Frage: Ernährung 1 Jähriges Kind

Hallo, meine Tochter ist vor fast zwei Wochen 1 Jahr alt geworden. Nun bin ich etwas verunsichert wie es weiter gehen soll. Ihr Essens-plan sieht ungefähr so aus: 06-07 Uhr Muttermilch 10:00 Uhr Obst/Getreide Brei oder Müsli mit Wasser und Obst für Kinder ab 1 Jahr "240 Gramm" 14:00 Uhr Gemüse-Kartoffel-Fleisch Brei "240 Gramm" dazu ab und zu was von meinem Teller 18:00 Uhr Seit kurzem erst den Milch Getreide Brei, da ich das Gefühl hatte, das die nicht richtig satt wird "240 Gramm" 21-22 Uhr Muttermilch Habe oft gehört das der Milch Getreide Brei für gestillte Kinder unnötig ist, ist es schlimm wenn die denn doch bekommt? Muss ich die Milch " ich nehme immer die Pasteurisierte und homogenisierte länger haltbar Frische Bio Milch 3,8% abkochen? Ab und zu gebe ich ihr auch mal kleine Brotwürfel, auch manchmal direkt vor oder nach dem Obst/Getreide Brei bzw. Müsli. Kann man ihr jeden Tag Brot geben? Ich nehme meist Vollkorn Krustenbrot oder auch mal normales Bauernbrot. Welche Sorte eignet sich besser für Kinder soll es Vollkorn oder normal sein? Wieviel Gramm Fleisch bekommt die nun mit einem Jahr täglich und bleibt es bei 5x die Woche? Die isst ihre Breie auch nicht mehr mit Begeisterung und ich dachte ich gebe Ihr auch schon mal was anderes, aber ich weiß nicht genau was die Kinder in dem Alter essen dürfen, welchen Käse, bzw. dürfen Sie schon Käse, Butter, Quark, Frischkäse, Joghurt, Mais, Bohnen, Erbsen, rohe Tomaten, Paprika, Gurken usw. Könnte die schon sowas in Maße essen und bis wann müsste man ungefähr den "Brei" Plan verfolgen? Sollte man dem Kind Obst und Gemüse in Sticks oder in Würfel geben? Vielen Dank & Viele Grüße Julia

