Frage: Wie bekomme ich meinen Spatz zum Essen ?

Hallo liebe Experten, mein kleiner Sohn ist 15 Monate alt. Seit Januar verweigert er komplett das Mittagessen. Er isst auch so nicht sehr abwechslungsreich. Morgens Schmelzflocken mit Banane und Abends auch. Dazwischen probiere ich jeden Tag ihn zu einem Mittagessen zu bewegen, aber er verweigert es komplett. Ich habe so gut wie alle Gemüsesorte, verschiedene Sättigungsbeilagen und auch unterschiedliche Zeiten ausgetestet. Als Brei, stückig und auch Handgerechte Stücke weich gekocht zum selber essen. Wir essen auch mit ihm gemeinsam, aber auch das animiert ihn nicht. Da er gerne süß isst, habe ich auch süßes Mittagessen ausprobiert. Bei allen Versuchen landen wir bei Bananen oder Griesbrei. Versuche ich ihm etwas unter diese Lebensmittel unterzujubeln merkt er es sofort und isst dann gar nichts mehr. Ich biete ihm weiterhin jeden Tag ein Mittagessen an, aber so langsam weiß ich nicht mehr weiter. Gläschen habe ich auch ausprobiert, aber auch die isst er nicht. Er isst auch keine Zwischenmahlzeiten, da er dann gar keinen Hunger bei den Hauptmahlzeiten mehr hat. Nachts trinkt er noch eine Flasche. Mache ich vielleicht etwas falsch ? Haben Sie eine Idee für mich, wie ich ihn zum Essen bekommen könnte ? Herzlichen Dank

von Wassermann-Mama am 11.05.2017, 08:10



Antwort auf: Wie bekomme ich meinen Spatz zum Essen ?

Hallo Wassermann-Mama stelle doch einmal das Fläschchen von der Nacht auf ein bis zwei Portionen Milch am Tag um. Welche Milch bekommt dein Kind? Wechsle von der Säuglingsmilch auf Kuhmilch und lass das Fläschchen sogar ganz weg. Biete Kuhmilch als Trinkmilch aus einem Becher an. Lass doch auch die Breie weg und biete deinem Sohn stattdessen Brotstückchen (morgens und abends) an. Banane kannst du als Stückchen separat zu reichen. Am nächsten Tag bietest du zu der Banane noch eine andere, weiche Obstsorte zum selber essen an und erweiterst auf diese Weise stetig das Obstangebot. Dein Kleiner sollte jetzt häufig die Gelegenheit bekommen, sein Essen selbständig zu greifen und zu essen. Er sollte das Kauen trainieren. Brot eignet sich dafür ideal. Dein Kleiner braucht am Tag ca 300 ml Kuhmilch inklusive Kuhmilchprodukte.Joghurt ersetzt Trinkmilch 1:1. Auch ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), oder ca.30-40g Frischkäse ersetzen 100 ml Trinkmilch im Hinblick auf den Calcium- und Proteingehalt. Zum empfohlenen Maß von ca 300 ml Kuhmilch am Tag, werden auch Milchprodukte, die in Speisen verarbeitet wurden, dazu gerechnet. Bspw in Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding, Milchschokoladenprodukte etc... Empfehlenswert sind ca 2(-3) Portionen Trinkmilch am Tag weiterhin, und zwar morgens und abends. Morgens spendet die Milch schnelle Energie und füllt Reserven auf, ist einfach zu essen/trinken und abends fördert die Milch den guten Nachtschlaf. Und weil manche Kinder abends weniger Lust auf Essexperimente haben und manchmal auch nicht so viel Lust zum Kauen haben, ist eine (ergänzende) Portion Trinkmilch wunderbar. Übergib deinem Kind ab sofort ruhig viel mehr Eigenverantwortung und lass ihn selbständig essen. Er ist jetzt alt genug, um bei einem entsprechend altersgerechten und vielfältigen Essensangebot, gut für sich selbst sorgen zu können. Deine Aufgabe ist es jetzt eher, das Loslassen zu üben und dein Kind in seiner Autonomie zu stärken. Als Eltern muss man jetzt lernen, den Drang des Kindes nach Autonomie zu respektieren. Wenn dein Kleiner nicht essen will, dann solltest du ihn nicht füttern. Es ist ein Balanceakt, den du jetzt beobachten musst, um entsprechend zu handeln. Biete 3 Hauptmahlzeiten und 1-2 Zwischenmahlzeiten. Vermeide aber unbedingt das zwischendurch snacken. Als Eltern sollte man die individuellen Bedürfnisse des Kindes achten, diese im familiären Kontext beim Essensangebot berücksichtigen, jedoch möglichst keine Extrawürste servieren, sondern besser ein umfangreiches Angebot bieten, und zwar verfügbar für alle. Bei der Familienkost geht es nun nicht mehr nur darum, dass du dein Kind mit Nahrung versorgst, um primär Kalorien und Nährstoffe zu geben. Es geht um vieles mehr. Auch die Ernährungserziehung kommt jetzt hinzu. Es geht um den Spaß und Genuß (beim Essen), um das Warten und Anpassen an gemeinschaftliche Interessen bei Tisch Bspw: "Wir beginnen gemeinsam zu essen", bspw nach dem Sprechen eines Tischspruchs. So vermittelst du deinem Kind von klein auf eure/unsere Esskultur. Biete als Grundlage eine gewöhnliche Mischkost, bestehend aus: reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc dazu reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag (1 P = gefüllte hohle Kinderhand) gefolgt von Milch- und Milchprodukten (Menge s.o.) dann Fleisch, Fisch, Eiprodukte (abwechselnd im Wochenplan, bzw ca 1 mal die Woche Fisch) Die Zeit der Familienkost ist jetzt nun eine wichtige Phase, in der dein Kleiner neben bekannten Speisen ausreichend und viele Gelegenheiten haben sollte, um Neues zu probieren und dadurch Neues kennen - und lieben lernen kann. Lass dein Kind neue Speisen probieren, so lange und immer wieder, bis er sich an die meisten Sachen gewöhnt hat und mit isst. Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Je mehr euer Kind bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern. Leite deinen Sohn zunächst vor allem zur Selbständigkeit an und zelebriert eure gemeinsamen Mahlzeiten in schöner Atmosphäre - am besten mit einem einleitenden Ritual. Kinder lieben Rituale, denn sie geben ihnen Sicherheit. Weich gegarte Gemüse/Kartoffelstückchen sind beim Mittagessen sehr bereichernd. Dein Kind kann sich langsam an Geschmack, Konsistenz, Mundgefühl, Verdaulichkeit, Bekömmlichkeit herantasten. Denn Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es sollten möglichst viele Sinne beteiligt sein: Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken...so findet das neue und unbekannte Essen gute Akzeptanz. Voraussetzung zum Essen ist aber auf jeden Fall, dass man hungrig ist :) Beginne gleich nachher mit einem leckeren Fingefoodmenü, gib nachmittags etwas Obst und am Abend Butterbrotstückchen mit Trinkmilch/Kuhmilch. Dann wird sich bald etwas ändern und dein Sohn neugierig mit großem Appetit mehr mitessen. Biete Vielfalt, biete Geschmack. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 12.05.2017