Frage: Tochter isst nichts!!!!

Hallo. Bin momentan sehr beunruhigt. Meine tochter ist 16.mon alt. Seit 6 monaten isst sie weder gläschen weder selbstgekochtes. Sie mag nur süsses! Süsses brei, apfelmuss, joghurt sowie fruchtzwerge und und und. Gläschen probiert sie nur einen löffel und dann nicht mehr. Ich mache ihr flugzeug spiele, bringe sie auch zum lachen damit sie was isst. Ich koche auch selber vieles. Reis, kartoffel, gemüse, suppe. Wenns nicht süss ist mag sie nicht. Was soll ich machen? Danke voraus

Mitglied inaktiv - 12.06.2016, 15:50



Antwort auf: Tochter isst nichts!!!!

Hallo kokomoko beschränke die süß schmeckenden Mahlzeiten auf ein Minimum und hab Vertrauen in die Fähigkeit deiner Tochter, dass sie sich langfristig an viele neue Speisen gewöhnen wird und auch herzhafte Speisen, Brot und Familienkost essen wird. Halte dir vor Augen, dass dein Kind sich umso früher an die Familienkost und das herzhafte, unsüße Essen gewöhnt, je weniger du dich sorgst und für die Extras sorgst. Ein einfacher Rat, der allgemein in solchen Situationen gegeben wird, lautet: du bestimmst was es gibt und dein Kind darf bestimmen, wie viel sie davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und vielseitig, kleinkindgerecht sein. Denn ein gesundes Kind verhungert nicht vor vollen Tellern. Auch wenn dieser Satz sehr abgedroschen klingt, birgt er sehr viel Wahrheit in sich. Was ein Kind bei einer Mahlzeit verpasst (etwa weil es nicht schmeckt, oder weil es keine Lust hat, oder oder). das holt sich ein Kind spätestens bei der übernächsten Mahlzeit durch eine größere Portion - kalorientechnisch gesehen.. Vermeide das Zwischendurch essen und biete nicht mehr als ca 330 ml Milch-und Milchprodukte) am Tag an, damit sich deine Tochter auch nicht damit satt trinken kann und ausreichend Hunger und Appetit entwickeln kann. Denn Hunger ist eine Vorraussetzung, um essen zu wollen und um Gefallen an Speisen zu finden. Je weniger du und andere Familienmitglieder die besonderen Essvorlieben eurer Tochter unterstützen, sei es verbal oder durch die Haltung (bspw genervt, besorgt, belustigt), desto besser wird sich deine Tochter einfügen und du vermeidest Machtkämpfe. Kinder sollten/müssen immer und immer wieder neue Dinge probieren. Denn nur über das Probieren können neue Erfahrungen gesammelt werden. Und nur mit Hunger kann das geschehen. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize. Lass dein Kind neue Speisen probieren, immer und immer wieder, finde dafür geeignete Regeln. Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gute akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind diese Erfahrungen. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Mache die Mahlzeiten zum Hauptevent. Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten. Gemeinsame Mahlzeiten haben den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu bieten. Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo. Sie sollten dabei die ihnen bekannten Speisen (bspw Brot, Nudeln) bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und zusätzlich aber die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen. Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Sie müssen Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren. Kleine Mengen können ausreichen. Kleine Probiermengen von etwas Neuem sind genau richtig: lieber eine Erbse als keine. Die Mengen sind steigerbar! Kinder müssen ein Geschmacksgedächtnis erst noch aufbauen. Das braucht Zeit. Es bildet die Basis für den später daraus resultierenden Appetit. Bleibe als konsequent bei deinem nicht immer süß schmeckenden Angebot. Deine Tochter wird langfristig mit essen. Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 13.06.2016