Frage: "Schlechter Esser"/Eisenversorgung

Liebe Frau Neumann, von Anfang an kämpfen wir darum, unseren Sohn zum gesunden und vielfältigen Essen zu motivieren. Er ist mittlerweile fast drei Jahre alt, lehnt aber fast alles Obst und alles Gemüse sowie Fleisch und Fisch ab. Lediglich Bananen mag er gerne, Äpfel in Form von Apfelmark und Kartoffeln als Pommes frites oder Kroketten. Außerdem isst er in großen Mengen Joghurt und selbst zubereiteten (wenig gesüßten) Pudding. Auch Milchbreie funktionieren gut. Er liebt Haferflocken, die wir meist zum Joghurt mischen. - Wir kochen so gut wie immer selbst und achten auf gesunde Ernährung! Nun unsere Fragen: - Wieviel Milcheiweiß darf unser Sohn essen (zuviel soll ja die Nieren belasten)? Ist morgens Joghurt mit Haferflocken und mittags Grießbrei in Ordnung? Wäre ein weiteres Joghurt am Abend schädlich? - Wie kann man die Eisenversorgung sicherstellen? Wir sind bisher davon ausgegangen, dass unser Sohn über Haferflocken seine nötige Menge an Eisen aufnimmt. Nun haben wir aber auf einem Vortrag erfahren, dass man dann nicht gleichzeitig Milchprodukte geben darf. - Anders als mit Joghurt isst er (bisher) aber keine Haferflocken! - Welche Nahrungsmittel lassen sich anstelle von Fleisch/Fisch gut für die Eisenversorgung einsetzen? Wir sind ratlos und dementsprechend froh über jeden Tipp! Vielen Dank im Voraus! Viele Grüße Birgit

