 28.07.2013, 04:56



Antwort auf Beitrag von mette.ola

Versuch (wenn Du kannst), den Druck rauszunehmen. Es gibt in der Tat Menschen, die nicht simultanuebersetzen koennen, obwohl sie zwei Sprachen gut sprechen, und die das auch nicht absichtlich oder aus Bosheit so schlecht machen. Wahrscheinlich gehoert Dein Mann dazu. Sobald Deine Tochter groesser wird, wird sie auch mehr Interesse an English zeigen, zumal wenn es Eure Familien- bzw. Partnersprache ist. Lebt die Familie Deines Mannes in England? Dann kann Deine Tochter vielleicht spaeter mal zu Besuch kommen. Vielleicht hat sie dann auch Kusinen/Vetter, mit denen sie Englisch sprechen muss. Im uebrigen hilft es Dir vielleicht dass das Problem insofern weniger gross ist, als Englisch eine vergleichsweise leicht zu lernende Sprache ist, die Deine Tochter auch spaeter noch erlernen kann, wenn sie jetzt die Sprache zumindest zwischen Euch passiv erlebt. Gruss FM

von Foreignmother am 29.07.2013, 09:48



Antwort auf Beitrag von mette.ola

Ich denke, es ist für unsere Partner nicht immer einfach, die "Nicht Umgebungssprache" konsequent zu sprechen. Mein Mann ist Niederländer und eigentlich auch für diese Sprache "zuständig" aber da die Kinder ihm eigentlich immer in D antworten, ist er da längst nicht mehr so konsequent und spricht oft auch einen Mix. Meine Kinder können NL gut verstehen und sprechen es auch - zumindest die Großen- ganz passabel, aber nicht mit Papa, sondern mit den Verwandten in NL bzw. wenn die hier sind. Unsere Familiensprache ist eingentlich NL, so beim Essen oder so sprechen mein Mann und ich NL, die Kinder aber nicht. Mein Mann hat auch nicht so eine tolle Sprachbegabung, er tut sich einfach schwerer mit den Wechseln in der Sprache und bei ihm kommt es auch vor, dass er seine Eltern dann plötzlich was auf D fragt...... Ich denke, die Kinder nehmen etwas von der Sprache mit, werden aber wohl nie NL perfekt beherrschen. LG Muts

von Muts am 29.07.2013, 11:27



Antwort auf Beitrag von Muts

Vielleicht bekommst du deinen Mann ja dazu wenigstens einen Satz in einer Sprache zu sagen (und nicht die Sprachen im Satz zu mischen). Eine deutsche Bekannte von uns hat mit meinem Kind auch mal Kauderwelsch deutsch-italienisch gesprochen. Ich habe sie dann gebeten, die Sprachen im Satz nicht zu mischen, damit das Kind lernt, welches Wort zu welcher Sprache gehoert. Mittlerweile spricht sie mit unserem Kind nur noch Deutsch (ihr Italienisch ist eh nicht so toll). Lass die Kleine doch mal Kinderlieder auf Englisch hoeren. Wir hoeren auch oft Kinderlieder auf Deutsch (ist bei uns Nicht-Umgebungssprache).

von germanit1 am 29.07.2013, 16:53



Antwort auf Beitrag von mette.ola

Take it easy! Das Mischen ist ganz normal, es bedeutet nicht, dass Deine Tochter die Sprachen nicht auseinanderhalten wird. Wenn Du erst mal lernst, weniger Stress zu machen, wird sie sich vielleicht auch mit den englischen Büchern anfreunden. Ich bin mir GANZ sicher: wenn sie erst mal mitkriegt wie "cool" Englisch ist, wird sie die Sprache auch lernen (wollen). Mit Druck erzeugst Du eher Aversionen und dann sperrt sie sich. Sorgen würde ich mir bei jeder anderen weniger prestigträchtigen Sprache machen, ganz bestimmt nicht bei Englisch. Viel Glück! K

von Kacenka am 31.07.2013, 09:47



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Hej! Prtoblem war wohl mehr,daß der Vater mischt und Kauderwelsch redet --- und das bejhindert in der Tat das Englischlernen. Wir haben hier im Freundeskreis eine (engl.) Mutter, die das auch so macht. Natürlich habendie kinder gut Englisch gelernt, es wird ja auch in der Schule unterrichtet; sie verstanden auch immer viel und mehr als dieKlassenkameraden etc., denn sie waren ja auch mehrmals bei den engl. Großeltern oder die waren hier in DK und dann wurde richtig Englisch gesprochen. Aber ich habe niemals erlebt,daß die kinder englisch mit der Mutter reden odersie mit iihenen, und wie gut das Englisch letztendlich ist, kann ich nicht beurteilen - ich höresie ja immer Dänisch sprechen. Aber: ENGLISCH lernen die Kinder allemal -- es ist eben Schulfach wie in Dtld. ja auch und damit wird früh begonnen. Nur: Ob die Feinheiten (die wir Ausländer ja oft ignorieren) oder ein muttersprachl. Gefühl erreicht werden, ist eben fraglicher. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 31.07.2013, 09:56