von Juliaaa83 am 09.02.2015, 23:46



Antwort auf: Ernährung 1 Jähriges Kind

Hallo Julia Mit Beginn des 2. Lj entwickeln die meisten Kinder andere Essvorlieben und viele wollen zeitweise überhaupt keinen Brei mehr essen. Manche Kinder lassen sich nicht mehr füttern und essen zeitweise weniger. Ihr befindet euch gerade in einer Umbruchphase. Diese beginnt in der Regel um den 10. Lm herum: Brei wird (fast) abgelehnt und Alternativen habt ihr bisher nur ein paar wenige gefunden. Du kannst deiner Kleinen jeden Tag Brotstückchen geben. Morgens und abends, wenn es deiner Tochter gefällt. Die Brotmahlzeit ist empfehlenswert, damit die Kleinsten ausreichend Gelegenheit haben, das Kauen zu trainieren. Die Kaumuskulatur muss gefordert werden, um sich gut auszubilden. Schneide regelmäßig morgens eine halbe Scheibe mit Butter/Margarine bestrichenes Mischbrot o.ä. (fein vermahlenes VK-Brot oder Kartoffelbrot oder Roggenbrot,....), vorerst noch ohne Rinde, in kleine mundgerechte Stückchen. Diese kleinen Stückchen locken zum Zugreifen. Belag nach Wahl, entweder direkt aufgeschmiert oder daneben präsentiert. Bei der Brotsorte hängt die Qual der Wahl davon ab, welche Brotsorten du bevorzugst und selber gerne isst. Vollkornbrot sollte für die bessere Verdaulichkeit aus fein vermahlenem Mehl gebacken sein und ohne grobe Bestandteile, sowie saatenfrei sein - wegen der Verschluckungsgefahr. Eine gute Möglichkeit ist es, abendwechselnd VK-Brot und bspw Mischbrot (.o.ä) zu geben. So kann sich deine Tochter an Beides gewöhnen. Eine Frühstücksalternative bietet kleinkindgerechtes Müsli (ohne Nusstückchen) oder abends einmal Grießschnitten: 200g Kuhmilch 35-40g (+/-) g Grieß Grieß in der Milch gut aufkochen, rühren, rühren, rühren :-) Die Masse auf einen Teller streichen, stehen lassen, d.h. den Grieß kurz quellen lassen. Danach kannst du entweder hübsche Motive ausstechen oder den sehr festen Brei in Stücke schneiden. Dazu etwas flüssige Butter dazugeben, Obstmus zugeben und evtl etwas süßen. Kindermüsli: 1 P entspricht etwa: ca 3-5 EL feine Haferflocken* 1/4 Banane ca 150-200 ml "Milch" (evtl Wasser oder Reisdrink) oder Naturjoghurt oder Orangensaft 1/4 geriebener Apfel nach Belieben: 1 TL zerbröselte Cornflakes, nach Wunsch Rosinen, klein geschnittene Datteln oder Feigen, getrocknete Äpfel etc, ggf gefriergetrocknete Obststückchen ( bspw Erdbeere von erdbär - Freche Freunde, die mit den Augen) *Haferflocken sind vorbehandelt (wasserdampfgewalzt), wodurch sie gut bekömmlich sind. Mit Beginn der Familienkost, bzw im 2. Lj sind ca 5 Mahlzeiten empfehlenswert. Davon 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ. Die Zwischenmahlzeiten dienen als Überbrückung zwischen Mahlzeiten. Sie dürfen mehr oder weniger sättigen. Je nach dem Kaloriengehalt der voran gegangenen Mahlzeit und je nach Aktivität, darf die ZMZ größer/kleiner oder kalorienärmer/kalorienreicher ausfallen. Als ZMZ eignet sich je nach Hunger und Appetit auch "nur" Obst und/oder Babyreiswaffeln, Hirsekringel, ein paar Babykekse. Viele Babys wollen nach einem deutlichen Wachstumsschub, um den 10. Lm herum, häufig nur noch kleine Snacks am Nachmittag. Eine grobe Orientierung für die künftigen Mahlzeiten ist folgende: morgens: Brot und Milch oder Milch und Obst oder Kindermüsli oder nur Milch oder Joghurt ZMZ: Brot oder Obst Mittag: Mittagessen entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä. Abends: Brot und Milch, ggf fein geraffelte Rohkost, oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), oder Nudeln und Milch etc Deine gewählte Milchsorte ist völlig okay, du brauchst die Milch nicht abzukochen und kannst sie auch trotz Mumi geben, da sie im Rahmen der Familienkost durchaus im Speiseplan enthalten sein kann. Die Menge sollte nur nicht überhand nehmen. Konkrete Zahlen für empfehlenswerte Essmengen: Für 1- jährige gilt in etwa: täglich ca 80g Getreide/Brot 120g Kartoffeln (bzw Reis, Nudeln etc) 120g Gemüse 120g Obst 300ml Milch, Milchprodukte 30g Fleisch/Wurst 1-2 Eier pro Woche 25g Fisch pro Woche 15g Streichfett/Öl geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge* (*tägl Energiemenge ca 950 kcal) Quelle: FKE, DO, 2006 die Angaben entsprechen OptiMIX Natürlich solltest du das nicht zu akribisch genau nehmen. Dein Kind darf soviel essen, bis es satt ist, bzw nicht mehr möchte. Ernährungsempfehlungen müssen immer individuell überprüft und angepasst werden. Exakt angepasste und damit ideale Empfehlungen gibt es nur für Max Mustermann bzw für den "Durchschnittsbürger/Durchschnittskind". Empfehlungen sind grobe Richtlinien. Familienkost i.A. bedeutet: weniger Brei, mehr stückige Kost, Vielfalt und Geschmack, Erlebnis bei Tisch, Familienkost mit Übergang zu gewöhnlichen Speisen. Lass dein Kind neue Speisen probieren, so lange und immer wieder, bis sie sich an die meisten Sachen gewöhnt hat und mit isst. Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Es basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kind bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte sie probieren und "auch haben". Leite deinen Kleine schon zur Selbständigkeit beim Essen an, zeige ihr ggf schon wie man Löfel oder Gabel benutzt. Dazu kannst du ihr auf einem Teller in kleinen Mengen neue Lebensmittel und Speisen vom Familientisch richten. Die Speisen sollten weich sein, damit sie sie gut essen und schlucken kann. Fingerfood ist ideal dafür geeignet. Aber auch auf dem Teller - vor ihren Augen - zerdrückte komplette und kleinkindgeeignete Familienkostgerichte sind genau richtig. Deine Tochter kann sich langsam an das Neue heranwagen und sich langfristig daran gewöhnen. Zubereitung babygerechter Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten Apfel (nur gedünstet), Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weich gegarte Gemüse gut mit der Faust umschliessen und festhalten, um es abzulutschen und so peu à peu gegessen werden. !! Stückchenkost sollte immer so zubereitet sein, dass sie dein Kind ohne "Gefahr" essen kann. !! Im 2. Lj beherrschen die meisten Kinder auch schon gut den sog. Pinzettengriff. Sie sich nun durchaus in der Lage, kleinere Stückchen mit den Fingern aufzunehmen und sich in den Mund zu legen. Neben Brotstückchen kannst du auch Gemüse/Obst/Kartoffeln, Nudeln, u.v.m. auf diese Weise anbieten. Und hier noch eine Art Liste mit Lebensmitteln die vorerst noch nicht ganz optimal geeignet sind: Grundsätzlich gilt: Wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind nur wenig davon und auch nur einmal oder selten. Handelsübliche Fertiggerichte sind für die tägliche Ernährung als Grundlage ungeeignet, denn sie sind vor allem zu salzig und würzig und haben zu wenig Nährstoffe (Vitamine und Co). Beim Selberkochen kannst du weniger salzen Basics am besten slazfrei kochen), dann passt das. Alkohol und Kaffee sollten tabu sein. Sie haben in der Kinderküche nichts verloren. In reichlich (!) Fett gebratene Speisen sind anfangs für die Kleinsten noch etwas schwerer verdaulich, besonders abends ist das weniger gut bekömmlich. Ansonsten gilt: Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten. Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. aber grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut. Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: Baby-Hirseflocken. Ganze Nüsse sind wegen der Verschluckungsgefahr noch nicht gut geeignet. Da sie hart sind, können sie beim Verschlucken Probleme verursachen. Nüsse als Mus sind geeignet. So ist es auch mit den kleinen Kernchen bei Himbeeren und Johannisbeeren (bei Marmelade drauf achten) - möglichst entfernen. Leinsamen ist in größeren Mengen weniger gut geeignet. Zwiebel, Knoblauch, scharfe Gewürze sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-) Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A.) ist es ähnlich wie bei den Schwangeren: siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=23628 So auch Salmonellen oder Toxoplasmose, z.b. in Bezug auf Salami, die aber ohnehin für Essanfänger viel zu würzig ist. Also dann jetzt kannst du einfach loslegen gleich jetzt mit der ersten ObstZMZ. Wie wär´s mit Banane in Stückchen/Scheiben oder fein geriebenem Apfel? Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 10.02.2015