Lieber Dr. Jorch,
meine beiden Buben sind mittlerweile 5 Jahre :-). Geboren wurden sie bei 28+0, mit langer Neonatalzeit im Krankenhaus (3 Mt. Krankenhaus). Beide haben keine Beeinträchtigungen.
Sie werden erst mit 7 Jahren mit der Schule beginnen.
Jedoch müssen wir sie in den nächsten Monaten (so wir eine Privatschule wollen) zur Schule anmelden. Aber nur in welcher?
Beide sind eher ängstlich, schüchtern, vermeiden Konfrontationen und sind Defensiv. Wie es mit dem Lernen tatsächlich ausschaut, weiß ich nicht: Bis jetzt fallen mir keine kognitiven Defizite auf - sehr wohl jedoch Feinmotorische (Stifthaltung,...).
Wie ist ihre langjährige Erfahrung mit Frühgeborenen betreffend Schule:
- Waldorfschule (und damit verbunden eine große Schulklasse)? - kirchliche Schule? - Montessorischule? - streng/liberal/offen/große-kleine Klasse????
Wir leben in der Stadt, das Angebot ist groß und wir überfordert....
Sollen wir, wenn die Kinder 6 Jahre sind, einen Intelligenztest (in welchem auch das psycho-soziale Verhalten getestet wird) durchführen lassen, damit die Schulauswahl leichter wird?
Ich hoffe, Sie bringen mit Ihrer Erfahrung etwas Klarheit in unsere Überlegungen.
Auch möchte ich mich Bedanken für die 5jährige Unterstützung bei Fragen zu unseren Kinder - Ihre positive Sicht hat sehr gut getan :-)))).
Beste Grüße,
Maria
von
Maria1976
am 07.09.2016, 16:32
Antwort auf:
Wie ist ihre langjährige Erfahrung mit Frühgeborenen betreffend Schule?
Nehmen Sie an den Schnupper-Elternabenden der Schule teil und versuchen herauszufinden, ob wie diese organsiert und personell ausgestattet sind. "Elite"-schulen mit hohem Leistungsanspruch würde ich meiden. Diese befriedigen eher den Ehrgeiz von Eltern und Schuldirektor als die Bedürfnisse der Kinder. Schulen, in denen das miteinander (Teamgeist) und nicht der Kampf gegeneinander gelehrt wird, sind immer besser. Wenn Sie im 3. Schuljahr eine Gymnasialempfehlung haben möchten, ist es auch gut eine Grundschule zu suchen, die mit einem Gymnasium assoziiert ist (manche kirchlichen Schulen). Welche Begabungen haben die Eltern: eher mathematisch, sprachlich oder musisch? Passt das Elternklientel der Schule zu Ihnen? Gibt es Kinder in der Nachbarschaft als potentielle Freunde mit gleicher Schulwahl?
Eine entscheidende Rolle unabhängig von der Schule spielt der/die erste Lehrer/in, den Ihre Kinder in den Grundschuljahren haben. Bei manchen Schulen hat man gewisse Möglichkeiten, Wünsche hinsichtlich der/des Klassenlehrers/in zu äußern. Denken Sie daran, dass die Menge des gelerntes Stoffes am wenigsten wichtig ist, sondern dass Ihr Kinder sich wohl fühlen und Motivation für ein lebenslanges Lernen bekommen. Montessori und Waldorf fußen auf guten Konzepten. Diese helfen aber nicht, wenn sie wegen Personalproblemen u.a. schlecht umgesetzt werden. Privatschulen haben manchmal den Vorteil, dass hier sich Lehrpersonal versammelt, welches nicht in erster Linie den Beamtenstatus im Auge hat. Nehmen sie es auf sich und lassen Sie sich in der ersten Klasse als Elternvertreter wählen. Das bedeutet viel undankbare Arbeit, bringt aber Einblick in die Schulstruktur - bei 2 Kindern lohnt der Aufwand.
Jetzt habe ich meine ganze Lebenserfahrung mit 9 eigenen Kindern in verschiedenen Schulen in meine Antwort gepackt. Ich hoffe, es hilft mehr als es verwirrt.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 09.09.2016
Antwort auf:
Wie ist ihre langjährige Erfahrung mit Frühgeborenen betreffend Schule?
ich bin zwar nicht dr. jorch aber ich möchte dir von unserer entscheidung berichten. unsere tochter ist ein extremfrühchen aus ssw 24+2. sie ist jetzt 8 jahre alt und besucht eine staatlich anerkannte ersatzschule (freinet-konzept). für uns war für die schulauswahl folgendes wichtig:
- kleine klasse (hier sind es 20 kinder)
- schule eher "familiär" (einzügig)
- individuelle förderung wird sehr groß geschrieben (wir wussten ja nicht, inwieweit sie probleme hat)
- es gibt eine bezugslehrerin, die sie (mit wenigen ausnahmen) bis zur 4. klasse in allen fächern unterrichtet und am nachmittag für die klasse einen erzieher, den sie auch über die gesamte grundschulzeit haben
- alternative herangehensweisen werden angeboten (z.b. buchdruck)
- förderung selbstbewusstsein und sozialkompetenz
für uns war es wichtig, dass unsere tochter den übergang vom kiga zur schule gut meistert. keine gedanken habe ich mir dahingehend gemacht, ob diese schule die "richtige" grundschule ist, wenn die frage nach der weiterführenden schule steht.
im ergebnis sind wir mit unserer schulwahl sehr zufrieden... :-)
ich wünsche euch gutes gelingen und liebe grüße
claudia
von
matuffli1976
am 08.09.2016, 12:14
Antwort auf:
Wie ist ihre langjährige Erfahrung mit Frühgeborenen betreffend Schule?
Lieber Dr. Jorch,
ja, Ihre Lebenserfahrung mit 9 Kinder ist für uns tatsächlich hilfreich. Und vor allem über den Hinweis, dass wir uns als Elternvertreter zur Wahl aufstellen lassen, bin ich dankbar. So haben wir die Möglichkeit - unabhängig von der Leistung der Kinder - im regelmäßigen und positiven Kontakt mit dem Lehrer zu stehen.
Und sie haben recht, was bringt die beste Schule, wenn der Klassenlehrer eine Katastrophe ist oder mit unseren Kindern einfach nicht kann vice versa.
Zusammengefasst heißt das, einfach in möglichst viele Schulen "hineinschnuppern" und schauen, in welcher Schulstruktur und bei welchem Klassenlehrer wir ein gutes Gefühl für unsere Kinder haben.
Ich danke Ihnen aus ganzem Herzen für die Mitteilung Ihrer Erfahrungen und Ihrer Ehrlichkeit,
Maria
von
Maria1976
am 11.09.2016, 16:34
Antwort auf:
Wie ist ihre langjährige Erfahrung mit Frühgeborenen betreffend Schule?
Liebe Claudia,
vielen lieben Dank, für deine Erfahrungsbericht. Das klingt nach einer super guten Schule.
Ich hoffe, wir werden für unsere Kinder das Passende finden :-)
Einen lieben Gruß,
Maria
von
Maria1976
am 11.09.2016, 16:50