Guten Tag Frau Neumann,
da ich etwas weiter aushole, möchte ich mich dafür schon mal entschuldigen und für´s Durchhalten bedanken! ;-)
Mein Sohn ist am Freitag 1 Jahr alt geworden. Er ist 80cm groß und wiegt 12 Kilo. Er ißt immer noch alle 4 Stunden (sein eigener Rhythmus). Bisher bin ich noch bei dem Ernährungsplan des Kinderarztes für das erste LJ, also zwei (zuckerfreie) Breie und eine Mittagsmahlzeit. Er schläft noch nicht durch (das stört mich auch nicht!) und ißt wie folgt:
- 6 Uhr Stillen (er schläft dann meist weiter bis ca. 7.30 Uhr)
- 10 Uhr ca. 180g Milchbrei (manchmal mit frischer Banane, dann nur 90g ) und Stillen
- 14 Uhr Gläschenkost oder unser Essen, wenn nicht zu gewürzt ,dann Stillen und Mittagsschlaf
- 18 Uhr Getreide-Obst-Brei ohne Milch, den ich jetzt auf die Hälfte reduziert habe (jetzt ca. 70g) und dafür eine Scheibe Vollkornbrot mit wenig Butter bestrichen in Würfeln biete
- 21 Uhr Stillen und ins Bett
- meist um ca. 1 Uhr noch mal Stillen
Bei der U im Januar hat mir der Kinderarzt gesagt, daß ich ihn überfüttern würde und ich ihm die Muttermilch "einfach verbieten" soll, weil sie für ihn jetzt eh keinen Nutzen mehr hat. Im Gegenteil, ich würde meinem Kind nun mit den Schadstoffen, die in meinem Körper eingelagert sind, schaden! Darüber war ich sehr traurig, denn ich will doch so lange stillen, wie mein Kind es ebenfalls möchte und offensichtlich noch braucht! Frau Welter hat mir dann wieder Mut gemacht, daß auch zu den Beikostmahlzeiten Stillen ok ist, da Kinder selbst wissen, wann sie satt sind und die Ansichten des Arztes auch etwas verstaubt sind! In Kombination mit der Muttermilch könnte Manches erst richtig verwertet werden!
Natürlich will ich keinesfalls, daß meinem Kind irgendetwas fehlt! Der Kinderarzt ist mir aber zu arg gegen das Stillen nach dem 6. Monat eingestellt, darum mag ich ihn ungern nach einem neuen Plan fragen. Ich will und kann meinem Kind das Stillen nicht verbieten - er wird ja nachts nicht zum Spaß wach, sondern aus Hunger!
Ich muß auch dazu sagen, daß er nach den Beikostmahlzeiten nicht noch ewig trinkt, sondern eher einen kleinen Nachschlag nimmt! Aber er zeigt deutlich, daß er das noch haben will! Er bekommt natürlich auch Wasser angeboten.
So, und nun zu meinem eigentlichen Problem: wie kann ich den Ernährungsplan sinnvoll gestalten, so daß er alles Nötige bekommt? Er hat jetzt erst unten zwei Zähnchen, die noch nicht richtig raus gekommen sind. Müsli kann er also noch gar nicht kauen. Von Babykeksen und dergleichen halte ich gar nichts, da ist doch überall Zucker drin! Die Scheibe Vollkornbrot und auch Vollkorntoast ißt er nicht einmal zu einem Viertel auf. Die Breie werden auch nicht komplett aufgegessen. Nur die Mittagsgläschen ißt er gerne. Er bekommt wöchentlich 1x Fisch, 4x verschiedene Fleischsorten und 2x "vegetarisch".
Für Ihre Hilfe danke ich Ihnen schon jetzt sehr!!!
Gruß!
Manuela O.
von
Manuela O.
am 18.02.2014, 13:41
Antwort auf:
1 Jahr alt - wie geht es jetzt weiter?
Hallo Manuela O.
die Sache mit der Mumi hast du ja bereits mit Biggi Welter klären können.
