Hallo zusammen,
meine Tochter ist 3,5 Jahre alt. Vor 10 Monaten haben wir zum ersten Mal die Windel weg gelassen. Pippi hat recht schnell geklappt, das große Geschäft ging immer in die Hose. Wir haben nach paar Wochen ohne Besserung dann wieder eine Windel angezogen. Kurz vor dem 3. Geburtstag haben wir die Windel wieder weggelassen, und es hat ganz gut funktioniert. Unfälle gab es noch, aber selten. Im Oktober kam sie dann in den Kiga. Alles hat noch besser funktioniert als bei uns zu Hause. Und nach den Weihnachtsferien ging alles wieder von vorne los. Ständig hat sie das große Geschäft in die Hose gemacht. Wir haben das ein paar Wochen mit angesehen und sind dann wieder zurück zur Windel. Alle raten zu Gelassenheit, aber ich finde es langsam echt schräg. Laut eigener Aussage hat sie keine Lust zur Toilette zu gehen. Mein Partner und ich haben es bisher weitestgehend ignoriert und sie ohne groß Aufhebens sauber gemacht. Aber mein Partner wird immer genervter, hat ihr eine Überraschung versprochen, wenn sie zur Toilette geht, also Bestechung. Hat nichts geholfen. Mittlerweile reagiert er zunehmend verärgert und sagt auch, dass sie sich selbst sauber machen soll und er keine Lust mehr darauf hat. Wie können wir sie motivieren, dass sie zur Toilette geht? Ich finde es langsam auch etwas befremdlich so ein großes Kind, sie ist sehr groß für ihr Alter, ständig zu wickeln.
Danke für Ihre Hilfe!
von
Kornblume2016
am 21.04.2020, 20:00
Antwort auf:
Sauber werden
Hallo Kornblume2016
Ich habe mir gerade einmal ihre Fragen an uns und die Antworten meiner Kolleginnen vom letzten Jahr durchgelesen. Insgesamt finde ich den Verlauf dieses Reifungsprozesses zu einer eigenständiger Darm- und Blasenkontrolle unauffällig. Es ist nicht ungewöhnlich, dass während dieser Entwicklungen kleine Pausen von den Kindern eingelegt werden, da sie ja auch noch sehr viele andere neue Dinge lernen müssen, die dann ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern.
Ihre Tochter gehört ja, was die Sauberkeitsentwicklung angeht, noch zu den „Kleinen“, denn diese sollte bis zur Vollendung des 5. Lebensjahres abgeschlossen sein. Da hat sie also noch sehr viel Zeit bis Blase, Darm und Kopf wunschgemäß zusammenarbeiten können sollten.
Es handelt sich hierbei um körperliche und geistige Reifung, die bei jedem Menschen ganz individuell in einem eigenen Tempo abläuft und die wir als Eltern auch nicht beschleunigen können :-(((.
Dieser ganze Prozess ist in der Anfangsphase noch sehr störanfällig, da braucht es manchmal nur kleine Veränderungen im Alltag, Stress, Erkrankungen oder neue Gewohnheiten zu Hause usw.
Manchmal spielen Ängste eine Rolle, eventuell in die Toilette zu fallen oder weil das Wasser an den Po spritzt.
Es gibt Kinder die diesen Vorgang anfangs als Kontrollverlust wahrnehmen und wieder andere brauchen für die Darmentleerung bestimmte Rituale - eine bestimmte Körperhaltung - einen bestimmten Ort für die Entleerung, manchmal sogar eine vertraute Geräuschkulisse. Die Aufzählung lässt sich so vielfältig weiterführen, wie es Kinder gibt…. ;-))).
Das große Geschäft auf der Toilette abzusetzen erfordert zudem viel Ausdauer und Geschicklichkeit von den kleinen Mäusen – sie müssen erst einmal die Geduld aufbringen eine längere Zeit sicher und entspannt auf der Toilette sitzen zu können, damit sie den Beckenboden und damit auch den Schließmuskel entspannen können. Nur dann kann man den Stuhlgang problemlos und komplett entleeren.
Die Entleerung in die Windel, in einer bestimmten Haltung, ist den Kleinen vertraut, bietet ihnen die nötige Sicherheit und gelingt am Anfang dieser Entwicklung am besten. Im Verlauf trauen sie sich dann immer häufiger auf Toilette/ Töpfchen.
Gut möglich wäre auch, dass ihre Kleine eine Verstopfung hat. Dabei sammelt sich der Stuhlgang im Enddarm und wird immer fester und trockener, so dass sie ihn am Ende nicht mehr gut entleeren kann. Die Kinder verlieren die Wahrnehmung für den Stuhldrang und bemerken häufig auch nicht mehr, dass es in die Hose geht.
Ihr Kinderarzt könnte dies anhand eines Ultraschalls feststellen und der kleinen Maus vielleicht mit einem Stuhlweichmacher helfen den Stuhlgang besser entleeren zu können.
Die Aussage „ich habe keine Lust“ benutzen Kinder auch häufig, wenn sie selbst keine Erklärung haben weshalb etwas nicht funktioniert wozu sie aufgefordert werden.
Ich kann ihre „Genervtheit“ gut verstehen, sehe aber auch wie bemüht sie und ihr Partner sind, ihr Töchterchen zu unterstützen aber mit „Druck“ und/ oder „Bestechung“ erreicht man in dieser Situation leider häufig eher genau das Gegenteil.
Sollte keine Verstopfung vorliegen, versuchen sie eventuell einmal das ganze Thema eine Zeitlang ruhen zu lassen, bieten der kleinen Dame nur von Zeit zu Zeit die Toilette an und lassen sie selbst entscheiden ob sie sich zutraut diese zu benutzen.
Versuchen sie weiterhin gelassen zu bleiben, besprechen vielleicht mit ihr, dass sie für ihr großes Geschäft gerne eine Windel einfordern darf, damit sie nicht dauerhaft eine trägt …….. wenn sie sich darauf einlassen kann.
Zum Ende noch ein Tipp. Stöbern sie gerne einmal hier im Forum und sie werden feststellen, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Sorgen um dieses Problem :-))).
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 22.04.2020