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Sicher, nur um welchen Preis will sie denn eine solche "Perfektion" anstreben (ob sie sie auf diese Weise erreicht ist in meinen Augen nämlich ebenso zweifelhaft)? Ständig Sprachdebatten und Ermahnungen des Ehemanns? Das wäre es mir nicht wert, zumal sie ja trotzdem englisch lernt - die (zahlreichen) Muttersprachler werden dem Kind das Mischen schon beizeiten austreiben. Eine harmonische Beziehung unter den Eltern und gegenseitiger Respekt wären mir da schon wichtiger - das tut auch dem Aufbau einer positiven Grundhaltung zu beiden Sprachen beim Kind wohler. (Dass die Ermahnungen eher Konfliktstoff bergen als helfen, sieht man ja an der Ablehnung von englischen Büchern beim Kind.) Wie schon früher mal erwähnt: ich bin bestimmt für Mehrsprachigkeit bei Kindern und man braucht schon etwas Konsequenz. Aber ich kenne eben auch viele Beispiele, wo aus der Konsequenz eine sinnlose Sturheit und ein Krampf geworden sind, die dann von den Kindern mitsamt der angestrebten Sprache (die dann zu einer Art Pflichtübung wird) abgelehnt wurde. Ihren Mann wird sie nur begrenzt "umkrempeln" können - wenn es ihm nun mal so schwer fällt, kann man wenig daran ändern, zumal er sich ja bemüht. Also würde ich es so belassen (soll er sein Mischmasch sprechen, die Kleine lernt das trotzdem) und versuchen, Kontakt zu anderen Personen aufzubauen, die "reines" Englisch sprechen. Regelmässig hinfahren! Bei so kleinen Kindern sind auch schon vierzehn Tage in der anderen Sprachumgebung effektiv. Bestimmt fängt sie dann bald an, den Papa zu korrigieren :-) Und dem Papa wird das auch helfen, seine Interferenzen mit dem Deutschen abzubauen. Die sind nun mal normal - das menschliche Gehirn sucht sich eben immer den bequemsten Weg. So sind Sprachbünde entstanden. Deshalb gibts im Bulgarischen einen Artikel (und sonst nirgendwo im Slavischen). Sprachenmischen ist die Regel, nicht die Ausnahme (ich beschäftige mich wissenschafltich mit diesem Phänomen :-)) Alles Gute! K

von Kacenka am 04.08.2013, 09:47



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Hej Kacenka! Sicher, ich stimme Dir auch zu. Um den Preis der harmonischen Beziehung und Familie würde ich Mehrsprachigkeit wohl auch kaum durchsetzen wollen ---wobei ein Mann, der mir meine Sprache verbieten würde, auch nicht ins Haus köäme, der würde mich veribeten, denke ich, der hätte mich nicht verstandne. Der Punkt ist eben auch, was Du ja auch schreibst, was man erreichenwill. Und ich habe meine Töchter mehrsprachig erzogen, ohne mich davor großartig damit zu beschäftigen (Internet gab´s bei unseren Anfängen soauch noch nicht) und meine Töchter wuchsen in erster Linie auch nicht mit Deutsch auf, damit sie mit der dt. Familie kommunizieren konnten (obwohl das nach aiußen ein wunderbares Argument gegen die ist, die einemdie Mehrsprachigkeit "verbierten,ausreden" wollen.) , sondern weil ich einfach nicht anders kann als viel auf Deutsch kommunizieren - denken, reden etc. Wie meine Tochter denn auch mal sinnierte - fpr mich rührend und überraschend: "Gut, daß wir Deutsch können, sonst hättest du ja niemanden, mit dem du Deutsch reden könntest." Ja, ich MUSS einfach meine Muttersprache sprechen und nicht dauernd nur dänisch! Und daher ist bei usn die Mehrsprachigkeit auch ziemlich ohne Ziel, ohne Zweck, ohne Ambition (auch wenn ich vielleicht manchmal anders klinge, wenn ich Ratschläge gebe - um die hier aber gebeten wird! Und auch wenn ich mich natürlich enorm freue, daß es bei uns so gut geklappt hat! - Vielleicht gerade wegendieser unambitösen, aber für mich eben existentiellen Haltung zur dt. Sprache!) Aber man kann es dem Mann ja auchein bißchen leichter machen, genau weil er sich bemüht. Es gibt ja Tricks zm Lernen von Sprachen, wieso die nicht anwenden, auch beim Vater? Wenn darüber Streit oder Streß entsteht, kann man ja zurückschrauben. Es ist ja nicht verboten und nicht per se schädlich, darüber nachzudenken, wie man es anders oder gar besser machen kann. Einen schönen Sonntag - Ursel, DK - wo dieses Jahr wirklich mal wieder richtig Sommer ist, herrlich!

von DK-Ursel am 04.08.2013, 11:04