Was das Aufwachen in der Nacht betrifft - dahinter kann auch Gewohnheit stecken. Es wäre theoretisch möglich, nachts aufs Stillen zu verzichten mit dem Ziel, dass bei Tag mehr gegessen würde.
Stillen ist aber mehr als nur Sättigung und Stillgewohnheiten darfst du respektvoll behandeln.
Tipps zum sanften Übergang zu vermehrt fester Kost kann dir bestimmt auch Biggi Welter geben.
Ein ausgewogener Ernährungsplan für 1-jährige sieht wie folgt aus:
Frühstück:
1/2 Scheibe Butter (Butter/Margarine) mit Belag oder ohne, dazu Milch
oder Milchbrei/Kindermüsli
ZMZ: Obst ggf Brot o.ä.
Mittagessen: GKF-Brei (entweder püriert oder stückig) plus Familienkost und Stückchen
ZMZ:Obst, Getreide
Abendessen: wie Frühstück plus fein geraffelte Rohkost
das sind ein paar mehr oder weniger konkrete Vorschläge, die du in ähnlicher Weise umwandeln kannst.
das tägliche Essen* sollte bestehen aus:
Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc
reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag
gefolgt von Milch- und Milchprodukten
Fleisch, Fisch
Fette und Öle
am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein
ausreichend Getränke, Wasser
*bzw der Wochenplan
Für 1- jährige gilt in etwa:
täglich ca
80g Getreide/Brot
120g Kartoffeln (bzw Reis, Nudeln etc)
120g Gemüse
120g Obst
300ml Milch, Milchprodukte
30g Fleisch/Wurst
1-2 Eier pro Woche
25g Fisch pro Woche
15g Streichfett/Öl
geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge*
(*tägl Energiemenge ca 950 kcal)
Quelle: FKE, DO, 2006
die Angaben entsprechen OptiMIX.
bei deinem gestillten Kind fällt die Kategorie "Milch" sozusagen als Mengenangabe aus. Dein Kind bekommt Mumi, die auch der besseren Verdauung und Nähstofffresorption hilft.
Es geht bei der Einführung zur Familienkost zunächst vor allem darum, gemeinsame Mahlzeiten am reichhaltig gedeckten Tisch zusammen einzunehmen. Das gemeinsame Mahl inspiriert zum Nachahmen. Davon profitieren die Kleinsten stark.
Schaffe ganz viel Routine und achte auch vermehrt auf das Erlebnis einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit. Essen ist mehr als nur das Stillen von Hunger. Es sind auch kulturelle Erfahrungen, die sich auch mittels der Erfahrungen am Esstisch manifestieren.
Essen ist ein Erlebnis, das mit allen Sinnen erfahren werden sollte.
Ein reichhaltig gedeckter Tisch weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Das soziale Lernen basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kleiner bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Serviere auch den Brei aus dem Gläschen auf einem Teller/Schüssel und fördere so das Erlebnis Familientisch, zelebriert das gemeinschaftliche Mahl.
Mangelnde Bezahnung ist kaum ein Hinderungsgrund für festere Speisen. Mit den Kauleisten und dem Gaumen können die Kleinen enormen Druck ausüben, NImm Mischbrot oder Kartoffelbrot und schneide für deinen Kleinen die Rinde weg, nachdem du eine halbe Scheibe dünn mit Butter bestrichen hast. Die Scheibe kannst du in kleine Würfelchen schneiden. So lässt sich das prima essen.
Biete sie auf einem Teller an - idealerweise greift dein Kind freudig zu und ist begeistert von dieser neuen Art des Essens.
Auch abends oder mittags/nachmittags darfst du Probierhappen von den üblichen Familienspeisen abgeben. Bereite das Essen so zu, wie es dir schmeckt. Einzig auf zu viel Salz und zu viel Gewürz. sowie Scharfes solltest du verzichten.
Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern.
Stückige Kost ist nur dann noch problematisch, wenn sich dein Kind zu häufig daran verschluckt.
Du kannst Banane roh zerdrücken, Birne ebenfalls, rohen Apfel kannst du auf einer Reibe fein reiben oder ein Mus kochen.
