Umgang mit Entscheidungs-(un-)fähigkeit

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Umgang mit Entscheidungs-(un-)fähigkeit

Guten Tag Frau Ubbens, meine Tochter ist im Dezember 2 Jahre geworden. Ich versuche sie eigentlich mit Entscheidungen nicht zu konfrontieren oder zu überfordern. Kleine Dinge wie Spiele oder Snacks darf sie raussuchen, alles andere entscheide ich von vorneherein, was sie auch problemlos annimmt. Ihr derzeitiges Entwicklungsverhalten stellt mich gerade vor die Herausforderung, wie ich dem richtig begegnen soll. 1. Bsp.: Wir spielen zusammen am Tisch/ im Hochstuhl mit Knete. Sie sagt, sie will nicht mehr kneten, sondern mit der Spielküche spielen. Also nehme ich sie aus dem Hochstuhl raus, nachdem wir gemeinsam die Knete in die Farbdosen einsortiert haben. Kaum steht sie auf dem Boden, fängt sie an zu weinen: sie will kneten. 2. Bsp.: Wir gehen abends ins Badezimmer und ich biete ihr an, ihre Puppe fürs Bett selber zu tragen. Sie bittet mich, die Puppe zu tragen, sie sei zu schwer. Also nehme ich die Puppe und trage sie ins Badezimmer. Wir kommen dort gemeinsam an, sie fängt dort an zu weinen: sie wollte die Puppe selber tragen. 3. Bsp.: Sie sagt beim Essen, sie sei satt. Also stelle ich den Teller zur Seite, hole einen Waschlappen, machen Hände und Gesicht sauber. Schon geht es los: sie will noch was essen. Sie muss weder ihren Teller leer essen, noch muss sie hungrig ins Bett gehen... Irgendwie weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Sie darf ja gerne mehr essen. Sie darf auch gerne aufhören. Aber ich komme mir ein bißchen veräppelt vor, wenn es immer wieder ein vor- und - zurück gibt. Wäre hier Konsequenz i. S. v. "die Entscheidung ist getroffen - sie bleibt bestehen" angebracht - oder wäre ein hin-und-her in ihrem Alter besser? Gerade beim Essen denke ich, daß ich keine Lust auf "Spielchen" habe, weil sie bis vor 2 Wochen noch sehr zuverlässig gesagt hat, wenn sie satt ist oder noch etwas haben möchte. Kann sie schon lernen und verstehen, daß Entscheidungen, die ja nun wirklich keine großen Auswirkungen haben, Folgen haben )und Tränen und Frust zum Leben gehören)? Oder ist ein ständiges Nachgeben im Moment noch angebracht? Oder ist es ein Ausprobieren, wie ich wohl reagiere? Vielen Dank für Ihre Einschätzung, Pureheart

von Pureheart am 01.02.2016, 20:52



Antwort auf: Umgang mit Entscheidungs-(un-)fähigkeit

Liebe Pureheart, Kinder in dem Alter wissen oft noch nicht, was sie wirklich wollen bzw. antworten impulsiv, sprich, ohne über die Konsequenz nachzudenken. Beispiel 1: Ihre Tochter weiß nicht so recht, mit was sie lieber spielen möchte. Die Knete wird eingeräumt. "Oh, nein, jetzt kann ich gar nicht mehr (nie mehr) mit Knete spielen, wo ich doch so gerne mit Knete spiele. Besser ich lass die Kinderküche Küche sein und knete doch noch." Beispiel 2: Die Puppe war zu schwer, aber eigentlich wollte Ihre Tochter doch die Puppe tragen. Dass diese zu schwer war, hat sie im Badezimmer schon wieder vergessen. Beispiel 3: Statt zu fragen, ob Ihre Tochter satt ist, können Sie die Frage umformulieren. "Möchtest du noch etwas essen?" Was heißt eigentlich satt? Kinder machen von sich aus deutlich, wenn die Mahlzeit für sie beendet ist. Ihre Tochter kennt das Ritual des Waschens und wird am Ende ihrer Mahlzeit womöglich um den Lappen bitten oder darauf zeigen. Solange die Kinder am Tisch sitzen, sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, die Mahlzeit auch nach einer kleinen Pause oder einem "Ich bin satt" weiter zu essen. Ist das Kind erst einmal aufgestanden, ist die Mahlzeit beendet. Noch sollten Sie der Entscheidungs(un-)fähigkeit Ihrer Tochter gelassen gegenüber stehen. Sie testet damit nicht, sie probiert sich nur selbst aus bzw. hat schon nach kürzester Zeit vergessen, das bestimmt Dinge ihr geäußerter Wille waren. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 03.02.2016



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