Frage: Kind 18 Monate Ernährung

Hallo Frau Neumann Heute muss ich mich oder möchte ich mich nochmal an sie wenden :-) Mein Sohn (mittlerweile 18 Monate alt) möchte seit gut einer Woche überhaupt keinen Brei mehr.Eigentlich Ja nichts ungewöhnliches jedoch hat er eben bis dort eigentlich viel Brei gegessen,aslo Mittags Menue stark zerkleinert und Abends gab's seinen Milchbrei. Jetzt ist es so dass ich ihn auch nicht mehr füttern darf da fängt er sofort mit weinen und Protest an.Er möchte selber in die Hand nehmen und versucht so gut es geht mit Löffel und Gabel zu essen. Ich habe jetzt aber echt Angst dass ihm irgendwie etwas fehlt und dass er nicht satt wird?Morgens isst er Brot mit und etwas Tomate,mittags was warmes kleines und Abends richtig warm mit uns dann... Wieviel brauchen denn so Zwerge? Durch die Umstellung hab ich den Überblick b Verloren denn als er noch seine Kindermenues gegessen hat wusste ich wenigstens okay alles leer er ist satt :-D Wissen Sie was ich meine ?? Mein Mann meint ich soll mir keine Sorgen machen er isst schon soviel wie er braucht/mag aber es ist halt schon wenig momentan...Zwischenmahlzeit bekommt er mal ein Stück Brezel oder Brot oder ein ObstShake...also er isst unter Tags schon immer mal was,sollte ich das vllt eher einschränken damit er sich an den Hauptmahlzeiten satt ist?? Im Grunde bin ich froh dass er jetzt vollständig mitisst bei uns nur möchte ich auch nicht dass er mit knurrendem Magen ins Bett geht :-( Er redet noch nicht somit kann ich ihn ja auch nicht fragen ob er satt ist oder nicht... Ich hoffe es war jetzt nicht zu lange und freue mich über Antwort Grüsse Janine

von Janine222 am 10.05.2017, 12:24



Antwort auf: Kind 18 Monate Ernährung

Hallo Janine222 übergib deinem Kind ab sofort ruhig viel mehr Eigenverantwortung und lass ihn selbständig essen. Er ist jetzt alt genug, um bei einem entsprechend altersgerechten und vielfältigen Essensangebot, gut für sich selbst sorgen zu können. Deine Aufgabe ist es jetzt eher, das Loslassen zu üben und dein Kind in seiner Autonomie zu stärken. Als Eltern muss man jetzt lernen, den Drang des Kindes nach Autonomie zu respektieren. Wenn dein Kleiner nicht essen will, dann solltest du ihn nicht füttern. Es ist ein Balanceakt, den du jetzt beobachten musst, um entsprechend zu handeln. Biete 3 Hauptmahlzeiten und 1-2 Zwischenmahlzeiten. Vermeide aber unbedingt das zwischendurch snacken. Merke: gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern und Tassen. Das bedeutet, du solltest nicht den bequemsten Weg gehen und du brauchst deinem Kind auch nicht jeden Wunsch erfüllen. Hab vielmehr Vertrauen darauf, dass die Fähigkeiten deines gesunden Kindes ausreichen, dass es für sich selbst sorgen kann: d.h. wenn dein Sohn hungrig ist, wird er bei einem angemessenen Angebot essen/trinken. Dafür muss das Angebot stimmen. Als Eltern sollte man die individuellen Bedürfnisse des Kindes achten, diese im familiären Kontext beim Essensangebot berücksichtigen, jedoch möglichst keine Extrawürste servieren, sondern besser ein umfangreiches Angebot bieten, und zwar verfügbar für alle. Kinder essen selbständig, wenn -die motorischen Fähigkeiten soweit gut ausgebildet sind -Neugier und Offenheit beim Kind geweckt wird (hübsch angerichterter Teller, große Auswahl bei Tisch, appetitanregende Mit-Esser, Nachahmungsinstinkt gefördert wird) -man zeigt, wie man isst -wenn es etwas Neues angeboten wird, sollte immer auch etwas Bekanntes und Vertrautes dabei sein. So wird das Kind mutiger, etwas Neues zu probieren. -ggf helfen lassen beim Abschmecken -lautmalerisch aber authentisch das Essen kommentieren (hmm, ist das fein, riech mal, wie lecker das riecht) -!! vorgelebte „Ekelgefühle“ beim Verspeisen einer Speise wecken kein Verlangen beim Kind, das „als gesund“ angepriesene Gericht zu probieren. Jesper Juul sagt dazu: (Ernährungs-) Erziehung ginge vielmehr durch die Haut – als Osmose. Mehr als Worte helfen Taten, das Vorleben eines mit Genuss verspeisten Gerichtes hilft mehr als gutes Zureden. Denn Kinder lernen durch emotionale Begleitung - egal ob positiv oder negativ. Fazit: Bei der Familienkost geht es nun nicht mehr nur darum, dass du dein Kind mit Nahrung versorgst, um primär Kalorien und Nährstoffe zu geben. Es geht um vieles mehr. Auch die Ernährungserziehung kommt jetzt hinzu. Es geht um den Spaß und Genuß (beim Essen), um das Warten und Anpassen an gemeinschaftliche Interessen bei Tisch Bspw: "Wir beginnen gemeinsam zu essen", bspw nach dem Sprechen eines Tischspruchs. So vermittelst du deinem Kind von klein auf eure/unsere Esskultur. Biete als Grundlage eine gewöhnliche Mischkost, bestehend aus - es sollte jeden Tag folgendes geben: reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc dazu reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag (1 P = gefüllte hohle Kinderhand) gefolgt von Milch- und Milchprodukten (Menge s.o.) dann Fleisch, Fisch, Eiprodukte (abwechselnd im Wochenplan, bzw ca 1 mal die Woche Fisch) schliesslich noch einen Anteil an sichtbaren Fetten und Ölen dazu ausreichend Wasser Die Zeit der Familienkost ist jetzt nun eine wichtige Phase, in der dein Kleiner neben bekannten Speisen ausreichend und viele Gelegenheiten haben sollte, um Neues zu probieren und dadurch Neues kennen - und lieben lernen kann. Lass dein Kind neue Speisen probieren, so lange und immer wieder, bis er sich an die meisten Sachen gewöhnt hat und mit isst. Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Je mehr euer Kind bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern. Leite deinen Sohn zunächst vor allem zur Selbständigkeit an und zelebriert eure gemeinsamen Mahlzeiten in schöner Atmosphäre - am besten mit einem einleitenden Ritual. Kinder lieben Rituale, denn sie geben ihnen Sicherheit. Weich gegarte Gemüse/Kartoffelstückchen sind beim Mittagessen sehr bereichernd. Dein Kind kann sich langsam an Geschmack, Konsistenz, Mundgefühl, Verdaulichkeit, Bekömmlichkeit herantasten. Denn Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es sollten möglichst viele Sinne beteiligt sein: Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken...so findet das neue und unbekannte Essen gute Akzeptanz. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. lies auch noch hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=31048&suche1=du+denkst+im+baby&seite=1

von Birgit Neumann am 11.05.2017