Weiche Brotstückchen sind gut geeignet, weil sie zum Kauen animieren.
Nudeln sind weich und lassen sich am Gaumen zerdrücken.
Fleisch vom Hühnerschenkel ist zart.
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 20.02.2014
Antwort auf:
1 Jahr alt - wie geht es jetzt weiter?
Danke für die ausführliche Antwort, Frau Neumann!
Habe ich das richtig verstanden, daß ich den 10 Uhr-Milchbrei (Gries) eher durch eine zweite Scheibe Brot und Obst ersetzen sollte? Milch bekommt er ja genug von mir?
Die Scheibe Brot wiegt ca. 18g und die ißt er nicht ganz auf. Es ist allerdings ein sehr gehaltvolles Brot, 50% Dinkelvollkorn und 50% Roggenvollkorn, ganz fein gemahlen - endlich ein Brot, daß all meine Kinder mögen! ;-)
Der Bio-7-Kornflockenbrei, den er Abends zum Brot bekommt, besteht nur aus 10g Pulver mit 60ml Wasser, 1 Löffelchen Beikostöl und ein halbes Obstgläschen. Mehr mag er nicht. Aber mit den zwei Brotscheiben täglich dürfte der Bedarf an Getreide dann gedeckt sein, oder?!
Und durch die zweite Portion Obst bekommt er ja dann auch davon ausreichend.
Darf er ein ganzes Ei haben? Bisher bekam er am Wochenende ein bißchen weiches Eigelb von uns ab.
Fragen über Fragen. Aber man will ja alles richtig machen ...
Vielen Dank im Voraus!
von
Manuela O.
am 20.02.2014, 10:22
Antwort auf:
1 Jahr alt - wie geht es jetzt weiter?
Hallo Manuela O.
ja, du könntest statt dem morgendlichen Milchbrei Brot und Obst geben.
2 Brotmahlzeiten am Tag sind gut.
Eine Alternative zu Instant- Milchbrei kann auch sein:
Grießschnitten:
200g Kuhmilch
35g (+/-)Grieß
Grieß in der Milch aufkochen, Grieß ausquellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, Formen ausstechen oder in Stücke schneiden, etwas flüssige Butter dazugeben, evtl etwas süßen.
siehe hier:
http://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=7&forum=kochen-fuer-kinder&bild=5#start
Grießschnitten sind ein Kompromiß zwischen breiig und fest.
Auch möglich:
ca 2 EL feine Haferflocken
1/4-1/2 Banane
ca 70-100ml Milch (Säuglingsmilch oder Kuhmilch gekocht) und/oder Wasser (oder was gefällt)
1/4 geriebener Apfel
nach Belieben: 1/2 TL zerbröselte Cornflakes, 1-2 zerkleinerte Rosinen oder Trockenfrüchte
Kauen erfordert viel Kraft. Die Kaumuskulatur muss sich ausbilden. Kombinationen aus weichen und festeren Speisen sind super.
Ein ganzes Ei - Mengenempfehlungen sind immer etwas schwierig, da auch individuell zu geben - würde ich noch nicht geben. Steigere die Menge jedes Mal ein wenig. Ei in Speisen ist völlig okay.
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 20.02.2014
Antwort auf:
1 Jahr alt - wie geht es jetzt weiter?
Vielen Dank nochmal, Sie haben mir sehr geholfen!!!
Heute war ich in der Uniklinik Düsseldorf zur Kontrolle der Hufeisenniere meines Sohnes und was soll ich sagen?! Auch dieser "tolle" Professor hat mir gesagt, daß ich mein Kind mit der MuMi quasi vergifte! Länger als 6 Monate zu stillen hätte keinen Sinn und wäre eher schädlich! Wie kommen diese Menschen bloß darauf? Die können einem das ganz schön verderben! Aber gut - das gehört ja nicht hierher! Mußte das nur mal loswerden, weil ich so sauer auf diese Leute und traurig über das Geschwafel bin! :-(
Gott sei Dank kriegt man hier bei Ihnen den Rücken gestärkt!!!
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Gruß!
Manuela O.
von
Manuela O.
am 21.02.2014, 14:41