Frage: Ihre Antwort vom 2.7.

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, vielen Dank für Ihre Antwort vom 2.7. Das Erstaunliche an unserer Situation ist ja, dass trotz der Vorgeschichte jetzt alles in Ordnung zu sein scheint. Wir haben keine besonderen Schwierigkeiten im Umgang mit unserer To, weil Quengeln, Schreien, Hauen so selten geworden ist, dass wir gut damit umgehen können. Ich sehe keine Störung im Verhalten unserer To. Mein eigenes Verhalten hat sich auch sehr verändert, ich kann besser auf To eingehen, ihr in alltäglichen Konfliktsituationen ruhig zur Seite stehen, bin insgesamt viel positiver, kein Anschreien mehr! Aber meine Sorge, dass trotzdem etwas mit der Bindung/Beziehung im Argen sein könnte ist da. Hatte 2 Termine bei Erzberatung, mir wurde gesagt, dass die Kinder toll seien, Beziehung gut und ich mich sehr menschlich verhalten hätte.Ich bin eher skeptisch, weil ich nicht weiß ob dass wirklich so beurteilt werden kann.Was tun, um evtl vorliegende Beziehungs-Bindungssörung in sichere Verhältnisse zu bringen?

von Menschenskinder1977 am 04.08.2014, 07:57



Antwort auf: Ihre Antwort vom 2.7.

Hallo, die Skepsis gilt wahrscheinlich am meisten Ihnen selbst, weil sie sich gar nicht vorstellen können, nach all dem, was gewesen ist, dass Ihre Tochter jetzt so unauffällig reagiert. Da Bindung aber immer das Nettoergebnis all dessen ist, was vorgefallen ist, können im Falle ungünstiger elterlicher Reaktionen frühere oder spätere günstige Reaktionen die Sache wieder ausbügeln. Ausnahmen davon machen natürlich schwerwiegende und traumatisierende Vorfälle. Da hilft dann oft nichts mehr, um die Bindung zu richten. Aber in allen anderen Fällen ist die einmal entstandene Bindung so stark, dass die Kinder bereit sind, ihren Eltern zu verzeihen, wenn diese sich zu ihrem Vorteil ändern. Und dann brauchen die Eltern auch nichts Spezielles zu unternehmen, um die Bindung noch zu verbessern. Durch das Vertrauen, dass die Kinder in ihre Eltern zurückgewonnen haben, stabilsiert sich die Bindung oft automatisch. Treten aber weitere Verhaltensschwierigkeiten auf, oder prallen die Interessen von Kind und Eltern überdurchschnittlich stark aufeinander, ist Elternberatungstherapie notwendig. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.08.2014