Frage: Meine Tochter isst kaum

Hallo, Meine Tochter ist jetzt fast 9 Monate alt und isst kaum. Mit Einführung der ersten Breie (mit 6 Monaten) mochte sie nur Obst und dann nur wenig, andere Breie ob selbstgekocht oder Gläschen wurden abgelehnt oder nur wenige Löffel gegessen. Dann schien vor 6-8 Wochen der Knoten zu platzen und sie aß für ein paar Tage richtig gut, abends sogar den Getreide-Obst-Brei mit Freude. Dann wollte sie wieder nur Milch. Vor ein paar Tagen hat sie am Tisch richtig zugeschlagen und Brot und Pfannkuchen gegessen ( wir kochen babygerecht) doch nun will sie wieder nicht mehr. Langsam verzweifle ich, weil sie nicht essen mag. Ich stille noch, aber so langsam sollte sie doch essen, oder?

von Hille am 19.10.2015, 13:49



Antwort auf: Meine Tochter isst kaum

Hallo Hille mach so weiter wie bisher, das ist wunderbar. Deine Tochter hat bisher schon Beikost bekommen und diese auch mehr oder weniger gut akzeptiert und gegessen - bevorzugt süßlich schmeckenden Obstbrei. Bei der Beikost (von gestillten Babys) geht es nämlich auch nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht viel mehr auch darum, neue Geschmackseindrücke, Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Der individuelle Weg zur Beikost, d.h. zu einer erweiterten Kostpalette kann bei jedem Baby anders verlaufen. Gut und wichtig ist bei nach Bedarf gestillten Babys zunächst vor allem das Anbieten von Beikost, Fingerfood und ggf erster Familienkost. So weit - so gut - euch bei euch. Beikost, d.h. mehr zu essen als nur Milch, ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Beikost ist aus vielen Gründen wichtig - nicht nur zum Sattwerden. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc., die neue Esstechnik u.v.m Der Beginn der Beikost war und ist für dein Baby ein großes Abenteuer. Nicht nur der Geschmack ist Neuland für dein Baby, sondern auch bsps der Löffel, die Konsistenz, der Sitzplatz, evtl die größere, räumliche Entfernung zu dir... Ganz wichtig für die Akzeptanz ist auch, dass du 100% überzeugt handelst. Wenn du möchtest, dass dein Baby Beikost isst, musst du zunächst selbst überzeugt davon, dass du das Richtige tust. Mit Beginn des 7. Lm sind die meisten Babys soweit, und wollen gerne Beikost. Manche Babys kommen schnell mit dem Löffeln zurecht, manche brauchen dafür etwas mehr Zeit - andere Babys - inzwischen immer mehr - wollen lieber alleine essen. - sie wollen keinen Löffel und sie möchten keinen Brei. Wobei die Kleinen bei dieser Art Beikost nicht wirklich essen, sondern die angebotene Nahrung eher spielerisch erkunden. Der Sättigungsaspekt ist dabei unerheblich. . Von Brei und Löffel wollen einige Stillbabys nichts wissen. Sie finden es viel besser, lieber gleich richtig mit zu essen, mit eigenem Löffel oder Gabel, mit den Fingern und am liebsten alles, was sie in die Hand bekommen. . es kommt aber auch durchaus häufiger vor, dass gestillte Babys die Beikost vom Löffel weniger gut annehmen. Beikost kannst du aber auch ruhig wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit deinem Baby das Abenteuer Beikost spielerisch beginnen. Gut eignen sich dafür weich gegarte Gemüse-, Kartoffel- oder Obststicks, die die Allerjüngsten mit der ganzen Hand umschliessen können - um die Hand schliesslich an den Mund zu führen. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weich gegarte Gemüse gut mit der Faust umschliessen und festhalten um schliesslich abgelutscht zu werden. Vorraussetzung ist immer, dass ein Baby Spaß dabei hat, und das Essen gut schlucken kann. Probier das doch einmal aus. Zubereitung babygerechter Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten Apfel (nur gedünstet), Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Dazu kannst du Familienkost anbieten und weiterhin nach Bedarf stillen. Beim Stillen nach Bedarf wird dein Baby gut und ausreichend versorgt. Führe deinen Kleine an neue Esserfahrungen heran, gib Beikost spielerisch. Beobachte dein Baby und reagiere darauf. Nach Bedarf gestillte Babys haben auch meist nicht nach der Uhrzeit Hunger. Mach jetzt einfach vermehrt mit babygerechter familienkost weiter, setze auf Routine und Spaß, sowei Genuss bei Tisch. Lass dein Kleine viele eigenständige Erfahrungen mit dem Essen machen und lass sie das Essen mit allen Sinnen entdecken. Kleine Essmengen sind super, denn sie sind der Anfang einer langen Reise nach Schlemmerland :). Also dann ich hoffe, ich konnte dir ein wenig Zuversicht vermitteln. Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 21.10.2015