von Birgit1310 am 29.03.2016, 14:31



Antwort auf: "Schlechter Esser"/Eisenversorgung

Hallo Birgit 1310 wenn euer Kind gut gedeiht und meistens fröhlich, gesund und munter ist, der KiA dies ebenso bestätigt, dann könnt ihr darauf vertrauen, dass euer Sohn gut ernährt ist. Als Eltern solltet ihr ein gutes, gesundes und ausgewogenes Speisenangebot anbieten, aus dem euer Sohn wählen kann. Ihr braucht und solltet jedoch nicht immer nur auf die Vorlieben eures Kindes zu achten. Hab Vertrauen in die Fähigkeiten deines Kindes, nämlich dahingehend dass er sich bei einem ausreichenden Speisenangebot satt (und mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen) essen kann. Was er bei einer Mahlzeit verpasst. holt er sich spätestens bei der übernächsten. Das gemeinsame Esserlebnis ist das beste Mittel, um euren Sohn langfristig an neue Geschmackserlebnisse, Aromen, an neue Konsistenzen heranzuführen. Je weniger ihr bei Tisch die besonderen Essvorlieben unterstützt, sei es verbal oder durch die Haltung (bspw genervt, besorgt, belustigt), desto besser wird sich euer Kleiner einfügen. Vermeide auch mögliche Machtkämpfe. Je mehr euer Sohn bei euch Eltern sieht und authentisch erlebt, was und wie ihr esst, desto mehr und vielseitiger wird er auch langfristig einfach essen (wollen). Manchmal erweitern Kinder ihren Esss-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine bspw. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz neue Speisen zu probieren, bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant.... Gut funktioniert das Annehmen neuer Angebote, wenn Kinder eine Wahlmöglichkeit haben und das Neue nicht essen MÜSSEN aber das Neue durchaus in kleinen Probiermengen testen KÖNNEN. Deinem Kind gibt die beschränkte Speisenauswahl momentan viel Sicherheit. Auf Basis des Vertrauten kann er sich gut (und angstfrei) satt essen. Das macht zufrieden. Zusätzlich kann und sollte er Neues probieren. Schaffe dafür die entsprechenden Anreize und lass ihn das Neue selbst entdecken - auf seine Art, in seinem Tempo. Dein Kind kann und wird noch vieles kennen- und liebenlernen. Kinder lieben gewohnte Speisen, denn hier "wissen" sie genau, dass sie diese gut vertragen und dass sie damit gut satt und zufrieden werden. Lass dein Kind trotzdem immer wieder Neues probieren, zwanglos, durch Neugier, durch Selstverständlichkeit, Routine, mit Einfühlungsvermögen, Zeit. Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gute akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind diese Erfahrungen. Denn nur über das Probieren können wiederum neue Erfahrungen gesammelt werden´, die die Basis für den späteren Appetit bilden. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten. Auch wenn dein Kind zunächst nur wenig vom Neuen essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Beginne zunächst bei dir selbst. Halte dir vor Augen, dass dein Kind sich umso früher an die Familienkost gewöhnt, je weniger du dich sorgst und für die Extras sorgst. Ein einfacher Rat lautet: du bestimmst was es gibt und dein Kind darf bestimmen, wie viel er davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und vielseitig, kindgerecht sein. Vermittle ihm eure Familienkultur - eure Familientradition. Daran sollte sich euer Kind langfristig gewöhnen. Extras, oder solche Speisen, die euer Kind gerne mag, gehören ab sofort ebenfalls zu eurer Familientradition. Ihr als Eltern solltet auch davon essen.... Ganz allgemein: das tägliche Essen* sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis, auch Müsli etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag (davon idealerweise 2 P Obst und 3 P Gemüse eine Portion entspricht der Größe einer hohlen Kinderhand) gefolgt von Milch- und Milchprodukten (ca 330 ml am Tag im 3. Lj) - 100 ml Milch entsprechen ca 15 g Schnittkäse/30 g Weichkäse. dann Fleisch, Fisch, Eiprodukte schliesslich noch einen sehr kleinen Anteil an sichtbaren Fetten und Ölen am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein ausreichend Getränke, Wasser *bzw der Wochenplan konkret werden für 2-3 jährige etwa diese Mengen am Tag empfohlen: 120g Getreide/Brot 140g Kartoffeln (bzw Reis, Nudeln etc)** 150g Gemüse 150g Obst 330ml Milch, Milchprodukte (Kuhmilch) 35g Fleisch/Wurst 1-2 Eier pro Woche 25g Fisch pro Woche 20g Streichfett/Öl geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge* (*tägl Energiemenge ca 1100 kcal) die Angaben entsprechen OptiMIX. Kennst du OptiMIX, die sog. optimierte Mischkost? Diese Ernährungs-Empfehlungen wurden aus umfangreichen Forschungsarbeiten zusammen getragen und sind praxisnah formuliert. ** Reis u. a. Getreidebeilagen - 100 ml Milch entsprechen ca 15 g Schnittkäse/30 g Weichkäse - je 100 kcal = 1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen /4 Butterkekse /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade, Fruchsaftgetränk Es ist gut sich an den üblichen Empfehlungen zu orientieren. Es ist aber nicht notwendig, Mengen bei gesunden Kindern täglich zu kontrollieren. Die Mengenangaben können auf eine Woche hochgerechnet werden. Denn häufig ist es so, dass auf scheinbare Fastentage, Tage an denen ein Kind nur lustlos im Essen stochert, sog. Freßtage folgen, Tage an denen ein Kind schier unersättlich scheint - und umgekehrt. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa gleich. Auch Wachstumsschübe gehen mit größerem Appetit und entsprechend größeren Essmengen über einen begrenzten Zeitraum einher. Die Milchmenge sollte nicht überschritten werden. Biete also langfristig immer und immer wieder ganz selbstverständlich eure Familienkost an - das sind die Gerichte und Speisen, die ihr in der Familie üblicherweise häufig und gerne kocht und esst. Durch Wiederholungen kann sich euer Kind langsam an das Neue herantasten. Der (gedeckte) Esstisch bietet eine große Spielwiese an Möglichkeiten, den Esshorizont zu erweitern, denn hier sind alle Sinne angesprochen: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Kinder lernen (auch essen) durch sinnliche Erfahrungen. Sie wollen alles ganzheitlich begreifen: ihr Essen befühlen, mit den Händen, dem Mund, mit dem Geschmack und dem Geruch. Bei der Einführung der Familienkost ist es meist sehr hilfreich in kleinen Schritten vorzugehen. Besonders gut wird das Neue angenommen, wenn es direkt vom Teller anderer Mitesser stammt. So siegt die Neugier über eine evtl Scheu. Wiederholungen sind wichtig. Esst zusammen. Kinder imitieren gerne. Wichtig sind regelmäßige, möglichst gemeinsame Mahlzeiten, mit einem "gesunden" und ausgewogenen Speisenangebot. Sieh "Essen" vermehrt als Erlebnis (aus Sicht deines Kindes), vermittle Esskultur - all das ist ebenso gut und wichtig, um dein Kind zu einem guten, vielseitigen und genussreichen Esser heranzubilden. Lege den Fokus auf leckere Gerichte, die hübsch anzusehen sind und Neugier wecken. Achte auf regelmäßige Mahlzeiten mit gleichbleibendem Angebot und neuen Verlockungen. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 30.03.2016