Selbstgekochtes zu Mittag wird nicht angerührt

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Selbstgekochtes zu Mittag wird nicht angerührt

Hallo, Unser kleiner ist 17 Monate und seid Ca 2 Monaten wird das selbst zubereitete Mittagessen nicht angerührt. Morgens gibt es meistens 1-2 Scheiben Brot (ca 9 Uhr) Snack nach Bedarf Mittag (um 12 Uhr) Nachmittags Obst (Ca 15 Uhr)und abends (Ca 18 Uhr) gibt es noch 250g Milch-Grieß Brei mit Obst (den liebt er). Ich habe mittags immer selber gekocht und bin recht früh auf "Fingerfood" zum selber essen umgestiegen. Das hat immer super funktioniert. Von einem auf den anderen Tag fand er plötzlich die Konsistenz eckelig und hat alles ausgespuckt. Ob Kartoffeln, Nudeln, Karotten, Fleisch etc auch wenn es von meinem Teller kommt ... manchmal funktioniert kleinmusen. Meistens wird gleich mit der Gabel drin rum gestochert und gespielt. Es ging aber auch schon ohne Mittag ins Bett. Das einzige was aktuell klappt sind die Fertiggerichte von Hipp und selbstgekochtes Hühnerfrikassee mit Reis. Da in den Fertiggerichten ja alles an Nährstoffen drin sein sollte, mache ich mir keine großen Sorgen. Ich habe nur Angst, dass er sich an diese Fertiggerichte gewöhnt? Wie kann ich Ihn motivieren? Muss ich ihm Soße dazu kochen? Er scheint gemanschtes ja zu mögen. Er war immer schon ein guter Esser und hatte auch mit Stückchen nie ein Problem. Danke

von Silentfire am 05.04.2017, 12:45



Antwort auf: Selbstgekochtes zu Mittag wird nicht angerührt

Hallo Silentfire mach dir mal keine Sorgen und lass in Zukunft die Fertigmenüs weg. Wenn dein Sohn momentan gerne Hühnerfrikasee isst, voila, dann kannst du das ruhig öfter machen. Kinder lieben Wiederholungen und essen manchmal am liebsten tagelang das Gleiche. Vom einen auf den anderen Tag wollen sie die zuvor heiß geliebte Speise dann plötzlich gar nicht mehr, Das ist mitunter ganz normal und hat sogar einen Namen: man nennt das "spezifisch sensorische Sättigung". Damit dein Kind jedoch neue Lieblingsspeisen entdecken kann, muss er die Chance bekommen, neue Speisen kennen zu lernen. Das geht am besten durch Neugier, durch Appetit und Hunger, mit einem reichhaltig gedeckten Familientisch und vor allem mit anderen (mit Genuß) essenden Personen um sich herum. Kinder mögen Wiederholungen. Finde eure eigene Familienesskultur, in dem ihr beliebte Speisen immer und immer wieder kocht. So kann dein Kleiner spielerisch die verschiedene Speisen kennen-und liebenlernen. Bedenke, dass der Familientisch der beste Ess-Abenteuer-Spielplatz ist und dein Kind vor allem durch Nachahmung und Beobachten und Neugier essen lernt. Biete ihm dazu viele Anreize mit gewöhnlichen Lebensmitteln und lasst es euch alle zusammen gut schmecken. Halte dir vor Augen, dass dein Kind sich umso früher an die Familienkost gewöhnt, je weniger du dich sorgst und für Extras Kindermenüs) sorgst. Ein einfacher Rat lautet darum immer so: du bestimmst was es gibt und dein Kind darf bestimmen, wie viel er davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und vielseitig, sowie kleinkindgerecht sein. Du hast beobachtet, dass dein Sohn es gerne breig, matschig, weich und "durcheinander" mag. Darauf darsft du Rücksicht nehmen und die Kost auf seinem Teller, vor deinen Augen, so zubereiten, bis es die bevorzugte Form hat, die dein Kleiner gut essen kann. Vielleicht hilft eine Sosse. Hab Vertrauen in die Fähigkeiten deines Kindes, dass er sich bei einem ausreichenden Speisenangebot satt essen kann. Wenn er zu mittag nichts möchte, dann ist das okay. Biete es ihm etwas später noch einmal an und iss mit deinem Sohn gemeinsam. Du bist das beste Vorbild für ihn. Das gemeinsame, schön gestaltete Essen ist ein gutes Mittel, um euren Sohn langfristig an neue Geschmackserlebnisse und neue Konsistenzen heranzuführen. Je weniger du und die anderen Familienmitglieder seine besonderen Essvorlieben unterstützen, sei es verbal oder durch die Haltung (bspw genervt, besorgt, belustigt), desto besser wird er sich langfristig in die familiäre Essgemeinschaft einfügen. Vermeide Machtkämpfe. Es ist einerseits okay und normal. dass Kinder die Speisen wählen und bevorzugen, die sie gut kennen. Trotzdem sollte ein Kind möglichst viele neue Dinge probieren. Denn nur über das Probieren können wiederum neue Erfahrungen gesammelt werden. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten. Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine bspw. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant.... Viele Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 07.04.2017



Antwort auf: Selbstgekochtes zu Mittag wird nicht angerührt

Vielen lieben Dank für die Motivation. Die Küche sieht zwar aus wie ein Schlachtfeld, aber was solls :)

von Silentfire am 11.04.2017, 11:13



Antwort auf: Selbstgekochtes zu Mittag wird nicht angerührt

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von Birgit Neumann am 11.04.2017